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Beständeübersicht

Bestand

20034 Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf

Datierung1935 - 1952
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)9,57

Bestand enthält auch 98 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Zur Geschichte der Strafanstalt



Das Strafgefängnis Leipzig-Kleinmeusdorf wurde 1935 ursprünglich als "Anstalt III" der Gefangenenanstalt Leipzig eingerichtet.[01] Die damalige Anstalt I befand sich in der Moltkestr. 47, die Anstalt II in der Beethovenstr. 2b. Das Gefängnis Kleinmeusdorf befand sich in Leipzig-Dösen, Chemnitzer Straße 52. Ein Grundstücksverzeichnis weist für 1935 zwei Dienstgebäude, ein Pförtnerhaus, ein Gewächshaus, eine Kraftwagenhalle sowie ein Transformatorenhäuschen aus.[02] Die Verwaltung der Strafanstalt oblag dem sächsischen Ministerium der Justiz, die Unterstellung erfolgte 1935 unter das Reichsjustizministerium.

Die Anstalten I und II wurden ab 1937 in "Untersuchungshaftanstalten Leipzig I und II" umbenannt, das Gefängnis Kleinmeusdorf in der Folge erst als Strafgefängnis, später als Frauenstrafgefängnis Leipzig-Kleinmeusdorf bezeichnet.[03]

Nach Kriegsende 1945 und der einhergehenden Unterbringungsprobleme in verschiedenen sächsischen Gefangenenanstalten gab es verschiedene Vorstellungen über die Weiternutzung des Gefängnisses. Vom Dezember 1945 datiert der Vorschlag, in Kleinmeusdorf ein Zentralgefängnis für Frauen im in der sowjetischen Besatzungszone einzurichten.[04] Nachweislich wurden im Haus II ab September 1945 in einigen Räumen männliche und weibliche Untersuchungshäftlinge (vorwiegend aus Leipziger Untersuchungshaftanstalten) untergebracht. Die Männer wurden ab 1948 verstärkt nach Waldheim verlegt. Im Haus I fungierte nach 1945 ein "Staatliches Hilfskrankenhaus" zur Behandlung geschlechtskranker Frauen.[05] Um 1948 existierte eine Krankenabteilung bzw. ein Haftkrankenhaus Kleinmeusdorf, in dem auch Männer untergebracht waren und von dem im Bestand auch Akten überliefert sind.[06] Hierhin wurden auch zahlreiche Gefangene des Zuchthauses Waldheim bei dessen Räumung Anfang 1950 für die Waldheimer Prozesse verlegt.

Aufgrund des weitgehenden Fehlens von Verwaltungsakten sind Aussagen über die Belegung der Strafanstalt schwierig. Die ersten Gefangenen sind im Jahre 1935 nachweisbar. Anfangs waren Männer und Frauen inhaftiert, nach 1937 bis um 1945 nur noch Frauen. Das einzige im Bestand vorhandene Gefangenenbuch[07] verzeichnet zwischen April und November 1943 1.266 Einträge. Berücksichtigt man kürzere Haftzeiten und zieht man die vergebenen "Bekleidungsnummern" in Betracht, kann man von einer Belegung von ca. 1000 Inhaftierten gleichzeitig ausgehen. In Berichten an das Ministerium der Justiz in Dresden 1948 wird allerdings von einem Fassungsvermögen von ca. 600 Personen ausgegangen, das aber schon damals überschritten war.[08]

Ab 1950 ging das Gefängnis Kleinmeusdorf in die Verwaltung der Volkspolizei über. Auf dem Gelände der Strafanstalt befindet sich heute die Justizvollzugsanstalt.


Zum Bestand

Der vorliegende Bestand setzt sich bestandsgeschichtlich aus mehreren Teilen zusammen: Der erste Teil (Nr. 1 – 742) ist vor dem Jahre 1963 übernommen worden. Er enthält im Wesentlichen Gefangenenakten und wurde im Jahre 1963 durch eine Findkartei erschlossen.

Der zweite Teil wurde bis zum Jahr 2000 unter der Bezeichnung "Frauengefängnis Leipzig-Kleinmeusdorf" im Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrt und im Rahmen der Beständebereinigung innerhalb der sächsischen Archivverwaltung im Mai 2000 an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben. Dieser Teilbestand enthält neben Gefangenenakten auch einige Verwaltungsakten. Ein Findhilfsmittel zu dem Bestand existierte nicht, der Zugang zu den Gefangenenakten war lediglich durch die im HStA befindliche beständeübergreifende Häftlingskartei möglich.

Diese beiden Teilbestände wurden nach der Zusammenführung im StAL vereinigt. Auf der Grundlage der FK für den ersten Teil sowie anhand der Akten für den zweiten Teil wurde der Bestand im PC-Programm AUGIAS für Windows im Jahre 2000 verzeichnet. Der Bestand wurde anschließend in die Teile 1. Verwaltungsangelegenheiten und 2. Strafgefangene gegliedert.

