Beständeübersicht
Bestand
13624 Gaswerk Reick
Datierung | 1872 - 1949 |
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Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 3,60 |
1 Einleitung
1.01 Geschichte des Gaswerkes
Dresden blickt auf eine lange Geschichte der selbstständigen Gaserzeugung zurück. Noch vor Leipzig (1838) und Berlin (1847) wurde in Dresden die erste deutsche Gasanstalt errichtet, die ohne englische Hilfe auskam. Verantwortlich zeichnete sich hierfür der sächsische Kommissionsrat Rudolf Sigismund Blochmann, der als Begründer der deutschen Gastechnik gelten kann und lange Zeit in Dresden tätig war. Blochmann erhielt 1825 den Zuschlag für den Auftrag zur Beleuchtung des Dresdner Schlosses, der Katholischen Kirche und des Königlichen Schauspielhauses. Die erste Gasfabrik Dresdens am Zwinger nahm schließlich im Jahr 1828 ihre Arbeit auf.
Zunächst von der Staatsregierung geleitet, ging die Fabrik und mit ihr das Beleuchtungswesen 1833 im Zuge der neuen Staatsverfassung in den Besitz der Gemeinde Dresden über und wurde schließlich 1838 von der Polizei-Deputation an den Dresdner Stadtrat übertragen, wo die Dresdner Gaswerke bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verblieben. Bis Anfang September 1836 war es gelungen, die gesamte Altstadt vollständig mit Gasflammen zu beleuchten. 1837 erreichte das Werk seine maximale Auslastung mit 538 Gasflammen in der Altstadt und 129 Flammen in der Neustadt. Eine Erweiterung der Anlagen wurde in der Folge vor allem aufgrund des stetig ansteigenden Privatverbrauches unausweichlich. Da eine nennenswerte Erweiterung des Werkes am Zwinger jedoch nicht möglich war, errichtete man an der Stiftstraße das Gaswerk Dresden-Altstadt. Das alte Werk am Zwinger stellte 1843 seinen Betrieb ein.
Trotz anhaltender Bestrebungen der Leitung des Werkes, die Anlagen beständig zu erweitern, war eine abermalige Ausweitung der städtischen Gaserzeugung auf einen neuen Standort unumgänglich. Das dritte Dresdner Gaswerk sollte auf der anderen Elbseite errichtet werden. Ein passender Ort fand sich in der westlichen Antonstadt im Grüneberger'schen Feld an der Kreuzung der Lößnitz- und Friedensstraße. Vor allem die Nähe zur Staatsbahn und damit der leichte Anschluss an diese über die Errichtung einer Zweigleisanlage qualifizierten die etwa 30.000 m² große Fläche für die Anlegung des Werkes. Zwei Jahre nach Baubeginn konnte das Werk am 5. Juli 1865 die Arbeit aufnehmen.
1867 wurde der ehemalige Berliner Betriebsassistent Julius Hasse der neue Betriebsdirektor der Dresdner Gasanstalten. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Veränderungen in der Verwaltung und im technischen Ausbau der Werke, zunächst vor allem des Altstädter Werkes, umgesetzt. Auch durch die Einführung der günstigeren und zugleich ergiebigeren schlesischen Steinkohle anstelle der bis dahin üblichen Zwickauer Kohle gelang es ihm, die Selbstkosten bei der Gaserzeugung stetig zu reduzieren und regelmäßig Überschüsse zu erwirtschaften. Die Produktionsfähigkeit wurde durch die Errichtung neuer Gasbehälter in beiden Gaswerken erhöht. 1872 belief sich die gesamte Gasabgabe der beiden Werke auf 6.641.240 m³, die zu gut zwei Dritteln von dem Altstädter Gaswerk bereitgestellt wurden. Erst 1876 gelang es dem Neustädter Werk sein Gegenstück auf der anderen Elbseite zu überholen.
Schon im ersten Jahr seiner Tätigkeit sah Hasse die Notwendigkeit in absehbarer Zeit ein weiteres Gaswerk in Dresden anzulegen. Diesen frühen Erwägungen folgte der Beschluss auf dem linken Elbufer – zur Unterstützung des Altstädter Gaswerkes, das dem Bedarf dieser Elbseite nicht mehr gerecht werden und nicht mehr zweckmäßig erweitert werden konnte – ein neues Werk zu errichten. Bereits 1872 erwarb die Stadt Dresden für den Bau eines Gaswerkes ein 12 ha großes Grundstück in der Reicker Flur im Südosten der Stadt und an die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn angrenzend. Im Juli 1873 legte der Betriebsdirektor Hasse einen umfassenden Bericht über die Planung des neuen Gaswerkes vor, in welchem er bereits Hochrechnungen für den zu erwartenden Gasbedarf der Stadt sowie entsprechende Produktionsmengen – auch im Vergleich zu den Gaswerken der Alt- und Neustadt – aufstellte. Zu diesem Zeitpunkt war schon abzusehen, dass das Reicker Werk in seiner Leistungsfähigkeit deutlich größer angelegt werden sollte und dass wenigstens das Altstädter Gaswerk mittelfristig den Betrieb einstellen würde. Die Planungsphase zog sich bis Ende 1877 hin. In dieser Zeit wurde der Bauplan in Zusammenarbeit mit dem Stadtbaudirektor Theodor Friedrich wiederholt Korrekturen unterworfen. Ebenfalls vor Baubeginn besichtigte ein Prof. H. Grutzsch am 15. Juli 1877 die alten Gaswerke sowie das Gelände der neu zu errichtenden Gasanstalt in Reick, um in Form eines Gutachtens Beschwerden der Anwohner der Gemeinde Reick zu entkräften, das ein solches Gaswerk und insbesondere die dabei geplante Ammoniakgewinnung mitnichten zu einer erheblichen Geruchsbelästigung führen würde und dergestalt der Widerspruch gegen die Anlegung des Werkes fallengelassen werden könne. Schließlich wurde am 30. Januar 1878 ein Kostenvoranschlag für die gesamten Kosten des Bauvorhabens eingereicht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 3,9 Millionen Mark. Die Kosten konnten vollständig aus den Erträgen der anderen beiden Gaswerke gedeckt werden.
Bis zur Inbetriebnahme des Werkes am 7. März 1881 entstanden auf dem Gelände ein Ofenhaus für 48 Öfen, der Kohlenschuppen, das Kondensationsgebäude, das Dampfmaschinengebäude, das Dampfkesselhaus, das Reinigungsgebäude, ein Teleskopgasbehälter mit einem Fassungsvermögen von 29.300 m³, das Regulierungsgebäude, der Wasserturm, das Torwärterhaus sowie zwei Arbeiterwohnhäuser, ein Werkstattgebäude und ein Teil der Ammoniakfabrik und des Teerbassins. Mit der Inbetriebnahme des Reicker Gaswerkes erreichten die Dresdner Gaswerke im Jahr 1881 eine Produktionsfähigkeit von 14 Millionen m³ Gas.
Infolge stetig sinkender Gaspreise und der allmählichen Durchsetzung von Gas zu Heiz- und Kochzwecken in den 1880er Jahren stieg insbesondere der private Gasbedarf immer weiter an, so dass schon Anfang der 1890er Jahre ein weiterer Ausbau des Reicker Werkes vollzogen wurde. Die Umbaumaßnahmen waren allerdings bereits vor der Errichtung des Gaswerkes projektiert und einkalkuliert worden. 1892 wurde zudem die Errichtung einer zweiten Gasbehälterglocke geplant, die Ende Juli 1894 in Betrieb genommen wurde. Die Zahlung erfolgte in drei Raten. Neben dem Gasometer entstanden in diesem Zeitraum unter anderem neue Kondensatoren, Generatoröfen, ein Stationsgasmesser und andere technische Anlagen, es erfolgte außerdem der Ausbau des Regeneriergebäudes in Verbindung mit der Anbringung eines Lastenaufzuges, die Verlängerung des Teer- und Ammoniakwasserbassins sowie der Bau eines neuen Arbeiterwohnhauses. Unabhängig von der Errichtung des dritten Wohnhauses war 1893 außerdem ein Arbeiteraufenthaltsgebäude geplant. Man war jedoch der Überzeugung, dass ein Ausbau des Dachgiebels des Kohlenschuppens für die Anlegung einiger Aufenthaltsräume ausreichte. Bewilligt wurden für diesen Zweck im März 1895 insgesamt 11.160 M. für den eigentlichen Bau sowie für die Gasbeleuchtung, Waschvorrichtungen, Wasserleitungen und die Möblierung. Die Arbeiter und Angestellten des Gaswerkes wohnten allerdings nicht ausschließlich auf dem Gelände des Werkes, sondern verteilten sich in ganz Dresden und in den umliegenden Gemeinden. Für die Umbaumaßnahmen wurden insgesamt über 1,5 Millionen Mark bewilligt. Bis 1887 wurde das Gaswerk Reick zwar noch während der Sommermonate stillgelegt, nach den umfangreichen Erweiterungsarbeiten zwischen 1891 und 1893 erreichte es aber die größte Leistungsfähigkeit aller drei Gaswerke.
Auch die Erweiterung des Gasrohrnetzes in Dresden und in den umliegenden Gemeinden schritt immer weiter voran. Seit 1887 wurde Strehlen mit Gas versorgt. 1890 folgten Loschwitz, Blasewitz, Gruna, Seidnitz, Striesen, Räcknitz, Löbtau und Pieschen. Löbtau schied jedoch nach 1892 aus, da dort 1889 ein eigenes Gaswerk gegründet worden war. Gewissermaßen sei die Eingemeindung dieser Orte somit auf technischem Wege vorbereitet worden, wie der nicht namentlich erwähnte Autor der Jubiläumsschrift "100 Jahre Dresdner Gaswerke" im Jahre 1928 festhielt.
