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Beständeübersicht

Bestand

13343 Hugo Rudolph AG, Walddorf/Sa.

Datierung1889 - 1954
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,60

Bestand enthält auch 2 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Firmengeschichte

Am 1. April 1889 wurde die Firma Hugo Rudolph in das Besitzstandsverzeichnis der Steuergemeinde Walddorf/Sa eingetragen. Bis 1919 waren die Witwe Marie Alwine Rudolph, geb. Pombach und Edmond Paul Rudolph (geb. 1877) alleinige Inhaber der Offenen Handelsgesellschaft Hugo Rudolph.

Mit Wirkung zum 12. Juni 1920 wurde die OHG in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt und firmierte künftig unter der Bezeichnung Hugo Rudolph Aktiengesellschaft mit Sitz in Walddorf. Dazu brachten die bisherigen Firmeninhaber ihre Eigentumsanteile an der Firma Emil Rudolph & Söhne (Ober-Oderwitz) ein sowie Marie Rudolph eine Immobilie in Walddorf und E. Paul Rudolph seine Beteiligung an der Firma John Hood & Cie., Ltd. (Belfast). Gegenstand des neuen Unternehmens war der Betrieb aller Zweige der Leinen- und Baumwollindustrie. 1922 war E. Paul Rudolph dann alleiniger Vorstand der Gesellschaft. Außerdem war der Unternehmer im Jahr 1913 wesentlich beteiligt an der Gründung des Verbandes des Oberlausitzer Leinen- und Halbleinen-Webereien e.V., dessen Vorsitz er vom 7. Juni 1913 bis zum Herbst 1926 innehatte. Und von 1920 bis 1933 war Paul Rudolph Mitglied im Vorsitz des Arbeitgeberverbandes der Textilindustrie Ostsachens e.V., dessen Gründung er ebenfalls mit angeregt hatte.

Von Oktober 1932 bis zu seinem Tod am 22. September 1933 war Rudolph lediglich noch Vorstandsmitglied der AG, alleinvertretungsberechtigtes Vorstandsmitglied war der Kaufmann Fritz Opitz, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Amtshauptmann (ab 1942 Regierungspräsident) Dr. Richard Oesterhelt.

Die Situation der Firma war seit Ende der 20er Jahre geprägt von der allgemein schlechten Wirtschaftslage, die – trotz anderweitiger Hoffnungen der Geschäftsführung nach den geänderten politischen und wirtschaftlichen Bedingungen – für das Unternehmen auch nach 1933 andauernde Einkaufs- und Absatzprobleme brachte.

Im August 1937 schied H. Rudolph aus dem Vorstand der AG aus und Fritz Elssner wurde neuer persönlich haftender Gesellschafter der Firma. Zur Sanierung der Firma wurde die AG zum 1.10.1938 zur Kommanditgesellschaft Hugo Rudolph, Walddorf/Sa umgewandelt. Die drei Kommanditisten waren Helene Rudolph, geb. Israel, Dr. Richard Oesterhelt und Margerete Oesterhelt, geb. Credner. Gegenstand des Unternehmens waren weiterhin die Leinen-, Halbleinen- und Baumwollweberei. Im Jahr 1940 umfasste der Betrieb 290 Webstühle mit Vorbereitung, Ausrüstung und Kraftanlage.

1941 wurde eine Unterstützungseinrichtung der Firma gegründet und in das Vereinsregister eingetragen. Der Verein hatte den Zweck, an derzeitige oder frühere Betriebsangehörige oder deren Angehörige oder Hinterbliebene für den Fall hohen Alters, vorzeitiger Erwerbsunfähigkeit oder aus sonstigen Anlässen einmalige oder fortlaufende freiwillige Unterstützungen zu leisten. Die Unterstützungseinrichtung bestand (mindestens) bis Dezember 1948 fort.

Die Produktion des Betriebes wurde während der letzten Kriegstage nur kurzfristig unterbrochen, da die Belegschaft zu Schanzarbeiten herangezogen wurde. Bereits Mitte des Jahres 1946 hatte die Firma Hugo Rudolph 145, Mitte 1947 163, Mitte 1948 177 und im April 1948 wieder 185 Betriebsangehörige. Er wurden vorwiegend Filterstoffe, technische Gewebe, Berufskleidung und Sackgewebe produziert.

Die Eigentumsverhältnisse änderten sich vorerst nicht grundsätzlich. Am 17. April 1946 verstarb die Kommanditistin M. Oesterhelt. Ihr folgten als Erben Wolfgang Oesterhelt und Gisela Müller, geb. Oesterhelt. Geleitet wurde der Betrieb weiterhin von Fritz Elssner. An einer am 5. April 1948 auf Wunsch des Betriebsrates durchgeführten Wahl über die Enteignung des Elssners nahmen 156 Personen teil und stimmten mehrheitlich (149 = 95,5%) gegen dessen Enteignung. Trotzdem wurde der Betrieb dann auf Grund des Befehls Nr. 124 der SMAD vom 30. Oktober 1945 (bestätigt durch Befehl Nr. 64 vom 17. April 1948) mit Wirkung zum Juni 1948 enteignet.

