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Beständeübersicht

Bestand

13379 Leutert & Schneidewind AG, Dresden

Datierung1908 - 1974
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,40
1. Geschichte der Firma



Am 10. Januar 1896 gründeten August Wilhelm Leutert und Julius Max Louis Schneidewind die offene Handelsgesellschaft Leutert & Schneidewind. [01] Die Firma war seit dem 1. August 1908 als Kommanditgesellschaft auf Aktien in das Handelsregister eingetragen, [02] welche am 15. Mai 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.

Der Gesellschaftsvertrag trat erstmalig am 4. Juni 1908 in Kraft, fand jedoch erst am 4. Mai 1933, nach mehrfacher Abänderung, seine endgültige Fassung. Der Firmensitz der Leutert & Schneidewind AG befand sich auf dem Areal, das zwischen der Glashütter Str. und der Kipsdorfer Str. in Dresden lag. Bis 1945 wurde die Glashütter Str. 100 als Postanschrift des Unternehmens geführt. Durch Kriegseinwirkung verlagerte sich der Eingang und somit die offizielle Adresse der Firma auf die Kipsdorfer Str. 99. Gegenstand des Graphischen Großbetriebes war die massenhafte Herstellung, der Verlag und Vertrieb von lithographischen und anderen Erzeugnissen der graphischen Branche, z.B. Plakate, Schaufensterdekoration und Zigarettenverpackungen. Ferner der Verlag und Vertrieb von Lehrmitteln aller Art und die Übernahme, Einrichtung und Ausbeutung von Reklameunternehmen. [03] Karl Günther Herbert Schneidewind leitete, neben seiner Mutter Ida Gertrud Ella Schneidewind, seit 1927 die Firma und wurde 1933/34 zum alleinigen Vorstand berufen. Infolge der Inhaftierung und des Rücktritts H. Schneidewinds (1937) ernannte man den Prokuristen Ludwig Spoerhase zum alleinigen Vorstand. [04] Das Grundkapital betrug 400.000 RM. Nur zwischen 1924 und 1933 war das Grundkapital auf 640.000 RM erhöht worden. Nach der Freilassung von H. Schneidewind aus der Haft 1939 erfolgte seine sofortige Berufung zum Vorstandsmitglied. Ludwig Spoerhase schied 1940 aus dem Vorstand aus und H. Schneidewind vertrat erneut allein den Vorstand der Leutert & Schneidewind AG. [05] 1944 führte man Verhandlungen darüber, ob die Leutert & Schneidewind AG teilweise oder gar vollständig in die Rüstungsindustrie einbezogen werden sollte, unter anderem durch Abgabe von 22 Arbeitern. [06] Auch 1943 führte die Gesellschaft schon Rüstungsarbeiten für das Sachsenwerk durch. [07] Durch die Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden 90% der Firmengebäude und wichtiges Betriebsinventar zerstört. Das Geschäft bestand bis dahin zu 2/3 aus einer Druckerei, die vollständig vernichtet wurde, sowie zu 1/3 aus einer Kartonagenabteilung, die ausbrannte, aber wieder aufgebaut werden konnte. Daher verlagerte sich die Produktion auf Kartonagen. Die Kartonagenfabrik Leutert & Schneidewind AG stellte Zigarettenverpackungen für die Rote Armee her und fiel deshalb nicht unter die Beschlagnahmemaßnahmen zur Vermeidung des politischen Missbrauches von Druckereierzeugnissen. [08] Vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte die Leutert & Schneidewind AG 540 Angestellte in ihren Räumlichkeiten. Nach der Beendigung des Krieges umfasste das Personal lediglich nur noch 60 Mitarbeiter. In der unmittelbaren Nachkriegszeit verschuldete sich die Gesellschaft, vor allem dadurch, dass Koks auf dem Schwarzmarkt zu stark überhöhten Preisen angeschafft werden musste, da eine staatliche Zustellung nicht gelang und ansonsten der Betrieb hätte stillgelegt werden müssen. [09] [10]

