Beständeübersicht
Bestand
13803 Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden
Datierung | 1856 - 1944 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 2,90 |
Einleitung
1. Geschichte der Firma
Die Firmengeschichte der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden mit Sitz in Plauen (bei Dresden) beginnt im Jahre 1856 mit der am 25. September abgehaltenen ersten Generalversammlung zur Gründung des über 300.000 Taler verfügenden "Aktienvereins der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden". Dazu eingeladen wurde am 9. Juli 1856 durch das provisorische Komitee, welches ebenso "Interims-Actien" an die ersten Aktionäre ausgab und andere vorbereitende Aufgaben bewältigte. Das gesetzte Ziel des Aktienvereins war die Errichtung und der Betrieb einer Brauerei im Plauenschen Grund, die untergäriges Bier nach bayrischer Art brauen sollte. Noch im selben Jahr begannen die Vorbereitungen für den Baubeginn auf dem Grundstück der Grassis-Villa im südlich von Dresden gelegenen Plauenschen Grund. Das Komitee musste unter anderem die Genehmigung des Finanzministeriums für den Bau einer sechs Ellen hohen Ufermauer an der Weißeritz einholen und sich gegen den Widerstand der brauberechtigten Bürger Dresdens durchsetzen. Beide Vorhaben gelangen und somit konnte schon im darauf folgenden Jahr der offizielle Grundstein für eine der bedeutendsten Brauereien des Königreiches Sachsen gelegt werden. Vor der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert begonnenen industriellen Erschließung des landschaftlich reizvollen Plauenschen Grundes wurde die Kraft der Weißeritz für den Antrieb von Wassermühlen und die Wiesen und Hänge für den Obst- und Weinanbau genutzt. Erst durch den Bau der Albertbahn im Jahre 1855 begann die verstärkte Ansiedlung von Industriebetrieben im Plauenschen Grund. Die Brauerei zum Felsenkeller kann demnach zu den ersten Industriebetrieben des Tals gezählt werden.
Nach einjähriger Bauzeit konnte die Brauerei im Januar des Jahres 1858 eröffnet werden. Ein besonderes Ergebnis der Bautätigkeit waren neun Bierlagerstollen, die sich jeweils etwa 66 Meter tief in den nahe gelegenen Felshang gruben und durch einen mehr als doppelt so langen Stollen miteinander verbunden wurden. Der erste Direktor der Felsenkellerbrauerei wurde Philipp Heiß. Unter der fachkundigen Führung des erfahrenen Bayern wurde vorerst bayrisches Lagerbier gebraut. Die Geschäftsberichte geben bereits für die Anfangsjahre eine außerordentlich positive wirtschaftliche Entwicklung der Brauerei wieder. Im Geschäftsjahr 1861 bis 1862 konnte trotz der Ausgaben für einen zweiten Dampfkessel und einer weiteren Malztenne ein Reingewinn von 42.572 Taler verbucht und eine Dividende in der Höhe von sechs Prozent an die Aktionäre ausgezahlt werden. Die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Dresden erfolgte am 31.07.1862 unter der Bezeichnung Brauerei zum Felsenkeller.
Bis zum Geschäftsjahr 1894/1895 steigerte sich der erzielte Reingewinn auf 625.054 Taler und die Dividende auf aktionärsfreundliche 30 Prozent%. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Erweiterungen des Betriebes durchgeführt, unter anderem ein zweites Sudhaus und eine Kühlanlage. Das Wachstum setzte sich im neu angebrochenen Jahrhundert fort. 1905 wurde die Malzfabrik Pirna AG (ehem. J. Ph. Lipps & Co.) erworben, um den stetig steigenden Bedarf von Malz auch weiterhin aus eigener Produktion bewältigen zu können. Neben den angeschobenen Investitionen im wirtschaftlichen Teil des Unternehmens setzte sich die Brauerei zum Felsenkeller auch für soziale Belange ein. Anlässlich des 25 jährigen Dienstjubiläums des Direktoriumsmitglieds und Justizrates Dr. E. Wolf wurde 1905 die "Dr. Eduard Wolf-Stiftung" gegründet. Die Zinserträge des 25.000 Mark betragenden Stiftungskapitals sollten für die Unterstützung der Hinterbliebenen verstorbener Arbeitnehmer der Brauerei genutzt werden.
