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Beständeübersicht

Bestand

20069 Königliches Gericht Markranstädt

Datierung1853 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,30

Markranstädt, jahrhundertelang bekannt als letzte Raststätte vor der Messestadt an der von Frankfurt/M. über Naumburg nach Leipzig verlaufenden via regia, gehört seit 1815 zum Leipziger Kreis und war zunächst amtssässige Stadt im Kreisamt Leipzig.

Im Zuge der notwendigen Umgestaltung der Untergerichte in Sachsen Mitte des 19. Jh. wurde auch in Markranstädt ein "Königliches Gericht" gebildet. Die Eröffnung erfolgte am 19. Januar 1854. [01] Im Vorfeld hatte die Stadtgemeinde zu Markranstädt die ihr bis zu diesem Zeitpunkt zustehende Gerichtsbarkeit, einschließlich der dazugehörenden Administrativjustiz sowie der städtischen Straf- und Sicherheitspolizeipflege an den Staat abgetreten. Diese Gerichtsbarkeit wurde vom Königlichen Ministerium der Justiz dem neugebildeten Königlichen Gericht übertragen. Mit gleichem Datum erhielt dieses Gericht auch die bisher vom Kreisamt Leipzig ausgeübte Gerichtsbarkeit über die benachbarten Ortschaften Quesitz, Kulkwitz, Gärnitz, Seebenisch, Knautnaundorf, Rehbach, Albersdorf, Göhrenz, Lausen mit der Pflücker-Mark, Kleinmiltitz, Priesteblich, Frankenheim, Rückmarsdorf, Lindennaundorf, Kleindölzig und einen Anteil von Großdölzig und Markranstädt sowie die Obergerichtsbarkeit über Markranstädt. [02] Im Jahre 1855 erfolgte die Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit der Rittergüter Großdölzig und Witzschersdorf sowie 1856 die des Rittergutes Kleinzschocher an das Königliche Gericht Markranstädt.

Zum Direktor des Königlichen Gerichts wurde Kurt Alexander Hänel ernannt, der bis dahin Aktuar erster Klasse beim Justizamt Grimma war. Expedienten waren Johann Gottfried Mörbitz und Friedrich Wurzner zu Liebstadt, Gerichtsdiener und gleichzeitig Wachtmeister Julius Wilhelm Rosenhauer. [03] Zur Abgrenzung des Wirkungskreises des Stadtrates zu Markranstädt und des dortigen Königlichen Gerichtes als Ortspolizeibehörde wurde ein umfangreiches Regulativ erarbeitet. [04] Die Räumlichkeiten des Königlichen Gerichtes befanden sich im Grundstück Markt 10, das zuvor das Stadtgericht beherbergte. [05]

Das Gesetz vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung legte fest, dass die Rechtspflege - auch in erster Instanz - nur durch vom Staat bestellte Behörden auszuüben sei und die Patrimonialgerichtsbarkeit jeder Art auf den Staat übergehen sollte. [06] Ordentliche Gerichte der ersten Instanz waren die Gerichtsämter und die Bezirksgerichte. In Markranstädt wurde im Oktober 1856 ein Königliches Gerichtsamt (unter dem Bezirksgericht Leipzig) eröffnet. Gleichzeitig stellte das Königliche Gericht Markranstädt seine Tätigkeit ein.

Der nicht sehr umfangreiche Bestand Königliches Gericht Markranstädt umfasst den Zeitraum von 1835 - 1856. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut vom Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). [07]

Die Akten wurden mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows verzeichnet und stellen auch körperlich einen eigenen Bestand dar. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Signaturen. Ein Orts- und Personenregister wurde mit dem gleichen Programm erstellt.

Obwohl zahlenmäßig gering, sind doch Akten zu recht unterschiedlichen Klassifikationspunkten vorhanden. Neben Gerichts- und Grund- und Hypothekenprotokollen sind auch einige Ablösungsakten überliefert. Zusammen mit den übrigen Akten aus verschiedenen Bereichen der Gerichtsbarkeit und Lokalverwaltung ermöglicht der Bestand einen relativ guten Einblick in die Rechtspflege des Königlichen Gerichts Markranstädt in der kurzen Zeit seines Bestehens.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Markranstädt und Gerichtsamt Markranstädt zu nutzen.

Für die Bestandsgruppe Königliche Gerichte im StA-L wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [08] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint im Inhaltsverzeichnis in Klammern der Vermerk "entfällt".



[01] LZ, 22.01.1854, S. 341.
[02] Ebenda.
[03] StA-L, Stadt Markranstädt, 90, 22.12.1853.
[04] Ebenda, 06.06.1854.
[05] Vgl. G. Kluge und H. Kämmer, Markranstädt in Bildern aus vergangenen Tagen, Horb am Neckar 1997, S. 5.
[06] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[07] Vgl. Zugangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
[08] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Königliche Gerichte, 1998.

Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen.- Lokalverwaltung.
Zu Beginn des Jahres 1854 trat die Stadtgemeinde zu Markranstädt ihre Gerichtsbarkeit einschließlich der Administrativjustiz sowie der städtischen Kriminal- und Sicherheitspolizei an den Staat ab. Diese Gerichtsbarkeit wurde dem am 19. Januar 1854 eröffneten Königlichen Gericht Markranstädt übertragen. Mit gleichem Datum erhielt dieses Gericht auch die bisher vom Kreisamt Leipzig ausgeübte Obergerichtsbarkeit über Markranstädt und Gerichtsbarkeit über 16 benachbarte Ortschaften. Im Jahre 1855 erfolgte die Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit der beiden Rittergüter zu Großdölzig und des im Königreich Preußen gelegenen Ritterguts Witzschersdorf über einen Teil von Großdölzig sowie 1856 die des Ritterguts Kleinzschocher an das Königliche Gericht Markranstädt. Nachfolger war das Gerichtsamt Markranstädt.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.3 Königliche Gerichte.
  • 1999 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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