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Beständeübersicht

Bestand

20016 Amt Pegau

Datierung1590 - 1865
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)28,40

Geschichte der Ämterorganisation



Die Ursprünge der Ämterorganisation liegen in der Einteilung der Markgrafschaft Meißen in Vogteibezirke, die zeitgenössisch als Distrikte bzw. Pflegen bezeichnet wurden. Sie traten an die Stelle der im 10. Jh. als früheste Form der Lokalverwaltung entstandenen Burgwarde. An der Spitze des Distrikts stand der Vogt (advocatus), der als Vertreter des Landesherrn die Verwaltung ausübte und die ihm zustehenden Geld- und Naturalabgaben einzog. Erste schriftliche Zeugnisse über diese Tätigkeit lassen sich im 12./13. Jh. z. B. für Döbeln und Leipzig nachweisen.

Mit dem ausgehenden 15. Jh. wird die Bezeichnung Amt für den Vogteibezirk gebräuchlich, aus dem Vogt wird der Amtmann. Bedingung für den Eintritt in diese Funktion war adlige Herkunft. Der Amtmann war für die juristischen, militärischen und polizeilichen Verwaltungsaufgaben zuständig. Die Finanzverwaltung lag in den Händen des Schössers, einem Angestellten bürgerlicher Herkunft mit entsprechender Bildung. Er galt als Hilfskraft des Amtmanns. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jh. begann der Aufstieg des Schössers zum Leiter des Amtes. Der Amtmann wurde nunmehr als Amtshauptmann bezeichnet, besaß dadurch jedoch keine größeren Befugnisse, sondern übte lediglich die lockere Aufsicht über mehrere Ämter aus. Um 1600 hatte sich selbst diese praktische Funktion erübrigt und der adlige Amtshauptmann wurde endgültig durch den Verwaltungsfachmann aus seiner Position verdrängt und verschwand aus der Amtsverwaltung. Da der bisherige Schösser nun alle Aufgabenbereiche ausfüllte, ging im späten 17. Jh. auch die Bezeichnung Amtmann auf ihn über. Seit Mitte des 16. Jh. stand ihm ein Amtsschreiber (seit dem 18. Jh. auch als Amtsrentverwalter oder Amtsverwalter bezeichnet) zur Verfügung, der im Bereich der Finanzverwaltung tätig war. [01]

Die Tätigkeit der Ämter erstreckte sich nicht auf ein geschlossenes, einheitlich organisiertes Verwaltungsgebiet. Neben den amtssässigen Ortschaften, die landesherrliche Anweisungen durch den Amtmann erhielten und auch ihre Steuern im Amt entrichteten, gab es außerdem zahlreiche schriftsässige Orte und Rittergüter. Diese gehörten nicht in das Amt, sondern empfingen die Anordnungen des Landesherrn direkt aus dessen Kanzlei und waren so dem Einflussbereich des Amtmanns entzogen. Eine weitere Besonderheit stellten die Amtsdörfer und –städte dar, in ihnen war der Landesherr selbst der Grundherr. [02]

Den Ämtern übergeordnet waren seit der Einführung der durch Kurfürst Moritz 1547 erlassenen Kanzleiordnung die Kreishauptleute. Sie standen an der Spitze der neu gegründeten fünf Kreise (Thüringischer, Meißnischer, Kur-, Leipziger und Gebirgskreis), denen jeweils eine bestimmte Anzahl Ämter zugeordnet wurde. Seit 1764 bildeten die "Älteren" Amtshauptmannschaften die Regionalbehörde zwischen Ämtern und Kreishauptmannschaft.

Die Ämter übten grundsätzlich vier Funktionen aus: Einnahme landesherrlicher Steuern (in Geld- und Naturalleistungen), Verwaltung der landesherrlichen Grundherrschaft (z. B. Einforderung von Frondiensten für die Bewirtschaftung landesherrlicher Vorwerke), Ausübung der oberen und niederen Gerichtsbarkeit (mit Ausnahme der schriftsässigen Rittergüter bzw. Städte, die das Recht zur eigenständigen Ausübung der Gerichtsbarkeit besaßen) sowie Sicherung der Truppenversorgung und Stellung eines bestimmten Soldatenkontingents im Kriegsfall. Die letztgenannte Pflicht entfiel durch die Einrichtung eines stehenden Heeres unter August dem Starken.

