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Beständeübersicht

Bestand

13346 C. A. Hentschel, Mechanische Weberei und Färberei, Sohland/Spree

Datierung(1685) 1824-1977
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)2,00
Geschichte der Firma C. A. Hentschel, Sohland (Spree)



Die Offene Handelsgesellschaft C.A. Hentschel wurde 1879 von Carl August Leberecht Hentschel zur Herstellung von Textilien gegründet. Am 1. Juli 1919 trat der Sohn des Gründers, Carl Albert Hentschel als Mitinhaber in die Firma ein, und übernahm diese nach dem Tod von Carl August Leberecht Hentschel am 1. Januar 1933 vollständig und führte wiederum seinen Sohn, Carl August Albert Hentschel, in die Geschäfte ein.

Zunächst übernahm der Betriebsgründer alle Abläufe selbst (Verträge, Produktion, Absatz). Erst 1901 kam eine größere Produktionsstätte mit Verwaltungsgebäude, Kesselhaus, Maschinenhaus, und einen Websaal mit vier Scheddächern hinzu, und die Firma bekam schließlich den Namen C. A. Hentschel, welchen sie für die nächsten 70 Jahre trug (von Carl August Leberecht und Sohn Carl Albert). Von nun an war die Firma eine mechanische Weberei. Produziert wurden nun auch buntgemusterte Vitragenstoffe (Biedermeierleinen). Die gute wirtschaftliche Lage ermöglichte es, 1912 den Websaal um fünf Scheddächer zu erweitert.

Wenn man von den Einnahmeverlusten absieht, kam es zur Zeit des Ersten Weltkrieges zu keinen größeren Schäden. Kurz nach Ende des Krieges spezialisierte sich die Firma auf die Inlettproduktion und wurde mit den Marken "Cahso" (Carl Albert Hentschel Sohland) und "Henso" (Hentschel Sohland) weltweit bekannt. 1928 bis 1929 wurden eine Färberei, eine Kläranlage und ein neuntes Scheddach erbaut.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sorgten verschiedene Umstände für eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Am 18. Januar 1945 stirbt Carl Albert Hentschel, sein Sohn befindet sich zu dieser Zeit noch im Dienst der Wehrmacht, später in Kriegsgefangenschaft. Erst im Juli desselben Jahres kann Carl August Albert Hentschel den Betrieb weiterführen, kann jedoch durch Produktionsvorgaben der Besatzungsmacht nicht der normalen Herstellung nachgehen, und musste zwischen 1946 und 1954 sogar teilweise die Färberei stilllegen. Durch einen Gefängnisaufenthalt des Inhabers in den 1950er Jahren wird die Firma weiterhin destabilisiert. Auch die staatlichen Planauflagen der DDR verschlechtern das Geschäft.

Am 1. Juli 1957 wird der Betrieb schließlich halbstaatlich; zwei Jahre später reist Carl August Albert mit seiner Frau aus der DDR aus. Der Betrieb wird unter staatlicher Treuhand weitergeführt, 1972 unter dem Namen VEB Weberei und Veredlung verstaatlicht und 1990 geschlossen.

Übersicht der Inhaber:

Carl August Leberecht Hentschel, gelebt 1854-1933;

Carl Albert Hentschel, gelebt 1885-1945;

Carl August Albert Hentschel, geboren 1921, Ausreise 1959.



Inhalt und Bedeutung des Bestands



1997 gab die Textil GmbH Ostsachsen (TGO) Zittau in Walddorf fast 30 m Akten des VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Neugersdorf und Vorgängern dieser an das Hauptstaatsarchiv ab. Aus den Akten von 15 ehemaligen Textilbetrieben wurden gut 2 m Akten entnommen, welche den Bestand 13346 Fa. C. A. Hentschel, Sohland/Spree bilden.

