Beständeübersicht
Bestand
13403 Sächsische Flurnamenstelle
Datierung | 1835 - 1996 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 26,05 |
1. Geschichte des Registraturbildners
Flurnamen als Bezeichnungen für Felder, Feldstücke, Wiesen, Wälder, Waldbezirke, Wege und andere Grundstücke wurden im Zuge des historisch-geografischen Paradigmenwechsels der deutschen Geschichtswissenschaft um 1900 als wichtige historische Überlieferung entdeckt. Sie galten als bedeutende, durch Industrialisierung, Verstädterung und den Wandel der Lebenswelt zugleich gefährdete Quellen für verschiedene Zweige der Geschichtswissenschaft sowie für die Volkskunde.
1901 regte der Staatsarchivar Dr. Hans Beschorner die Erfassung der sächsischen Flurnamen (und Wüstungen) als Vorarbeit für das von der Sächsischen Kommission für Geschichte geplante Historische Ortsverzeichnis an. Nach einem Vortrag Beschorners auf der Hauptversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 1903 in Erfurt rief dieser deutschlandweit zur Sammlung von Flurnamen auf und legte dazu Richtlinien vor. In Sachsen begann 1904 der Verein für sächsische Volkskunde mit Hilfe seiner Mitglieder, Flur- und Forstortsnamen ortsweise zu erfassen. Dazu arbeitete er mit der Sächsischen Kommission für Geschichte zusammen, die dem Verein die entstandenen Kosten erstattete, im Gegenzug die fertigen Namenverzeichnisse erhielt und diese im Hauptstaatsarchiv Dresden als Depositum aufbewahren ließ. Die fachliche Leitung des groß angelegten wissenschaftlichen Vorhabens übernahm Hans Beschorner, der im Hauptstaatsarchiv 1905 die Sächsische Flurnamenstelle als Arbeitsstelle der Sächsischen Kommission für Geschichte einrichtete.
Aus der Flur- und Forstortsnamenerfassung in Sachsen, an der hunderte freiwillige Sammler und Helfer mitwirkten, erwuchs ein umfangreicher Bestand an Verzeichnissen für fast alle sächsischen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke sowie für viele Forstreviere und wüste Marken. Die Flurnamenverzeichnisse enthalten in der Regel eine handkolorierte Kopie des jeweiligen Flurkrokis mit transparentem Deckblatt zum Eintrag der Flurnamen, außerdem den Ende 1902 versendeten Fragebogen der Kommission für Geschichte über die "Ermittlung der älteren Flurverhältnisse Sachsens" sowie das eigentliche Flurnamenverzeichnis, mitunter in mehreren Varianten. Angereichert sind sie häufig mit Flurnamenfundstellen aus Archivgut und Literatur, Zeitungsausschnitten und Sonderdrucken, Kartenskizzen sowie in Einzelfällen auch mit Fotos und Korrespondenz. Die Forstortsnamenverzeichnisse enthalten neben dem Namensverzeichnis in der Regel eine Kopie der jeweiligen Forstrevierkarte.
Beide Verzeichnisse wurden im Hauptstaatsarchiv für die Benutzung vorgelegt, zur Überarbeitung aber auch an Flur- und Forstortsnamensammler gesandt, zu denen viele Lehrer, Vermesser und Heimatforscher, aber auch Pfarrer, Förster und Rittergutsbesitzer gehörten. Geplant war anfangs, die Sammlung mit einem "Sächsischen Flurnamenbuch" abzuschließen, was aber nicht gelang. Als Vorarbeit zum "Flurnamenbuch", aber auch für die Erteilung von Auskünften und für Recherchen zu den gesammelten Flur- und Forstortsnamen, wurden diese in einem Generalregister zusammengetragen, wofür die Kommission für Geschichte seit 1907 ebenfalls Mittel bereitstellte. Im Jahr 1912 enthielt das Generalregister bereits 15.000 - 16.000 Karteikarten, während in den etwa 1000 erstellten Flurnamenverzeichnissen rund 35.000 Flurnamen erfasst waren.