1953 verstarb H. Schneidewind und im selben Jahr besetzte der Kaufmann Kurt Werner Hellmut Reiche die Position des Vorstands. [11] Er fungierte zudem als Generalbevollmächtigter des bis dato noch minderjährigen Sohnes H. Schneidewinds, Klaus-Peter Schneidewind, welcher ab 1955 in Westdeutschland seinen Wohnsitz hatte. [12] In der DDR stellte die Firma hoch veredelte Feinkartonagen für alle Industrien, Prägeplakate, Reklamematerial, Dekorationsstücke und Fein- und Gebrauchkartonagen her, als einer der größten Privatbetriebe in dieser Branche. Der größte Abnehmerkreis war die Parfümindustrie. Die Aktiengesellschaft stellte 1958, 1966, 1968 und 1970 Anträge auf Staatliche Beteiligung, doch aufgrund juristischer Streitigkeiten fanden diese Anliegen in der DDR keine Erfüllung. [13] Am 5. Januar 1972 wurde die Gesellschaft aufgelöst und H. Reiche eröffnete die Gespräche mit dem Liquidator. Teil der Unterredungen war der Verkauf aller Vermögensgegenstände des Betriebes. Am 15. Mai 1974 war die Liquidation vollständig beendet und es erfolgte die endgültige Löschung der Firma Leutert & Schneidewind AG aus dem Handelsregister. [14]

Die vorhandenen Gebäude übernahm der VEB Polypack Dresden. Durch den Verkauf des Inventars infolge der Liquidation wurde der Produktionsstandort wahrscheinlich aufgegeben und die Räume der Kipsdorfer Str. 99 vom VEB Polypack Dresden nur noch als Lagerstätte genutzt.



2. Bestandsgeschichte



Die genaue Geschichte des Bestandes lässt sich anhand der vorliegenden Unterlagen nicht mehr rekonstruieren. Nach der Auflösung der Firma im Jahr 1974 gelangten die Unterlagen in das Verwaltungsarchiv der Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden, wobei der exakte Zeitpunkt ebenfalls nicht bekannt ist. Danach erfolgte 1993 die Abgabe der Firmenakten zusammen mit den Unterlagen der Staatsbank der DDR an das Hauptstaatsarchiv Dresden ohne Findmittel. Im Zuge der Gesamtverpackungsmaßnahme im Hauptstaatsarchiv 2004 wurden die Unterlagen aus der Banküberlieferung herausgelöst und der Bestand Leutert & Schneidewind AG Dresden gebildet.



3. Bestandsbearbeitung



Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte durch Robert Graf (Student der TU Dresden) während eines Praktikums im Hauptstaatsarchiv Dresden von Februar bis März 2011.

Die Akten wurden technisch bearbeitet. Dazu gehörten das Entfernen von Büroklammern, die Verpackung in säurefreie Dreiklappmappen und anschließend in Archivkartons. Sowohl die Dreiklappmappen als auch die Archivkartons wurden mit Bestands- und Archivaliensignatur versehenen Etiketten beklebt. Eine Bewertung der Unterlagen ist nicht erfolgt, lediglich die vorhandenen Doppelstücke wurden vernichtet. Der Aktentitel bildet sich aus den markantesten und wesentlichsten Inhalt der jeweiligen Einheit. Konnte der Inhalt einer Akte nicht ausreichend durch den Aktentitel beschrieben werden, wurden die erläuternden Informationen im Enthält-Vermerk und gegebenenfalls im Darin-Vermerk festgehalten.

Im Laufe des Praktikums von Robert Graf, im März 2011, erfolgte ebenso die redaktionelle Bearbeitung der gesamten Erschließungsarbeit. Dabei wurden die Aktentitel und die Enthält-Vermerke geprüft und wenn nötig vereinheitlicht, überarbeitet und inhaltlich geordnet. Anschließend wurde jeder Datensatz einer Klassifikationsgruppe zugeordnet. Das Ordnungsmodell lehnt sich an bereits verwendete Modelle ähnlicher Überlieferungen an, wurde aber an den Bestand angepasst.