Zum 1. Juli 1948 wurde der Betrieb umbenannt in VEB TeGeWa (Technische Gewebe Walddorf), Rechtsträger war die VVB – Webereien II – Bautzen/Sa. Zum 1.1.1953 wurde die TeGeWa im Zuge eines Zusammenschlusses mehrerer Betriebe zum Werk IV des VEB Oberlausitzer Baumwollweberei Neusalza-Spremberg (Ministerium für Leichtindustrie, VVB Industriezweigleitung Baumwolle).


Bestandsgeschichte

Die Überlieferung der Firma Hugo Rudolph befand sich 1989 im Besitz des VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Neugersdorf, der nach der staatlichen Einheit Deutschlands kurzzeitig als Textil GmbH Ostsachsen (TGO) firmierte und 1996 liquidiert wurde. Im Zuge dieser Abwicklung wurde die Überlieferung der Betriebe des vormaligen VEB zusammengeführt.

Das SächsHStArchiv Dresden hat den Bestand im September 1996 bei der TGO begutachtet und entschieden, diejenigen Archivalien geschlossen zu übernehmen, die vor 1945 entstanden sind. Die nach 1945 entstandenen Unterlagen wurden erst vor Ort bewertet und dann am 29. April 1997 an das SächsHStArchiv Dresden übergeben, wo aus den Unterlagen der zusammengefasste Bestand 11742 VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Neugersdorf gebildet wurde.


Bestandbearbeitung

Bestandsbildung und –abgrenzung

Alle Vorgängerfirmen des VEB Oberlausitzer Textilbetriebe bildeten bei der Abgabe einen zusammengefassten, ungeordneten Bestand. Aus diesem wurde im SächsHStArchiv Dresden u.a. der Teilbestand 13343 Fa. Hugo Rudolph Walddorf/Sa. herausgelöst. Dieser umfaßte nunmehr die Überlieferung der Firmen Hugo Rudolph AG bzw. KG und ihrer Vorgänger bzw. Nachfolger sowie Fragmente der Überlieferung anderer Firmen, an denen Beteiligungen der Inhaber bestanden und hatte einen Umfang von 1,9 lfm. Im November 2004 wurde dann der Archivinspektoranwärter Clemens Heitmann im Rahmen einer Verzeichnungsaufgabe mit der Ordnung und Verzeichnung des Archivgutes beauftragt. Das Ziel sollte die EDV-gestützte Erschließung und Erstellung eines (vorläufigen) Findmittels sein.

Ordnung und Verzeichnung

Die Verzeichnung erfolgte in AUGIAS-Archiv nach dem Bärschen Prinzip. Es konnten keine früheren Registraturvermerke der Registraturbildner erkannt werden, so dass die Verzeichnungseinheiten – soweit sie nicht physisch vorgegeben waren – nach inhaltlichen Kriterien weitgehend neu gebildet wurden.

Schwerpunkte der Überlieferung

Die frühe Geschichte der Firma Hugo Rudolph ist nur fragmentarisch dokumentiert. Unterlagen über die Firmengründung, Geschäftstätigkeit, technische Verfahren sowie politische und soziale Prozesse sind kaum überliefert. Ausführlich dokumentiert ist lediglich die wirtschaftliche Situation des Betriebes und seiner Eigentümer in dieser Zeit. Erst für die 30er und vor allem für die 40er Jahre liegen Unterlagen über Art und Umfang der Produktion sowie die Größe des Betriebes vor. Nun lassen sich auch die Entwicklung der Firma sowie die allgemeine politische und soziale Geschichte miteinander verbinden. Kriegswirtschaft, sowjetische Enteignung und Überführung in DDR-Volkseigentum sowie die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind gut dokumentiert.

Literaturhinweise

Textilindustrie des Freistaates Sachsen. Bearbeitet und herausgegeben vom Sächsischen Textilschul-Verband, Bd. I Chemnitz 1927, Bd. II Chemnitz 1928

Nachschlagewerk der sächsischen Textilindustrie, Chemnitz 1934

Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, Ausgabe 1925, Bd. III
Gesellschaftsverträge.- Versicherungen.- Bilanzen.- Enteignungsbescheide.- Baupläne und Zeichnungen.- Betriebskrankenkasse.- Prüfberichte.- Steuern.- Jahresabschlussprüfung.
Bereits 1889 existierte ein Vorläufer der späteren Hugo Rudolph Aktiengesellschaft. Gegenstand des Unternehmens war der Betrieb aller Zweige der Leinen- und Baumwollindustrie. Nach wirtschaftlichen Problemen seit Anfang der 1930er Jahre wurde die Firma 1938 zur Kommanditgesellschaft Hugo Rudolph, Walddorf/Sa. umgewandelt. Der Betrieb wurde mit Wirkung zum Juni 1948 enteignet und in VEB Technische Gewebe Walddorf (TeGeWa) umbenannt. Seit 1953 firmierte dieser dann als Werk IV des VEB Oberlausitzer Baumwollweberei Neusalza-Spremberg, welcher dem Ministerium für Leichtindustrie, VVB Industriezweigleitung Baumwolle unterstellt war.
  • 2004 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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