Dieser Bestand ist ein Beispiel für den traditionellen Standort der Textilindustrie in der Oberlausitz (siehe Bestandsinformation der Tektonikgruppe "Wirtschaft"). Man kann diesen Textilbetrieb von seinen Anfängen bis zur Schließung fast durchgehend nachverfolgen. In hohem Umfang sind Kontobücher, Akten zu Bauvorhaben, Versicherungsangelegenheiten, Abrechnungen, Bilanzen und Jahresabschlüsse, Inventare, Schuldscheine und Kaufverträge, Steuerbescheide, Planauflagen und Volkswirtschaftspläne enthalten. Weiterhin finden sich in dem Bestand Abschriften von Grundbüchern, da im Laufe der Jahre viele Grundstücke erworben oder gepachtet wurden.

Vereinzelt sind Fotos von Messeständen in den Akten enthalten. Außerdem findet man in dem Bestand immer wieder Bittbriefe aus der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR, in welchen der jeweilige Firmeninhaber um eine höhere und freiere Produktion bittet.

Erstaunlich für einen Wirtschaftsbestand ist hier, dass auch viele Akten mit persönlichen Dokumenten, nicht nur der Inhaber, sondern der ganzen Familie, vorhanden sind. Dies reicht von verschiedenen Ausweisen, Zeugnissen und Mitgliedskarten bis hin zu einer umfangreichen Sammlung an Familiendokumenten, welche bis in das Jahr 1685 zurückreichen.



Bestandsbearbeitung und Kassation



Bei der Bearbeitung des Bestands sah man, dass es sich nicht um eine gewachsene Registratur handelte, sondern um nachträglich abgegebene Akten, welche (seit den 1950er Jahren) wahrscheinlich oft den Standort gewechselt haben. Deshalb musste viel im Nachhinein sortiert werden, und viele private Dokumente lagen einzeln in Akten, die ausnahmslos die Firma betrafen.

Außerdem wurde schnell deutlich, dass Bilanzen, Wirtschaftsprüfberichte, Planauflagen zum Volkswirtschaftsplan und andere Drucksachen in Mehrfertigungen vorhanden waren, auch wenn sie nicht immer in einer Akte lagen. Nach einem Vergleich wurden deshalb alle Mehrfertigungen (welche in der jeweiligen Ausfertigung korrekt und ohne Änderungen waren), kassiert.



Verweise auf andere Bestände:



11430 Bezirkstag, Rat des Bezirks Dresden, Nr. BWR 00418 und Nr. BWR 00540

11463 Bezirksvertragsgericht Nr. 938

11820 Deutsche Investitionsbank, Bezirksdirektion Dresden, Nr. 1577

11821 Industrie- und Handelsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden, Nr. 1539

11822 Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden und Vorgänger, Nr. K 182/9a

13159 Sächsische Bank, Dresden, Nr. 0324

Bestand des Nachfolgebetriebs:

11742 VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Neugersdorf



Literaturhinweise


Böhme, Roland: Die Firma C. A. Hentschel in Sohland an der Spree; in: Stübner, Frank: Oberlausitzer Hausbuch 2014, S. 116-117, Bautzen 2013.
Bauunterlagen und Karten.- Betriebsabrechnungen.- Bilanzen.- Geheimbücher.- Hypotheken.- Inventare.- Jahresabschlüsse.- Kontobücher.- Mitgliedschaften in Vereinen und Verbänden.- Personalangelegenheiten.- Planauflagen.- Private Unterlagen und Erbangelegenheiten.- Steuerangelegenheiten.- Versicherungen.- Verträge.- Wirtschaftsprüfberichte.
Die offene Handelsgesellschaft C. A. Hentschel wurde 1879 von Carl August Lebrecht Hentschel in Sohland an der Spree als mechanische Weberei gegründet. 1919 übernahm Carl Albrecht Hentschel sie. 1957 nahm der Betrieb staatliche Beteiligung auf. 1972 ging er als VEB Weberei und Veredelung Sohland in Volkseigentum über.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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