Während der Kriegsjahre konnten die Brauereien nur unzureichend mit Malz und Gerste beliefert werden. Dieser Umstand führte zu Bemühungen der Brauereien, so genanntes Ersatzbier bzw. Bierersatz herzustellen. Auch die Brauerei zum Felsenkeller strebte, zwar erst um das Jahr 1920, die Einführung eines "bierähnlichen Getränkes" an. Das "Karamelin-Getränk" genannte Produkt glich in vielen Aspekten denen des Bieres. Ein wesentlicher Unterschied war, dass zur Herstellung Futterrüben statt Malz verwendet wurden. Auch das Geschmackserlebnis wich vom Gewohnten ab. Die Beamten des Reichsgesundheitsamts waren mehrheitlich folgender Meinung: "Das Getränk schmeckt nicht angenehm, so dass die meisten Versuchspersonen es ablehnen würden, es häufiger zu genießen. Namentlich stört der bittere und fremdartige Nebengeschmack […]".
Die wirtschaftlich schwierigen Jahre nach dem ersten Weltkrieg hinterließen auch in den Bilanzen der Aktiengesellschaft und den zugehörigen sechs Brauereien erkennbare Spuren. Um die aufgetretenen drängenden Fragen der Rohstoffbeschaffung und des Verhaltens in Finanzangelegenheiten, hier vor allem die Kapitalbeschaffung, erörtern zu können, wurde unter den sechs Brauereien eine Direktorensitzung einberufen. Die erste Sitzung fand am 28. Juni 1922 am Standort der Brauerei zum Felsenkeller statt. Dort diskutierten die Anwesenden unter anderem Fragen vor dem Hintergrund der Geldentwertung und vereinbarten untereinander monatlich Berichte der Brauereien auszutauschen. Die Direktorensitzungen wurden zeitweise monatlich und bis zur 46. Sitzung am 16.12.1927 einberufen. Mit dem Geschäftsjahr 1926/27 hatte der Reingewinn der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden wieder eine Höhe von mehr als 600.000 RM erreicht. In den folgenden Jahren wurde stärker in den Flaschenbiervertrieb investiert und der Brauerei-Ausschank in Dresden-Plauen zur Gaststätte ausgebaut. Eine typische Erscheinung der 20er und beginnenden 30er Jahre war die Vergabe von Darlehen an die eigene Kundschaft, das heißt an Gaststätten usw. um den Absatz aufrecht zu erhalten. Mit der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise um 1931 sanken wiederum Produktion und folglich der Reingewinn erheblich. Bis auf die Jahre 1934 und 1935, in denen beachtliche Gewinne erzielt wurden, setzten sich die Bilanzergebnisse mit nur langsam steigender Tendenz fort. Die Zahl der im Unternehmen beschäftigten Angestellten bewegte sich im Bereich zwischen 410 bis 450 Personen. Ab etwa 1938 engagierte sich das Unternehmen auffallend stark für die Betriebsangehörigen. Die Kinder der Angestellten wurden mehrmals auf Kosten des Unternehmens zur Sommerfrische in das Erzgebirge geschickt und zu Betriebsjubiläen langjähriger Mitarbeiter wurden KDF-Reisen verschenkt. Es wurden weitere Wohnungen für die Angestellten aber auch ein Luftschutzbunker in einem der Felsenkeller und von Partei und DAF genutzte Schulungsräume errichtet. Um "zur Stärkung der Wehrkraft" beizutragen, erwog die Unternehmensführung den Bau eines Kleinkaliberschießstands finanziell zu unterstützen.
