Beständeübersicht
Bestand
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet.[01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Wermsdorf durchlief hinsichtlich seiner Verwaltung seit dem Mittelalter eine wechselvolle Geschichte. Nachdem es 1565 durch Kauf in kurfürstlichen Besitz übergegangen war, wurde Wermsdorf dem Amt Grimma zugeschlagen. Im Jahre 1582 überwies Kurfürst August den Ort nach dem völligen Erwerb von Mutzschen an das dort errichtete Amt. Als dessen Sitz 1681 abbrannte, wurde das Amt im kurfürstlichen Schloss Wermsdorf untergebracht und "Amt Mutzschen zu Wermsdorf" genannt. Diese Bezeichnung änderte sich nach der Trennung des Rentwesens von der Justiz 1785 in "Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf".[02] In der Folgezeit wurden dem Amtsbezirk einige Dörfer entnommen, jedoch auch mehrere zugewiesen, letzteres aufgrund der Aufhebung von Patrimonialgerichten 1835 - 1856. Als Nachfolgebehörde des Justizamtes wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Wermsdorf eröffnet.[03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf Wermsdorf, 36 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Albertsdorfer Mark sowie das Luppaer und das Wermsdorfer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Auf die Stelle des Gerichtsamtmanns verpflichtete das Ministerium der Justiz Carl Heinrich Hermann Glöckner, der zuvor als Amtmann beim Justizamt Mutzschen tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1873 siehe Anlage 2).
Zum Ende des Jahres 1873 wurde das Gerichtsamt Wermsdorf aufgehoben. Vom 1. Januar 1874 an wurden Wermsdorf und 15 Gemeinden sowie das Luppaer und das Wermsdorfer Forstrevier an das Gerichtsamt Mügeln überwiesen, weitere 17 Gemeinden an das Gerichtsamt Grimma, drei Gemeinden an das Gerichtsamt Wurzen und Collm nebst Albertsdorfer Mark an das Gerichtsamt Oschatz.[04] Mit Inkrafttreten des Gesetzes vom 21. April 1873 über die Organisation der Behörden für die innere Verwaltung am 15. Okt. 1874 erledigte sich die Wirksamkeit der Gerichtsämter als Verwaltungsobrigkeiten.[05] Für die Angelegenheiten der Verwaltung in den Gerichtsamtsbezirken Oschatz und Mügeln war nunmehr die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, in den Gerichtsamtsbezirken Grimma und Wurzen die Amtshauptmannschaft Grimma.
Der Bestand Gerichtsamt Wermsdorf umfasst rund 440 Akten, die den Zeitraum von 1826 - 1874 betreffen. Die Akten gelangten ab 1954 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen, Amtshauptmannschaft Grimma und Oschatz sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stelle ist im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) zu nennen. Auch der Rat des Kreises Grimma, Kreisgericht und Kreisarchiv Grimma sowie der Rat des Kreises Wurzen gaben Akten an das StA-L ab.[06]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus den Amtsgerichten Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Grimma, Amtshauptmannschaft Oschatz, Amt Mutzschen und Amt Grimma. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten, bei denen es sich vor allem um Kauf- und Hypothekenprotokolle handelt. Der Bereich Strafgerichtsbarkeit ist schwach, der Bereich Zivilgerichtsbarkeit relativ gut repräsentiert. Zu Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten sowie zu den Ablösungen und Gemeinheitsteilungen sind ebenfalls einige Akten erhalten. Auf dem Gebiet der Lokalverwaltung sind vergleichsweise wenige Akten überliefert, so dass die Einblicke in diesen Bereich eher bescheiden zu nennen sind.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Mutzschen, die Gerichtsämter Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen, die Amtshauptmannschaften Grimma und Oschatz sowie die Amtsgerichte Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen zu nutzen. Auch der Bestand des Ritterguts Döben kann zur Ergänzung herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Die Bandbildung entstand in der Regel neu in chronologischer Folge. Bei der Reihung der Gerichtsprotokolle erscheinen die mit allgemeingültigem Charakter für den Gerichtsamtsbezirk zuerst, gefolgt von den Protokollen für die einzelnen Orte in alphabetischer Reihenfolge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. Ch.H. Fritzsche, Beiträge zur Ortsgeschichte von Wermsdorf, Wermsdorf 1907, S. 18.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] Ebenda, 1873, S. 549f.
