Beständeübersicht
Bestand
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Bis etwa Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Oschatz dem dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Oschatz sowie zahlreichen Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Ober- und Erbgerichtsbarkeit der Stadt Oschatz (1839) auf den Staat und damit an das am 7. Oktober 1839 eröffnete Königliche Landgericht Oschatz über. [02] In den Jahren 1839 - 1856 traten rund 30 Rittergüter in der Umgebung von Oschatz die von ihnen bis dahin ausgeübte Gerichtsbarkeit ab, die ebenso wie die des Pfarrlehens Sornzig (1840) und der Superintendentur Oschatz (1845) an das genannte Königliche Landgericht ging. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Oschatz, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf 69 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie das Reudnitzer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1). Für den Gemeindebezirk der Stadt Oschatz war das dortige Bezirksgericht zugleich das zuständige Gerichtsamt.
Über den Sitz des Gerichtsamtes konnten keine näheren Angaben gefunden werden. Vermutlich wurden die Räumlichkeiten des Königlichen Landgerichtes in dem in der Nähe der Klosterkirche in den 1840er Jahren neu errichteten Justizgebäude weiterhin genutzt.
Zum Gerichtsamtmann wurde Friedrich August Wilde berufen, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Landgericht Oschatz - als Direktor tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Oschatz.
Der Bestand Gerichtsamt Oschatz umfasst rund 290 Akten, die den Zeitraum von 1826 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht/Amtshauptmannschaft Oschatz und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv und der Rat des Kreises Oschatz. [04]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Bestand Amtsgericht Oschatz sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Oschatz sowie Amt Oschatz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Den Schwerpunkt der relativ lückenhaften Überlieferung bilden die Justizakten, insbesondere die Kauf- und Hypothekenprotokolle. Gut repräsentiert sind auch Ablösungen und Gemeinheitsteilungen. Die vorliegenden Akten der Lokalverwaltung bieten einen eher bescheidenen Einblick in die Rechtspflege sowie die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Oschatz in jener Zeit.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Oschatz, Stadt Oschatz (Stadtgericht), Königliches Landgericht Oschatz, Amtshauptmannschaft Oschatz und Amtsgericht Oachatz zu nutzen. Als Ergänzung können die Bestände der Rittergüter Borna und Dahlen herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Die Kauf- und Hypothekenprotokolle sind nach Orten alphabetisch aufgeführt. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Oschatz
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1865: Friedrich August Wilde (vorher Direktor des Kgl. Landgerichts Oschatz)
1865 - 1879: Ernst Friedrich Seyfert (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Ebersbach)
Assessoren, Aktuare bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Carl Gustav Schmieder
- Hermann Flemming
- Ludwig Theodor Hantusch
- Franz Heinrich Rudolph von Kospoth
- Alwin Theodor Klimmer
- Anton Vater
- Dr. Hermann Schill
- Friedrich August Ficker
- Arno Adalbert Pernitzsch
- Eduard Klien
- Karl Ludwig Richard Koch
- Johannes August Eichel
- Hermann Clemens Gruber
- Ernst Julius Hoffmann
- Gustav Moritz Emil Obenaus
- Dr. Hans Adolf Freiherr von Weissenbach
- Arthur Konstantin Hecht
- Erdmann Otto Fritzsche
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 11.10.1839, S. 3693.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144 ff.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
20102 Gerichtsamt Oschatz
Datierung | 1826 - 1879 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 2,20 |
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Bis etwa Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Oschatz dem dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Oschatz sowie zahlreichen Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Ober- und Erbgerichtsbarkeit der Stadt Oschatz (1839) auf den Staat und damit an das am 7. Oktober 1839 eröffnete Königliche Landgericht Oschatz über. [02] In den Jahren 1839 - 1856 traten rund 30 Rittergüter in der Umgebung von Oschatz die von ihnen bis dahin ausgeübte Gerichtsbarkeit ab, die ebenso wie die des Pfarrlehens Sornzig (1840) und der Superintendentur Oschatz (1845) an das genannte Königliche Landgericht ging. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Oschatz, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf 69 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie das Reudnitzer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1). Für den Gemeindebezirk der Stadt Oschatz war das dortige Bezirksgericht zugleich das zuständige Gerichtsamt.
Über den Sitz des Gerichtsamtes konnten keine näheren Angaben gefunden werden. Vermutlich wurden die Räumlichkeiten des Königlichen Landgerichtes in dem in der Nähe der Klosterkirche in den 1840er Jahren neu errichteten Justizgebäude weiterhin genutzt.
Zum Gerichtsamtmann wurde Friedrich August Wilde berufen, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Landgericht Oschatz - als Direktor tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Oschatz.
Der Bestand Gerichtsamt Oschatz umfasst rund 290 Akten, die den Zeitraum von 1826 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht/Amtshauptmannschaft Oschatz und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv und der Rat des Kreises Oschatz. [04]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein Teil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Bestand Amtsgericht Oschatz sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Oschatz sowie Amt Oschatz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Den Schwerpunkt der relativ lückenhaften Überlieferung bilden die Justizakten, insbesondere die Kauf- und Hypothekenprotokolle. Gut repräsentiert sind auch Ablösungen und Gemeinheitsteilungen. Die vorliegenden Akten der Lokalverwaltung bieten einen eher bescheidenen Einblick in die Rechtspflege sowie die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Oschatz in jener Zeit.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Oschatz, Stadt Oschatz (Stadtgericht), Königliches Landgericht Oschatz, Amtshauptmannschaft Oschatz und Amtsgericht Oachatz zu nutzen. Als Ergänzung können die Bestände der Rittergüter Borna und Dahlen herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Die Kauf- und Hypothekenprotokolle sind nach Orten alphabetisch aufgeführt. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Oschatz
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1865: Friedrich August Wilde (vorher Direktor des Kgl. Landgerichts Oschatz)
1865 - 1879: Ernst Friedrich Seyfert (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Ebersbach)
Assessoren, Aktuare bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Carl Gustav Schmieder
- Hermann Flemming
- Ludwig Theodor Hantusch
- Franz Heinrich Rudolph von Kospoth
- Alwin Theodor Klimmer
- Anton Vater
- Dr. Hermann Schill
- Friedrich August Ficker
- Arno Adalbert Pernitzsch
- Eduard Klien
- Karl Ludwig Richard Koch
- Johannes August Eichel
- Hermann Clemens Gruber
- Ernst Julius Hoffmann
- Gustav Moritz Emil Obenaus
- Dr. Hans Adolf Freiherr von Weissenbach
- Arthur Konstantin Hecht
- Erdmann Otto Fritzsche
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 11.10.1839, S. 3693.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144 ff.
[04] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Aus dem Königlichen Landgericht Oschatz entstand im Oktober 1856 das Gerichtsamt Oschatz. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. In seine Zuständigkeit gehörten 69 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und das Reudnitzer Forstrevier. Darüber hinaus besaß das Gerichtsamt die Zuständigkeit für die nicht dem Stadtrat zufallenden Verwaltungsaufgaben innerhalb des Stadtgebiets. Außerdem erhielt das Gerichtsamt Oschatz von dem Ende 1873 aufgelösten Gerichtsamt Wermsdorf die Gerichtsbarkeit über Collm und die Albersdorfer Mark. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Oschatz.
- 2000 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5