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Beständeübersicht

Bestand

20100 Gerichtsamt Mittweida

Datierung1834 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)7,50

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Bis Mitte des 19. Jh. war Mittweida eine schriftsässige Stadt im Justizamt Rochlitz. Die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Mittweida oblag dem Stadtgericht Mittweida sowie zahlreichen Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat ging aus den genannten Gerichtsstellen am 10. Oktober 1853 das Königliche Landgericht Mittweida hervor. [02] Diesem Gericht wurden auch Teile der Justizämter Frankenberg mit Sachsenburg, Nossen und Rochlitz angegliedert. Nachfolgebehörde des Königlichen Landgerichts Mittweida war das Königliche Gerichtsamt Mittweida, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 seine Tätigkeit aufnahm. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf 31 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie über das Neusorger und das Rossauer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1). Für den Gemeindebezirk der Stadt Mittweida war das dortige Bezirksgericht zugleich das zuständige Gerichtsamt.

Seinen Sitz hatte das Gerichtsamt Mittweida in einem bereits 1852/53 errichteten viergeschossigen Neubau zwischen dem alten Rathaus und der Fronfeste am Markt. Dieses Gerichtsgebäude beherbergte schon das Königliche Landgericht Mittweida und wurde ab 1879 auch von der Nachfolgebehörde des Gerichtsamtes, dem Amtsgericht Mittweida, als Amtssitz genutzt. [04]

Zum Gerichtsamtmann wurde Johann Ehregott Clauß berufen, der vorher Gerichtsrat beim Königlichen Landgericht Mittweida war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Rochlitz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Mittweida.

Der Bestand Gerichtsamt Mittweida umfasst rund 650 Akten, die den Zeitraum von 1834 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils 1961 - 1969 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Mittweida, Amtshauptmannschaft Rochlitz und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), die Kreisarchive Rochlitz und Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz), das Stadtarchiv Mittweida und der Rat des Kreises Hainichen. [05]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus verschiedenen Rittergutsbeständen sowie aus dem Bestand Amtsgericht Mittweida herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Rochlitz, Amt Nossen und Amt Rochlitz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Justizakten. Die in anderen Gerichtsamtsbeständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind hier aber nur in geringer Zahl vertreten. Der Bereich Strafgerichtsbarkeit ist schwach, der Bereich Zivilgerichtsbarkeit gut repräsentiert. Dominant sind die Akten mit Testaments- und Nachlassangelegenheiten. Die Akten der Gerichtsamtsverwaltung geben einen anschaulichen Einblick in den allgemeinen Dienstbetrieb. Die Verzeichnungseinheiten zur Lokalverwaltung betreffen die meisten Bereiche auf diesem Gebiet, wobei man die Akten mit Gewerbe-, Gemeinde- und Jagdangelegenheiten zahlenmäßig hervorheben kann. Aufgrund der guten Aktenlage lassen sich insgesamt aussagekräftige Rückschlüsse auf die Rechtspflege sowie auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Mittweida in jener Zeit ziehen.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Mittweida (Stadtgericht), Amt Nossen, Amt Rochlitz, Königliches Landgericht Mittweida, Amtshauptmannschaft Rochlitz, Amtsgericht Mittweida und Bezirksschulrat Rochlitz zu nutzen. Auch die Bestände der Rittergüter Crossen und Ehrenberg können zur Ergänzung herangezogen werden.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Mittweida

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1879: Johann Ehregott Clauß (vorher Gerichtsrat beim Kgl. Landgericht Mittweida)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Chritian Traugott Bochmann

- Oskar Edwin Ackermann

- Dr. Bernhard Gustav Leopold Stumme

- Kurt Konstantin Seyler

- Ernst Maximilian von Metzsch

- Johannes Heinrich Hardraht

- Gustav Adolf Höfer

- Karl Theodor Clemen

- Friedrich Maximilian Schober

- Ernst Robert Härtwig

- Friedrich Ernst Wagner

- Max Ferdinand Lobeck

- Dr. Karl Christian Theodor Domsch


Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 12.10.1853, S. 5081.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] StA-L, AG Mittweida 557 und 558.
[05] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Statistik und Wahlen.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Das Gerichtsamt Mittweida ging im Oktober 1856 aus dem Königlichen Landgericht Mittweida hervor. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf 31 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, über das Neusorger und Rossauer Forstrevier sowie ab 1874 noch über zwei Gemeinden des aufgelösten Gerichtsamts Geringswalde. Darüber hinaus besaß das Gerichtsamt die Zuständigkeit für die nicht dem Stadtrat zufallenden Verwaltungsaufgaben innerhalb des Stadtgebiets. Nach der Reorganisation der Gerichtsstrukturen war für Verwaltungsangelegenheiten ab 1874 die Amtshauptmannschaft Rochlitz zuständig, für Justizangelegenheiten ab 1879 das Amtsgericht Mittweida.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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