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Beständeübersicht

Bestand

20052 Bezirkskrankenhaus Leisnig

Datierung1920 - 1952
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,50

Bestand enthält auch 75 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular



Geschichte des Bezirkskrankenhauses Leisnig


Das Leisniger Krankenhaus wurde 1921 als Kreiskrankenhaus Leisnig in den Gebäuden des ehemaligen Garnisons-Lazaretts Leisnig eröffnet. Das Krankenhaus gehörte dem Krankenkassenverband im Bezirk des Oberversicherungsamtes Leipzig in Leisnig. Es wurde gemeinsam mit dem Erholungsheim Paudritzsch geleitet, welches dem Verband ebenfalls gehörte.

Zunächst übernahm der Militärbeamte und ehemalige Lazarett-Inspektor Kurt Schubert das Amt des Verwaltungsdirektors.[01] Nachdem dieser 1935 in den Ruhestand verabschiedet wurde, trat Arthur Than seine Nachfolge an.[02] Er war jedoch die gesamte Kriegszeit zum Wehrdienst einberufen, so dass Adelich Albrecht, seit 1936 Stellvertreter des Verwaltungsdirektors, die Geschäfte führte. Als Chefärzte, die den medizinischen Bereich leiteten, sind belegt Dr. Nobe, der 1934 wegen Krankheit ausschied, danach Dr. von Teubern und Dr. Schmechel.[03] Personalakten von Chefärzten sind im Bestand nicht überliefert, so dass weitere Informationen fehlen.

Das Krankenhaus bestand aus zwei medizinischen Abteilungen: Innere Medizin sowie Chirurgie und Gynäkologie. 1934 wurde eine Entbindungsstation eingerichtet.[04] Die Landesregierung legte in der sächsischen Verordnung vom 30. Dez. 1933 zur Ausführung des Reichsgesetzes "zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" fest, dass im Kreiskrankenhaus Leisnig Zwangssterilisationen bei Männern und Frauen im Sinne dieses Gesetzes durchzuführen seien.[05]

Im Juni/Juli 1939 erhielt das Krankenhaus den Status eines Bezirkskrankenhauses, den es auch 1950 noch hatte. Für 1943 bis Mai 1945 ist eine Krankenbaracke für ausländische Zwangsarbeiter belegt, die hier behandelt wurden. Gleichzeitig arbeiteten im Krankenhaus auch einige wenige Zwangsarbeiter als Stationshilfen und Wächter für die Ausländerbaracke und auch im Bereich Garten und Viehhaltung.[06] Seit 1943 wurde dem Personalmangel dadurch begegnet, dass man Ausländer mit medizinischer Ausbildung den Krankenhäusern zum Arbeitseinsatz zuführte. Ins Krankenhaus Leisnig kamen 1943 drei holländische Medizinstudenten, die dort als Pfleger und Arzthelfer arbeiteten.[07] Im Februar 1945 schickte das Arbeitsamt Döbeln drei italienische Krankenpfleger, die bis dahin im ASW Espenhain im Kohlebergbau arbeiten mussten.[08]

Am 25. April 1945 besetzte die US-Armee Leisnig. Am 6. Mai übernahm die sowjetische Besatzungsmacht die Stadt. Der Krankenhausdirektor Than wurde von ihnen inhaftiert und als neuer Leiter am 22. Mai 1945 Otto Prautzsch eingesetzt.[09] Im Juni 1945 musste das Krankenhausgebäude zur Einquartierung geräumt werden. Das Bezirkskrankenhaus Leisnig zog mit seiner gesamten Verwaltung, der Inneren Station und einer neu eingerichteten Infektionsabteilung in Häuser des Alten- und Pflegeheimes Technitz um. Die Chirurgische Abteilung soll sich seitdem in Döbeln befunden haben, die Entbindungsstation in Hochweitzschen/Westewitz.[10]