Zu Beginn der 40er Jahre war das Unternehmen mit jeweils über 50 % an sechs Unternehmen der Brauereibranche beteiligt. Darunter befanden sich unter anderen die Schloß-Brauerei Chemnitz AG (Chemnitz), die Sächsische Union-Brauerei Aktiengesellschaft (Zwickau) und die Feldschlößchen-Brauerei Aktiengesellschaft zu Chemnitz Kappel. Die Eigenschaften der Kriegswirtschaft setzten aber auch dem Unternehmen zu. Es wurde Gerste und Malz kontingentiert, der Stammwürzegehalt zum Unmut der Brauerei und ihrer Kunden auf ein niedriges Niveau reglementiert und Kriegszuschläge für Voll- und Einfachbiere erhoben. Schwerwiegende Folgen für den Vertrieb des Unternehmens hatte die Übereignung von Teilen des Fuhrparks an die Wehrmacht. Erst nach langwierigen und kostspieligen Bemühungen konnte der Transport der Produkte auf den Schienenweg verlegt werden.
Im Jahr 1943 erhielt das Unternehmen im "Leistungskampf der deutschen Betriebe für die vorbildliche Sorge um die Volksgesundheit" das Leistungsabzeichen in Bronze.
Nach Kriegsende wurde das Unternehmen auf Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 124 am 13. Dezember 1945 durch das Amt für Betriebsneuordnung des Rates der Stadt Dresden beschlagnahmt. Die Unternehmensführung versuchte darauf erfolglos bei den verantwortlichen Stellen die Begründung für die Entscheidung, dass es sich bei der Brauerei zum Felsenkeller AG um einen herrenlosen Betrieb handelt, zu widerlegen. Schließlich wurde das Unternehmen auf der Grundlage des Volksentscheides in Sachsen vom 30.06.1946 in das Volkseigentum überführt.
Nach dem Ende des Dritten Reichs ging die Felsenkeller AG wie viele andere Unternehmen der SBZ den Weg der Enteignung und Überführung in das Volkseigentum. Unter dem Namen VEB Brauerei zum Felsenkeller wurde weiterhin Bier gebraut. Der Betrieb gehörte bis Anfang 1948 vorerst der Industrieverwaltung 59, später der VVB (Z) Brau- und Malzindustrie an. Im Jahr 1978 ging der Betrieb dann im VEB Getränkekombinat Dresden auf.
Das Jahr 1990 beendete die etwa 130 Jahre andauernde Brautätigkeit im Plauenschen Grund. Im Laufe ihrer Geschichte produzierte die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden untergärige Biere nach Pilsener, Münchner sowie Kulmbacher Brauart, Lagerbier, Weizenbier, alkoholfreie Getränke und Eis. Die Gebäude der stillgelegten und mittlerweile denkmalgeschützten Brauerei im Weißeritztal werden in der Gegenwart durch verschiedene Nutzer in Anspruch genommen.
2. Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte, -inhalt und -bearbeitung
Die ungeordneten Unterlagen der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden wurden am 19.02.2010 in Form einer Schenkung der Feldschlösschen AG Dresden in den Bestand des Hauptstaatsarchivs Dresden übergeben. Die Schenkung kam auf Vermittlung des Stadtmuseums Dresden zu Stande. Findmittel zu den Unterlagen waren nicht vorhanden. Weitere Unterlagen aus dem Zeitraum vor dem Jahr 1945 und insbesondere aus der Gründungszeit der Brauerei befinden sich nicht im Besitz der Feldschlösschen AG. Der Registraturbildner ist die 1856 gegründete Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden. Der fragmentarische Bestand weist Merkmale auf, die nicht dem Registraturbildner sondern wahrscheinlicher den nachfolgenden, mit der Verwahrung der Unterlagen betrauten Einrichtungen zugeschrieben werden müssen. So sind die Buchrücken mit nachträglich angebrachten Nummern und nahezu alle Buchdeckel mit dem, jedoch teilweise ungenauen, Entstehungszeitraum des Inhaltes versehen. Die vorgefundene Ordnung beginnt mit der Nummer 1 und endet bei 48, wobei die fehlenden Nummern 19, 22, 35, 38, 39 und 41 auf eine unvollständig erhaltene Überlieferung hindeuten. Die Ordnung wurde in der Hauptsache nach inhaltlichen als auch chronologischen Kriterien erstellt, zum Beispiel erhielten die Hauptbücher die Nummern 1 bis 16.
