Beständeübersicht
Bestand
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Zwenkau gehörte bis 1815 zum merseburgischen Stiftsamt Lützen. Nach 1815 unterstand Zwenkau als amtsässige Stadt hinsichtlich der Ober- und Erbgerichtsbarkeit dem Kreisamt Leipzig unmittelbar. [02] Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat kam es in Zwenkau bereits 1834 zur Bildung eines Königlichen Gerichts. [03] Es war eines der ersten Königlichen Gerichte in Sachsen und entstand nach dem frühzeitigen Übergang der städtischen Gerichtsbarkeit an den Staat und Angliederung einiger Vorstädte und anderer Teile aus dem Bezirk des Justizamts Pegau. Von 1839 bis zum Jahr 1856 wurden weitere Jurisdiktionen von umliegenden Rittergütern an den Staat abgetreten und vom Königlichen Gericht Zwenkau übernommen. Als Nachfolgebehörde dieses Gerichts nahm auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Zwenkau seine Tätigkeit auf. [04] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Bezirksgericht Borna. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Zwenkau, 25 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und das Zwenkauer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Untergebracht war das Gerichtsamt Zwenkau in einigen Gebäuden des ehemaligen Kammerguts Zwenkau, die bereits seit 1835 vom Königlichen Gericht Zwenkau als Amtssitz genutzt worden waren und bis Ende der 1850er Jahre einen umfassenden Um- und Ausbau erfuhren. [05]
Zum Gerichtsamtmann wurde Carl Friedrich Traugott Siegert ernannt, der vorher Justitiar beim Königlichen Gericht Zwenkau war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Leipzig zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Zwenkau.
Der Bestand Gerichtsamt Zwenkau umfasst rund 340 Akten, die den Zeitraum von 1813 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Zwenkau, Amtshauptmannschaften Leipzig und Borna sowie Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), der Rat des Kreises Leipzig, das Kreisgericht Leipzig-Land, das Kreisarchiv Leipzig und der Rat der Stadt Zwenkau. [06]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Bestand Amtsgericht Zwenkau und aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Weitere Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna und Amt Leipzig. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Justizakten. Die in anderen Gerichtsamtsbeständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind nur in geringem Umfang vertreten. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Erbteilungs- und Vormundschaftsprotokolle. Die Bereiche Straf- und Zivilgerichtsbarkeit sind gut repräsentiert. Die Verzeichnungseinheiten zur Lokalverwaltung betreffen die meisten Bereiche auf diesem Gebiet, wobei man die Akten mit Kirchen- und Heimatangelegenheiten zahlenmäßig hervorheben kann. Aufgrund der relativ guten Aktenlage lassen sich insgesamt aussagekräftige Rückschlüsse auf die Rechtspflege, aber auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Zwenkau in jener Zeit ziehen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Zwenkau, Königliches Gericht Zwenkau, Bezirksschulrat Leipzig, Amtshauptmannschaften Leipzig und Borna sowie Amtsgericht Zwenkau zu nutzen. Auch die Bestände der Rittergüter Imnitz mit Kötzschbar, Eythra-Mausitz und Wiederau können zur Ergänzung herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Zwenkau
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1868: Carl Friedrich Traugott Siegert (vorher Justitiar beim Kgl. Ger. Zwenkau)
1868 - 1879: Ernst Hermann Otto (vorher GerAM beim GerA Lauenstein)
Aktuare bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Gottfried Leberecht Benno Schmidt
- Otto Theodor Meusel
- Johann Ferdinand Theodor Becksmann
- Dr. Otto Eduard Noack
- Hans Georg Aster
- Ernst Rudolf Alexander Ockardt
- Karl Richard Böhmer
- Ferdinand Alexis Schier
- Wilhelm Kretzschmar
- Hermann Franz Adolf Spittel
- Johann Friedrich Wilhelm Richter
- Ernst Hildemann
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. E. Keyser, Deutsches Städtebuch, Bd. 2: Mitteldeutschland, Stuttgart/Berlin 1941, S. 243f.