Im September 1945 entließ der Beirat des Krankenkassenvorstands entsprechend einer Verfügung der Abwicklungsstelle der vormaligen Sächsischen Staatskanzlei vom 14. Juni 1945 elf Beamte und Angestellte, darunter Direktor Than, seinen Stellvertreter Albrecht, zwei Abteilungsleiter, Büropersonal und andere.[11]

Die Überlieferung des Bestandes endet 1951. Zu dieser Zeit hatte das Bezirkskrankenhaus Leisnig seinen Sitz immer noch in Technitz. Später kam es zurück nach Leisnig und erhielt wieder den Statut eines Kreiskrankenhauses. 1996 erfolgte der Trägerwechsel vom Landkreis Döbeln zur Helios-Kliniken GmbH.[12]



Bestandsgeschichte und –bearbeitung


Wann und woher der Bestand ins Staatsarchiv Leipzig gelangte, kann nicht mehr festgestellt werden. Er war lange Jahre unverzeichnet, aber alphabetisch gelagert.

2006 erfolgte die Verzeichnung über Augias durch Frau Kinder. 2009

erhielt der Bestand eine Gliederung und eine Einleitung und das Findbuch wurde ausgefertigt.



Überlieferungsschwerpunkte


Es sind ausschließlich Personalakten überliefert, wobei die Akten der Chefärzte fehlen.



Verweise auf korrespondierende Bestände


StA-L, 20026 Amtshauptmannschaft (AH) Döbeln



Dolores Herrmann

April 2009II



[01] In einem Schreiben des Hauptversorgungsamtes Leipzig vom Nov. 1920 heißt es, "dass auch der noch beim Lazarett befindliche Lazarett-Inspektor Schubert in das Krankenhaus zu übernehmen und das weiteres Personal beim Lazarett nicht mehr vorhanden sei.", StA-L, Bezirkskrankenhaus Leisnig, Nr. 284, Bl. 2 (Personalakte Karl Schubert, Bd. 1).
[02] Zeitungsausschnitte zur Verabschiedung von Schubert, in: Ebenda, Bl. 141.
[03] Sitzungsprotokoll des Vorstandes vom 15.12.1934 in: Ebenda, Nr. 139.
[04] Ebenda.
[05] Für die Kreishauptmannschaft Leipzig betraf das außerdem für Männer die Leipziger Krankenhäuser St. Jacob und St. Georg sowie das Bezirkskrankenhaus Zwenkau, für Frauen die Universitätsklinik Leipzig, für Männer und Frauen die Stadtkrankenhäuser Wurzen, Borna und Oschatz. In: Sächsisches Gesetzblatt 1933, S. 199.
[06] StA-L, Bezirkskrankenhaus Leipnig, Nr. 287 (Akte Szawara), Nr. 206 (Akte Martschenko) u. a.
[07] Ebenda, Nr. 301 (Akte Ultee), Nr. 177 (Akte Kortebos), Nr. 303 (Akte Verlooy).
[08] Ebenda, Nr. 243 (Akte Piccardo), Nr. 305 (Akte Volk).
[09] Ebenda, Nr. 289 (Personalakte Than), Bl. 106.
[10] Wochenbericht des Alten- und Pflegeheimes Technitz für Juni 1945 an die Amtshauptmannschaft (AH) Döbeln, in: StA-L, AH Döbeln, Nr. 58.
[11] Auszug aus der Niederschrift der Beiratssitzung vom 14.09.1945, in: StA-L, Bezirkskrankenhaus Leisnig, Nr. 289.
[12] www.helios-kliniken.de
Personalakten.
Die Eröffnung des Krankenhauses fand 1921 statt. Es hatte zunächst den Status eines Kreiskrankenhauses, 1939 bis etwa 1950/1952 eines Bezirkskrankenhauses, danach wieder den eines Kreiskrankenhauses. Das Krankenhaus gehörte zum Krankenkassenverband im Bezirk des Oberversicherungsamtes Leipzig in Leisnig. Es war nach 1933 eines der gesetzlich festgeschriebenen Krankenhäuser in der Kreishauptmannschaft Leipzig, in dem Zwangssterilisationen im Sinne des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses durchgeführt wurden.
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