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Beständeübersicht

Bestand

20091 Gerichtsamt Geringswalde

Datierung1826 - 1874
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,10

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Seit 1590 war Geringswalde eine amtsässige Stadt im Amtsbezirk Rochlitz. Die Gerichtsbarkeit für die Stadt und ihre Umgebung oblag dem Justizamt Rochlitz, der Stadtverwaltung Geringswalde sowie mehreren Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat ging aus den genannten Gerichtsstellen 1852 das Königliche Gericht Geringswalde hervor. Als Nachfolgebehörde wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Geringswalde eröffnet. [02] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. [03] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Geringswalde und 13 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk (Übersicht siehe Anlage 1).

Zum Gerichtsamtmann wurde Reinhold Körner ernannt, der vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Geyer war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1874 siehe Anlage 2).

Mit Inkrafttreten des Gesetzes vom 21. April 1873 über die Organisation der Behörden für die innere Verwaltung am 15. Okt. 1874 erledigte sich die Wirksamkeit der Gerichtsämter als Verwaltungsobrigkeiten. [04] Für die Angelegenheiten der Verwaltung im Gerichtsamtsbezirk Geringswalde war nunmehr die Amtshauptmannschaft Rochlitz zuständig. Mit gleichem Datum beendete das Gerichtsamt Geringswalde seine Tätigkeit insgesamt; die juristischen Befugnisse für die Stadt Geringswalde und acht Gemeinden (Aitzendorf, Altgeringswalde, Arras, Dittmannsdorf, Hermsdorf, Hilmsdorf, Hoiersdorf, Klostergeringswalde) gingen in vollem Umfang auf das Gerichtsamt Rochlitz über, für weitere drei Gemeinden (Holzhausen, Neuwallwitz, Schweikershain) an das Gerichtsamt Waldheim und für zwei Gemeinden (Nieder- und Obercrossen) an das Gerichtsamt Mittweida. [05]

Der Bestand Gerichtsamt Geringswalde umfasst mehr als 150 Akten, die den Zeitraum von 1826 - 1874 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1962/63 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Rochlitz, Waldheim und Mittweida, Amtshauptmannschaft Rochlitz und Döbeln sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stelle ist im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) zu nennen. [06]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der geringere Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus den Amtsgerichten Rochlitz, Waldheim und Mittweida sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Rochlitz, Amtshauptmannschaft Döbeln und Amt Rochlitz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Bei dem Bestand Gerichtsamt Geringswalde handelt es sich um eine lückenhafte Überlieferung, geschuldet vermutlich der frühzeitigen Aufhebung dieses Gerichtsamtes. Die in anderen Beständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind hier nur in geringem Umfang vertreten. Relativ gut repräsentiert zeigen sich die Bereiche Zivilgerichtsbarkeit und die Nachlassregulierungen. Die überlieferten Akten der Lokalverwaltung verteilen sich auf verschiedene Bereiche, von denen die Gemeindeangelegenheiten und die Forst- und Jagdangelegenheiten hervorgehoben werden können.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Geringswalde (Stadtgericht), Amt Rochlitz, Königliches Gericht Geringswalde, Gerichtsamt Rochlitz, Waldheim und Mittweida, Bezirksschulrat Rochlitz, Amtshauptmannschaft Rochlitz und Döbeln sowie Amtsgericht Rochlitz, Waldheim und Mittweida zu nutzen. Auch die Bestände der Rittergüter Crossen, Klostergeringswalde und Schweikershain können zur Ergänzung herangezogen werden.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Geringswalde

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1864: Reinhold Körner (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Geyer)

1865 - 1874: Ernst Gottschald (vorher Aktuar beim Gerichtsamt Waldheim)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Emil Bruno Mosch

- Louis Karl Julius Bermann

- Karl Hermann Hering

- Paul Landrock

- Karl Alfred Herrmann

- Arthur Heinrich von Zanthier



Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.




[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] StA-L, GerA Rochlitz 191.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1873, Dresden, S. 275ff.
[05] Ebenda, 1874, S. 73ff.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.


Statistik.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen.- Lokalverwaltung.
Die Zuständigkeit des 1856 aus dem Königlichen Gericht Geringswalde hervorgegangenen Gerichtsamts Geringswalde erstreckte sich auf die Stadt Geringswalde und 13 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk. Dieses Gerichtsamt war dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz untergeordnet, nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Durch die Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war ab 15. Oktober 1874 für die Angelegenheiten der Verwaltung die Amtshauptmannschaft Rochlitz zuständig. Mit gleichem Datum beendete das Gerichtsamt Geringswalde seine Tätigkeit insgesamt. Die juristischen Befugnisse für die Stadt Geringswalde und acht Gemeinden gingen in vollem Umfang auf das Gerichtsamt Rochlitz über, für weitere drei Gemeinden auf das Gerichtsamt Waldheim und für zwei Gemeinden auf das Gerichtsamt Mittweida.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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