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Beständeübersicht

Bestand

13449 Amt für Reparationen, Außenstelle Dresden

Datierung1945 - 1953
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)60,35
Behördengeschichte

Nach der Kapitulation Deutschlands wurde am 21.07.1945 die schnellstmögliche Wiederinstandsetzung aller lebenswichtigen Betriebe in der Sowjetischen Besatzungszone angeordnet[1]. Auf dieser Grundlage und mit dem Abschluss der Potsdamer Konferenz (17.07. - 02.08.1945) und der Festigung der Position der SMAD gegenüber den regionalen und örtlichen Befehlshabern setzte sich dann ein allmählicher Übergang von einer Politik der Demontage und Plünderung zu gesteuerten Entnahmen aus der laufenden Produktion ein.

Erste Reparationsaufträge an sächsische Betriebe wurden im Herbst 1945 erteilt; an Stelle des Deutschen Reiches wurden der Landesverwaltung des Bundeslandes Sachsen die Bestellungen sowie, nach Empfangsbestätigung durch die SMAD (Berlin-Karlshorst), die Firmenrechnungen zugestellt.

Zuvor hatte die SMAD jeden Auftrag ("Anordnungsbestellung") mit einer eigenen Nummer versehen, zusammengesetzt aus einem Vorsatzbuchstaben (meist "R" (russisch "P")), einem Bindestrich, einer zweistelligen Zahl, und einer laufenden Nummer (5- oder 6-stellig). Häufig waren an einer Bestellung mehrere Betriebe beteiligt. Wie aus den zahlreich überlieferten Begleitzetteln ersichtlich, ging die Anordnungsbestellung zunächst ans Präsidialbüro (hier erfolgte auch die Übersetzung), danach an das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (dem die Verteilung der Rohstoffe und Koordinierung der Zulieferungen zufiel[2]), und anschließend an das Ministerium für Finanzen, das unter anderem für die Kontrolle der Einhaltung der Preise von 1944 zuständig war.

Auf Seite der sowjetischen Besatzungsmacht mangelte es an Koordinierung: Demontagebefehle widersprachen den Reparationsforderungen der SMAD.[3] Der Raub von Reparationsgut[4] sowie die persönliche Bereicherung einzelner Offiziere[5] stellten weitere Hindernisse dar. Für die Nichteinhaltung des Reparationssolls 1945/46 wurde die Landesregierung Sachsen zur Rechenschaft gezogen[6], die ab dem 12.06.1946 mit verschärften Strafen gegen die entsprechenden Betriebe vorging.[7]

Im Sommer 1948 wurde auf Initiative der SMAD die Hauptverwaltung Reparationen bei der Deutschen Wirtschaftskommission eingerichtet, die 1949 nach Gründung der DDR zum Amt für Reparationen wurde.[8] Durch Anordnung der Provisorischen Regierung der DDR vom 26.01.1950 wurden bei den Landesregierungen Hauptabteilungen Reparationen beim Ministerpräsidenten geschaffen.

Die Behördenstruktur in Sachsen bis dahin (1945-1950) ist vielschichtig: ihre Beschreibung kann auf 17 Seiten nachgelesen werden.[9] Am 01.08.1952 wurde die Hauptabteilung zur Außenstelle Dresden des Amtes für Reparationen umgewandelt. Als Außenstelle behielt sie ihre Zuständigkeit für die drei bisher sächsischen Bezirke.

Gemäß der "Direktive des Amtes für Reparationen der DDR über die Bildung der Abteilung für Reparationen bei den Räten der Bezirke"[10] wurde die Außenstelle Dresden des Amtes für Reparationen zum 30.04.1953 aufgelöst. Aus ihr gingen am 01.05.1953 die Abteilungen Reparationen bei den Räten der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig hervor.

Nachdem die Sowjetunion am 22.08.1953 auf Reparationsforderungen gegenüber der DDR zum 01.01.1954 verzichtet hatte, wurden gemäß Ministerratsbeschluss vom 07.01.1954 das Amt für Reparationen der DDR sowie die Abteilungen für Reparationen bei den Räten der Bezirke mit Wirkung vom 31.12.1953 aufgelöst. Über die Wismut AG wurden auch nach dem 01.01.1954 weitere reparationsähnliche Leistungen erbracht.[11]


Bestandsgeschichte und -inhalt

Gemäß der Überleitungsanweisung zur "Direktive des Amtes für Reparationen der DDR über die Bildung der Abteilung für Reparationen bei den Räten der Bezirke" [12] wurden die für die Arbeit der Abteilung nicht mehr benötigten Unterlagen der Jahre 1945-1952 am 29.04.1953 an das Amt für Reparationen der DDR, Berlin, abgegeben.[13] Am 11.03.1954 wurden diese mit den sonstigen Reparationsunterlagen der ehemaligen Länder und Abteilungen der Räte der Bezirke vom Deutschen Zentralarchiv Potsdam übernommen und in einen Tresor im Kellergeschoss des Ministeriums für Außenhandel und Innerdeutschen Handel Berlin, Unter den Linden, eingelagert. 1961 gelangte die Überlieferung in das Depot Coswig/Anhalt. Schon zur Zeit seiner Entstehung geheim, galt der Bestand der Reparationsunterlagen bis zur Wiedervereinigung als Sperrbestand.