Im Ersten Weltkrieg verringerte sich die Aktivität der Flurnamenstelle deutlich, da viele Flurnamensammler auf den Schlachtfeldern umkamen, andere durch zusätzliche Aufgaben keine Zeit mehr für die Flurnamensammlung hatten. Nach 1918 wurde das Sammeln und Zusammenstellen durch knappe staatliche Haushaltsmittel und Inflation beeinträchtigt, so dass Hans Beschorner in Kreisen der Wirtschaft um Spenden werben musste, da die Zuschüsse der Sächsischen Kommission für Geschichte nicht ausreichten. Unterstützung erhielt die Flurnamenstelle auch vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz als Nachfolger des aufgelösten Vereins für Sächsische Volkskunde. Nach dem Beispiel anderer deutscher Länder gab Beschorner ab 1930 (ab 1935 zusammen mit Johannes Leipoldt) die Zeitschrift "Sächsischer Flurnamensammler" heraus, die bis 1943 in siebzehn Hefte über die Erfassung und wissenschaftliche Erforschung der sächsischen Flurnamen berichtete.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung trat die Sächsische Flurnamenstelle dem Reichsbund für Volkstum und Heimat bei und begann eine intensive Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialistischen Lehrerbund und dessen Landesstelle für Volkstumspflege und Volkstumskunde. In flurnamenkundlichen Gutachten wurden mehrfach antijüdische und antisorbische Ressentiments deutlich. 1937 wurde der Zugang zur Flurnamensammlung insgesamt eingeschränkt und die Veröffentlichung von Flurnamenverzeichnissen mit überwiegend sorbischen Flurnamen untersagt. Die Leitung der Sächsischen Flurnamenstelle, die 1932 Leipoldt übertragen worden war, ging Ende der 1930er-Jahre wieder an den inzwischen pensionierten Beschorner über. Quantitativ war die Flurnamenerfassung seit 1918 deutlich vorangekommen, denn in über 3000 Flur- und Forstortsnamenverzeichnissen waren vermutlich deutlich über hunderttausend Namen erfasst.
Im Zweiten Weltkrieg und danach gestalteten sich die Arbeitsmöglichkeiten der Sächsischen Flurnamenstelle zunehmend schwierig. Der weiterhin privat als Leiter der Flurnamenstelle aktive Beschorner galt nach 1945 als NS-belastet, so dass ihm z. B. die Versendung von Schreiben an sächsische Gemeinden untersagt wurde. Ende Dezember 1949 wurde die Flurnamenstelle (zusammen mit der Zentralstelle für deutsche Flurnamenstelle) dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft des Landes Sachsen angegliedert, im Oktober 1951 dem Landesamt für Volkskunde und Denkmalpflege.
Ab 1951/52 verlagerte sich der Schwerpunkt der sächsischen Flurnamenforschung nach Leipzig, wo durch die Universität und die Historische Kommission ein bedeutender namensgeschichtlicher Forschungsschwerpunkt eingerichtet wurde ("Forschungsauftrag Deutsch-Slawische Forschungen", später "Leipziger namenkundliche Arbeitsgruppe"). Die Sächsische Flurnamenstelle bestand mit kleinerer finanzieller Unterstützung der Historischen Kommission zwar weiter und wurde nach dem Tod Beschorners 1956 von Hermann Löscher geleitet, doch verringerte sich ihr Aufgabenumfang im Wesentlichen auf die Ausleihe von Flurnamenverzeichnissen, von denen einzelne in den folgenden Jahrzehnten bearbeitet und ergänzt wurden, sowie auf die Beantwortung von Anfragen. Die Bibliothek der Sächsischen Flurnamenstelle und der Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung wurde 1966 der Universität Leipzig übergeben. Nach dem Tod von Löscher im Jahr 1967 hörte die Flurnamenstelle faktisch auf zu bestehen; ihr Archivgut mit den Flurnamenverzeichnissen verblieb im Staatsarchiv Dresden.
2. Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Sächsische Flurnamenstelle hatte (ebenso wie die Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung) ihren Sitz im Sächsischen Hauptstaatsarchiv (seit 1945: Sächsisches Landeshauptarchiv). Ihre Akten wurden getrennt vom Archiv und der Zentralstelle geführt. Aus den Flur- und Forstortsnamenverzeichnissen sowie dem später mit dem Nachlass von Hans Beschorner vermischten Archivgut der Flurnamenstelle entstand im Zuge einer Bearbeitung des Nachlasses 2003/04 ein eigener Bestand. Diesem wurden wegen der engen personellen und fachlichen Verflechtung zwischen Flurnamen- und Wüstungsforschung auch Beschorners Unterlagen zur Wüstungsforschung zugeordnet, darunter sein unveröffentlicht gebliebenes Manuskript "Die Wüstungen Sachsens. Überblick über die wiederverschwundenen dörflichen Siedlungen im Lande Sachsen und ihre Fluren". Zugeordnet wurden auch die auf Beschorner zurückgehenden Wüstungskarten aus der 2010 aufgelösten Arbeitsstelle "Historischer Atlas" bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
Von den Unterlagen des Bestandes 13403 wird die Geschichte des Sammelns und Erforschens sächsischer Flurnamen, Forstortsnamen und Wüstungen in den ersten fünf Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts reichhaltig dokumentiert. Hervorzuheben sind die Korrespondenz der Flurnamenstelle mit der Sächsischen Kommission für Geschichte sowie mit zahlreichen Flur- und Forstortsnamensammlern innerhalb und (bis 1920) außerhalb Sachsens, die Veröffentlichungen der Flurnamenstelle, besonders aber die über 3.500 Flurnamenverzeichnisse und knapp 150 Forstortsnamenverzeichnisse. Durch Verlust und Entfremdung ist ihre Reihe leider nicht mehr vollständig, so dass im Juni 2013 folgende Verzeichnisse fehlten:
Flurnamenverzeichnisse
AH Großenhain, Nr. 159, Würschnitz
AH Löbau, Nr. 2, Bellwitz
AH Meißen, Nr. 65, Groitzsch
AH Meißen, Nr. 101, Klessig
AH Meißen, Nr. 153, Munzig
AH Meißen, Nr. 171, Noßlitz
AH Meißen, Nr. 193, Priesen
AH Meißen, Nr. 227, Kleinschönberg
AH Meißen, Nr. 248, Stahna
AH Plauen, Nr. 53, Oberlosa
AH Zittau, Nr. 22, Johnsdorf
Forstortsnamenverzeichnisse
Nr. 34, Staatsforstrevier Georgengrün
Nr. 35, Staatsforstrevier Geringswalde I
Nr. 36, Staatsforstrevier Geringswalde II
Nr. 68, Staatsforstrevier Neudorf I
Nr. 110, Staatsforstrevier Stollberg II.
Bei der von ihm geführten Korrespondenz hat Hans Beschorner mitunter Kurzschrift verwendet, wodurch die Lesbarkeit seiner Briefkonzepte z. T. eingeschränkt wird.
3. Verweis auf andere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden
Für ergänzende Informationen wird auf folgende Bestände des Hauptstaatsarchivs Dresden verwiesen: 11130 Sächsische Kommission für Geschichte, 12652 Personennachlass Hans Beschorner, 13404 Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung.
Flurnamen als Bezeichnungen für Felder, Feldstücke, Wiesen, Wälder, Waldbezirke, Wege und andere Grundstücke wurden im Zuge des historisch-geografischen Paradigmenwechsels der deutschen Geschichtswissenschaft um 1900 als wichtige historische Überlieferung entdeckt. Sie galten als bedeutende, durch Industrialisierung, Verstädterung und den Wandel der Lebenswelt zugleich gefährdete Quellen für verschiedene Zweige der Geschichtswissenschaft sowie für die Volkskunde.