In der Überlieferung befand sich auch ein Bilanzbuch der Radeberger Exportbierbrauerei AG, welches im Bestand belassen wurde. Die Herkunft ist wohl durch die Neuordnung der sächsischen Brauereibetriebe in der DDR, insbesondere mit der Bildung des VEB Dresdner Brauereien, zu erklären.
3. Bestandsbearbeitung
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte von Christoph Poppe (Student der TU Dresden) während seines Praktikums im Hauptstaatsarchiv Dresden im Zeitraum von Februar bis März 2010. Es wurde mithilfe der Archivsoftware AUGIAS eine erweiterte Verzeichnung, jedoch aufgrund des geringen Bestandsumfanges keine Klassifizierung vorgenommen. Nach dem Bär'schen Prinzip erhielten die Archivalien einen den Inhalt beschreibenden Aktentitel, den Entstehungszeitraum und eine endgültige Archivsignatur. Die Archivsignatur spiegelt aber nicht die vorgefundene alte Nummerierung wider, welche als alte Signatur festgehalten ist. Wo es notwendig erschien bzw. der Aktentitel den Inhalt nur teilweise reflektierte (29 Akten), wurden besondere Informationen durch einen Enthält-Vermerk erfasst. Im Fall der Hauptbücher des Unternehmens wurde auf die auszugsweise Erwähnung der in den Büchern unregelmäßig festgehaltenen Konten besonderer Wert gelegt. Bei der Verzeichnung konnten nicht alle von der Firma verwendeten Abkürzungen wie z. B. "Paheio" aufgelöst werden.
In den Büchern vorgefundene lose Blätter, die in keinem erkennbaren Registraturzusammenhang zur Akte standen, wurden von der Einheit getrennt und separat erfasst. Der Nachweis über deren Herkunft erfolgt durch die Übernahme der alten Signatur.
Der Umfang des Bestandes beträgt nach der Verpackung in Archivkartons 2,90 lfm.
4. Bestandsinhalt
Die Unterlagen der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden sind ein wichtiger Bestandteil der Überlieferung zu Unternehmen der Lebens- und Genussmittelindustrie im Hauptstaatsarchiv Dresden.
Der Bestand umfasst die im Zeitraum 1856 bis 1944 entstandenen und mehrheitlich in Buchform vorhandenen Aufzeichnung der Buchhaltung des Unternehmens. Darin enthalten sind unter anderem Aussagen zu Vermögenswerten, Lohnzahlungen, vergebenen Darlehen aber auch zu erworbener Büroeinrichtung und Brauereigeräten.
5. Verweis auf andere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden (Auswahl)
11781 Aktiengesellschaft für Brauereibedarf, Dresden Nr. 2, 9, 27, 28, 52, 53, 78 - 80
10736 Ministerium des Innern, Nr. 22966 und 22967
11168 Ministerium für Wirtschaft, Nr. 73
11384 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft, Nr. 2953
11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1240 und Nachtrag Nr. 3204
6. Literatur
Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 1944. 49. Jahrgang, Band 1, Berlin 1944, S. 145 (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: F 43 b)
Dubbers, Annette (Hrsg.): Plauen. Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. Dresden 2006, S. 33-35
Starke, Holger: Dampfchocolade, Neumünchner Bier, allerfeinster Korn und der Duft des Orients. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch. Dresden 1995, S. 119-150 (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: AA 361 p)
Geschichte und Entwicklung der Brauerei zum Felsenkeller Dresden, 1955. 23 Bl. (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: AA 337 oV)
1. Geschichte der Firma
Die Firmengeschichte der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden mit Sitz in Plauen (bei Dresden) beginnt im Jahre 1856 mit der am 25. September abgehaltenen ersten Generalversammlung zur Gründung des über 300.000 Taler verfügenden "Aktienvereins der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden". Dazu eingeladen wurde am 9. Juli 1856 durch das provisorische Komitee, welches ebenso "Interims-Actien" an die ersten Aktionäre ausgab und andere vorbereitende Aufgaben bewältigte. Das gesetzte Ziel des Aktienvereins war die Errichtung und der Betrieb einer Brauerei im Plauenschen Grund, die untergäriges Bier nach bayrischer Art brauen sollte. Noch im selben Jahr begannen die Vorbereitungen für den Baubeginn auf dem Grundstück der Grassis-Villa im südlich von Dresden gelegenen Plauenschen Grund. Das Komitee musste unter anderem die Genehmigung des Finanzministeriums für den Bau einer sechs Ellen hohen Ufermauer an der Weißeritz einholen und sich gegen den Widerstand der brauberechtigten Bürger Dresdens durchsetzen. Beide Vorhaben gelangen und somit konnte schon im darauf folgenden Jahr der offizielle Grundstein für eine der bedeutendsten Brauereien des Königreiches Sachsen gelegt werden. Vor der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert begonnenen industriellen Erschließung des landschaftlich reizvollen Plauenschen Grundes wurde die Kraft der Weißeritz für den Antrieb von Wassermühlen und die Wiesen und Hänge für den Obst- und Weinanbau genutzt. Erst durch den Bau der Albertbahn im Jahre 1855 begann die verstärkte Ansiedlung von Industriebetrieben im Plauenschen Grund. Die Brauerei zum Felsenkeller kann demnach zu den ersten Industriebetrieben des Tals gezählt werden.