1998 erfolgte die Umlagerung in die Außenstelle des Bundesarchivs in Dahlwitz-Hoppegarten, ab 23.06.2004 die Übernahme sächsischer Provenienzen in das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden.

Da weder die Überlieferung des Amtes für Reparationen im Bundesarchiv noch die an die Bundesländer verteilten Reparationsbestände erschlossen waren, konnte bei der Bearbeitung im Hauptstaatsarchiv auf keine Erfahrungen in der Erschließung ähnlicher Bestände zurückgegriffen werden. Vorhandene Literatur zum Thema Reparationen erlaubte kaum Rückschlüsse zum Aufbau der zu erwartenden Überlieferung.

Wechselnde Behördenzuständigkeiten und Behördenbezeichnungen (dafür weiter verwendete alte Posteingangsstempel) sowie Fremdprovenienzen erschwerten den Überblick.

Beim näheren Hinsehen bot sich eine Flut von Einzelinformationen: Bestellungen, Stornierungen, Quittungen, Frachtbriefe, Versicherungspapiere u. a. m., vermengten sich mit sich überschneidenden Übersichten und Karteien unterschiedlichen Bearbeitungsstands (die ihrerseits erst entdeckt werden mussten) und Durchschlägen.

Eine Bewertung der Unterlagen wurde daher vorgenommen. Es stellte sich bald heraus, dass die Frachtbriefe und Versicherungsunterlagen, im Verhältnis ihres Umfangs zu ihrer Aussagekraft, als nicht-archivwürdig galten. Es bleiben nur einige Beispiele. Die Menge der Anordnungsbestellungen, Stornierungen, der Quittungen der Betriebe und sowjetischen Empfangsbestätigungen [abgelegt nach (Reparations-)Auftragsnummer] wurde zunächst beiseite gelegt. Während der Verzeichnung der übrigen Unterlagen wurde klar, dass auf diese Nummern häufig Bezug genommen wird und die Möglichkeit zum Nachschlagen erhalten bleiben musste. Die Verzeichnung dieser "Finanzunterlagen" erfolgte daher anhand dieser Nummer.

Im Bestand wurden neben dem ebengenannten Block der Anordnungsbestellungen (usw., siehe auch Anmerkungen zu den Anlagen, Seite 63) weitere Bestandteile festgestellt. Oft jedoch ließen sich die einzelnen Unterlagen nicht rein nach Herkunft trennen, so dass die Entscheidung getroffen wurde, den Bestand als zusammengefassten Bestand zu belassen und grob nach Sachverhalt zu gliedern. Aus der Gliederung gehen im Wesentlichen drei Bereiche hervor: Leitung (einschl. übergreifender Tätigkeiten), wirtschaftliche Koordinierung und Kontrolle (Ministerium für Wirtschaft) und die finanztechnische Abwicklung (Ministerium für Finanzen).

Der zusammenfasste Bestand beinhaltet die Überlieferung folgender Behörden

Abteilung Reparationen beim Ministerium für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung (LRS)
Abteilung Reparationen beim Ministerium für Industrie und Verkehr (LRS)
Abteilung Reparationen beim Ministerium für Finanzen (LRS)

Hauptabteilung Reparationen beim Ministerpräsidenten der Landesregierung Sachsen

Außenstelle Dresden des Amtes für Reparationen der DDR

im Zeitraum vom Herbst 1945 bis 1953.

Da der Begriff der Reparationen sehr weit gefasst werden kann, handelt es sich bei dem vorliegenden Bestand vorwiegend um Lieferungen aus der laufenden Produktion. Während Restitutionen und Besatzungskosten auch behandelt werden, kommen Demontagen und Beuteaktionen eher zufällig vor. Die Koordinierung der Versorgung mit Produktionsmitteln (operative Auftragsdurchführung) bildet einen Schwerpunkt.

Aufgefallen bei der Bearbeitung sind viele Reparationsaufträge für Musikinstrumente aus dem Vogtland. Die im Bestand enthaltenen Einzelinformationen geben Anlass für weitere Fragestellungen, beispielsweise wurden 1946 über 260.000 Gartenscheren in Auftrag gegeben.[14]

Nach Bewertung und Vernichtung von 15 lfm und Übergabe von Fremdprovenienzen (5,4 lfm) beträgt der Umfang des Bestands 58,80 lfm. Enthalten ist ein vollständiger Satz der "Mitteilungen in Reparationsangelegenheiten" des Amtes für Reparationen der DDR 1949 - 1951 (Nr. 392).