Einen erheblichen territorialen Zugewinn gab es für die Amtsbezirke im 16. Jahrhundert durch die Angliederung säkularisierten Kirchenbesitzes und die Übernahme von Grundherrschaften durch den Landesherrn. Durch die 1815 auf dem Wiener Kongress gefassten Beschlüsse ging dagegen Territorium verloren. So mussten z. B. die Ämter Schkeuditz und Lützen an Preußen abgetreten werden.

Ende des 18. Jh. erfolgte in den Ämtern eine Trennung der Justiz- und Polizeiangelegenheiten von der Finanzverwaltung, sie gliederten sich in Justizamt mit dem Justizbeamten und Rentamt mit dem Rentbeamten auf. Oberste vorgesetzte Behörde blieb für beide Bereiche das Geheime Finanzkollegium.

Am 7. November 1831 erging die "Verordnung die Einrichtung der Ministerial-Departements und die darauf Bezug habenden provisorischen Vorkehrungen betreffend", die eine Unterstellung der Justizämter unter das Justizministerium festlegte, während die Rentämter in der Zuständigkeit des Finanzministeriums verblieben. [03] Durch diese Regelung wurden die Geschäftsbereiche endgültig voneinander abgegrenzt.

Infolge des Gesetzes "die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für Rechtspflege und Verwaltung betreffend" vom 11. August 1855 wurden die Justizämter aufgelöst und stellten spätestens 1856 ihre Tätigkeit ein. [04] Die Aufgaben der Justizämter übernahmen die Königlichen Bezirksgerichte und die Gerichtsämter. Die Rentämter übten ihre Tätigkeit noch bis zur Veröffentlichung der "Bekanntmachung, die Aufhebung der Rentämter, die Errichtung von Bauverwalterstellen und Forstrentämtern und die Verwaltung der Intraden betreffend" vom 21. Februar 1865 aus. Danach gingen ihre Aufgaben auf Bauverwaltereien, Bezirkssteuereinnahmen und Forstrentämter über. [05]



Geschichte des Amtes Pegau


Das Gebiet des späteren Amtes Pegau gelangte im 11. Jahrhundert in den Besitz des Wiprecht von Groitzsch. Nach dem Aussterben der männlichen Linie Groitzsch im Jahr 1135 und dem Tod der Tochter Wiprechts, Bertha, 1143 übernahmen die Wettiner die Herrschaft. Ausgenommen von ihrer Regierungsgewalt blieb das von Wiprecht gegründete und 1096 geweihte Benediktinerkloster Pegau mit seinen Besitzungen. Im Lehnbuch Markgraf Friedrichs des Strengen von 1349/50 und im Registrum von 1378 wird der "districtus Groyczs" erwähnt, nachdem schon 1219 von einem "villicus" und 1305 von einem "advocatus" die Rede war. Mit dem Amt Groitzsch ist demnach seit dem 13. Jahrhundert zu rechnen. Im 14. bzw. 15. Jahrhundert kommt die Bezeichnung "Pflege Groitzsch" in Gebrauch. Nach der Säkularisation des Klosters Pegau im Zuge der Reformation wurden dessen Besitzungen in die wettinische Landesherrschaft integriert und der Name "Amt Pegau" gebräuchlich. [06] Das Amt wurde 1662 an das Sekundogenitur-Herzogtum Sachsen-Zeitz verkauft. Nach Aussterben der sächsischen Nebenlinie 1718 fiel das Amt an Kursachsen zurück. [07]

Der Amtsbezirk grenzte in Nord- und Südwesten an das Herzogtum Sachsen, im Südosten an das Fürstentum Altenburg, ebenfalls im Südosten und Osten an das Amt Borna und im Norden und Nordosten an das Amt Leipzig. Im Amt lebten 1821 rund 13400 Menschen in 2 Städten, 60 Dörfern, 27 Rittergütern und 3 Vorwerken. [08] 1815 wurde dem Amt die Stadt Zwenkau zugeordnet. [09] Der Amtssitz befand sich in Pegau. Zeitweise wurden die Rechtsgeschäfte des Amtes Pegau vom Justizamtmann in Borna verwaltet. [10] Spätestens seit 1821 war wieder ein Justizamtmann in Pegau tätig. [11] Im Oktober 1856 wurde das Justizamt Pegau aufgelöst, seine Aufgaben übernahm das Gerichtsamt Pegau. Das Rentamt Pegau bestand dagegen in Verbindung mit dem Rentamt Leipzig bis zur Aufhebung der Rentämter 1865 weiter. Seine bisherigen Aufgaben übernahm die Bauverwalterei Leipzig.