1891 schritt die Planung eines Elektrizitätswerkes voran, welches in seiner Verwaltung den Gaswerken zugeteilt werden sollte. Drei Jahre später erfolgte der Beschluss dieses Werk auf dem Gelände des Altstädter Gaswerkes zu errichten, welches folgerichtig 1895 den Betrieb einstellen musste. Angesichts des Gaswerkes Reick war es aber ohnehin überflüssig geworden. Das Elektrizitätswerk wurde bereits am 28. November 1895 eröffnet.
1896 erfolgte der Zusammenschluss der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsverwaltungen im neu geschaffenen "Betriebsamt der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke". Der Zusammenschluss lag nahe, da schon vorher die Gas- und Wasserwerke eng zusammenarbeiten mussten, vor allem in Hinblick auf das Verlegen der Rohrleitungen. Man sah die Notwendigkeit der Zentralisierung aller technischen Betriebe der Stadt unter der Leitung eines technisch-wissenschaftlich gebildeten Ratsmitgliedes, in Person des bisherigen Betriebsdirektors Julius Hasse. Er behielt weiterhin die Leitung über die Gaswerke, bekam aber Unterstützung durch seinen langjährigen Assistenten und Oberingenieur Carl Höffner, der bis dahin Betriebsinspektor des Neustädter Gaswerkes war. Eine Folge der Zusammenlegung der Betriebe bestand auch darin, dass Gas- und Stromerzeuger nicht miteinander konkurrieren mussten, sondern vielmehr eine zielgerichtete Partnerschaft eingehen konnten. Die Gasproduktion konzentrierte sich in den 1890er Jahren stärker in Richtung der wärmetechnischen Verwendung des Gases. Dergestalt stieg der Gasabsatz im Ganzen weiter an, obwohl Gas zu Leuchtzwecken durch die Einführung des elektrischen Lichts zurückging.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaufte Dresden kleinere Gaswerke in den Vororten auf. 1902 übernahm man die Gasversorgung Plauens mit Dölzschen und Coschütz, 1903 folgten Laubegast und Tolkewitz. Ebenfalls 1903 wurden die Vororte Löbtau und Trachau in Dresden aufgenommen und die dortigen Gaswerke vorläufig weitergeführt. Somit hatte Dresden zu diesem Zeitpunkt vier aktive Gaswerke. Den größeren Werken in Reick und in Dresden-Neustadt gelang es in der Folge, auch aufgrund der kontinuierlichen Erweiterung und Verbesserung ihrer technischen Anlagen, einen ruhigen und profitablen Geschäftsgang aufrechtzuerhalten und regelmäßig Ertrags- und Überschusssteigerungen zu verzeichnen. Spätestens 1907 wurde allerdings ein umfangreicher Ausbau des Reicker Gaswerkes notwendig, da der städtische Gasverbrauch unentwegt anstieg. 1907 belief sich die jährliche Gasabgabe auf 44 Millionen m³ Gas, die zu jeweils 21 Millionen m³ durch die Gaswerke Reick und Neustadt und zu 2 Millionen m³ durch die kleinen Werke Löbtau und Trachau gedeckt wurden. Die Erweiterungspläne für das Gaswerk Reick wurden zwischen 1907 und 1909 durch den Stadtbaurat Wahl umgesetzt, der zwischenzeitlich Hasses Posten übernommen hatte. Der Bauplan sah unter anderem vor, die Ofenanlage und andere Nebenanlagen zu erweitern, maschinelle Förderanlagen zu schaffen und einen weiteren Gasbehälter zu errichten, damit eine tägliche Gasproduktion von 160.000 m³ erreicht werden konnte. Die bestehenden 24 Öfen wurden durch Schrägretortenöfen ersetzt und 15 weitere Öfen hinzugefügt. 1909 wurde der 68 m hohe und 66 m im Durchmesser fassende 3. Gasbehälter mit einem Fassungsvermögen von 110.000 m³ aus Eisenbeton in Betrieb genommen. Entworfen wurde dieses Wahrzeichen der Dresdner Gaswerke durch den Dezernenten des Städtischen Hochbauamtes, Professor Hans Erlwein. Eine Wassergasanlage, für deren Bau 1905 256.000 Mark bewilligt worden waren, entstand bereits 1906. Für die Erweiterung des Gaswerkes wurden Anfang April 1907 insgesamt etwa 4,1 Millionen Mark bewilligt. In den Zeitraum dieses Ausbaues fiel zudem die zunehmende Elektrifizierung des Werkes, die sich in Form der Beleuchtung und in der Einführung von Schalttafeln, Motoren und Dynamos bemerkbar machte.
Nach Verhandlungen des Stadtbaurates Wahl mit der Thüringer Gasgesellschaft in Leipzig gelangte das Niedersedlitzer Gaswerk am 1. April 1913 in den Besitz der Stadt Dresden, wodurch die Gasversorgung 20 weiterer Gemeinden durch Dresden gewährleistet werden konnte.
Eine entscheidende Zäsur in der Geschichte des Reicker Gaswerkes stellte der I. Weltkrieg dar, der unmittelbar und in seinen Folgen die Verantwortlichen des Werkes mit enormen Herausforderungen konfrontierte, deren Bewältigung sich entscheidend auf die Zukunft des Werkes auswirken sollte. Kurzfristig steuerte das Werk einer Krise entgegen. Vor allem die Minderung der Leistungsfähigkeit aufgrund eines ausgeprägten Kohle- und Materialmangels wirkten sich negativ auf die Erträge des Werkes aus. Langfristig bedeutete die Anpassungsfähigkeit des Werkes jedoch den Übergang vom Klein- und Mittelbetrieb zu einem – für seine Zeit – modernen industriellen Großbetrieb.
Infolge einer Englandreise des Stadtbaurates Wahl konnte sich dieser noch vor dem Krieg von den Vorzügen einer kontinuierlichen Vergasung in neuen Vertikalöfen überzeugen, die er für die Zukunft auch im Gaswerk Reick einsetzen wollte. Mit diesen Öfen war es möglich, die Kohle innerhalb der Ofenkammer komplett zu entgasen und den im Prozess entstehenden Koks durch Wasserdampf – immer noch in der Ofenkammer – abzukühlen, so dass dieser beim Entleeren den Ofen handwarm und trocken verlassen konnte. Bei älteren Ofentypen musste der noch glühende Koks mit Wasser abgelöscht werden, wobei sich eine starke Dampf- und Staubentwicklung vollzog. Wahl betonte diesen Vorteil des kontinuierlichen Verfahrens besonders in Hinblick auf die Nähe zum Großen Garten, der eine Ofenart erforderte, die weniger Abgase produzierte. Schon 1912 ließ man auf dem Werksgelände einen Versuchsofen mit 4 Kammern errichten. Dieser wurde separat vom restlichen Betrieb des Werkes angelegt, um eine getrennte Rechnungsführung gewährleisten zu können. Der Ofen wurde infolge der angestellten Versuche beständig angepasst und umgebaut, bis die Ergebnisse zufriedenstellend ausfielen. Dabei ergab sich ein weiterer, noch viel wesentlicherer Vorteil des neuen Verfahrens: es zeichnete sich eine viel größere Leistungsfähigkeit auf gleicher Grundfläche als etwa bei den bis dahin genutzten Schrägretortenöfen ab. Nun wurde der Entschluss gefasst, das Reicker Gaswerk soweit auszubauen, dass dieses mittelfristig den gesamten Gasbedarf Dresdens decken konnte. Für dieses Vorhaben wurden weitere benachbarte Flurstücke angekauft. Der Bauplan von 1916 sah eine langfristige Lösung vor. Neben der Erweiterung der Reinigungs- und Nebenproduktenanlagen sollte ein neues Vertikalofenhaus mit 4 Ofenblöcken zu jeweils 28 Kammern errichtet werden, um die Leistungsfähigkeit des Werkes auf 500.000 m³ zu bringen und damit durch einen fortschreitenden Ausbau die anderen Gaswerke sukzessive zu ersetzen.
Die Erweiterungspläne wurden ab 1917 in die Tat umgesetzt. Noch im Jahr 1915 belief sich der gesamte Kohlenbedarf für alle Gaswerke in Dresden auf 170.000 t und 100.000 t Koksanfall, das heißt es mussten an einem Tag bis zu 800 t Kohle und 560 t Koks befördert werden. So lange sich diese Massen auf alle Werke verteilten, konnten sie noch im Handbetrieb bewältigt werden. Für ein einziges Zentralwerk war es jedoch unerlässlich eine maschinelle Förderung einzuführen. Dafür wurde eine umfangreiche Gleisanlage mit Schiebebühne und Waggonkipper geschaffen, wodurch die Kohleentladung in wenigen Minuten ergiebiger wurde als vorher in mehreren Stunden. Um den Handbetrieb vollständig zu beseitigen kam später eine Verladebrücke mit einem Drehkran und einem Greifer zum Einsatz. Gemeinsam mit der Seilhängebahn konnte so die ganze Verladearbeit beim Gaswerk Reick bewerkstelligt werden. Zum Kokstransport diente eine automatische Elektrohängebahn. Der Koks wurde aus dem Ofenhaus direkt in eine Sortieranlage befördert, wo das Material in Waggons verladen werden konnte. Insgesamt konnten durch diese Umstellung die Kosten für die Koksbeförderung und Lagerung stark reduziert werden. Darüber hinaus zog man eine Verbindungsleitung zwischen den beiden Hauptwerken, so dass das Reicker Gas auch die Gasbehälter des Neustädter Werkes erreichen konnte und dieses somit immer weiter im Betrieb eingeschränkt werden konnte. Der erste Teil der neu errichteten Anlagen, namentlich die Ferndruckleitung und der erste Vertikalofenblock konnte trotz des Krieges bereits 1918 in Betrieb genommen werden. Schon während des Krieges wurde außerdem eine Benzolfabrik errichtet, die zunächst jedoch nur ein Rohprodukt herstellte, welches in chemischen Fabriken weiterverarbeitet werden musste. Später sah man es jedoch als zweckmäßig an, auf direktem Wege ein gereinigtes Produkt zu erzeugen, das in dafür ergänzten Anlagen als Brennstoff für Kraftfahrzeuge nutzbar gemacht werden konnte. Die alte zwischenzeitlich baufällig gewordene Reinigungsanlage wurde durch eine moderne Schwefelreinigung für eine Tagesproduktion von 200.000 m³ errichtet, was etwa der vierfachen Leistung der alten Anlage entsprach.