[03] LZ, 13.02.1834, S. 377.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[05] StA-L, GerA Zwenkau 1.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
20113 Gerichtsamt Zwenkau
Datierung | 1813 - 1879 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 5,20 |
Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Zwenkau gehörte bis 1815 zum merseburgischen Stiftsamt Lützen. Nach 1815 unterstand Zwenkau als amtsässige Stadt hinsichtlich der Ober- und Erbgerichtsbarkeit dem Kreisamt Leipzig unmittelbar. [02] Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens mit dem Ziel der Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat kam es in Zwenkau bereits 1834 zur Bildung eines Königlichen Gerichts. [03] Es war eines der ersten Königlichen Gerichte in Sachsen und entstand nach dem frühzeitigen Übergang der städtischen Gerichtsbarkeit an den Staat und Angliederung einiger Vorstädte und anderer Teile aus dem Bezirk des Justizamts Pegau. Von 1839 bis zum Jahr 1856 wurden weitere Jurisdiktionen von umliegenden Rittergütern an den Staat abgetreten und vom Königlichen Gericht Zwenkau übernommen. Als Nachfolgebehörde dieses Gerichts nahm auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 das Königliche Gerichtsamt Zwenkau seine Tätigkeit auf. [04] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Bezirksgericht Borna. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Zwenkau, 25 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und das Zwenkauer Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).
Untergebracht war das Gerichtsamt Zwenkau in einigen Gebäuden des ehemaligen Kammerguts Zwenkau, die bereits seit 1835 vom Königlichen Gericht Zwenkau als Amtssitz genutzt worden waren und bis Ende der 1850er Jahre einen umfassenden Um- und Ausbau erfuhren. [05]
Zum Gerichtsamtmann wurde Carl Friedrich Traugott Siegert ernannt, der vorher Justitiar beim Königlichen Gericht Zwenkau war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).
Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Leipzig zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Zwenkau.
Der Bestand Gerichtsamt Zwenkau umfasst rund 340 Akten, die den Zeitraum von 1813 - 1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Zwenkau, Amtshauptmannschaften Leipzig und Borna sowie Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D), der Rat des Kreises Leipzig, das Kreisgericht Leipzig-Land, das Kreisarchiv Leipzig und der Rat der Stadt Zwenkau. [06]
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Bestand Amtsgericht Zwenkau und aus verschiedenen Rittergutsbeständen herausgelöst. Weitere Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna und Amt Leipzig. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Justizakten. Die in anderen Gerichtsamtsbeständen oft zahlreich vorhandenen Gerichtsprotokollbände sind nur in geringem Umfang vertreten. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Erbteilungs- und Vormundschaftsprotokolle. Die Bereiche Straf- und Zivilgerichtsbarkeit sind gut repräsentiert. Die Verzeichnungseinheiten zur Lokalverwaltung betreffen die meisten Bereiche auf diesem Gebiet, wobei man die Akten mit Kirchen- und Heimatangelegenheiten zahlenmäßig hervorheben kann. Aufgrund der relativ guten Aktenlage lassen sich insgesamt aussagekräftige Rückschlüsse auf die Rechtspflege, aber auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Gerichtsamtsbezirk Zwenkau in jener Zeit ziehen.
Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Zwenkau, Königliches Gericht Zwenkau, Bezirksschulrat Leipzig, Amtshauptmannschaften Leipzig und Borna sowie Amtsgericht Zwenkau zu nutzen. Auch die Bestände der Rittergüter Imnitz mit Kötzschbar, Eythra-Mausitz und Wiederau können zur Ergänzung herangezogen werden.
Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.
Anlage
Personalbestand des Gerichtsamtes Zwenkau
(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)
Gerichtsamtmann:
1856 - 1868: Carl Friedrich Traugott Siegert (vorher Justitiar beim Kgl. Ger. Zwenkau)
1868 - 1879: Ernst Hermann Otto (vorher GerAM beim GerA Lauenstein)
Aktuare bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):
- Gottfried Leberecht Benno Schmidt
- Otto Theodor Meusel
- Johann Ferdinand Theodor Becksmann
- Dr. Otto Eduard Noack
- Hans Georg Aster
- Ernst Rudolf Alexander Ockardt
- Karl Richard Böhmer
- Ferdinand Alexis Schier
- Wilhelm Kretzschmar
- Hermann Franz Adolf Spittel
- Johann Friedrich Wilhelm Richter
- Ernst Hildemann
Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.
[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. E. Keyser, Deutsches Städtebuch, Bd. 2: Mitteldeutschland, Stuttgart/Berlin 1941, S. 243f.
[03] LZ, 13.02.1834, S. 377.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[05] StA-L, GerA Zwenkau 1.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.
Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Das Gerichtsamt Zwenkau wurde im Oktober 1856 als Nachfolgebehörde des seit 1834 bestehenden Königlichen Gerichts Zwenkau eröffnet. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Borna und war für die Stadt Zwenkau, 25 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und das Zwenkauer Forstrevier zuständig. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation gingen die Verwaltungsangelegenheiten 1874 an die Amtshauptmannschaft Leipzig, die Angelegenheiten der Justiz 1879 an das Amtsgericht Zwenkau.
- 2000 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5