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Beständeübersicht

Bestand

20092 Gerichtsamt Grimma

Datierung1743, 1832 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)8,60

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Bis Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Grimma dem dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Grimma sowie Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, gingen die Ober- und Erbgerichtsbarkeit der Stadt Grimma (1852) sowie die Patrimonialgerichtsbarkeit mehrerer Rittergüter (im Wesentlichen 1855/56) auf den Staat und damit an das Justizamt Grimma über. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Grimma, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [02] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Borna. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Grimma mit einigen Vorwerken, die Amtshäuser bei Grimma, 51 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie das Großbothener Forstrevier nebst Landesschulwaldung (Übersicht siehe Anlage 1). Des Weiteren wurden die juristische Befugnisse des Gerichtsamtes Brandis nach dessen Aufhebung am 30. Juni 1876 in vollem Umfang an das Gerichtsamt Grimma überwiesen. [03]

Untergebracht war das Gerichtsamt Grimma in den bereits seit 1829 vom Justizamt Grimma als Amtssitz genutzten Räumlichkeiten des Grimmaer Schlosses am linken Muldeufer. Im östlichen Hauptgebäude des Schlosses befanden sich die Wohnungen für den Gerichtsamtmann und einen Teil des Gerichtspersonals.

Zum Gerichtsamtmann wurde Julius Leopold Köderitz ernannt, der vorher Amtmann beim Justizamt Grimma war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Grimma zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Grimma.

Der Bestand Gerichtsamt Grimma umfasst über 500 Akten. Sie betreffen den Zeitraum von 1810 - 1879, wobei eine Akte - ein Verzeichnis der beim Erbamt Grimma hinterlegten Testamente - sogar bis 1743 zurückreicht. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht/Amtshauptmannschaft Grimma und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), Kreisarchiv und Kreisgericht Grimma sowie der Rat des Kreises Grimma. [04]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus verschiedenen Rittergutsbeständen sowie den Beständen Stadtgericht Grimma und Amtsgericht Grimma herausgelöst. Weitere Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Grimma, Amt Grimma und Amt Colditz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten. Dabei handelt es sich zu einem großen Teil um Protokollbände, v. a. um Grund- und Hypothekenprotokolle. Auch bei der freiwilligen Gerichtsbarkeit nehmen die Akten mit Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten einen breiten Raum ein. Auffallend ist, dass keine Akten der Strafgerichtsbarkeit überliefert sind, zur Zivilgerichtsbarkeit sind Akten vorhanden. Testaments- und Nachlassangelegenheiten sowie Ablösungen und Gemeinheitsteilungen sind relativ gut repräsentiert. Die überschaubare Aktenzahl zur Lokalverwaltung betrifft nahezu alle Bereiche auf diesem Gebiet, so dass sich insgesamt einige Rückschlüsse auf die Rechtspflege sowie auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Grimma in jener Zeit ziehen lassen.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Grimma, Stadt Grimma (Stadtgericht), Bezirksschulrat Grimma, Amtshauptmannschaft Grimma und Amtsgericht Grimma zu nutzen. Auch die Bestände der Rittergüter Döben und Pomßen sowie Stadt Nerchau und Trebsen können zur Ergänzung herangezogen werden.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Die Bandbildung entstand in der Regel neu in chronologischer Folge. Bei der Reihung der Gerichtsprotokolle erscheinen die mit allgemeingültigem Charakter für den Gerichtsamtsbezirk zuerst, gefolgt von den Protokollen für die einzelnen Orte in alphabetischer Reihenfolge.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Grimma

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1863: Julius Leopold Köderitz (vorher Amtmann beim Justizamt Grimma)

1863 - 1879: Dr. Ludwig Konstantin Osterloh (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Leisnig)



Assessoren, Aktuare bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Eduard Friedrich Pinther

- Heinrich Frenkel

- Dr. Robert Leopold Steinhäuser

- Dr. Gustav Ferdinand Kretschmar

- Friedhold Armin Kuntze

- Carl Richard von Otto

- Gottlieb Bernhard Gödel

- Dr. Moritz Julius Kölbing

- Paul Bruno Frotscher

- Friedrich Hermann Barth

- Friedrich Gustav Nierth

- Dr. Otto Alexander Anger

- Paul Hermann Eisenstuck

- Dr. Ernst Eduard Wilhelm Giese

- Karl Kunze

- Johann Friedrich Kretzschmar

- Otto Knackfuß

- Heinrich Theodor Stephani

- Max Alfred Otto Schirlitz

- Franz Eduard Henning

- Martin Theodor Hoffmann



Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] Ebenda, 1876, S. 233f. Siehe auch StA-L, GerA Grimma 336.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Wahlen.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Als Nachfolgebehörde des Justizamts Grimma nahm im Oktober 1856 das Gerichtsamt Grimma seine Tätigkeit auf. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Borna. Zuständig war es für die Stadt Grimma, 51 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und das Großbothener Forstrevier. Des Weiteren erhielt das Gerichtsamt Grimma die juristischen und Verwaltungsbefugnisse über 17 Gemeinden des Ende 1873 aufgelösten Gerichtsamts Wermsdorf sowie die juristischen Befugnisse über zwei bzw. sieben Gemeinden der 1874 aufgelösten Gerichtsämter Geringswalde und Lausick und die des Gerichtsamts Brandis nach dessen Aufhebung am 30. Juni 1876. Nach der Reorganisation der Gerichtsstrukturen gingen die Angelegenheiten der Verwaltung 1874 auf die Amtshauptmannschaft Grimma über, die der Justiz 1879 auf das Amtsgericht Grimma.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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