Die Zeit unmittelbar nach 1918 brachte zunächst keine großen Veränderungen für den Betrieb der Gaswerke mit sich. Ein genereller Öl- und Petroleummangel führte jedoch zu einem starken Anstieg der Gasanschlüsse in Dresden. Der Gasabsatz hatte bereits im Jahr 1916 den Spitzenwert von 67.500.000 m³ erreicht. Trotz der Erhöhung der Wassergasproduktion auf 14-16 Millionen m³ pro Jahr stellte die hinreichende Versorgung mit Kohle ein ernsthaftes Problem dar. 1917 etwa hätten die Kohlenzufuhren kaum für einen 24-stündigen Betrieb des Werkes ausgereicht, wo sonst dafür Sorge getragen worden sei, wenigstens einen Vorrat für 1-2 Monate anzulegen. In der Folge konnte Gas nur unter Einschränkungen an die Verbraucher abgegeben werden, die sich mit strikten Sperrstunden arrangieren mussten. In besonderem Maße litt jedoch die öffentliche Beleuchtung unter dieser Notsituation. 1916 konnten noch etwa 66% der Beleuchtung vor dem Krieg aufrechterhalten werden. Bis 1918 sank dieser Anteil auf knapp 16% der Friedensbeleuchtung. Erst in den Jahren nach Kriegsende erholte sich die Situation allmählich. 1924 konnten wieder 75% der ursprünglichen Beleuchtung erreicht werden. Ein Jahr später gelang es dann, auch infolge gestiegener Bedürfnisse, die öffentliche Beleuchtung vor dem Krieg deutlich zu übersteigen. Das die Lage sich nach dem Krieg nicht noch verschlimmerte, dürfte auf die Inbetriebnahme der neuen Vertikalofenanlage im November 1918 zurückzuführen sein, wo die verfügbare Kohle weit effizienter ausgenutzt werden konnte.
Ein weiteres Problem stellte die dramatische Inflation der frühen 1920er Jahre dar, die sich für das Gaswerk vor allem in rapide steigenden Materialpreisen ausdrückte, was sich schließlich auch im Gaspreis niederschlug und letztendlich zu starken Verlusten im Betrieb führte. Allein zwischen 1915 und 1920 erhöhte sich der Gaspreis von 13 Pf. auf 1,10 M. pro m³ und stieg danach immer weiter. 1921 kostete ein m³ Gas bereits 2,20 M., Ende 1922 schon 120 M., Ende März 1923 600 M. Bis Ende 1923 stieg die Inflation ins Unermessliche. Erst nach 1923 stabilisierte sich die Währung wieder.
1922 wurde unterdessen das Vertikalofenhaus um einen zweiten Ofenblock erweitert. Um die Abwärme nutzbar zu machen, erhielten beide Ofenblöcke Abhitzedampfkessel, die die gesamte Kokskühlung und Wassergasproduktion bewerkstelligen konnten. Die Generatoren wurden nicht mehr wie bislang üblich mit selbst produziertem Koks betrieben, sondern mithilfe von angekauften Braunkohlebriketts. Der Verkauf des eigenen Kokses bei gleichzeitigem Kauf von Briketts war lukrativer, auch weil der gut zu verkaufende Braunkohleteer als Abfallprodukt entstand. Die Feuerung der Dampfkessel erfolgte ferner ausschließlich mit Koksgrus, welches somit als vollwertiges Heizmaterial wirken konnte. Vorher wurde dieses Abfallprodukt bei der Kokssortierung kaum und nur zu niedrigen Preisen verkauft. Zusätzlich wurde ein Verfahren zur Teervergasung für bis zu 8.000 m³ Teergas eingeführt. All diese Methoden der Gaserzeugung dienten dazu, den Schwankungen des Kohlenmarktes in dieser Zeit entgegenzuwirken und einen wirtschaftlichen Betrieb des Gaswerkes gewährleisten zu können.
Trotz aller Widrigkeiten wurde das Gaswerk Reick immer weiter ausgebaut und angepasst. Zwar wurde die möglichst effiziente Verwertung aller Abfallprodukte bei der Gasproduktion zu jeder Zeit in der Geschichte des Werkes verfolgt, in Anbetracht der drückenden Materialengpässe während und infolge des Krieges vollzog sich jedoch notgedrungen nochmals eine deutliche Fokussierung auf diesen Bereich. Als Neben- bzw. Abfallprodukte, die unabhängig vom Haupterzeugnis Gas im Produktionsprozess unvermeidlich anfielen, wurde Koks, Koksgrus, Teer, Benzol, Reinigungsmasse, Graphit und Ammoniak verkauft. Der Verkauf von Ammoniakwasser war unterdessen vor allem aufgrund der Transportkosten zu teuer geworden, weswegen man eine eigene Ammoniakfabrik errichtete, die vor Ort schwefelsaures Ammoniak herstellte, das in der Landwirtschaft als wichtiges Düngemittel eingesetzt wurde.
Die mehr oder weniger aus der Not geborene Anpassungsfähigkeit, die sich vornehmlich in der stetigen Weiterentwicklung der Produktionsverfahren nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausdrückte, führte schließlich dazu, dass man auch nach der Krise die neueste Technik zur Verfügung hatte. Nicht mehr eingeschränkt bei der Materialauswahl, stieg beispielsweise die Koksproduktion dramatisch an, da man auf die Produktion von Ölgas nunmehr verzichten konnte, und die Zentralgeneratoren ausschließlich mit Braunkohlebriketts betreiben konnte. Folgerichtig erhöhte sich die Produktionsfähigkeit des Werkes immer weiter, wohingegen gleichzeitig die Herstellungskosten sanken.
Zugleich vollzog sich der planmäßige Ausbau des Ferndrucknetzes. Ausgehend vom Gaswerk Neustadt wurden Verbindungsleitungen nach Löbtau und Trachau gelegt, so dass man die dortigen Gaswerke 1919 und 1922 außer Betrieb setzen konnte, da man zu der Überzeugung gelangt war, dass die kleineren Betriebe nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren. Dresden versorgte in der Folge immer mehr Gemeinden des Dresdner Umlandes mit, wodurch weitere Gaswerke ihre Tätigkeit einstellten. Betroffen waren 1922 etwa das Verbandsgaswerk Mockritz und das Gaswerk Weißig. 1923 übernahm Dresden schließlich auch die Belieferung der Gemeinden Kötzschenbroda, Radebeul, Oberlößnitz und Coswig, was wiederum das Gaswerk "Elbtal" in Kötzschenbroda außer Kraft setzte.
Die Bautätigkeiten erstreckten sich insgesamt zwischen 1917 und 1925. Das Gaswerk Reick erreichte in der Folge eine Leistungsfähigkeit von über 80 Millionen m³ Gas pro Jahr. Aber schon nach der Errichtung des zweiten neuen Vertikalofenblockes war das Reicker Werk in der Lage, die gesamte Gasversorgung Dresdens zu übernehmen. In der Konsequenz stellte das Gaswerk Neustadt 1923 den Betrieb ein. Im darauffolgenden Jahr legte auch das von Dresden angekaufte Gaswerk Niedersedlitz seine Arbeit nieder und wurde durch eine Ferndruckleitung an Reick angeschlossen. Reick dehnte daraufhin die Gasversorgung auch in diese Richtung weiter aus. Neben dem Stadtteil Cotta wurden nun auch die Vororte im Westen Dresdens, namentlich Obergorbitz, Briesnitz, Kemnitz, Stetzsch und Leutewitz sowie die Gemeinden Cossebaude, Mobschatz, Omsewitz, Gohlis, Oberwartha und Pesterwitz mit Gas versorgt. 1927 wurde ein Gasliefervertrag mit der Stadtgemeinde Radeberg geschlossen. Um 1928 wurden neben Dresden noch 30 selbstständige Gemeinden durch das Reicker Gaswerk mit Gas beliefert. Auch nach 1928 schritt der Ausbau der Ferngasversorgung weiter voran. So wurde beispielsweise im Jahr 1932 der Anschluss Heidenaus geplant.
Seit 1921 hatte sich eine neue Verwaltungsform für die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke durchgesetzt, die darauf ausgerichtet war, die Betriebe als selbstständige wirtschaftliche Unternehmen nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen. Entsprechend wurden Vorstände oder ähnliche Organe gegründet, die sich klar an die Leitung von Aktiengesellschaften anlehnten und die Geschäfte der Werke selbstständig und eigenverantwortlich führten. Im Januar 1930 erfolgte schließlich die Umwandlung der städtischen Betriebe Dresdens und der Straßenbahn in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 70 Millionen Mark.
