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Beständeübersicht

Bestand

20101 Gerichtsamt Mügeln

Datierung1800 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,00

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Bis Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Mügeln im Wesentlichen dem dortigen Justizamt und dem Klosteramt Sornzig. Beide zusammen bildeten mit dem Justizamt Wurzen das Kollegiatstift Wurzen. [02] Des Weiteren existierten Patrimonialgerichte in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Gerichtsbarkeit des Domkapitels Meißen über Lüttnitz und Zschannewitz (1852), der Fleischerinnung Mügeln (1854), der Pfarrlehen Kiebitz über Kiebitz mit Pfarrsteina und Oschatz über Poppitz (1840 bzw. 1856) sowie von 13 Rittergütern in der Umgebung Mügelns (1840 - 1856) auf den Staat und damit an das Justizamt Mügeln über. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Mügeln, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Mügeln und 51 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie die wüsten Marken Beiersdorf und Ockritz (Übersicht siehe Anlage 1).

Zum Gerichtsamtmann wurde Ferdinand Knörich ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Justizamt Mügeln - als Amtmann tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Mügeln.

Der Bestand Gerichtsamt Mügeln umfasst über 200 Akten, die den Zeitraum von 1800 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Mügeln, Amtshauptmannschaft Oschatz und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stelle ist im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) zu nennen. [04]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei einer Provenienzprüfung aus dem Bestand Amtsgericht Mügeln herausgelöst. Weitere Akten befinden sich in den Beständen Amt Mügeln, Amt Leisnig und Amtshauptmannschaft Oschatz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Bei dem Bestand Gerichtsamt Mügeln handelt es sich um eine lückenhafte Überlieferung. Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten, bei denen die Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten besonders gut repräsentiert sind. Die Akten aus dem Bereich Lokalverwaltung geben einen eher bescheidenen Einblick in die Verwaltungstätigkeit; sie betreffen vor allem Bauangelegenheiten und die Feuerpolizei.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind die Ämter Mügeln und Leisnig, Bezirksschulrat Döbeln, Amtsgericht Mügeln und Amtshauptmannschaft Oschatz zu nutzen.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Mügeln

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1861: Ferdinand Knörich (vorher Amtmann beim Justizamt Mügeln)

1861 - 1867: Karl Friedrich Adolph Wieland (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Schwarzenberg)

1867 - 1876: Heinrich Wilhelm Buchner (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Schönfeld)

1877 - 1879: Karl Heinrich Oskar Klien (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Lengenfeld)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Friedrich Wilhelm Prüfer

- Johann Friedrich Ernst Feist

- Maximilian von Gerßdorf

- Oskar Edwin Ackermann

- Gustav Bruno Schwenck

- August Edmund Fuchs

- Dr. Ernst Friedrich Haupt


Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.




[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982, S. 160 ff.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144 ff.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Wahlen.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Als Nachfolgebehörde des Justizamts Mügeln nahm im Oktober 1856 das Gerichtsamt Mügeln seine Tätigkeit auf. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Zuständig war es für die Stadt Mügeln, 51 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und zwei wüste Marken. Des Weiteren erhielt das Gerichtsamt Mügeln nach der Aufhebung des Gerichtsamts Wermsdorf Ende 1873 die juristischen und Verwaltungsbefugnisse für Wermsdorf selbst sowie 15 Gemeinden in dessen Umgebung. Mit der Reorganisation der Gerichtsstrukturen gingen die Angelegenheiten der Verwaltung 1874 auf die Amtshauptmannschaft Oschatz über, die der Justiz 1879 auf das Amtsgericht Mügeln.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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