Nach einjähriger Bauzeit konnte die Brauerei im Januar des Jahres 1858 eröffnet werden. Ein besonderes Ergebnis der Bautätigkeit waren neun Bierlagerstollen, die sich jeweils etwa 66 Meter tief in den nahe gelegenen Felshang gruben und durch einen mehr als doppelt so langen Stollen miteinander verbunden wurden. Der erste Direktor der Felsenkellerbrauerei wurde Philipp Heiß. Unter der fachkundigen Führung des erfahrenen Bayern wurde vorerst bayrisches Lagerbier gebraut. Die Geschäftsberichte geben bereits für die Anfangsjahre eine außerordentlich positive wirtschaftliche Entwicklung der Brauerei wieder. Im Geschäftsjahr 1861 bis 1862 konnte trotz der Ausgaben für einen zweiten Dampfkessel und einer weiteren Malztenne ein Reingewinn von 42.572 Taler verbucht und eine Dividende in der Höhe von sechs Prozent an die Aktionäre ausgezahlt werden. Die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Dresden erfolgte am 31.07.1862 unter der Bezeichnung Brauerei zum Felsenkeller.
Bis zum Geschäftsjahr 1894/1895 steigerte sich der erzielte Reingewinn auf 625.054 Taler und die Dividende auf aktionärsfreundliche 30 Prozent%. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Erweiterungen des Betriebes durchgeführt, unter anderem ein zweites Sudhaus und eine Kühlanlage. Das Wachstum setzte sich im neu angebrochenen Jahrhundert fort. 1905 wurde die Malzfabrik Pirna AG (ehem. J. Ph. Lipps & Co.) erworben, um den stetig steigenden Bedarf von Malz auch weiterhin aus eigener Produktion bewältigen zu können. Neben den angeschobenen Investitionen im wirtschaftlichen Teil des Unternehmens setzte sich die Brauerei zum Felsenkeller auch für soziale Belange ein. Anlässlich des 25 jährigen Dienstjubiläums des Direktoriumsmitglieds und Justizrates Dr. E. Wolf wurde 1905 die "Dr. Eduard Wolf-Stiftung" gegründet. Die Zinserträge des 25.000 Mark betragenden Stiftungskapitals sollten für die Unterstützung der Hinterbliebenen verstorbener Arbeitnehmer der Brauerei genutzt werden.
Während der Kriegsjahre konnten die Brauereien nur unzureichend mit Malz und Gerste beliefert werden. Dieser Umstand führte zu Bemühungen der Brauereien, so genanntes Ersatzbier bzw. Bierersatz herzustellen. Auch die Brauerei zum Felsenkeller strebte, zwar erst um das Jahr 1920, die Einführung eines "bierähnlichen Getränkes" an. Das "Karamelin-Getränk" genannte Produkt glich in vielen Aspekten denen des Bieres. Ein wesentlicher Unterschied war, dass zur Herstellung Futterrüben statt Malz verwendet wurden. Auch das Geschmackserlebnis wich vom Gewohnten ab. Die Beamten des Reichsgesundheitsamts waren mehrheitlich folgender Meinung: "Das Getränk schmeckt nicht angenehm, so dass die meisten Versuchspersonen es ablehnen würden, es häufiger zu genießen. Namentlich stört der bittere und fremdartige Nebengeschmack […]".