Das Gaswerk Reick wurde auch durch die Nationalsozialisten weiterbetrieben und überstand den II. Weltkrieg unbeschadet. Zwischen 1958 und 1960 wurden die Anlagen abermals um einen neuen Scheibengasbehälter mit einer Höhe von 85 m erweitert. Dieser wirkte als Gasspeicher bei niedrigem Verbrauch, konnte also Gas automatisch in das Versorgungsnetz einspeisen, wenn der Verbrauch den Zustrom überstieg. Ebenfalls 1958 wurde das Werk über das DDR-Ferngasnetz mit dem Kraftwerk Schwarze Pumpe bei Hoyerswerda verbunden. Nach einem weiteren Ausbau des Ferngasnetzes stellte man den Betrieb in Reick im Jahr 1973 schließlich ein. In der Folge deckte Dresden nach 145-jähriger Eigenproduktion seinen Gasbedarf erstmals aus dem Verbundnetz, so dass die technischen Anlagen des Reicker Gaswerkes sukzessive abgebaut werden konnten. Zwischenzeitlich entstand auf den Fundamenten eines der ehemaligen Gasometer eine Sporthalle für das Energiekombinat Dresden. Ein weiterer Gasometer wurde für einige Zeit als Flüssigkeitstank für die Enteisungslauge des Straßenwinterdienstes genutzt. 1992 wurde der letzte verbliebene Reservegasbehälter gesprengt, als man in Dresden die Gasversorgung von Stadt- auf Erdgas umstellte. Erhalten sind heute nur noch der Erlwein-Gasometer von 1908 – der nach gescheiterten Versuchen der Unterbringung eines Zirkus, eines Sportpalastes, einer Bibliothek oder eines Musicaltheaters immer noch auf eine Nutzung wartet – und einer der beiden Zwillingsgasometer, die der Stadtbaurat Theodor Friedrich 1879/1880 errichten ließ. Hier befindet sich seit Ende 2006 das Panometer, eine Schöpfung des aus dem Iran stammenden Künstlers Yadegar Asisi, der hier ein 105 m langes und 30 m hohes historisches 360°-Panorama zeigt, welches ursprünglich einen Blick auf Dresden vom Turm der Hofkirche um 1756 zeigte.
1.02 Bestandsgeschichte und -inhalt
Aufbewahrt wurden die Unterlagen des Bestandes zum Gaswerk Reick im Firmenarchiv der Energieversorgung Sachsen Ost AG (ESAG) in Dresden. Die Akten waren zusammen mit Unterlagen weiterer Gaswerke Teil des Bestandes VEB Energiekombinat Dresden in dessen Firmenarchiv 1996 ca. 1200 lfm Registraturgut lagerten.
Der Kontakt zwischen dem Hauptstaatsarchiv Dresden und der ESAG wurde durch ein Schreiben vom 24. Januar 1996 mit dem Ziel aufgenommen, archivwürdige Unterlagen in das Hauptstaatsarchiv zu übernehmen. Zwischen Mai und Oktober 1996 fanden mehrere Besuche des Firmenarchives statt, wobei anhand vorhandener Findmittel, in Form von Karteien und Verzeichnissen sowie der Einsicht in die Akten vor Ort eine Bewertung der Unterlagen erfolgte. Am 29. Oktober 1996 wurden durch die ESAG schließlich etwa 110 lfm Archivgut sowie die entsprechenden Karteien und Verzeichnisse, welche um 1960 entstanden waren, an das Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben. Aus Kapazitätsgründen musste der Bestand, der die Bezeichnung 11595 VEB Energiekombinat Dresden erhielt, in einem Magazinsaal des Staatsarchives Leipzig eingelagert werden. Der Bestand 11595 VEB Energiekombinat Dresden gliederte sich in mehrere Teilbestände, unter anderem existierte zu jedem Gaswerk ein separates Verzeichnis. Die Unterlagen der Gaswerke lagerten zudem getrennt von den anderen Teilbeständen. Aufgrund dieser Tatsache und inhaltlicher Aspekte erfolgte mithilfe der Verzeichnisse eine Herauslösung der Gaswerksunterlagen als eigene Provenienz. Das Gaswerk Reick mit einem Umfang von 3,5 lfm erhielt die Bestandssignatur 13624.
Nach der Beendigung der Neubau- und Sanierungsarbeiten im Hauptstaatsarchiv im Jahr 2011 wurden alle Depots aufgelöst, woraufhin im Zuge des Konzentrationsprozesses auch der Bestand Gaswerk Reick in die Magazine des Hauptstaatsarchives Dresden gelangte.
Die inhaltlichen Schwerpunkte des Bestandes bilden vor allem die Bereiche der Planung und Ausführung von Bauvorhaben sowie die Anlegung und Wartung des Dresdner Gasrohrnetzes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anzumerken ist an dieser Stelle jedoch, dass sämtliche Akteneinheiten mit Bezug auf das Gasrohrnetz nicht im Abgabeverzeichnis aufgeführt wurden. Ferner wurden die Betriebsabschlüsse und Verhältnisse der Angestellten und Arbeiter des Werkes eingehender berücksichtigt. Ein deutlich kleinerer Anteil des Bestandes fokussiert sich inhaltlich auf die tatsächliche Produktion und den Materialverkehr sowie auf die Forschung und Entwicklung neuer Produktionsverfahren. Zudem enthält der Bestand zwei Akteneinheiten, die sich konkret auf das Gaswerk Dresden-Neustadt beziehen. Obwohl der Hauptteil der Überlieferung aus Sachakten besteht, in denen neben dem eigentlichen Schriftwechsel eine Vielzahl unterschiedlicher Quellengattungen (u.a. Prospekte, Skizzen und Lagepläne) angehängt wurden, befindet sich eine nicht unerhebliche Anzahl an Druckschriften und Zeichnungen im Bestand.
Die Bedeutung des Bestandes ist insgesamt als wesentlich für die Geschichte des größten Dresdner Gaswerkes einzuschätzen, da hier inhaltlich eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte der Betriebsgeschichte mit einem zeitlichen Schwerpunkt zwischen der Planung des Werkes um 1873 bis etwa 1949 umfasst werden. Die Betriebsführung im Dritten Reich ist hingegen nur oberflächlich (vor allem in Form von Betriebsabschlüssen) abgedeckt. Über die letzte Betriebsphase des Werkes in der DDR enthält der Bestand keine Informationen.
1.03 Bestandsbearbeitung
Der Bestand war bereits im Firmenarchiv der ESAG-Vorgängerfirma, des VEB Energiekombinat Dresden, gebildet und verzeichnet worden. Das dort entstandene Verzeichnis war bis zur Neubearbeitung des Bestandes das gültige Findmittel. Die einzigen im Hauptstaatsarchiv durchgeführten Arbeiten am Bestand beschränkten sich bis hierhin auf Maßnahmen der Bestandserhaltung, das heißt, die Akten wurden in säurefreie Archivkartons verpackt. Weitere vor allem inhaltliche Arbeiten am Bestand erfolgten nicht. Da die Verzeichnung des Bestandes anhand des Abgabeverzeichnisses als unzureichend eingestuft werden musste, erfolgten eine Neuerschließung sowie die Einpflege in das Archivprogramm Augias-Archiv zwischen August und September 2016 im Rahmen eines Praktikums. Aufgrund des geringen Umfanges wurde zur Gliederung der Verzeichnungseinheiten eine einstufige Klassifikation gewählt, die sich stark auf die konkrete Überlieferung bezieht. Der Umfang des Bestandes hat sich durch die Bearbeitung insgesamt um 0,1 lfm auf 3,6 lfm erhöht, da während der Verzeichnungsarbeiten entschieden wurde, einige Akteneinheiten aus dem Bestand 11605 AG Sächsische Werke (ASW) in den Bestand 13624 zu übernehmen. Gleichzeitig wurde aber auch eine Akteneinheit dem Bestand 13622 Gaswerk Kötzschenbroda zugeordnet.
1.04 Quellen und Literatur
Dietrich Exner: Exkurs: Dresden und seine Gasbehälter, in: Asisi Factory (Hrsg.): Das barocke Dresden. Ein Projekt der Asisi Factory, Leipzig 2007, S. 19-21.
(In der Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Dresden ist das Buch unter der Signatur AA 257 verfügbar.)
Hundert Jahre Dresdner Gaswerke 1828-1928 (siehe 13624 Nr. 86)
http://www.dresdner-stadtteile.de/Sudost/Reick/Gaswerk_Reick/gaswerk_reick.html, abgerufen am 12.9.2016.
1.05 Verweise auf andere Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden
11537 Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft
11595 VEB Energiekombinat Dresden
11605 Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW)
11606 AG für Kraftstoff-Anlagen (AKA)
13044 Lausitzer Elektrizitätswerk GmbH, Weißwasser
13620 Gaswerk Großschönau
13621 Gaswerk Klotzsche
13622 Gaswerk Kötzschenbroda
13623 Gaswerk Mockritz
13625 Gaswerk Zittau
13872 Gaswerk Weißwasser AG
Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig
U 172 Planarchiv Walter Bau AG, Niederlassung Dresden
Stadtarchiv Dresden
9.1.6 Betriebsamt der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, 1834 – 1930, 16,10 lfm
9.1.7 Drewag (Dresdner Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke AG), 1826 – 1985, 105 lfm
9.1.23 Technische Werke Dresden GmbH – DREWAG-Stadtwerke Dresden GmbH, 1930 – 1989, 9,80 lfm
1.01 Geschichte des Gaswerkes
Dresden blickt auf eine lange Geschichte der selbstständigen Gaserzeugung zurück. Noch vor Leipzig (1838) und Berlin (1847) wurde in Dresden die erste deutsche Gasanstalt errichtet, die ohne englische Hilfe auskam. Verantwortlich zeichnete sich hierfür der sächsische Kommissionsrat Rudolf Sigismund Blochmann, der als Begründer der deutschen Gastechnik gelten kann und lange Zeit in Dresden tätig war. Blochmann erhielt 1825 den Zuschlag für den Auftrag zur Beleuchtung des Dresdner Schlosses, der Katholischen Kirche und des Königlichen Schauspielhauses. Die erste Gasfabrik Dresdens am Zwinger nahm schließlich im Jahr 1828 ihre Arbeit auf.
