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Beständeübersicht

Bestand

20081 Königliches Bezirksgericht Mittweida

Datierung1841 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)5,10

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.


In Ausführung des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen [02] nahm in Mittweida am 2. Oktober 1856 neben dem am Vortag eröffneten Königlichen Gerichtsamt auch das Königliche Bezirksgericht Mittweida seine Tätigkeit auf. [03] Während die Gerichtsämter über die ihnen durch die Strafprozessordnung u. a. Gesetze zugewiesenen Fälle und solche der streitigen und nichtstreitigen Rechtspflege auf unterster Ebene sowie über Verwaltungsangelegenheiten entschieden, befand das Bezirksgericht in Strafsachen, die nicht in die Zuständigkeit der Gerichtsämter fielen. Außerdem hatte sich das Bezirksgericht mit den Einsprüchen gegen die Entscheidungen der Gerichtsämter zu befassen. Im Gegensatz zu den Gerichtsämtern mit Einzelrichterentscheidung war das Bezirksgericht kollegial zusammengesetzt. - Die Zuständigkeit des Königlichen Bezirksgerichts Mittweida erstreckte sich auf die Gerichtsamtsbezirke Mittweida, Burgstädt, Hainichen, Roßwein und Waldheim. Für den Gemeindebezirk der Stadt Mittweida war das Bezirksgericht zugleich das zuständige Gerichtsamt für den Bereich der Rechtspflege. Nach der Aufhebung des Bezirksgerichts Rochlitz im Jahre 1860 war das Bezirksgericht Mittweida auch für die Gerichtsamtsbezirke Rochlitz, Geringswalde, Hartha und Penig zuständig. [04] Mit Wirkung vom 1. März 1862 wurde beim Bezirksgericht Mittweida ein Handelsgericht eröffnet, das die erste Instanz für Handelssachen im gerichtsamtlichen Zuständigkeitsbereich des Bezirksgerichts darstellte. [05]

Zum Sitz des Bezirksgerichts ließen sich keine exakten Angaben finden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich die Räumlichkeiten des Bezirksgerichts Mittweida in dem bereits 1852/53 errichteten viergeschossigen Justizgebäude zwischen dem alten Rathaus und der Fronfeste am Markt befanden. Dieses Gebäude beherbergte schon das Königliche Landgericht Mittweida, ab 1856 das Gerichtsamt Mittweida und wurde ab 1879 auch von dessen Nachfolgebehörde, dem Amtsgericht Mittweida, als Amtssitz genutzt. [06]

Zum ersten Direktor des Königlichen Bezirksgerichts Mittweida wurde Georg Hermann Wirthgen berufen (Verzeichnis des Personalbestands von 1856-1879 siehe Anlage).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation wurden die nicht abgeschlossenen Verfahren und die geschlossenen Akten des Königlichen Bezirksgerichts Mittweida 1879 an das neu gegründete Amtsgericht Mittweida bzw. an das Landgericht Chemnitz abgegeben.

Der Bestand Königliches Bezirksgericht Mittweida umfasst den Zeitraum 1841-1879. Die Akten gelangten größtenteils ab 1961 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienz Amtsgericht Mittweida in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) und das Stadtarchiv Mittweida. [07]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Die Akten bilden körperlich einen eigenen Bestand. Sie wurden bei Provenienzprüfungen aus den Beständen Stadtgericht Mittweida und Amtsgericht Mittweida herausgelöst. Die Verzeichnung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Verglichen mit den anderen bezirksgerichtlichen Überlieferungen im StA-L ist die Aktenlage des Königlichen Bezirksgerichts Mittweida relativ gut. Den Schwerpunkt bilden die Testaments- und Nachlassangelegenheiten, auch Gerichtsprotokollbände aus unterschiedlichen Bereichen sind erhalten. Der Bereich Strafgerichtsbarkeit ist schwach, der Bereich Zivilgerichtsbarkeit sehr gut repräsentiert. Die unmittelbare Tätigkeit des Bezirks- und des Handelsgerichts im Bezirksgericht ist nur in relativ gerigem Umfang dokumentiert.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Mittweida (Gerichtsakten), Königliches Landgericht Mittweida, Amtsgericht Mittweida sowie die Gerichtsämter Mittweida, Burgstädt, Hainichen, Roßwein, Waldheim, Rochlitz, Geringswalde, Hartha und Penig zu nutzen.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge.



Anlage
Personalbestand des Königlichen Bezirksgerichts Mittweida

(Quelle: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857-1878)



Personal (in zeitlicher Folge)

Direktor:

- Georg Hermann Wirthgen

- Dr. Christian Emil Adolf Schilling



Gerichtsräte:

- Heinrich Moritz Ruth

- William Adolph Engel

- Gustav Wöllner

- Dr. Paul Ludwig Hübel

- Adolph von Erdmannsdorf

- Paul Clemens Grohmann

- Oswald Reinhard

- Karl Heinrich Johann von Zeschau

- Karl Rudolf Boost

- Robert Alexander Lincke

- Christian Gottlob Reichenbach

- Gustav Facilides

- Bernhard Rosenmüller

- Johannes Heinrich Hardraht

- Wolf von Loeben


Außerdem gab es noch Aktuare, Assessoren bzw. Referendare, ferner Expedienten sowie Gerichtsdiener und -boten. Zum Bezirksgericht gehörten auch die Mitglieder des Handelsgerichts und die Staatsanwaltschaft.







[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144 ff.
[03] LZ, 05.10.1856, S. 5615.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1860, Dresden, S. 153 ff.
[05] Ebenda, 1861, S. 559 ff.
[06] StA-L, AG Mittweida 557 und 558.
[07] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Gerichtsverwaltung.- Bezirksgerichtliche Untersuchungen.- Handelsgericht (nur Firmenakten).- Gerichtsamt im Bezirksgericht: Gerichtsprotokolle, Strafgerichtsbarkeit, Zivilgerichtsbarkeit, Freiwillige Gerichtsbarkeit.
Am 2. Oktober 1856 nahm das Königliche Bezirksgericht Mittweida seine Tätigkeit auf. Die Zuständigkeit dieses Gerichts erstreckte sich auf die Gerichtsamtsbezirke Mittweida, Burgstädt, Hainichen, Roßwein und Waldheim, nach Aufhebung des Königlichen Bezirksgerichts Rochlitz im Jahre 1860 auch auf die Gerichtsamtsbezirke Rochlitz, Geringswalde, Hartha und Penig. Für den Gemeindebezirk der Stadt Mittweida war das Bezirksgericht zugleich das zuständige Gerichtsamt für den Bereich der Rechtspflege. 1862 wurde beim Bezirksgericht Mittweida ein Handelsgericht eröffnet. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation gelangten die anhängigen Verfahren und die geschlossenen Akten des Bezirksgerichts 1879 an die Strafkammer des neu gegründeten Amtsgerichts Mittweida bzw. an das Landgericht Chemnitz.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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