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Beständeübersicht

Bestand

20109 Gerichtsamt Taucha

Datierung1746, 1823 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,80

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Die Stadt Taucha und ihre Bürger unterstanden bis 1569 der Ober- und Erbgerichtsbarkeit des altschriftsässigen Rittergutes Taucha, unter dessen Besitzern die von Haugwitz die bedeutendste Rolle spielten. Von letzteren erwarb der Leipziger Rat 1569/70 das Gut und wurde damit Grund- und Gerichtsherr über das Ackerbauernstädtchen. [02] Taucha blieb bis 1856 Vasallenstadt des Leipziger Rates im Kreisamt Leipzig. Erst aufgrund des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen [03] wurde am 2. Juni 1856 das Königliche Gericht Taucha eröffnet. [04] Dieses Gericht erhielt mit gleichem Datum die für erloschen und aufgehoben erklärte Patrimonialgerichtsbarkeit der Stadtgemeinde Leipzig über die Stadt Taucha und die Dörfer Althen, Cleuden, Cradefeld, Cunnersdorf, Grasdorf, Neutzsch, Panitzsch, Plösen, Plösitz, Portitz und Sommerfeld sowie die der Rittergüter Döbitz, Mockau, Paunsdorf und Plaußig über die gleichnamigen Dörfer. Außerdem ging die bis zu diesem Zeitpunkt vom Kreisamt Leipzig ausgeübte Jurisdiktion über die Dörfer Dewitz, Seegeritz, Sehlis, Pönitz, Merkwitz, Hohenheida und Gottscheina auf das Königliche Gericht Taucha über. [05] Nachfolgebehörde des Königlichen Gerichtes Taucha war das Königliche Gerichtsamt Taucha. Es wurde am 1. Oktober 1856 eröffnet. Das Gerichtsamt Taucha unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Leipzig. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Taucha und 22 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk (Übersicht siehe Anlage 1).

Zum Gerichtsamtmann wurde Emil Lehmann ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Gericht Taucha - als Direktor tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Leipzig zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Taucha.

Der Bestand Gerichtsamt Taucha umfasst rund 550 Akten, die den Zeitraum von 1746, 1823 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1955 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Taucha, Amtshauptmannschaft Leipzig sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv Leipzig und der Rat des Kreises Leipzig. [06]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Amtsgericht Taucha sowie aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Leipzig. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesem im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Bestand erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Justizakten, dabei vor allem die Grundstücksangelegenheiten. Innerhalb der Gerichtsbarkeit fällt auf, dass nur ein Protokollband vorhanden ist und die Bereiche Straf- und Zivilgerichtsbarkeit ebenfalls stark unterrepräsentiert sind. Die Akten der Gerichtsamtsverwaltung, darunter zahlreiche Registranden, geben einen anschaulichen Einblick in den allgemeinen Dienstbetrieb. Die Überlieferung im Bereich der Lokalverwaltung lässt durchaus Rückschlüsse auf die Rechtspflege sowie auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Taucha in jener Zeit zu.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Taucha, Amtsgericht Taucha und Amtshauptmannschaft Leipzig zu nutzen. Auch der Bestand Königliches Gericht Taucha kann zur Ergänzung herangezogen werden.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.



Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Taucha

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)



Gerichtsamtmann:

1856 - 1872: Emil Lehmann (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Taucha)

1872 - 1879: Karl August Wolf (vorher Assesssor beim Gerichtsamt Leipzig II)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Friedrich Anton Louis Höfer

- Moritz Julius Suppe

- Hermann Gustav Adolf Küchler

- Karl Alfred Heinichen

- Franz Eduard Lippold

- Michael Heinrich Albin Ranft

- Emil Ernst Graupner


Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. L. Heydick, Leipzig - Historischer Führer zu Stadt und Land, Leipzig - Jena - Berlin 1990, S. 141f.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] LZ, 04.06.1856, S. 3155.
[05] Ebenda.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.


Gerichtsamtsverwaltung (v. a. Registranden, 60 Bde.).- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Das Gerichtsamt Taucha wurde im Oktober 1856 als Nachfolgebehörde des nur wenige Monate existierenden Königlichen Gerichts Taucha eröffnet. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Leipzig und war für die Stadt Taucha und 22 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk zuständig. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation gingen die Verwaltungsangelegenheiten 1874 an die Amtshauptmannschaft Leipzig, die Angelegenheiten der Justiz 1879 an das Amtsgericht Taucha.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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