Zunächst von der Staatsregierung geleitet, ging die Fabrik und mit ihr das Beleuchtungswesen 1833 im Zuge der neuen Staatsverfassung in den Besitz der Gemeinde Dresden über und wurde schließlich 1838 von der Polizei-Deputation an den Dresdner Stadtrat übertragen, wo die Dresdner Gaswerke bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verblieben. Bis Anfang September 1836 war es gelungen, die gesamte Altstadt vollständig mit Gasflammen zu beleuchten. 1837 erreichte das Werk seine maximale Auslastung mit 538 Gasflammen in der Altstadt und 129 Flammen in der Neustadt. Eine Erweiterung der Anlagen wurde in der Folge vor allem aufgrund des stetig ansteigenden Privatverbrauches unausweichlich. Da eine nennenswerte Erweiterung des Werkes am Zwinger jedoch nicht möglich war, errichtete man an der Stiftstraße das Gaswerk Dresden-Altstadt. Das alte Werk am Zwinger stellte 1843 seinen Betrieb ein.
Trotz anhaltender Bestrebungen der Leitung des Werkes, die Anlagen beständig zu erweitern, war eine abermalige Ausweitung der städtischen Gaserzeugung auf einen neuen Standort unumgänglich. Das dritte Dresdner Gaswerk sollte auf der anderen Elbseite errichtet werden. Ein passender Ort fand sich in der westlichen Antonstadt im Grüneberger'schen Feld an der Kreuzung der Lößnitz- und Friedensstraße. Vor allem die Nähe zur Staatsbahn und damit der leichte Anschluss an diese über die Errichtung einer Zweigleisanlage qualifizierten die etwa 30.000 m² große Fläche für die Anlegung des Werkes. Zwei Jahre nach Baubeginn konnte das Werk am 5. Juli 1865 die Arbeit aufnehmen.
1867 wurde der ehemalige Berliner Betriebsassistent Julius Hasse der neue Betriebsdirektor der Dresdner Gasanstalten. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Veränderungen in der Verwaltung und im technischen Ausbau der Werke, zunächst vor allem des Altstädter Werkes, umgesetzt. Auch durch die Einführung der günstigeren und zugleich ergiebigeren schlesischen Steinkohle anstelle der bis dahin üblichen Zwickauer Kohle gelang es ihm, die Selbstkosten bei der Gaserzeugung stetig zu reduzieren und regelmäßig Überschüsse zu erwirtschaften. Die Produktionsfähigkeit wurde durch die Errichtung neuer Gasbehälter in beiden Gaswerken erhöht. 1872 belief sich die gesamte Gasabgabe der beiden Werke auf 6.641.240 m³, die zu gut zwei Dritteln von dem Altstädter Gaswerk bereitgestellt wurden. Erst 1876 gelang es dem Neustädter Werk sein Gegenstück auf der anderen Elbseite zu überholen.
Schon im ersten Jahr seiner Tätigkeit sah Hasse die Notwendigkeit in absehbarer Zeit ein weiteres Gaswerk in Dresden anzulegen. Diesen frühen Erwägungen folgte der Beschluss auf dem linken Elbufer – zur Unterstützung des Altstädter Gaswerkes, das dem Bedarf dieser Elbseite nicht mehr gerecht werden und nicht mehr zweckmäßig erweitert werden konnte – ein neues Werk zu errichten. Bereits 1872 erwarb die Stadt Dresden für den Bau eines Gaswerkes ein 12 ha großes Grundstück in der Reicker Flur im Südosten der Stadt und an die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn angrenzend. Im Juli 1873 legte der Betriebsdirektor Hasse einen umfassenden Bericht über die Planung des neuen Gaswerkes vor, in welchem er bereits Hochrechnungen für den zu erwartenden Gasbedarf der Stadt sowie entsprechende Produktionsmengen – auch im Vergleich zu den Gaswerken der Alt- und Neustadt – aufstellte. Zu diesem Zeitpunkt war schon abzusehen, dass das Reicker Werk in seiner Leistungsfähigkeit deutlich größer angelegt werden sollte und dass wenigstens das Altstädter Gaswerk mittelfristig den Betrieb einstellen würde. Die Planungsphase zog sich bis Ende 1877 hin. In dieser Zeit wurde der Bauplan in Zusammenarbeit mit dem Stadtbaudirektor Theodor Friedrich wiederholt Korrekturen unterworfen. Ebenfalls vor Baubeginn besichtigte ein Prof. H. Grutzsch am 15. Juli 1877 die alten Gaswerke sowie das Gelände der neu zu errichtenden Gasanstalt in Reick, um in Form eines Gutachtens Beschwerden der Anwohner der Gemeinde Reick zu entkräften, das ein solches Gaswerk und insbesondere die dabei geplante Ammoniakgewinnung mitnichten zu einer erheblichen Geruchsbelästigung führen würde und dergestalt der Widerspruch gegen die Anlegung des Werkes fallengelassen werden könne. Schließlich wurde am 30. Januar 1878 ein Kostenvoranschlag für die gesamten Kosten des Bauvorhabens eingereicht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 3,9 Millionen Mark. Die Kosten konnten vollständig aus den Erträgen der anderen beiden Gaswerke gedeckt werden.
Bis zur Inbetriebnahme des Werkes am 7. März 1881 entstanden auf dem Gelände ein Ofenhaus für 48 Öfen, der Kohlenschuppen, das Kondensationsgebäude, das Dampfmaschinengebäude, das Dampfkesselhaus, das Reinigungsgebäude, ein Teleskopgasbehälter mit einem Fassungsvermögen von 29.300 m³, das Regulierungsgebäude, der Wasserturm, das Torwärterhaus sowie zwei Arbeiterwohnhäuser, ein Werkstattgebäude und ein Teil der Ammoniakfabrik und des Teerbassins. Mit der Inbetriebnahme des Reicker Gaswerkes erreichten die Dresdner Gaswerke im Jahr 1881 eine Produktionsfähigkeit von 14 Millionen m³ Gas.
Infolge stetig sinkender Gaspreise und der allmählichen Durchsetzung von Gas zu Heiz- und Kochzwecken in den 1880er Jahren stieg insbesondere der private Gasbedarf immer weiter an, so dass schon Anfang der 1890er Jahre ein weiterer Ausbau des Reicker Werkes vollzogen wurde. Die Umbaumaßnahmen waren allerdings bereits vor der Errichtung des Gaswerkes projektiert und einkalkuliert worden. 1892 wurde zudem die Errichtung einer zweiten Gasbehälterglocke geplant, die Ende Juli 1894 in Betrieb genommen wurde. Die Zahlung erfolgte in drei Raten. Neben dem Gasometer entstanden in diesem Zeitraum unter anderem neue Kondensatoren, Generatoröfen, ein Stationsgasmesser und andere technische Anlagen, es erfolgte außerdem der Ausbau des Regeneriergebäudes in Verbindung mit der Anbringung eines Lastenaufzuges, die Verlängerung des Teer- und Ammoniakwasserbassins sowie der Bau eines neuen Arbeiterwohnhauses. Unabhängig von der Errichtung des dritten Wohnhauses war 1893 außerdem ein Arbeiteraufenthaltsgebäude geplant. Man war jedoch der Überzeugung, dass ein Ausbau des Dachgiebels des Kohlenschuppens für die Anlegung einiger Aufenthaltsräume ausreichte. Bewilligt wurden für diesen Zweck im März 1895 insgesamt 11.160 M. für den eigentlichen Bau sowie für die Gasbeleuchtung, Waschvorrichtungen, Wasserleitungen und die Möblierung. Die Arbeiter und Angestellten des Gaswerkes wohnten allerdings nicht ausschließlich auf dem Gelände des Werkes, sondern verteilten sich in ganz Dresden und in den umliegenden Gemeinden. Für die Umbaumaßnahmen wurden insgesamt über 1,5 Millionen Mark bewilligt. Bis 1887 wurde das Gaswerk Reick zwar noch während der Sommermonate stillgelegt, nach den umfangreichen Erweiterungsarbeiten zwischen 1891 und 1893 erreichte es aber die größte Leistungsfähigkeit aller drei Gaswerke.
Auch die Erweiterung des Gasrohrnetzes in Dresden und in den umliegenden Gemeinden schritt immer weiter voran. Seit 1887 wurde Strehlen mit Gas versorgt. 1890 folgten Loschwitz, Blasewitz, Gruna, Seidnitz, Striesen, Räcknitz, Löbtau und Pieschen. Löbtau schied jedoch nach 1892 aus, da dort 1889 ein eigenes Gaswerk gegründet worden war. Gewissermaßen sei die Eingemeindung dieser Orte somit auf technischem Wege vorbereitet worden, wie der nicht namentlich erwähnte Autor der Jubiläumsschrift "100 Jahre Dresdner Gaswerke" im Jahre 1928 festhielt.
1891 schritt die Planung eines Elektrizitätswerkes voran, welches in seiner Verwaltung den Gaswerken zugeteilt werden sollte. Drei Jahre später erfolgte der Beschluss dieses Werk auf dem Gelände des Altstädter Gaswerkes zu errichten, welches folgerichtig 1895 den Betrieb einstellen musste. Angesichts des Gaswerkes Reick war es aber ohnehin überflüssig geworden. Das Elektrizitätswerk wurde bereits am 28. November 1895 eröffnet.