Die wirtschaftlich schwierigen Jahre nach dem ersten Weltkrieg hinterließen auch in den Bilanzen der Aktiengesellschaft und den zugehörigen sechs Brauereien erkennbare Spuren. Um die aufgetretenen drängenden Fragen der Rohstoffbeschaffung und des Verhaltens in Finanzangelegenheiten, hier vor allem die Kapitalbeschaffung, erörtern zu können, wurde unter den sechs Brauereien eine Direktorensitzung einberufen. Die erste Sitzung fand am 28. Juni 1922 am Standort der Brauerei zum Felsenkeller statt. Dort diskutierten die Anwesenden unter anderem Fragen vor dem Hintergrund der Geldentwertung und vereinbarten untereinander monatlich Berichte der Brauereien auszutauschen. Die Direktorensitzungen wurden zeitweise monatlich und bis zur 46. Sitzung am 16.12.1927 einberufen. Mit dem Geschäftsjahr 1926/27 hatte der Reingewinn der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden wieder eine Höhe von mehr als 600.000 RM erreicht. In den folgenden Jahren wurde stärker in den Flaschenbiervertrieb investiert und der Brauerei-Ausschank in Dresden-Plauen zur Gaststätte ausgebaut. Eine typische Erscheinung der 20er und beginnenden 30er Jahre war die Vergabe von Darlehen an die eigene Kundschaft, das heißt an Gaststätten usw. um den Absatz aufrecht zu erhalten. Mit der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise um 1931 sanken wiederum Produktion und folglich der Reingewinn erheblich. Bis auf die Jahre 1934 und 1935, in denen beachtliche Gewinne erzielt wurden, setzten sich die Bilanzergebnisse mit nur langsam steigender Tendenz fort. Die Zahl der im Unternehmen beschäftigten Angestellten bewegte sich im Bereich zwischen 410 bis 450 Personen. Ab etwa 1938 engagierte sich das Unternehmen auffallend stark für die Betriebsangehörigen. Die Kinder der Angestellten wurden mehrmals auf Kosten des Unternehmens zur Sommerfrische in das Erzgebirge geschickt und zu Betriebsjubiläen langjähriger Mitarbeiter wurden KDF-Reisen verschenkt. Es wurden weitere Wohnungen für die Angestellten aber auch ein Luftschutzbunker in einem der Felsenkeller und von Partei und DAF genutzte Schulungsräume errichtet. Um "zur Stärkung der Wehrkraft" beizutragen, erwog die Unternehmensführung den Bau eines Kleinkaliberschießstands finanziell zu unterstützen.
Zu Beginn der 40er Jahre war das Unternehmen mit jeweils über 50 % an sechs Unternehmen der Brauereibranche beteiligt. Darunter befanden sich unter anderen die Schloß-Brauerei Chemnitz AG (Chemnitz), die Sächsische Union-Brauerei Aktiengesellschaft (Zwickau) und die Feldschlößchen-Brauerei Aktiengesellschaft zu Chemnitz Kappel. Die Eigenschaften der Kriegswirtschaft setzten aber auch dem Unternehmen zu. Es wurde Gerste und Malz kontingentiert, der Stammwürzegehalt zum Unmut der Brauerei und ihrer Kunden auf ein niedriges Niveau reglementiert und Kriegszuschläge für Voll- und Einfachbiere erhoben. Schwerwiegende Folgen für den Vertrieb des Unternehmens hatte die Übereignung von Teilen des Fuhrparks an die Wehrmacht. Erst nach langwierigen und kostspieligen Bemühungen konnte der Transport der Produkte auf den Schienenweg verlegt werden.
Im Jahr 1943 erhielt das Unternehmen im "Leistungskampf der deutschen Betriebe für die vorbildliche Sorge um die Volksgesundheit" das Leistungsabzeichen in Bronze.