[05] Ebenda, S. 275ff.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
20111 Gerichtsamt Wermsdorf
Datierung | 1839 - 1873 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 10,30 |
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet.[01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Wermsdorf durchlief hinsichtlich seiner Verwaltung seit dem Mittelalter eine wechselvolle Geschichte. Nachdem es 1565 durch Kauf in kurfürstlichen Besitz übergegangen war, wurde Wermsdorf dem Amt Grimma zugeschlagen. Im Jahre 1582 überwies Kurfürst August den Ort nach dem völligen Erwerb von Mutzschen an das dort errichtete Amt. Als dessen Sitz 1681 abbrannte, wurde das Amt im kurfürstlichen Schloss Wermsdorf untergebracht und "Amt Mutzschen zu Wermsdorf" genannt. Diese Bezeichnung änderte sich nach der Trennung des Rentwesens von der Justiz 1785 in "Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf".[02] In der Folgezeit wurden dem Amtsbezirk einige Dörfer entnommen, jedoch auch mehrere zugewiesen, letzteres aufgrund der Aufhebung von Patrimonialgerichten 1835 - 1856. Als Nachfolgebehörde des Justizamtes wurde auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Wermsdorf eröffnet.[03] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf Wermsdorf, 36 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Albertsdorfer Mark sowie das Luppaer und das Wermsdorfer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Auf die Stelle des Gerichtsamtmanns verpflichtete das Ministerium der Justiz Carl Heinrich Hermann Glöckner, der zuvor als Amtmann beim Justizamt Mutzschen tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1873 siehe Anlage 2).
Zum Ende des Jahres 1873 wurde das Gerichtsamt Wermsdorf aufgehoben. Vom 1. Januar 1874 an wurden Wermsdorf und 15 Gemeinden sowie das Luppaer und das Wermsdorfer Forstrevier an das Gerichtsamt Mügeln überwiesen, weitere 17 Gemeinden an das Gerichtsamt Grimma, drei Gemeinden an das Gerichtsamt Wurzen und Collm nebst Albertsdorfer Mark an das Gerichtsamt Oschatz.[04] Mit Inkrafttreten des Gesetzes vom 21. April 1873 über die Organisation der Behörden für die innere Verwaltung am 15. Okt. 1874 erledigte sich die Wirksamkeit der Gerichtsämter als Verwaltungsobrigkeiten.[05] Für die Angelegenheiten der Verwaltung in den Gerichtsamtsbezirken Oschatz und Mügeln war nunmehr die Amtshauptmannschaft Oschatz zuständig, in den Gerichtsamtsbezirken Grimma und Wurzen die Amtshauptmannschaft Grimma.
Der Bestand Gerichtsamt Wermsdorf umfasst rund 440 Akten, die den Zeitraum von 1826 - 1874 betreffen. Die Akten gelangten ab 1954 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen, Amtshauptmannschaft Grimma und Oschatz sowie deren Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Als abgebende Stelle ist im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) zu nennen. Auch der Rat des Kreises Grimma, Kreisgericht und Kreisarchiv Grimma sowie der Rat des Kreises Wurzen gaben Akten an das StA-L ab.[06]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus den Amtsgerichten Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich in den Beständen Amtshauptmannschaft Grimma, Amtshauptmannschaft Oschatz, Amt Mutzschen und Amt Grimma. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Dominant innerhalb des Bestandes sind die Justizakten, bei denen es sich vor allem um Kauf- und Hypothekenprotokolle handelt. Der Bereich Strafgerichtsbarkeit ist schwach, der Bereich Zivilgerichtsbarkeit relativ gut repräsentiert. Zu Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten sowie zu den Ablösungen und Gemeinheitsteilungen sind ebenfalls einige Akten erhalten. Auf dem Gebiet der Lokalverwaltung sind vergleichsweise wenige Akten überliefert, so dass die Einblicke in diesen Bereich eher bescheiden zu nennen sind.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Mutzschen, die Gerichtsämter Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen, die Amtshauptmannschaften Grimma und Oschatz sowie die Amtsgerichte Grimma, Mügeln, Oschatz und Wurzen zu nutzen. Auch der Bestand des Ritterguts Döben kann zur Ergänzung herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Die Bandbildung entstand in der Regel neu in chronologischer Folge. Bei der Reihung der Gerichtsprotokolle erscheinen die mit allgemeingültigem Charakter für den Gerichtsamtsbezirk zuerst, gefolgt von den Protokollen für die einzelnen Orte in alphabetischer Reihenfolge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. Ch.H. Fritzsche, Beiträge zur Ortsgeschichte von Wermsdorf, Wermsdorf 1907, S. 18.
[03] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[04] Ebenda, 1873, S. 549f.
[05] Ebenda, S. 275ff.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Aus dem Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf ging im Oktober 1856 das Gerichtsamt Wermsdorf hervor. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Bezirksgericht Oschatz. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf Wermsdorf, 36 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk, die Albersdorfer Mark und zwei Forstreviere. Das Gerichtsamt Wermsdorf wurde bereits Ende des Jahres 1873 aufgehoben. Ab 1. Januar 1874 war für Wermsdorf und 15 Gemeinden sowie die beiden Forstreviere das Gerichtsamt Mügeln zuständig, für weitere 17 Gemeinden das Gerichtsamt Grimma, für drei Gemeinden das Gerichtsamt Wurzen und für Collm nebst Albersdorfer Mark das Gerichtsamt Oschatz.
- 2000 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5