1896 erfolgte der Zusammenschluss der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsverwaltungen im neu geschaffenen "Betriebsamt der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke". Der Zusammenschluss lag nahe, da schon vorher die Gas- und Wasserwerke eng zusammenarbeiten mussten, vor allem in Hinblick auf das Verlegen der Rohrleitungen. Man sah die Notwendigkeit der Zentralisierung aller technischen Betriebe der Stadt unter der Leitung eines technisch-wissenschaftlich gebildeten Ratsmitgliedes, in Person des bisherigen Betriebsdirektors Julius Hasse. Er behielt weiterhin die Leitung über die Gaswerke, bekam aber Unterstützung durch seinen langjährigen Assistenten und Oberingenieur Carl Höffner, der bis dahin Betriebsinspektor des Neustädter Gaswerkes war. Eine Folge der Zusammenlegung der Betriebe bestand auch darin, dass Gas- und Stromerzeuger nicht miteinander konkurrieren mussten, sondern vielmehr eine zielgerichtete Partnerschaft eingehen konnten. Die Gasproduktion konzentrierte sich in den 1890er Jahren stärker in Richtung der wärmetechnischen Verwendung des Gases. Dergestalt stieg der Gasabsatz im Ganzen weiter an, obwohl Gas zu Leuchtzwecken durch die Einführung des elektrischen Lichts zurückging.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaufte Dresden kleinere Gaswerke in den Vororten auf. 1902 übernahm man die Gasversorgung Plauens mit Dölzschen und Coschütz, 1903 folgten Laubegast und Tolkewitz. Ebenfalls 1903 wurden die Vororte Löbtau und Trachau in Dresden aufgenommen und die dortigen Gaswerke vorläufig weitergeführt. Somit hatte Dresden zu diesem Zeitpunkt vier aktive Gaswerke. Den größeren Werken in Reick und in Dresden-Neustadt gelang es in der Folge, auch aufgrund der kontinuierlichen Erweiterung und Verbesserung ihrer technischen Anlagen, einen ruhigen und profitablen Geschäftsgang aufrechtzuerhalten und regelmäßig Ertrags- und Überschusssteigerungen zu verzeichnen. Spätestens 1907 wurde allerdings ein umfangreicher Ausbau des Reicker Gaswerkes notwendig, da der städtische Gasverbrauch unentwegt anstieg. 1907 belief sich die jährliche Gasabgabe auf 44 Millionen m³ Gas, die zu jeweils 21 Millionen m³ durch die Gaswerke Reick und Neustadt und zu 2 Millionen m³ durch die kleinen Werke Löbtau und Trachau gedeckt wurden. Die Erweiterungspläne für das Gaswerk Reick wurden zwischen 1907 und 1909 durch den Stadtbaurat Wahl umgesetzt, der zwischenzeitlich Hasses Posten übernommen hatte. Der Bauplan sah unter anderem vor, die Ofenanlage und andere Nebenanlagen zu erweitern, maschinelle Förderanlagen zu schaffen und einen weiteren Gasbehälter zu errichten, damit eine tägliche Gasproduktion von 160.000 m³ erreicht werden konnte. Die bestehenden 24 Öfen wurden durch Schrägretortenöfen ersetzt und 15 weitere Öfen hinzugefügt. 1909 wurde der 68 m hohe und 66 m im Durchmesser fassende 3. Gasbehälter mit einem Fassungsvermögen von 110.000 m³ aus Eisenbeton in Betrieb genommen. Entworfen wurde dieses Wahrzeichen der Dresdner Gaswerke durch den Dezernenten des Städtischen Hochbauamtes, Professor Hans Erlwein. Eine Wassergasanlage, für deren Bau 1905 256.000 Mark bewilligt worden waren, entstand bereits 1906. Für die Erweiterung des Gaswerkes wurden Anfang April 1907 insgesamt etwa 4,1 Millionen Mark bewilligt. In den Zeitraum dieses Ausbaues fiel zudem die zunehmende Elektrifizierung des Werkes, die sich in Form der Beleuchtung und in der Einführung von Schalttafeln, Motoren und Dynamos bemerkbar machte.
Nach Verhandlungen des Stadtbaurates Wahl mit der Thüringer Gasgesellschaft in Leipzig gelangte das Niedersedlitzer Gaswerk am 1. April 1913 in den Besitz der Stadt Dresden, wodurch die Gasversorgung 20 weiterer Gemeinden durch Dresden gewährleistet werden konnte.
Eine entscheidende Zäsur in der Geschichte des Reicker Gaswerkes stellte der I. Weltkrieg dar, der unmittelbar und in seinen Folgen die Verantwortlichen des Werkes mit enormen Herausforderungen konfrontierte, deren Bewältigung sich entscheidend auf die Zukunft des Werkes auswirken sollte. Kurzfristig steuerte das Werk einer Krise entgegen. Vor allem die Minderung der Leistungsfähigkeit aufgrund eines ausgeprägten Kohle- und Materialmangels wirkten sich negativ auf die Erträge des Werkes aus. Langfristig bedeutete die Anpassungsfähigkeit des Werkes jedoch den Übergang vom Klein- und Mittelbetrieb zu einem – für seine Zeit – modernen industriellen Großbetrieb.
Infolge einer Englandreise des Stadtbaurates Wahl konnte sich dieser noch vor dem Krieg von den Vorzügen einer kontinuierlichen Vergasung in neuen Vertikalöfen überzeugen, die er für die Zukunft auch im Gaswerk Reick einsetzen wollte. Mit diesen Öfen war es möglich, die Kohle innerhalb der Ofenkammer komplett zu entgasen und den im Prozess entstehenden Koks durch Wasserdampf – immer noch in der Ofenkammer – abzukühlen, so dass dieser beim Entleeren den Ofen handwarm und trocken verlassen konnte. Bei älteren Ofentypen musste der noch glühende Koks mit Wasser abgelöscht werden, wobei sich eine starke Dampf- und Staubentwicklung vollzog. Wahl betonte diesen Vorteil des kontinuierlichen Verfahrens besonders in Hinblick auf die Nähe zum Großen Garten, der eine Ofenart erforderte, die weniger Abgase produzierte. Schon 1912 ließ man auf dem Werksgelände einen Versuchsofen mit 4 Kammern errichten. Dieser wurde separat vom restlichen Betrieb des Werkes angelegt, um eine getrennte Rechnungsführung gewährleisten zu können. Der Ofen wurde infolge der angestellten Versuche beständig angepasst und umgebaut, bis die Ergebnisse zufriedenstellend ausfielen. Dabei ergab sich ein weiterer, noch viel wesentlicherer Vorteil des neuen Verfahrens: es zeichnete sich eine viel größere Leistungsfähigkeit auf gleicher Grundfläche als etwa bei den bis dahin genutzten Schrägretortenöfen ab. Nun wurde der Entschluss gefasst, das Reicker Gaswerk soweit auszubauen, dass dieses mittelfristig den gesamten Gasbedarf Dresdens decken konnte. Für dieses Vorhaben wurden weitere benachbarte Flurstücke angekauft. Der Bauplan von 1916 sah eine langfristige Lösung vor. Neben der Erweiterung der Reinigungs- und Nebenproduktenanlagen sollte ein neues Vertikalofenhaus mit 4 Ofenblöcken zu jeweils 28 Kammern errichtet werden, um die Leistungsfähigkeit des Werkes auf 500.000 m³ zu bringen und damit durch einen fortschreitenden Ausbau die anderen Gaswerke sukzessive zu ersetzen.
Die Erweiterungspläne wurden ab 1917 in die Tat umgesetzt. Noch im Jahr 1915 belief sich der gesamte Kohlenbedarf für alle Gaswerke in Dresden auf 170.000 t und 100.000 t Koksanfall, das heißt es mussten an einem Tag bis zu 800 t Kohle und 560 t Koks befördert werden. So lange sich diese Massen auf alle Werke verteilten, konnten sie noch im Handbetrieb bewältigt werden. Für ein einziges Zentralwerk war es jedoch unerlässlich eine maschinelle Förderung einzuführen. Dafür wurde eine umfangreiche Gleisanlage mit Schiebebühne und Waggonkipper geschaffen, wodurch die Kohleentladung in wenigen Minuten ergiebiger wurde als vorher in mehreren Stunden. Um den Handbetrieb vollständig zu beseitigen kam später eine Verladebrücke mit einem Drehkran und einem Greifer zum Einsatz. Gemeinsam mit der Seilhängebahn konnte so die ganze Verladearbeit beim Gaswerk Reick bewerkstelligt werden. Zum Kokstransport diente eine automatische Elektrohängebahn. Der Koks wurde aus dem Ofenhaus direkt in eine Sortieranlage befördert, wo das Material in Waggons verladen werden konnte. Insgesamt konnten durch diese Umstellung die Kosten für die Koksbeförderung und Lagerung stark reduziert werden. Darüber hinaus zog man eine Verbindungsleitung zwischen den beiden Hauptwerken, so dass das Reicker Gas auch die Gasbehälter des Neustädter Werkes erreichen konnte und dieses somit immer weiter im Betrieb eingeschränkt werden konnte. Der erste Teil der neu errichteten Anlagen, namentlich die Ferndruckleitung und der erste Vertikalofenblock konnte trotz des Krieges bereits 1918 in Betrieb genommen werden. Schon während des Krieges wurde außerdem eine Benzolfabrik errichtet, die zunächst jedoch nur ein Rohprodukt herstellte, welches in chemischen Fabriken weiterverarbeitet werden musste. Später sah man es jedoch als zweckmäßig an, auf direktem Wege ein gereinigtes Produkt zu erzeugen, das in dafür ergänzten Anlagen als Brennstoff für Kraftfahrzeuge nutzbar gemacht werden konnte. Die alte zwischenzeitlich baufällig gewordene Reinigungsanlage wurde durch eine moderne Schwefelreinigung für eine Tagesproduktion von 200.000 m³ errichtet, was etwa der vierfachen Leistung der alten Anlage entsprach.