Im Jahr 2013 wurden dem Bestand weitere Akten zugeordnet. Diese waren bei der Bearbeitung des Bestandes 20036 Zuchthaus Waldheim als Fremdprovenienzen aus diesem herausgelöst worden. Es handelte sich hierbei v. a. um Akten von im Zuge der Räumung des Zuchthauses Waldheim in das Haftkrankenhaus Leipzig-Kleinmeusdorf verlegten Gefangenen aus dem Zeitraum 1945 bis 1950. Für diese wurde ein neuer Gliederungspunkt 3. Haftkrankenhaus angelegt. Zudem wurden einige wenige Personalakten dem Bestand aus dieser Provenienztrennung zugefügt.

Bei der Verzeichnung wurden folgende Angaben erfasst: Name, Vorname des Gefangenen (ggf. Geburtsname), Delikt, das Geburtsdatum, ggf. das Sterbedatum, die Laufzeit der Akte; Gefangenenbuchnummer sowie bei den Akten aus dem Hauptstaatsarchiv die frühere Archivsignatur. Für die aus dem Bestand 20036 Zuchthaus Waldheim zugefügten Akten sind zudem die Vorprovenienzen und im Enthält-Vermerk weitere in den Akten benannte Gefangene enthalten.

Die aus Dresden und dem Bestand 20036 Zuchthaus Waldheim übernommenen Akten wurden in der Reihenfolge der Bearbeitung neu nummeriert.

Bei der Findbuchausgabe erfolgte die Reihung der Akten innerhalb der Klassifikationsgruppen chronologisch.


Überlieferung

Überliefert sind von den 1331 Akteneinheiten lediglich vier Akten zu Verwaltungsangelegenheiten, elf Personalakten sowie drei Gefangenenverzeichnisse. Die überwiegende Mehrheit der Akten sind Personenakten zu Strafgefangenen.

Die Überlieferung ist fragmentarisch. Auffallend ist das weitgehende Fehlen von Verwaltungsakten, die Aussagen zu Struktur, Personal, Arbeitsorganisation sowie Unterbringung und Verpflegung usw. geben würden. Leider sind die Gefangenenverzeichnisse ebenfalls nur sporadisch vorhanden. Vergleicht man die dort befindlichen Einträge mit den tatsächlich vorhandenen Gefangenenakten, wird deutlich, dass nur für einen Bruchteil der Inhaftierten Einzelakten überliefert sind.




Verweise auf korrespondierende Bestände

Staatsarchiv Leipzig


20031 Polizeipräsidium Leipzig

20035 Untersuchungshaftanstalten Leipzig

20036 Zuchthaus Waldheim

29905 Häftlingskarteien


Hauptstaatsarchiv Dresden


11018 Ministerium der Justiz

11378 Landesbehörde der Volkspolizei Sachsen

11380 Landesregierung Sachsen, Ministerium der Justiz und Hauptabteilung Justiz beim Ministerpräsidenten


Bundesarchiv


R 3001 Reichsjustizministerium



Richter, März 2001

Etzold, September 2014



[01] vgl. Leipziger Adressbuch, 1935.
[02] StA-D, 11018 Ministerium der Justiz, Nr. 1600.
[03] vgl. Leipziger Adressbücher, 1937-1940, 1949.
[04] StA-D, 11380 Landesregierung Sachsen, Ministerium der Justiz und Hauptabteilung Justiz beim Ministerpräsidenten, Nr. 1035.
[05] StA-D, 11380 Landesregierung Sachsen, Ministerium der Justiz und Hauptabteilung Justiz beim Ministerpräsidenten, Nrn. 1035 und 1321.
[06] siehe z. B. in StA-L, 20034 Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf, Nr. 419 oder 420; vgl. auch StA-D, 11380 Landesregierung Sachsen, Ministerium der Justiz und Hauptabteilung Justiz beim Ministerpräsidenten, Nr. 1035/1.
[07] StA-L, 20034 Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf, Nr. 1120.
[08] StA-D, 11018 Ministerium der Justiz, Nr. 1035.
Verwaltung.- Gefangenenakten.- Haftkrankenhaus.
Die Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf wurde 1935 als Anstalt III der Untersuchungshaftanstalten Leipzig errichtet, ab 1937 als Strafgefängnis und später als Frauengefängnis bezeichnet und genutzt. Die Gebäude dienten nach Kriegsende als Gefängnis und teilweise als Haftkrankenhaus. Die Volkspolizei übernahm das Gefängnis 1950 in ihre Verwaltung.
Weitere Angaben siehe 2.3.3.5 Haftanstalten.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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