Die schriftliche Überlieferung des Amtes setzt im vorliegenden Bestand erst 1590 ein. Die Rechnungen des Amtes sind aber bereits seit 1405 auf der Seite der zentralen Landesbehörden nachweisbar. [12] Die Überlieferung endet im vorliegenden Bestand spätestens 1865 mit der Auflösung des Rentamtes.



Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Nach Auflösung der Ämter 1856 gelangten ihre jahrhundertealten Dokumente an die Nachfolgeinstitutionen: die Gerichtsämter, Amtshauptmannschaften und Amtsgerichte. Die Abgabe der Unterlagen durch die genannten Behörden an das Hauptstaatsarchiv Dresden als Endarchiv kam seit etwa 1900 zögerlich und vermischt mit dem Archivgut der genannten Institutionen zustande. Die Akten der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften wurden im Hauptstaatsarchiv nicht von den Unterlagen der Vorgängerbehörden getrennt, sondern verblieben in Lagerungsgemeinschaften unter der Bezeichnung des entsprechenden Amtsgerichts bzw. der entsprechenden Amtshauptmannschaft.

Die Gerichtsbücher der Ämter gelangten gesondert in das Hauptstaatsarchiv. 1923 erging ein Erlass des Sächsischen Justizministeriums an die Amtsgerichte, der eine Abgabe der Gerichtsbücher an das Hauptstaatsarchiv Dresden empfahl. [13] Die Abgaben durch die Amtsgerichte erstreckten sich von 1923 bis Ende der dreißiger Jahre. Die Gerichtsbücher des Amtes Pegau wurden mit den Gerichtsbüchern aus den anderen sächsischen Amtsgerichten zu einem Bestand (12613 Gerichtsbücher) zusammengefasst.

1958 - 1966 wurden die Unterlagen der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften des Leipziger Kreises provenienzgerecht an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben. Hier wurden umfangreiche Provenienzprüfungen an den Beständen vorgenommen und die Akten der Ämter aus dem Schriftgut der Amtshauptmannschaften und Amtsgerichte herausgelöst und als autarke Bestände verzeichnet. Die bei der Erschließung entstandene Findkartei blieb damals ohne innere Ordnung, was eine effektive Benutzung erschwerte. 1980 wurde die Bearbeitung der Bestandsgruppe Ämter wieder aufgenommen, eine innere Ordnung erstellt und die Karteien in Findbücher umgesetzt.

In einem weiteren Arbeitsschritt wurden die Verzeichnungseinheiten sachlich nach einer an den durchgehenden Aufgaben und charakteristischen Archivgutkategorien der Ämter orientierten, aber auch der Auswertung entgegenkommenden Klassifikation gegliedert und gereiht. Wo es sich anbot, wurde zusätzlich nach Orten gegliedert. Die Signaturen der Verzeichnungseinheiten wurden beibehalten. Das 1981 als erstes Findbuch der Ämtergruppe fertig gestellte maschinengeschriebene Findbuch zum Bestand "Amt Pegau" umfasste die Signaturen 1 – 917. Bei der Übertragung in das Findbuch erfolgten notwendige Ergänzungen im Aktentitel sowie Neuverzeichnungen von noch nicht in den Bestand eingeordneten Akteneinheiten. Dabei wurde häufig ein und dieselbe Akte in verschiedene Sachgruppen aufgenommen, um dem Benutzer das Auffinden zu erleichtern

Zwischen 2000 und 2010 wurden weitere 33 AE (Nr. 918 – 950) provenienzgerecht in den Bestand eingeordnet und in die Datenbank Augias eingegeben. Ein Teil der im Findbuch verzeichneten Akten (Fremdprovenienzen) ist inzwischen virtuell in Beständen von Nachfolgerbehörden verzeichnet.