Die Zeit unmittelbar nach 1918 brachte zunächst keine großen Veränderungen für den Betrieb der Gaswerke mit sich. Ein genereller Öl- und Petroleummangel führte jedoch zu einem starken Anstieg der Gasanschlüsse in Dresden. Der Gasabsatz hatte bereits im Jahr 1916 den Spitzenwert von 67.500.000 m³ erreicht. Trotz der Erhöhung der Wassergasproduktion auf 14-16 Millionen m³ pro Jahr stellte die hinreichende Versorgung mit Kohle ein ernsthaftes Problem dar. 1917 etwa hätten die Kohlenzufuhren kaum für einen 24-stündigen Betrieb des Werkes ausgereicht, wo sonst dafür Sorge getragen worden sei, wenigstens einen Vorrat für 1-2 Monate anzulegen. In der Folge konnte Gas nur unter Einschränkungen an die Verbraucher abgegeben werden, die sich mit strikten Sperrstunden arrangieren mussten. In besonderem Maße litt jedoch die öffentliche Beleuchtung unter dieser Notsituation. 1916 konnten noch etwa 66% der Beleuchtung vor dem Krieg aufrechterhalten werden. Bis 1918 sank dieser Anteil auf knapp 16% der Friedensbeleuchtung. Erst in den Jahren nach Kriegsende erholte sich die Situation allmählich. 1924 konnten wieder 75% der ursprünglichen Beleuchtung erreicht werden. Ein Jahr später gelang es dann, auch infolge gestiegener Bedürfnisse, die öffentliche Beleuchtung vor dem Krieg deutlich zu übersteigen. Das die Lage sich nach dem Krieg nicht noch verschlimmerte, dürfte auf die Inbetriebnahme der neuen Vertikalofenanlage im November 1918 zurückzuführen sein, wo die verfügbare Kohle weit effizienter ausgenutzt werden konnte.
Ein weiteres Problem stellte die dramatische Inflation der frühen 1920er Jahre dar, die sich für das Gaswerk vor allem in rapide steigenden Materialpreisen ausdrückte, was sich schließlich auch im Gaspreis niederschlug und letztendlich zu starken Verlusten im Betrieb führte. Allein zwischen 1915 und 1920 erhöhte sich der Gaspreis von 13 Pf. auf 1,10 M. pro m³ und stieg danach immer weiter. 1921 kostete ein m³ Gas bereits 2,20 M., Ende 1922 schon 120 M., Ende März 1923 600 M. Bis Ende 1923 stieg die Inflation ins Unermessliche. Erst nach 1923 stabilisierte sich die Währung wieder.
1922 wurde unterdessen das Vertikalofenhaus um einen zweiten Ofenblock erweitert. Um die Abwärme nutzbar zu machen, erhielten beide Ofenblöcke Abhitzedampfkessel, die die gesamte Kokskühlung und Wassergasproduktion bewerkstelligen konnten. Die Generatoren wurden nicht mehr wie bislang üblich mit selbst produziertem Koks betrieben, sondern mithilfe von angekauften Braunkohlebriketts. Der Verkauf des eigenen Kokses bei gleichzeitigem Kauf von Briketts war lukrativer, auch weil der gut zu verkaufende Braunkohleteer als Abfallprodukt entstand. Die Feuerung der Dampfkessel erfolgte ferner ausschließlich mit Koksgrus, welches somit als vollwertiges Heizmaterial wirken konnte. Vorher wurde dieses Abfallprodukt bei der Kokssortierung kaum und nur zu niedrigen Preisen verkauft. Zusätzlich wurde ein Verfahren zur Teervergasung für bis zu 8.000 m³ Teergas eingeführt. All diese Methoden der Gaserzeugung dienten dazu, den Schwankungen des Kohlenmarktes in dieser Zeit entgegenzuwirken und einen wirtschaftlichen Betrieb des Gaswerkes gewährleisten zu können.
Trotz aller Widrigkeiten wurde das Gaswerk Reick immer weiter ausgebaut und angepasst. Zwar wurde die möglichst effiziente Verwertung aller Abfallprodukte bei der Gasproduktion zu jeder Zeit in der Geschichte des Werkes verfolgt, in Anbetracht der drückenden Materialengpässe während und infolge des Krieges vollzog sich jedoch notgedrungen nochmals eine deutliche Fokussierung auf diesen Bereich. Als Neben- bzw. Abfallprodukte, die unabhängig vom Haupterzeugnis Gas im Produktionsprozess unvermeidlich anfielen, wurde Koks, Koksgrus, Teer, Benzol, Reinigungsmasse, Graphit und Ammoniak verkauft. Der Verkauf von Ammoniakwasser war unterdessen vor allem aufgrund der Transportkosten zu teuer geworden, weswegen man eine eigene Ammoniakfabrik errichtete, die vor Ort schwefelsaures Ammoniak herstellte, das in der Landwirtschaft als wichtiges Düngemittel eingesetzt wurde.
Die mehr oder weniger aus der Not geborene Anpassungsfähigkeit, die sich vornehmlich in der stetigen Weiterentwicklung der Produktionsverfahren nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausdrückte, führte schließlich dazu, dass man auch nach der Krise die neueste Technik zur Verfügung hatte. Nicht mehr eingeschränkt bei der Materialauswahl, stieg beispielsweise die Koksproduktion dramatisch an, da man auf die Produktion von Ölgas nunmehr verzichten konnte, und die Zentralgeneratoren ausschließlich mit Braunkohlebriketts betreiben konnte. Folgerichtig erhöhte sich die Produktionsfähigkeit des Werkes immer weiter, wohingegen gleichzeitig die Herstellungskosten sanken.
Zugleich vollzog sich der planmäßige Ausbau des Ferndrucknetzes. Ausgehend vom Gaswerk Neustadt wurden Verbindungsleitungen nach Löbtau und Trachau gelegt, so dass man die dortigen Gaswerke 1919 und 1922 außer Betrieb setzen konnte, da man zu der Überzeugung gelangt war, dass die kleineren Betriebe nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren. Dresden versorgte in der Folge immer mehr Gemeinden des Dresdner Umlandes mit, wodurch weitere Gaswerke ihre Tätigkeit einstellten. Betroffen waren 1922 etwa das Verbandsgaswerk Mockritz und das Gaswerk Weißig. 1923 übernahm Dresden schließlich auch die Belieferung der Gemeinden Kötzschenbroda, Radebeul, Oberlößnitz und Coswig, was wiederum das Gaswerk "Elbtal" in Kötzschenbroda außer Kraft setzte.
Die Bautätigkeiten erstreckten sich insgesamt zwischen 1917 und 1925. Das Gaswerk Reick erreichte in der Folge eine Leistungsfähigkeit von über 80 Millionen m³ Gas pro Jahr. Aber schon nach der Errichtung des zweiten neuen Vertikalofenblockes war das Reicker Werk in der Lage, die gesamte Gasversorgung Dresdens zu übernehmen. In der Konsequenz stellte das Gaswerk Neustadt 1923 den Betrieb ein. Im darauffolgenden Jahr legte auch das von Dresden angekaufte Gaswerk Niedersedlitz seine Arbeit nieder und wurde durch eine Ferndruckleitung an Reick angeschlossen. Reick dehnte daraufhin die Gasversorgung auch in diese Richtung weiter aus. Neben dem Stadtteil Cotta wurden nun auch die Vororte im Westen Dresdens, namentlich Obergorbitz, Briesnitz, Kemnitz, Stetzsch und Leutewitz sowie die Gemeinden Cossebaude, Mobschatz, Omsewitz, Gohlis, Oberwartha und Pesterwitz mit Gas versorgt. 1927 wurde ein Gasliefervertrag mit der Stadtgemeinde Radeberg geschlossen. Um 1928 wurden neben Dresden noch 30 selbstständige Gemeinden durch das Reicker Gaswerk mit Gas beliefert. Auch nach 1928 schritt der Ausbau der Ferngasversorgung weiter voran. So wurde beispielsweise im Jahr 1932 der Anschluss Heidenaus geplant.
Seit 1921 hatte sich eine neue Verwaltungsform für die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke durchgesetzt, die darauf ausgerichtet war, die Betriebe als selbstständige wirtschaftliche Unternehmen nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen. Entsprechend wurden Vorstände oder ähnliche Organe gegründet, die sich klar an die Leitung von Aktiengesellschaften anlehnten und die Geschäfte der Werke selbstständig und eigenverantwortlich führten. Im Januar 1930 erfolgte schließlich die Umwandlung der städtischen Betriebe Dresdens und der Straßenbahn in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 70 Millionen Mark.
Das Gaswerk Reick wurde auch durch die Nationalsozialisten weiterbetrieben und überstand den II. Weltkrieg unbeschadet. Zwischen 1958 und 1960 wurden die Anlagen abermals um einen neuen Scheibengasbehälter mit einer Höhe von 85 m erweitert. Dieser wirkte als Gasspeicher bei niedrigem Verbrauch, konnte also Gas automatisch in das Versorgungsnetz einspeisen, wenn der Verbrauch den Zustrom überstieg. Ebenfalls 1958 wurde das Werk über das DDR-Ferngasnetz mit dem Kraftwerk Schwarze Pumpe bei Hoyerswerda verbunden. Nach einem weiteren Ausbau des Ferngasnetzes stellte man den Betrieb in Reick im Jahr 1973 schließlich ein. In der Folge deckte Dresden nach 145-jähriger Eigenproduktion seinen Gasbedarf erstmals aus dem Verbundnetz, so dass die technischen Anlagen des Reicker Gaswerkes sukzessive abgebaut werden konnten. Zwischenzeitlich entstand auf den Fundamenten eines der ehemaligen Gasometer eine Sporthalle für das Energiekombinat Dresden. Ein weiterer Gasometer wurde für einige Zeit als Flüssigkeitstank für die Enteisungslauge des Straßenwinterdienstes genutzt. 1992 wurde der letzte verbliebene Reservegasbehälter gesprengt, als man in Dresden die Gasversorgung von Stadt- auf Erdgas umstellte. Erhalten sind heute nur noch der Erlwein-Gasometer von 1908 – der nach gescheiterten Versuchen der Unterbringung eines Zirkus, eines Sportpalastes, einer Bibliothek oder eines Musicaltheaters immer noch auf eine Nutzung wartet – und einer der beiden Zwillingsgasometer, die der Stadtbaurat Theodor Friedrich 1879/1880 errichten ließ. Hier befindet sich seit Ende 2006 das Panometer, eine Schöpfung des aus dem Iran stammenden Künstlers Yadegar Asisi, der hier ein 105 m langes und 30 m hohes historisches 360°-Panorama zeigt, welches ursprünglich einen Blick auf Dresden vom Turm der Hofkirche um 1756 zeigte.