Vor der Bearbeitung belief sich der Bestandsumfang auf 1,90 lfm. Durch die technische Bearbeitung (Verdichtung und Umverpackung) konnte der Bestandsumfang um 0,40 lfm verringert werden. Darüber hinaus wurden 0,10 lfm vernichtet. Dabei handelt es sich um doppelte Revisionsberichte, Trennpappen, Nachrichtenblätter (gedruckt) und Duplikate von Abschriften.

Der Bestand hat nach der Bearbeitung einen Umfang von 1,40 lfm und dokumentiert den Zeitraum von 1896 bis 1974.



4. Bestandsinhalt



Im Bestand sind 89 Akteneinheiten enthalten, in denen vor allem der Vertrieb von graphischen Erzeugnissen und Kartonagen thematisiert ist. Daneben ist auf die gute Quellenlage im Hinblick auf den Schriftverkehr des Vorstandes und des Aufsichtsrates hinzuweisen.

Darüber hinaus sind u.a. Unterlagen zu Generalversammlungen und Aufsichtsratssitzungen erhalten, sowie Unterlagen zu Bilanzen, Steuern, Geschäftsberichten, Materialwirtschaft, Betriebsbuchhaltung und baulichen Maßnahmen vorhanden. Ebenfalls im Bestand enthalten sind Korrespondenzunterlagen mit der Tochterfirma Howico. Eine Dokumentation zum Personal ist teilweise vorhanden, aber zur Ausbildungstätigkeit des Unternehmens fehlen die Unterlagen vollständig. Der Bestand bietet zudem einen guten Einblick in die Betriebsgeschichte um 1945.



5. Verweise auf andere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden



Handelsregister

11045 Amtsgericht Dresden Nr. 1287, 1313, NT 4131, NT 4132



Schriftwechsel mit Banken

13131 Deutsche Bank, Filiale Dresden Nr. 1159



Anträge auf staatliche Beteiligung

11430 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Dresden, Nr. 12698, 12969


[01] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1287, Fol. 7783.
[02] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1313, Fol. 11724.
[03] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. NT 4131.
[04] Vgl. 13379 Leutert & Schneidewind AG Dresden, Nr. 4.
[05] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. NT 4131.
[06] Vgl. 13379 Leutert & Schneidewind AG Dresden, Nr. 39.
[07] Vgl. 13131 Deutsche Bank. Filiale Dresden, Nr. 1159.
[08] Vgl. 13379 Leutert & Schneidewind AG Dresden, Nr. 40.
[09] Vgl. 13379 Leutert & Schneidewind AG Dresden, Nr. 72.
[10] Vgl. 13379 Leutert & Schneidewind AG Dresden, Nr. 75.
[11] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. NT 4131.
[12] Vgl. 11430 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Dresden, Nr. 12969.
[13] Vgl. 11430 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Dresden, Nr. 12969.
[14] Vgl. 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. NT 4131.
Generalversammlungen.- Protokolle der Aufsichtsratssitzungen.- Bilanzen.- Steuern.- Geschäftsberichte.- Materialwirtschaft.- Betriebsbuchhaltung.- Vertrieb von grafischen Erzeugnissen und Kartonagen.
Die Leutert & Schneidewind AG Dresden wurde 1908 gegründet und ging aus der seit 1896 bestehenden offenen Handelsgesellschaft Leutert & Schneidewind hervor. 1923 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bis dahin bestand das Unternehmen als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KG a. A.) Es stellte grafische Erzeugnisse aller Art in Massenauflage, Plakate, Schaufensterdekorationsstücke und Zigarettenverpackungen her. In der DDR war der Hersteller von Fein- und Gebrauchkartonagen, Dekorationsstücken und Prägeplakaten der größte Privatbetrieb seiner Art. Er blieb bis zu seiner Übernahme durch den VEB Polypack eine Aktiengesellschaft.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
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