Beständeübersicht
Bestand
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Bis Mitte des 19. Jh. wurde die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Leisnig im Wesentlichen vom dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Leisnig sowie Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften wahrgenommen. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Gerichtsbarkeit des Stadtrats (1849), des Dingestuhls Klosterbuch (1836), der Pfarrlehen Wendishain und Gersdorf (1843 bzw. 1849) sowie von ca. 20 Rittergütern (1847 - 1856) auf den Staat und damit an das Justizamt Leisnig über. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Leisnig, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [02] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. [03] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Leisnig, 63 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Mark Poselitz sowie auf fünf Forstreviere (Übersicht siehe Anlage 1).
Bei der Eröffnung des Gerichtsamtes Leisnig war der Posten des Gerichtsamtmanns noch vakant. Erst im Jahre 1857 wurde Dr. Ludwig Konstantin Osterloh zum Direktor berufen; zuvor hatte er den gleichen Posten beim Gerichtsamt Waldheim inne (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Leisnig.
Der Bestand Gerichtsamt Leisnig umfasst rund 600 Akten, die den Zeitraum von 1795 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Leisnig, Amtshauptmannschaft Döbeln und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie Kreisarchiv, Kreisgericht und Rat des Kreises Döbeln. [04]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein großer Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei einer Provenienzprüfung aus dem Bestand Amtsgericht Leisnig herausgelöst. Die meisten Akten aber befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Döbeln, Amtshauptmannschaft Oschatz, Amt Leisnig, Amt Colditz und Amt Mutzschen. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten, bei denen es sich überwiegend um Protokollbände handelt. Gut dokumentiert sind auch Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten, während Testaments- und Nachlassangelegenheiten relativ schwach vertreten sind. Die überlieferten Akten der Gerichtsamtsverwaltung vermitteln einen guten Einblick in den Dienstbetrieb. Auf dem Gebiet der Lokalverwaltung sind nahezu alle Bereiche vertreten. Somit lassen sich insgesamt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege und auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Leisnig in jener Zeit ziehen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind die Ämter Leisnig, Colditz und Mutzschen, Stadt Leisnig (Gerichtsakten), Bezirksschulrat Döbeln, Amtshauptmannschaft Döbeln und Amtsgericht Leisnig zu nutzen.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Die Akten der Kauf- und Hypothekenprotokolle sowie der Gemeindeangelegenheiten werden alphabetisch nach den einzelnen Orten aufgeführt. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Leisnig
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857-1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856: vakant
1857 - 1863: Dr. Ludwig Konstantin Osterloh (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Waldheim)
1863 - 1879: Philipp Theodor Eißenbeiß (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Eibenstock)
Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Moritz August Heinrich Pernitzsch
- Theodor Carus
- Ernst Gustav Bernhardi
- Ernst Hermann Otto
- August Richard Kurt von Buchner
- Oskar Heinrich Oertel
- Karl Gottfried Heinrich Gaudlitz
- Paul Alfred Wiesand
- August Wilhelm Ottomar Schwarzbach
- Gottgried August Steche
- Hans George Conon von der Gabelentz
- Karl Heinrich Müller
- Paul August Zimmermann
- Paul Konrad Ranft
- Dr. Gottfried Eduard Chilian
- Albert Rudolf Atenstädt
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] StA-L, GerA Rochlitz 191.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
20098 Gerichtsamt Leisnig
Datierung | 1795 - 1879 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,80 |
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Bis Mitte des 19. Jh. wurde die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Leisnig im Wesentlichen vom dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Leisnig sowie Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften wahrgenommen. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Gerichtsbarkeit des Stadtrats (1849), des Dingestuhls Klosterbuch (1836), der Pfarrlehen Wendishain und Gersdorf (1843 bzw. 1849) sowie von ca. 20 Rittergütern (1847 - 1856) auf den Staat und damit an das Justizamt Leisnig über. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Leisnig, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [02] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. [03] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Leisnig, 63 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Mark Poselitz sowie auf fünf Forstreviere (Übersicht siehe Anlage 1).
Bei der Eröffnung des Gerichtsamtes Leisnig war der Posten des Gerichtsamtmanns noch vakant. Erst im Jahre 1857 wurde Dr. Ludwig Konstantin Osterloh zum Direktor berufen; zuvor hatte er den gleichen Posten beim Gerichtsamt Waldheim inne (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Leisnig.
Der Bestand Gerichtsamt Leisnig umfasst rund 600 Akten, die den Zeitraum von 1795 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Leisnig, Amtshauptmannschaft Döbeln und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie Kreisarchiv, Kreisgericht und Rat des Kreises Döbeln. [04]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein großer Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei einer Provenienzprüfung aus dem Bestand Amtsgericht Leisnig herausgelöst. Die meisten Akten aber befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Döbeln, Amtshauptmannschaft Oschatz, Amt Leisnig, Amt Colditz und Amt Mutzschen. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten, bei denen es sich überwiegend um Protokollbände handelt. Gut dokumentiert sind auch Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten, während Testaments- und Nachlassangelegenheiten relativ schwach vertreten sind. Die überlieferten Akten der Gerichtsamtsverwaltung vermitteln einen guten Einblick in den Dienstbetrieb. Auf dem Gebiet der Lokalverwaltung sind nahezu alle Bereiche vertreten. Somit lassen sich insgesamt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege und auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Leisnig in jener Zeit ziehen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind die Ämter Leisnig, Colditz und Mutzschen, Stadt Leisnig (Gerichtsakten), Bezirksschulrat Döbeln, Amtshauptmannschaft Döbeln und Amtsgericht Leisnig zu nutzen.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Die Akten der Kauf- und Hypothekenprotokolle sowie der Gemeindeangelegenheiten werden alphabetisch nach den einzelnen Orten aufgeführt. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Leisnig
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857-1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856: vakant
1857 - 1863: Dr. Ludwig Konstantin Osterloh (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Waldheim)
1863 - 1879: Philipp Theodor Eißenbeiß (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Eibenstock)
Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Moritz August Heinrich Pernitzsch
- Theodor Carus
- Ernst Gustav Bernhardi
- Ernst Hermann Otto
- August Richard Kurt von Buchner
- Oskar Heinrich Oertel
- Karl Gottfried Heinrich Gaudlitz
- Paul Alfred Wiesand
- August Wilhelm Ottomar Schwarzbach
- Gottgried August Steche
- Hans George Conon von der Gabelentz
- Karl Heinrich Müller
- Paul August Zimmermann
- Paul Konrad Ranft
- Dr. Gottfried Eduard Chilian
- Albert Rudolf Atenstädt
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] StA-L, GerA Rochlitz 191.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Als Nachfolgebehörde des Justizamts Leisnig wurde im Oktober 1856 das Gerichtsamt Leisnig eröffnet. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Zuständig war es für die Stadt Leisnig, 63 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Mark Poselitz und fünf Forstreviere. Hinzu kamen sieben Gemeinden des 1874 aufgelösten Gerichtsamts Hartha. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation lag die Zuständigkeit für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 bei der Amtshauptmannschaft Döbeln, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 beim Amtsgericht Leisnig.
- 2000 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5