1.02 Bestandsgeschichte und -inhalt
Aufbewahrt wurden die Unterlagen des Bestandes zum Gaswerk Reick im Firmenarchiv der Energieversorgung Sachsen Ost AG (ESAG) in Dresden. Die Akten waren zusammen mit Unterlagen weiterer Gaswerke Teil des Bestandes VEB Energiekombinat Dresden in dessen Firmenarchiv 1996 ca. 1200 lfm Registraturgut lagerten.
Der Kontakt zwischen dem Hauptstaatsarchiv Dresden und der ESAG wurde durch ein Schreiben vom 24. Januar 1996 mit dem Ziel aufgenommen, archivwürdige Unterlagen in das Hauptstaatsarchiv zu übernehmen. Zwischen Mai und Oktober 1996 fanden mehrere Besuche des Firmenarchives statt, wobei anhand vorhandener Findmittel, in Form von Karteien und Verzeichnissen sowie der Einsicht in die Akten vor Ort eine Bewertung der Unterlagen erfolgte. Am 29. Oktober 1996 wurden durch die ESAG schließlich etwa 110 lfm Archivgut sowie die entsprechenden Karteien und Verzeichnisse, welche um 1960 entstanden waren, an das Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben. Aus Kapazitätsgründen musste der Bestand, der die Bezeichnung 11595 VEB Energiekombinat Dresden erhielt, in einem Magazinsaal des Staatsarchives Leipzig eingelagert werden. Der Bestand 11595 VEB Energiekombinat Dresden gliederte sich in mehrere Teilbestände, unter anderem existierte zu jedem Gaswerk ein separates Verzeichnis. Die Unterlagen der Gaswerke lagerten zudem getrennt von den anderen Teilbeständen. Aufgrund dieser Tatsache und inhaltlicher Aspekte erfolgte mithilfe der Verzeichnisse eine Herauslösung der Gaswerksunterlagen als eigene Provenienz. Das Gaswerk Reick mit einem Umfang von 3,5 lfm erhielt die Bestandssignatur 13624.
Nach der Beendigung der Neubau- und Sanierungsarbeiten im Hauptstaatsarchiv im Jahr 2011 wurden alle Depots aufgelöst, woraufhin im Zuge des Konzentrationsprozesses auch der Bestand Gaswerk Reick in die Magazine des Hauptstaatsarchives Dresden gelangte.
Die inhaltlichen Schwerpunkte des Bestandes bilden vor allem die Bereiche der Planung und Ausführung von Bauvorhaben sowie die Anlegung und Wartung des Dresdner Gasrohrnetzes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anzumerken ist an dieser Stelle jedoch, dass sämtliche Akteneinheiten mit Bezug auf das Gasrohrnetz nicht im Abgabeverzeichnis aufgeführt wurden. Ferner wurden die Betriebsabschlüsse und Verhältnisse der Angestellten und Arbeiter des Werkes eingehender berücksichtigt. Ein deutlich kleinerer Anteil des Bestandes fokussiert sich inhaltlich auf die tatsächliche Produktion und den Materialverkehr sowie auf die Forschung und Entwicklung neuer Produktionsverfahren. Zudem enthält der Bestand zwei Akteneinheiten, die sich konkret auf das Gaswerk Dresden-Neustadt beziehen. Obwohl der Hauptteil der Überlieferung aus Sachakten besteht, in denen neben dem eigentlichen Schriftwechsel eine Vielzahl unterschiedlicher Quellengattungen (u.a. Prospekte, Skizzen und Lagepläne) angehängt wurden, befindet sich eine nicht unerhebliche Anzahl an Druckschriften und Zeichnungen im Bestand.
Die Bedeutung des Bestandes ist insgesamt als wesentlich für die Geschichte des größten Dresdner Gaswerkes einzuschätzen, da hier inhaltlich eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte der Betriebsgeschichte mit einem zeitlichen Schwerpunkt zwischen der Planung des Werkes um 1873 bis etwa 1949 umfasst werden. Die Betriebsführung im Dritten Reich ist hingegen nur oberflächlich (vor allem in Form von Betriebsabschlüssen) abgedeckt. Über die letzte Betriebsphase des Werkes in der DDR enthält der Bestand keine Informationen.
1.03 Bestandsbearbeitung
Der Bestand war bereits im Firmenarchiv der ESAG-Vorgängerfirma, des VEB Energiekombinat Dresden, gebildet und verzeichnet worden. Das dort entstandene Verzeichnis war bis zur Neubearbeitung des Bestandes das gültige Findmittel. Die einzigen im Hauptstaatsarchiv durchgeführten Arbeiten am Bestand beschränkten sich bis hierhin auf Maßnahmen der Bestandserhaltung, das heißt, die Akten wurden in säurefreie Archivkartons verpackt. Weitere vor allem inhaltliche Arbeiten am Bestand erfolgten nicht. Da die Verzeichnung des Bestandes anhand des Abgabeverzeichnisses als unzureichend eingestuft werden musste, erfolgten eine Neuerschließung sowie die Einpflege in das Archivprogramm Augias-Archiv zwischen August und September 2016 im Rahmen eines Praktikums. Aufgrund des geringen Umfanges wurde zur Gliederung der Verzeichnungseinheiten eine einstufige Klassifikation gewählt, die sich stark auf die konkrete Überlieferung bezieht. Der Umfang des Bestandes hat sich durch die Bearbeitung insgesamt um 0,1 lfm auf 3,6 lfm erhöht, da während der Verzeichnungsarbeiten entschieden wurde, einige Akteneinheiten aus dem Bestand 11605 AG Sächsische Werke (ASW) in den Bestand 13624 zu übernehmen. Gleichzeitig wurde aber auch eine Akteneinheit dem Bestand 13622 Gaswerk Kötzschenbroda zugeordnet.
1.04 Quellen und Literatur
Dietrich Exner: Exkurs: Dresden und seine Gasbehälter, in: Asisi Factory (Hrsg.): Das barocke Dresden. Ein Projekt der Asisi Factory, Leipzig 2007, S. 19-21.
(In der Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Dresden ist das Buch unter der Signatur AA 257 verfügbar.)
Hundert Jahre Dresdner Gaswerke 1828-1928 (siehe 13624 Nr. 86)
http://www.dresdner-stadtteile.de/Sudost/Reick/Gaswerk_Reick/gaswerk_reick.html, abgerufen am 12.9.2016.
1.05 Verweise auf andere Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden
11537 Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft
11595 VEB Energiekombinat Dresden
11605 Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW)
11606 AG für Kraftstoff-Anlagen (AKA)
13044 Lausitzer Elektrizitätswerk GmbH, Weißwasser
13620 Gaswerk Großschönau
13621 Gaswerk Klotzsche
13622 Gaswerk Kötzschenbroda
13623 Gaswerk Mockritz
13625 Gaswerk Zittau
13872 Gaswerk Weißwasser AG
Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig
U 172 Planarchiv Walter Bau AG, Niederlassung Dresden
Stadtarchiv Dresden
9.1.6 Betriebsamt der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, 1834 – 1930, 16,10 lfm
9.1.7 Drewag (Dresdner Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke AG), 1826 – 1985, 105 lfm
9.1.23 Technische Werke Dresden GmbH – DREWAG-Stadtwerke Dresden GmbH, 1930 – 1989, 9,80 lfm
Dietrich Exner: Exkurs: Dresden und seine Gasbehälter, in: Asisi Factory (Hrsg.): Das barocke Dresden. Ein Projekt der Asisi Factory, Leipzig 2007, S. 19-21.
(AA 257 verfügbar.)
Hundert Jahre Dresdner Gaswerke 1828-1928 (siehe 13624 Gaswerk Reick Nr. 86)
(AA 257 verfügbar.)
Hundert Jahre Dresdner Gaswerke 1828-1928 (siehe 13624 Gaswerk Reick Nr. 86)
Krankenkasse.- Betriebsinspektion.- Geschäftsberichte.- Jubiläumsschriften verschiedener Firmen.- Patente.- Bauangelegenheiten.- Dienstvorschriften.
Die Gasanstalt in Dresden-Reick war nach der Gasanstalt am Zwinger (1828-1843), der Anstalt an der Stiftstraße (1839) und der Neustädter Gasanstalt an der Kreuzung Lößnitz - und Friedensstraße (1865) die vierte Gasanstalt der Stadt Dresden. Es entstanden von 1877 bis zur Inbetriebnahme am 7. März 1881 ein Ofenhaus für 48 Öfen, ein Kohlenschuppen, ein Kondensationsgebäude, ein Dampfmaschinengebäude, ein Dampfkesselhaus, ein Reinigungsgebäude, ein Regulierungsgebäude, ein Teleskop-Behälter für 29.300 cbm, ein Wasserturm, Torwärterhaus, Werkstattgebäude, ein Teil der Ammoniakfabrik und des Teerbassins sowie zwei Arbeiterhäuser. 1896 wurden dann alle technischen Betriebe der Stadt Dresden im Betriebsamt der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke zusammengeschlossen. Der 1909 in Betrieb genommene und von Hans Erlwein entworfene dritte Gasbehälter mit 110.000 cbm und einer Höhe von 68 m ist ein Betonrundbau mit fünf kubischen Treppentürmen. 1916 wurden nach Entwürfen von Hans Poelzig weitere Werksbauten hinzugefügt. Ab 1924 war das Gaswerk Reick der einzige Produzent von Heiz- und Beleuchtungsgas in Dresden. Die Umwandlung des Städtischen Unternehmens in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 70 Millionen Mark erfolgte im Januar 1930. Die Gaserzeugung am Standort Reick endete 1973.
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