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Beständeübersicht

Bestand

20088 Gerichtsamt Döbeln

Datierung1819 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,90

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit in der Stadt Döbeln und ihrer Umgebung dem Justizamt Leisnig, dem Stadtgericht Döbeln, mehreren Patrimonialgerichten sowie dem Gericht des Hospitals St. Georgen vor Döbeln (ab 1840: Königliches Gericht St. Georgen vor Döbeln) und dem Königlichen Gericht Döbeln. Auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen wurde am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Döbeln (unter dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz) eröffnet. [02] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Döbeln und 75 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk (Übersicht siehe Anlage 1).

Sitz des Gerichtsamtes war ein dreigeschossiger Gebäudekomplex am Obermarkt an der Kleinen Kirchgasse. Neben dem eigentlichen Gerichtsgebäude mit Seitenflügeln und einem Hof umfasste der Komplex einen Archivraum, ein Expedientenzimmer und das Dienstzimmer des Gerichtsamtmanns sowie dessen Dienstwohnung. Eine Fronfeste aus dem 17. Jh. diente als Gefängnis. [03]

Zum Gerichtsamtmann wurde Johann Heinrich Ferdinand Fleck ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Gericht Döbeln - als Direktor tätig war. (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2)

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Döbeln.

Der Bestand Gerichtsamt Döbeln umfasst rund 300 Akten, die den Zeitraum 1819 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht/Amtshauptmannschaft Döbeln und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv und der Rat des Kreises Döbeln. [04]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus verschiedenen Rittergutsbeständen sowie den Beständen Stadtgericht Döbeln und Amtsgericht Döbeln herausgelöst. Die meisten Akten aber befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Döbeln sowie Amt Mügeln, Leisnig und Nossen. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Dominant innerhalb des Bestandes sind die Verwaltungsakten, v. a. zu Kirchen- und Jagdangelegenheiten. Die in anderen Beständen oft zahlreich vorhandenen Protokollbände sind hier nur in relativ geringem Umfang vertreten. Die Überlieferung zu Straf- und Zivilgerichtsbarkeit ist ebenfalls nicht sehr umfangreich, dagegen sind Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten recht gut dokumentiert. Die übrigen Akten stammen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, so dass sich insgesamt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege, vor allem aber auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Döbeln in jener Zeit ziehen lassen.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Leisnig, Amt Mügeln, Stadt Döbeln (Stadtgericht), Königliches Gericht zu St. Georgen vor Döbeln, Königliches Gericht Döbeln, Amtshauptmannschaft Döbeln, Amtsgericht Döbeln und Bezirksschulrat Döbeln zu nutzen.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.


Anlage


Personalbestand des Gerichtsamtes Döbeln

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1870: Johann Heinrich Ferdinand Fleck (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Döbeln)

1870 - 1877: Rudolph Franz (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Sayda)

1878 - 1879: Julius Ferdinand Damm (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Meißen)


Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Carl Friedrich Eduard Schwerdfeger

- Friedrich Moritz Hempel

- Lothar Schilling

- Friedrich Edmund Richard Strauß

- Paul Julius Winckler

- Wilhelm Ludwig Karl Albert Clemm

- Magnus Wilhelm Herold

- Karl Friedrich Reiche-Eisenstuck

- Karl Eduard Ruscher

- Gustav Richard Brunst

- Gustav Edmund Geipel

- Karl Albin Hahn


Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] StA-L, GerA Döbeln 6 und 7.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.


Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Im Jahre 1856 ging aus dem Königlichen Gericht Döbeln das Gerichtsamt Döbeln hervor. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz und besaß die juristischen und Verwaltungsbefugnisse für die Stadt Döbeln und 75 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie ab 1874 noch für eine Gemeinde des aufgelösten Gerichtsamts Hartha. Eine Trennung dieser Befugnisse erfolgte durch die Neustrukturierung der Gerichtsorganisation: Ab 1874 war für Angelegenheiten der Verwaltung die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für Justizangelegenheiten ab 1879 das Amtsgericht Döbeln.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
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