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Beständeübersicht

Bestand

13795 Nachlass Ludwig Kirsch

Datierung1910 - 1950 (1970)
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,20
Ludwig Alexander Anselm Kirsch wurde am 9. Dezember 1891 in Dresden geboren. Er besuchte von 1902 bis 1905 das katholische Progymnasium in Dresden als Voraussetzung für die Aufnahme in das Wendische Seminar St. Peter in Prag. Bis zum Abitur war er Schüler am Kleinseitner Gymnasium. Von dort wechselte er 1910 an die Katholische Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Sein Ausbildung beendete er 1913/14 am Priesterseminar Paderborn und erhielt dort 1914 die Priesterweihe. 1914 bis 1919 wirkte er als Kaplan in Leipzig-Lindenau, wo er erstmals auch mit sozialen Fragen konfrontiert wurde, einem Feld, dem in der Folgezeit sein besonderes Engagement galt. Seine nächste berufliche Station als Gemeindepriester war 1919 bis 1924 Bärenstein/Erzgebirge. Dort baute er das erste katholische Gotteshaus, die St.-Bonifatius-Kirche, mit auf. 1924 bis 1935 war Ludwig Kirsch als Priester in Reichenbach/Vogtland tätig. In diese Zeit fiel die Neugestaltung der Marienkirche, die 1927 geweiht wurde. 1935 bis zu seinem Tod 1950 wirkte er in der Gemeinde St. Joseph in Chemnitz. Im dortigen Arbeiterviertel Sonnenberg war er häufig mit sozialen Problemen befasst. Sein besonderes Augenmerk galt der Betreuung von Familien. Die Zweite Katholische Schule in Chemnitz, die sich direkt neben seiner Kirche befand, wurde trotz heftigem Widerstand Ludwig Kirschs 1938 durch das NS-Regime geschlossen. Außerdem war Ludwig Kirsch ab 1933 bis 1941 Leiter des Presse-Apostolats im Bistum Meißen. 1943 wurde er zum Erwachsenenseelsorger im Bistum und zum Bischöflichen Rat ernannt.

Ludwig Kirsch war seit seiner Versetzung 1919 nach Bärenstein für die Deutsche Zentrumspartei aktiv und 1929 bis 1933 Vorsitzender des Landesverbands Sachsen. Das Zentrum trat in Sachsen als "Partei der Sozialreform" auf und sprach besonders katholische Arbeiterkreise an. In seiner publizistischen Tätigkeit, insbesondere in der katholischen "Sächsischen Volkszeitung", bezog K. immer wieder kritisch Stellung zu aktuellen politischen Fragen und unterstützte Anfang der 1930er-Jahre den politischen Kurs seines Parteifreunds Reichskanzler Heinrich Brüning, der mittels Notverordnungen des Reichspräsidenten ein rigides Sparprogramm durchsetzte. Ludwig Kirsch führte seine kritische journalistische Tätigkeit nach 1933, auch als Presseleiter des Bistums, fort. Gegen ihn wurde am 29.08.1935 ein Schutzhaftbefehl wegen staatsfeindlichem Verhalten erlassen. Vom 6. September bis 20.Dezember 1935 musste er diese Schutzhaft im Konzentrationslager Sachsenburg verbüßen.

1945 nahm Ludwig Kirsch seine politischen Aktivitäten wieder auf und war Mitbegründer der CDU in Chemnitz. Im Oktober 1945 wurde er Kreisvorsitzender und im Oktober 1946 Stadtverordneter in Chemnitz. Ebenfalls 1946 wurde er auf dem Ersten Parteitag in den Hauptvorstand der CDU in der SBZ gewählt. Bei seiner Wiederwahl 1948 erlangte Ludwig Kirsch die höchste Stimmenzahl aller Vorstandsmitglieder. 1948 ernannten ihn die sächsischen Delegierten auf dem Dritten Landesparteitag der CDU zum stellvertretenden Landesvorsitzenden. Er übte dieses Amt bis zu seinem Tod 1950 aus. Ein Landtagsmandat strebte er jedoch nicht an. 1948 und 1949 nahm Ludwig Kirsch als Delegierter am Zweiten und Dritten Volkskongress teil und wurde jeweils in den Deutschen Volksrat gewählt. Durch die Umwandlung des Zweiten Deutschen Volksrats in die Provisorische Volkskammer der DDR am 7.10.1949 erlangte er darin ein Mandat, konnte es krankheitshalber jedoch nicht antreten. – Ludwig Kirsch gehörte in seiner Partei zu den Vertretern einer politischen Richtung, die mit dem Begriff "christlicher Sozialismus" charakterisiert wird. Die beruflichen und persönlichen Erfahrungen in Leipzig und Chemnitz trugen dazu sicher wesentlich bei. Folglich gehörte er auch zu den Befürwortern der Bodenreform und unterstützte die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien im Demokratischen Block. Damit gehörte er zur innerparteilichen Opposition gegen den CDU-Vorsitzenden Jakob Kaiser, der zusammen mit Ernst Lemmer am 20.12.1947 von der SMAD hauptsächlich wegen der Ablehnung der "Volkskongressbewegung" zum Rücktritt gezwungen wurde. Allerdings wandte sich Ludwig Kirsch gegen den Führungsanspruch der SED und trat immer wieder für freie Wahlen ein. Ludwig Kirsch gehörte zu den sozial und politisch engagierten Priestern, die sich aktiv gegen jede diktatorische Entwicklung stellten. Aus der Erfahrungswelt seiner Pfarreien und der Situation der Katholiken in Sachsen heraus gehörte er zu den bedeutenden sächsischen Christen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchten, eine demokratische Entwicklung des Landes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fördernd zu begleiten.
Persönliche Papiere.- Unterlagen zur katholischen, seelsorgerlichen und politischen Arbeit.
Ludwig Alexander Kirsch wurde am 19.12.1891 in Dresden geboren. Er studierte Theologie in Prag und Paderborn. 1914 erfolgte die Priesterweihe. Kirch arbeitete aktiv in der Deutschen Zentrumspartei mit. Von September bis Dezember 1935 war er im Konzentrationslager Sachsenburg inhaftiert. Nach 1945 begründete er die CDU in Chemnitz mit, war Kreisvorsitzender und Stadtrat. Ludwig Kirch starb am 20.01.1950 als Landesvorsitzender der CDU.
  • 2009 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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