Verweise auf andere Bestände im eigenen Archiv und in anderen Archiven

Abteilungen für Reparationen bei den Räten der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig im Hauptstaatsarchiv Dresden, Staatsarchiv Chemnitz, Staatsarchiv Leipzig

Amt für Reparationen im Bundesarchiv (Bestand DC 2)

Abteilung Reparationen beim Rat der Stadt Leipzig im Stadtarchiv Leipzig


Quellen und Literatur

Bresan, Annett: Reparationszahlungen an die Sowjetunion nach dem zweiten Weltkrieg im Bundesland Sachsen : Die Überlieferung der Landesregierung Sachsen im Sächsischen Hauptstaatsarchiv. Kamenz, 1993. (Berlin; Humboldt- Universität, Fachbereich Philosophie/Geschichtswissenschaft/Bibliothekswissenschaft, Lehrstuhl Archivwissenschaft. Diplomarbeit von 1993.)

Fisch, Jörg: Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg. München, 1992.

Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945-1953. Berlin, 1993.

Karlsch, Rainer: Der Aufbau der Uranindustrien in der SBZ/DDR und CSR als Folge der sowjetischen "Uranlücke". In Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Heft 1/1996, S. 5-24.


[1] Befehl Nr. 9 des Chefs der SMAD
[2] Abschrift des Schreibens der SMAS Nr. 606 vom 22.04.1946 in Nr. 304
[3] Für die Auslieferung von Reparationsgut fehlten beispielsweise Nägel für Kisten. Zu der Zeit befanden sich 1.000 t dafür geeignete Drahtstifte und Draht im Lager einer Demontage-Einheit auf dem Flughafengelände in Leipzig-Mockau (vgl. Nr. 304). Nach dem im selben Band befindlichen Schreiben des Vizepräsidenten Selbmann an die Landräte, Bürgermeister, und Industrie- und Handelskammern der Kreise vom 05.05.1946 galt die Demontage von Zulieferbetrieben als keine stichhaltige Erklärung für die Nichterfüllung von Reparationsaufträgen.
[4] Nrn. 49, 532
[5] Nr. 006, Bl- 59 ff., Bl. 67 ff.
[6] Befehl 57 der SMAS vom 08.03.1946 in 11376 LRS, MP Nr. 55
[7] Schilderung in Karlsch, Allein bezahlt?... S. 174 f.. Vgl. auch SMAS-Befehl 161 vom 14.06.1946 in Nr. 304.
[8] Karlsch, Allein bezahlt?... S. 180.
[9] Bresan, S. 5-22.
[10] 11430 BT/RdB Dresden, Nr. 11329, Bl. 166 ff.
[11] Karlsch, Rainer: Der Aufbau der Uranindustrien...
[12] 11430 BT/RdB Dresden, Nr. 11329, Bl. 166 ff.
[13] 11430 BT/RdB Dresden, Nr. 11314, Bl. 507). Die Übergabe des Blockes der Auftragsanordnungen (geordnet nach Auftragsnummer) erfolgte erst Ende November 1953.
[14] Nr. 304
Bresan, Annett: Reparationszahlungen an die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg im Bundesland Sachsen. Berlin, 1993. - Maschinenschriftliches Manuskript

Fisch, Jörg: Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg. München, 1992

Döhring, Karl ; Fehn, Bernd J. ; Hockerts, Hans Günther: Jahrhundertschuld, Jahrhundertsühne : Reparationen, Wiedergutmachung, Entschädigung für nationalsozialistisches Kriegs- und Verfolgungsunrecht. München, 2001
Vermittlung und Überwachung der Ausführung von Reparationsaufträgen.- Begleichung der Rechnungen ausführender Betriebe.- Kredite.- Koordinierung von Zulieferungen und Rohstoffversorgung.- Restitutionen.- Aufträge für die Besatzungstruppen.- Reklamationen.- Transport.- Schriftwechsel mit einzelnen Betrieben.
Im Jahre 1950 wurden die bisherigen Abteilungen Reparationen in den Ministerien für Wirtschaft, Industrie und Verkehr sowie Finanzen in der Hauptabteilung Reparationen beim Ministerpräsidenten zusammengefasst. Am 01.08.1952 wurde diese zu einer Außenstelle des Amtes für Reparationen der DDR, die nach wie vor für die sächsischen Bezirke zuständig war. Am 01.05.1953 wurde sie aufgelöst; aus ihr gingen die Abteilungen Reparationen bei den Räten der Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig hervor.

Weitere Angaben siehe 3. Land Sachsen 1945 - 1952
  • 2005, Nachtrag 2009, 2010 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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