Nach Kriegsende wurde das Unternehmen auf Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 124 am 13. Dezember 1945 durch das Amt für Betriebsneuordnung des Rates der Stadt Dresden beschlagnahmt. Die Unternehmensführung versuchte darauf erfolglos bei den verantwortlichen Stellen die Begründung für die Entscheidung, dass es sich bei der Brauerei zum Felsenkeller AG um einen herrenlosen Betrieb handelt, zu widerlegen. Schließlich wurde das Unternehmen auf der Grundlage des Volksentscheides in Sachsen vom 30.06.1946 in das Volkseigentum überführt.
Nach dem Ende des Dritten Reichs ging die Felsenkeller AG wie viele andere Unternehmen der SBZ den Weg der Enteignung und Überführung in das Volkseigentum. Unter dem Namen VEB Brauerei zum Felsenkeller wurde weiterhin Bier gebraut. Der Betrieb gehörte bis Anfang 1948 vorerst der Industrieverwaltung 59, später der VVB (Z) Brau- und Malzindustrie an. Im Jahr 1978 ging der Betrieb dann im VEB Getränkekombinat Dresden auf.
Das Jahr 1990 beendete die etwa 130 Jahre andauernde Brautätigkeit im Plauenschen Grund. Im Laufe ihrer Geschichte produzierte die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden untergärige Biere nach Pilsener, Münchner sowie Kulmbacher Brauart, Lagerbier, Weizenbier, alkoholfreie Getränke und Eis. Die Gebäude der stillgelegten und mittlerweile denkmalgeschützten Brauerei im Weißeritztal werden in der Gegenwart durch verschiedene Nutzer in Anspruch genommen.
2. Bestandsgeschichte
Bestandsgeschichte, -inhalt und -bearbeitung
Die ungeordneten Unterlagen der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden wurden am 19.02.2010 in Form einer Schenkung der Feldschlösschen AG Dresden in den Bestand des Hauptstaatsarchivs Dresden übergeben. Die Schenkung kam auf Vermittlung des Stadtmuseums Dresden zu Stande. Findmittel zu den Unterlagen waren nicht vorhanden. Weitere Unterlagen aus dem Zeitraum vor dem Jahr 1945 und insbesondere aus der Gründungszeit der Brauerei befinden sich nicht im Besitz der Feldschlösschen AG. Der Registraturbildner ist die 1856 gegründete Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden. Der fragmentarische Bestand weist Merkmale auf, die nicht dem Registraturbildner sondern wahrscheinlicher den nachfolgenden, mit der Verwahrung der Unterlagen betrauten Einrichtungen zugeschrieben werden müssen. So sind die Buchrücken mit nachträglich angebrachten Nummern und nahezu alle Buchdeckel mit dem, jedoch teilweise ungenauen, Entstehungszeitraum des Inhaltes versehen. Die vorgefundene Ordnung beginnt mit der Nummer 1 und endet bei 48, wobei die fehlenden Nummern 19, 22, 35, 38, 39 und 41 auf eine unvollständig erhaltene Überlieferung hindeuten. Die Ordnung wurde in der Hauptsache nach inhaltlichen als auch chronologischen Kriterien erstellt, zum Beispiel erhielten die Hauptbücher die Nummern 1 bis 16.
In der Überlieferung befand sich auch ein Bilanzbuch der Radeberger Exportbierbrauerei AG, welches im Bestand belassen wurde. Die Herkunft ist wohl durch die Neuordnung der sächsischen Brauereibetriebe in der DDR, insbesondere mit der Bildung des VEB Dresdner Brauereien, zu erklären.