1901 regte der Staatsarchivar Dr. Hans Beschorner die Erfassung der sächsischen Flurnamen (und Wüstungen) als Vorarbeit für das von der Sächsischen Kommission für Geschichte geplante Historische Ortsverzeichnis an. Nach einem Vortrag Beschorners auf der Hauptversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 1903 in Erfurt rief dieser deutschlandweit zur Sammlung von Flurnamen auf und legte dazu Richtlinien vor. In Sachsen begann 1904 der Verein für sächsische Volkskunde mit Hilfe seiner Mitglieder, Flur- und Forstortsnamen ortsweise zu erfassen. Dazu arbeitete er mit der Sächsischen Kommission für Geschichte zusammen, die dem Verein die entstandenen Kosten erstattete, im Gegenzug die fertigen Namenverzeichnisse erhielt und diese im Hauptstaatsarchiv Dresden als Depositum aufbewahren ließ. Die fachliche Leitung des groß angelegten wissenschaftlichen Vorhabens übernahm Hans Beschorner, der im Hauptstaatsarchiv 1905 die Sächsische Flurnamenstelle als Arbeitsstelle der Sächsischen Kommission für Geschichte einrichtete.
Aus der Flur- und Forstortsnamenerfassung in Sachsen, an der hunderte freiwillige Sammler und Helfer mitwirkten, erwuchs ein umfangreicher Bestand an Verzeichnissen für fast alle sächsischen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke sowie für viele Forstreviere und wüste Marken. Die Flurnamenverzeichnisse enthalten in der Regel eine handkolorierte Kopie des jeweiligen Flurkrokis mit transparentem Deckblatt zum Eintrag der Flurnamen, außerdem den Ende 1902 versendeten Fragebogen der Kommission für Geschichte über die "Ermittlung der älteren Flurverhältnisse Sachsens" sowie das eigentliche Flurnamenverzeichnis, mitunter in mehreren Varianten. Angereichert sind sie häufig mit Flurnamenfundstellen aus Archivgut und Literatur, Zeitungsausschnitten und Sonderdrucken, Kartenskizzen sowie in Einzelfällen auch mit Fotos und Korrespondenz. Die Forstortsnamenverzeichnisse enthalten neben dem Namensverzeichnis in der Regel eine Kopie der jeweiligen Forstrevierkarte.
Beide Verzeichnisse wurden im Hauptstaatsarchiv für die Benutzung vorgelegt, zur Überarbeitung aber auch an Flur- und Forstortsnamensammler gesandt, zu denen viele Lehrer, Vermesser und Heimatforscher, aber auch Pfarrer, Förster und Rittergutsbesitzer gehörten. Geplant war anfangs, die Sammlung mit einem "Sächsischen Flurnamenbuch" abzuschließen, was aber nicht gelang. Als Vorarbeit zum "Flurnamenbuch", aber auch für die Erteilung von Auskünften und für Recherchen zu den gesammelten Flur- und Forstortsnamen, wurden diese in einem Generalregister zusammengetragen, wofür die Kommission für Geschichte seit 1907 ebenfalls Mittel bereitstellte. Im Jahr 1912 enthielt das Generalregister bereits 15.000 - 16.000 Karteikarten, während in den etwa 1000 erstellten Flurnamenverzeichnissen rund 35.000 Flurnamen erfasst waren.