2012 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projektes zur Retrokonversion die Digitalisierung des Findbuches von 1981 in das Verzeichnungsprogramm Augias 8.3. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die vorliegenden Angaben wenn möglich präzisiert, dem heutigen Sprachgebrauch angepasst und bei offensichtlichen Fehlern berichtigt. Jede Akte wurde nur einer Sachgruppe der leicht überarbeiteten Klassifikation zugeordnet. Weiterhin wurden Orts- und Personennamen indiziert. Eine Überprüfung der Inhalte anhand der Akten konnte nur im Ausnahmefall, z. B. bei fehlenden Datumsangaben, vorgenommen werden. Das vorliegende Findbuch ist also nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1966 bzw. 1981 wider.

Eine – fachlich wünschenswerte – inhaltliche und tief schürfende Überarbeitung kann derzeit aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen.

Im Nachgang der Retrokonversion erfolgte die Eingabe der im Bestand 12613 des Hauptstaatsarchivs Dresden befindlichen 215 Gerichtsbücher in das Augias-Verzeichnungsprogramm. Diese waren nach Auflösung der Ämter in das 1879 gebildete Amtsgericht Pegau gelangt. Sie wurden nunmehr virtuell in den Bestand Amt Pegau eingefügt.

Außerdem wurden dem Bestand vier Gerichtsprotokollbände zur Obermühle Pegau (Nr. 584, 860 – 862) entnommen und provenienzgerecht in den neu gebildeten Bestand 20497 Obermühle Pegau eingefügt.



Überlieferungsschwerpunkte


Schwerpunkte bilden v. a. die Kauf- und Handelsbuchreihe, die Konsensbücher, Kauf– und Konsensprotokolle sowie die Lehnbücher.





Verweise auf korrespondierende Bestände


Sächsisches Staatsarchiv Leipzig:


20004 Ältere Kreishauptmannschaft des Leipziger Kreises

20005 Ältere Amtshauptmannschaften

Rittergüter des Amtsbezirkes

20103 Gerichtsamt Pegau

20497 Obermühle Pegau

20619 Stadt Pegau



Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden:


10120 Sekundogeniturherzogtum Sachsen-Zeitz




C. Rothe
1981


K. Heil
Mai 2013





[01] Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief 3, Fachschule für Archivwesen Potsdam, 1959, S. 36 f.
[02] Ebenda, S. 37 ff.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1831, S. 323 ff.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855, S. 144 ff.
[05] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1865, S. 84 ff.
[06] Bönhoff, Leo: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 38 (1917), S. 28.
[07] Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, 1819, Bd. 8, S. 152.
[08] Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, 1819, Bd. 8, S. 144 ff.
[09] Schumann, August; Schiffner, Albert, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, 1833, Bd. 18, Supl. Bd. 5, S. 445.
[10] Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, 1819, Bd. 8, S. 143.
[11] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1821, S. 204.
[12] A. Gündel, Vogtei Groitzsch und Geleitsamt Pegau von der Mitte des 14. bis Ausgang des 15. Jhs., Diss., Leipzig 1910.
[13] Groß, Reiner, Gerichtsbücher und Protokolle der sächsischen Lokalbehörden bis 1856 im Sächsischen Landeshauptarchiv Dresden. In: Archivmitteilungen, Hrsg. Staatliche Archivverwaltung der DDR, Heft 5, 1963.


Amtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lehnsangelegenheiten.- Lokalverwaltung.
Das Gebiet des späteren Amts Pegau gelangte im 12. Jahrhundert in wettinischen Besitz und wurde noch bis in das 15. Jahrhundert als "Pflege Groitzsch" bezeichnet. 1827 umfasste das Amtsgebiet zwei Städte, 60 Dörfer, 27 Rittergüter und drei Vorwerke mit 13.400 Einwohnern. Das kleine Amt Pegau lag an der Westgrenze des Leipziger Kreises und war somit nach 1815 dem preußischen Staatsgebiet direkt benachbart. 1856 gingen die Aufgaben des bis 1827 vom Justizamt Borna mitverwalteten Justizamts Pegau auf die Gerichtsämter Pegau und Zwenkau über. Das Rentamt Pegau arbeitete bis 1865 weiter, dann wurden seine Funktionen der Bauverwalterei Leipzig übertragen.
  • 2013 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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