Beständeübersicht
Bestand
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Seit 1544 war Roßwein eine amtssässige Stadt im Amtsbezirk Nossen. Die Gerichtsbarkeit für die Stadt und ihre Umgebung oblag dem Justizamt Nossen, dem Stadtgericht Roßwein sowie mehreren Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat wurde diese Gerichtsbarkeit zusammen mit den entsprechenden Verwaltungsbefugnissen dem am 1. September 1853 eröffneten Königlichen Gericht Roßwein übertragen. [02] Als Nachfolgebehörde wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Roßwein eröffnet. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Roßwein, 26 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Grünrodaer Mühle und das Dittersdorfer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Untergebracht war das Gerichtsamt Roßwein zunächst in einigen Räumen des Rathauses. Am 1. August 1857 erfolgte die Übersiedlung in ein neu gebautes Gerichtsgebäude, welches über ein Verhandlungszimmer, Dienst- und Expeditionsräume sowie Wohnungen für das Gerichtspersonal verfügte. [04]
Zum Gerichtsamtmann wurde Carl Napoleon Meding ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Gericht Roßwein - als Justitiar tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Roßwein.
Der Bestand Gerichtsamt Roßwein umfasst rund 300 Akten, die den Zeitraum von 1803-1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Roßwein, Amtshauptmannschaft Döbeln sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stellen sind im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), das Kreisarchiv Döbeln und der Rat des Kreises Döbeln zu nennen. [05]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Einige Akten bilden auch körperlich einen Bestand. Sie wurden bei Provenienzprüfungen aus den Beständen Stadtgericht Roßwein und Amtsgericht Roßwein sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Döbeln und Amt Nossen. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Innerhalb des Bestandes überwiegen die Akten der Lokalverwaltung, von denen die Kirchen-, Gemeinde- und Bauangelegenheiten zahlenmäßig hervorzuheben sind. Die in anderen Beständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind hier nur in geringerem Umfang vertreten. Die übrigen Akten des Bestandes stammen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, so dass sich insgesamt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege, vor allem aber auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Roßwein in jener Zeit ziehen lassen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Roßwein (Stadtgericht), Amt Nossen, Königliches Gericht Roßwein, Bezirksschulrat Döbeln, Amtshauptmannschaft Döbeln und Amtsgericht Roßwein zu nutzen.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Roßwein
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1861: Carl Napoleon Meding (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Roßwein)
1861 - 1879: Eduard Moritz Erdenberger (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Radeburg)
Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Ernst Julius Hoffmann
- Selmar Drescher
- Heinrich Volkmar Rißmann
- Paul Woldemar Böhmert
- Karl Clemens Redlich
- Gustav Albin Tenzler
- Karl Georg Bernhard Hähnel
- Christian Baumann
- Hermann Otto Göhler
- Gumal Rupert Mühle
- Hugo Hermann Wiegand
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 06.09.1853, S. 4395.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] StA-L, Amt Nossen 4241. - Siehe auch V. Böhmert, Die Stadt Roßwein von 1834 bis 1894, Dresden 1895, S. 63.
[05] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
20106 Gerichtsamt Roßwein
Datierung | 1803 - 1879 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 2,20 |
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Seit 1544 war Roßwein eine amtssässige Stadt im Amtsbezirk Nossen. Die Gerichtsbarkeit für die Stadt und ihre Umgebung oblag dem Justizamt Nossen, dem Stadtgericht Roßwein sowie mehreren Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat wurde diese Gerichtsbarkeit zusammen mit den entsprechenden Verwaltungsbefugnissen dem am 1. September 1853 eröffneten Königlichen Gericht Roßwein übertragen. [02] Als Nachfolgebehörde wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Roßwein eröffnet. [03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Roßwein, 26 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Grünrodaer Mühle und das Dittersdorfer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Untergebracht war das Gerichtsamt Roßwein zunächst in einigen Räumen des Rathauses. Am 1. August 1857 erfolgte die Übersiedlung in ein neu gebautes Gerichtsgebäude, welches über ein Verhandlungszimmer, Dienst- und Expeditionsräume sowie Wohnungen für das Gerichtspersonal verfügte. [04]
Zum Gerichtsamtmann wurde Carl Napoleon Meding ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Gericht Roßwein - als Justitiar tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Roßwein.
Der Bestand Gerichtsamt Roßwein umfasst rund 300 Akten, die den Zeitraum von 1803-1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Roßwein, Amtshauptmannschaft Döbeln sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stellen sind im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), das Kreisarchiv Döbeln und der Rat des Kreises Döbeln zu nennen. [05]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Einige Akten bilden auch körperlich einen Bestand. Sie wurden bei Provenienzprüfungen aus den Beständen Stadtgericht Roßwein und Amtsgericht Roßwein sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Döbeln und Amt Nossen. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Innerhalb des Bestandes überwiegen die Akten der Lokalverwaltung, von denen die Kirchen-, Gemeinde- und Bauangelegenheiten zahlenmäßig hervorzuheben sind. Die in anderen Beständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind hier nur in geringerem Umfang vertreten. Die übrigen Akten des Bestandes stammen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, so dass sich insgesamt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege, vor allem aber auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Roßwein in jener Zeit ziehen lassen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Roßwein (Stadtgericht), Amt Nossen, Königliches Gericht Roßwein, Bezirksschulrat Döbeln, Amtshauptmannschaft Döbeln und Amtsgericht Roßwein zu nutzen.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Roßwein
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1861: Carl Napoleon Meding (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Roßwein)
1861 - 1879: Eduard Moritz Erdenberger (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Radeburg)
Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Ernst Julius Hoffmann
- Selmar Drescher
- Heinrich Volkmar Rißmann
- Paul Woldemar Böhmert
- Karl Clemens Redlich
- Gustav Albin Tenzler
- Karl Georg Bernhard Hähnel
- Christian Baumann
- Hermann Otto Göhler
- Gumal Rupert Mühle
- Hugo Hermann Wiegand
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] LZ, 06.09.1853, S. 4395.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] StA-L, Amt Nossen 4241. - Siehe auch V. Böhmert, Die Stadt Roßwein von 1834 bis 1894, Dresden 1895, S. 63.
[05] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Wahlen.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Im Oktober 1856 ging aus dem Königlichen Gericht Roßwein das Gerichtsamt Roßwein hervor. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida und besaß die juristischen und Verwaltungsbefugnisse für die Stadt Roßwein, 26 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Grünrodaer Mühle und das Dittersdorfer Forstrevier. Eine Trennung dieser Befugnisse erfolgte durch die Neustrukturierung der Gerichtsorganisation: Ab 1874 war für Verwaltungsangelegenheiten die Amtshauptmannschaft Döbeln zuständig, für Justizangelegenheiten ab 1879 das Amtsgericht Roßwein.
- 2000 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5