Im Ersten Weltkrieg verringerte sich die Aktivität der Flurnamenstelle deutlich, da viele Flurnamensammler auf den Schlachtfeldern umkamen, andere durch zusätzliche Aufgaben keine Zeit mehr für die Flurnamensammlung hatten. Nach 1918 wurde das Sammeln und Zusammenstellen durch knappe staatliche Haushaltsmittel und Inflation beeinträchtigt, so dass Hans Beschorner in Kreisen der Wirtschaft um Spenden werben musste, da die Zuschüsse der Sächsischen Kommission für Geschichte nicht ausreichten. Unterstützung erhielt die Flurnamenstelle auch vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz als Nachfolger des aufgelösten Vereins für Sächsische Volkskunde. Nach dem Beispiel anderer deutscher Länder gab Beschorner ab 1930 (ab 1935 zusammen mit Johannes Leipoldt) die Zeitschrift "Sächsischer Flurnamensammler" heraus, die bis 1943 in siebzehn Hefte über die Erfassung und wissenschaftliche Erforschung der sächsischen Flurnamen berichtete.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung trat die Sächsische Flurnamenstelle dem Reichsbund für Volkstum und Heimat bei und begann eine intensive Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialistischen Lehrerbund und dessen Landesstelle für Volkstumspflege und Volkstumskunde. In flurnamenkundlichen Gutachten wurden mehrfach antijüdische und antisorbische Ressentiments deutlich. 1937 wurde der Zugang zur Flurnamensammlung insgesamt eingeschränkt und die Veröffentlichung von Flurnamenverzeichnissen mit überwiegend sorbischen Flurnamen untersagt. Die Leitung der Sächsischen Flurnamenstelle, die 1932 Leipoldt übertragen worden war, ging Ende der 1930er-Jahre wieder an den inzwischen pensionierten Beschorner über. Quantitativ war die Flurnamenerfassung seit 1918 deutlich vorangekommen, denn in über 3000 Flur- und Forstortsnamenverzeichnissen waren vermutlich deutlich über hunderttausend Namen erfasst.
Im Zweiten Weltkrieg und danach gestalteten sich die Arbeitsmöglichkeiten der Sächsischen Flurnamenstelle zunehmend schwierig. Der weiterhin privat als Leiter der Flurnamenstelle aktive Beschorner galt nach 1945 als NS-belastet, so dass ihm z. B. die Versendung von Schreiben an sächsische Gemeinden untersagt wurde. Ende Dezember 1949 wurde die Flurnamenstelle (zusammen mit der Zentralstelle für deutsche Flurnamenstelle) dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft des Landes Sachsen angegliedert, im Oktober 1951 dem Landesamt für Volkskunde und Denkmalpflege.
Ab 1951/52 verlagerte sich der Schwerpunkt der sächsischen Flurnamenforschung nach Leipzig, wo durch die Universität und die Historische Kommission ein bedeutender namensgeschichtlicher Forschungsschwerpunkt eingerichtet wurde ("Forschungsauftrag Deutsch-Slawische Forschungen", später "Leipziger namenkundliche Arbeitsgruppe"). Die Sächsische Flurnamenstelle bestand mit kleinerer finanzieller Unterstützung der Historischen Kommission zwar weiter und wurde nach dem Tod Beschorners 1956 von Hermann Löscher geleitet, doch verringerte sich ihr Aufgabenumfang im Wesentlichen auf die Ausleihe von Flurnamenverzeichnissen, von denen einzelne in den folgenden Jahrzehnten bearbeitet und ergänzt wurden, sowie auf die Beantwortung von Anfragen. Die Bibliothek der Sächsischen Flurnamenstelle und der Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung wurde 1966 der Universität Leipzig übergeben. Nach dem Tod von Löscher im Jahr 1967 hörte die Flurnamenstelle faktisch auf zu bestehen; ihr Archivgut mit den Flurnamenverzeichnissen verblieb im Staatsarchiv Dresden.
2. Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Sächsische Flurnamenstelle hatte (ebenso wie die Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung) ihren Sitz im Sächsischen Hauptstaatsarchiv (seit 1945: Sächsisches Landeshauptarchiv). Ihre Akten wurden getrennt vom Archiv und der Zentralstelle geführt. Aus den Flur- und Forstortsnamenverzeichnissen sowie dem später mit dem Nachlass von Hans Beschorner vermischten Archivgut der Flurnamenstelle entstand im Zuge einer Bearbeitung des Nachlasses 2003/04 ein eigener Bestand. Diesem wurden wegen der engen personellen und fachlichen Verflechtung zwischen Flurnamen- und Wüstungsforschung auch Beschorners Unterlagen zur Wüstungsforschung zugeordnet, darunter sein unveröffentlicht gebliebenes Manuskript "Die Wüstungen Sachsens. Überblick über die wiederverschwundenen dörflichen Siedlungen im Lande Sachsen und ihre Fluren". Zugeordnet wurden auch die auf Beschorner zurückgehenden Wüstungskarten aus der 2010 aufgelösten Arbeitsstelle "Historischer Atlas" bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
Von den Unterlagen des Bestandes 13403 wird die Geschichte des Sammelns und Erforschens sächsischer Flurnamen, Forstortsnamen und Wüstungen in den ersten fünf Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts reichhaltig dokumentiert. Hervorzuheben sind die Korrespondenz der Flurnamenstelle mit der Sächsischen Kommission für Geschichte sowie mit zahlreichen Flur- und Forstortsnamensammlern innerhalb und (bis 1920) außerhalb Sachsens, die Veröffentlichungen der Flurnamenstelle, besonders aber die über 3.500 Flurnamenverzeichnisse und knapp 150 Forstortsnamenverzeichnisse. Durch Verlust und Entfremdung ist ihre Reihe leider nicht mehr vollständig, so dass im Juni 2013 folgende Verzeichnisse fehlten:
Flurnamenverzeichnisse
AH Großenhain, Nr. 159, Würschnitz
AH Löbau, Nr. 2, Bellwitz
AH Meißen, Nr. 65, Groitzsch
AH Meißen, Nr. 101, Klessig
AH Meißen, Nr. 153, Munzig
AH Meißen, Nr. 171, Noßlitz
AH Meißen, Nr. 193, Priesen
AH Meißen, Nr. 227, Kleinschönberg
AH Meißen, Nr. 248, Stahna
AH Plauen, Nr. 53, Oberlosa
AH Zittau, Nr. 22, Johnsdorf
Forstortsnamenverzeichnisse
Nr. 34, Staatsforstrevier Georgengrün
Nr. 35, Staatsforstrevier Geringswalde I
Nr. 36, Staatsforstrevier Geringswalde II
Nr. 68, Staatsforstrevier Neudorf I
Nr. 110, Staatsforstrevier Stollberg II.
Bei der von ihm geführten Korrespondenz hat Hans Beschorner mitunter Kurzschrift verwendet, wodurch die Lesbarkeit seiner Briefkonzepte z. T. eingeschränkt wird.
3. Verweis auf andere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden
Für ergänzende Informationen wird auf folgende Bestände des Hauptstaatsarchivs Dresden verwiesen: 11130 Sächsische Kommission für Geschichte, 12652 Personennachlass Hans Beschorner, 13404 Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung.
Organisation und Haushalt.- Schriftverkehr.- Erfassung von Flurnamen und Forstortsnamen.- Flurnamenverzeichnisse.- Forstortsnamenverzeichnisse.- Gesamtregister der Flurnamen und Forstortsnamen.- Veröffentlichungen.- Sammlungen.- Wüstungsforschung.
Im Gefolge eines Aufrufs des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine vom Herbst 1903 zur Flurnamensammlung entwickelten sich auch in Sachsen verschiedene Aktivitäten. Noch 1903 versandte die Königlich Sächsische Kommission für Geschichte an alle Gemeinden Flurnamefragebögen. Ab 1905 wurden in Zusammenarbeit mit dem Verein für Sächsische Volkskunde - später dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz - die Ergebnisse systematisch publiziert. Sitz der Aktivitäten war das Sächsische Hauptstaatsarchiv in Dresden, die dort über Jahrzehnte insbesondere von Hans Beschorner befördert wurden.
Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
- 2013 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5