3. Bestandsbearbeitung
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte von Christoph Poppe (Student der TU Dresden) während seines Praktikums im Hauptstaatsarchiv Dresden im Zeitraum von Februar bis März 2010. Es wurde mithilfe der Archivsoftware AUGIAS eine erweiterte Verzeichnung, jedoch aufgrund des geringen Bestandsumfanges keine Klassifizierung vorgenommen. Nach dem Bär'schen Prinzip erhielten die Archivalien einen den Inhalt beschreibenden Aktentitel, den Entstehungszeitraum und eine endgültige Archivsignatur. Die Archivsignatur spiegelt aber nicht die vorgefundene alte Nummerierung wider, welche als alte Signatur festgehalten ist. Wo es notwendig erschien bzw. der Aktentitel den Inhalt nur teilweise reflektierte (29 Akten), wurden besondere Informationen durch einen Enthält-Vermerk erfasst. Im Fall der Hauptbücher des Unternehmens wurde auf die auszugsweise Erwähnung der in den Büchern unregelmäßig festgehaltenen Konten besonderer Wert gelegt. Bei der Verzeichnung konnten nicht alle von der Firma verwendeten Abkürzungen wie z. B. "Paheio" aufgelöst werden.
In den Büchern vorgefundene lose Blätter, die in keinem erkennbaren Registraturzusammenhang zur Akte standen, wurden von der Einheit getrennt und separat erfasst. Der Nachweis über deren Herkunft erfolgt durch die Übernahme der alten Signatur.
Der Umfang des Bestandes beträgt nach der Verpackung in Archivkartons 2,90 lfm.
4. Bestandsinhalt
Die Unterlagen der Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden sind ein wichtiger Bestandteil der Überlieferung zu Unternehmen der Lebens- und Genussmittelindustrie im Hauptstaatsarchiv Dresden.
Der Bestand umfasst die im Zeitraum 1856 bis 1944 entstandenen und mehrheitlich in Buchform vorhandenen Aufzeichnung der Buchhaltung des Unternehmens. Darin enthalten sind unter anderem Aussagen zu Vermögenswerten, Lohnzahlungen, vergebenen Darlehen aber auch zu erworbener Büroeinrichtung und Brauereigeräten.
5. Verweis auf andere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden (Auswahl)
11781 Aktiengesellschaft für Brauereibedarf, Dresden Nr. 2, 9, 27, 28, 52, 53, 78 - 80
10736 Ministerium des Innern, Nr. 22966 und 22967
11168 Ministerium für Wirtschaft, Nr. 73
11384 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft, Nr. 2953
11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1240 und Nachtrag Nr. 3204
6. Literatur
Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 1944. 49. Jahrgang, Band 1, Berlin 1944, S. 145 (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: F 43 b)
Dubbers, Annette (Hrsg.): Plauen. Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. Dresden 2006, S. 33-35
Starke, Holger: Dampfchocolade, Neumünchner Bier, allerfeinster Korn und der Duft des Orients. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch. Dresden 1995, S. 119-150 (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: AA 361 p)
Geschichte und Entwicklung der Brauerei zum Felsenkeller Dresden, 1955. 23 Bl. (Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Signatur: AA 337 oV)
Hauptbücher.- Bilanzbuch.- Hauptbuch der Malzfabrik Pirna.- Bilanzbuch der Radeberger Exportbierbrauerei AG.- Tagebücher über Gläubiger und Schuldner.- Gehaltsbücher.- Wertpapiere.- Inventurbuch.- Darlehn.
Die Brauerei des "Aktienvereins der Brauerei zum Felsenkeller" wurde 1856 gegründet. Produktionsgebäude wurden dann im Plauenschen Grund in den Jahren 1857 bis 1859 errichtet. Der erste Direktor stammte aus Bayern. Das Unternehmen wuchs schnell und entwickelte sich bis 1900 zur bedeutendsten sächsischen Großbrauerei. Ende des Jahres 1905 wurde dem Unternehmen die Malzfabrik Pirna angegliedert. Für die Lagerung des Biers trieb man neun Stollen in den Fels. Die Felsenkellerbrauerei stellte untergärige Biere nach Pilsner, Münchner sowie Kulmbacher Art, Lagerbier, Weizenbier, alkoholfreie Getränke und Eis her. Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30.06.1946 wurde die Firma enteignet und in Volkseigentum überführt. Der als VEB Brauerei zum Felsenkeller firmierende Betrieb gehörte der Industrieverwaltung 59 und später der VVB Brau- und Malzindustrie Dresden an.
- 2010 | Findbuch / Datenbank
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