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Beständeübersicht

Bestand

20115 Amtsgericht Bad Lausick

Datierung1852 - 1952 (1953 - 2011)
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)10,11

Bestand enthält auch 8 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Geschichte des Amtsgerichtes Bad Lausick[01]

Mit der Verordnung vom 15. März 1898 wird die Errichtung eines Amtsgerichtes in Lausick mit Wirksamkeit ab 1. Juli 1898 bekannt gegeben.[02]

Rund zwanzig Jahre nach dem Erlass des Gerichtsverfassungsgesetzes[03] für das Deutsche Reich, das die Gerichtsorganisation in Deutschland vereinheitlichte, sah man sich veranlasst, für diese Region ein eigenes Amtsgericht zu bilden. Bis dahin nahmen das Amtsgericht Borna für 14 und das Amtsgericht Grimma für 9 Orte, die nunmehr in die Zuständigkeit des Amtsgerichtes Lausick gehörten, die Aufgaben wahr. Vorgänger waren das 1833 gebildete Königliche Gericht Lausick und das Gerichtsamt Lausick, das nach der Umstrukturierung des Gerichtswesens in Sachsen von 1856 bis 1874 bestand. Bis auf die Änderung der Schreibweise von Lausigk in Lausick und ab 1913 den Zusatz "Bad" im Namen änderte sich an der Organisation über Jahrzehnte nichts. Erst in den letzten Kriegsjahren sah man sich zu einschneidenden Veränderungen gezwungen. Ab Juni 1943 war Lausick nur noch eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Borna. Das Gerichtsgefängnis war während des Krieges geschlossen und diente als Militärarrestanstalt.

Am 16. April 1945 ordnete die amerikanische Militärregierung die Schließung der Gerichte an. Das Gebäude selbst erlitt zwar keine Kriegsschäden, wurde aber erst von amerikanischem, dann von sowjetischem Militär beschlagnahmt. Unter schwierigsten Bedingungen sowie personeller Neubesetzung nahm man schrittweise die gerichtliche Arbeit wieder auf. Zivil- und Strafsachen wurden noch 1948 beim Amtsgericht Borna bearbeitet.[04]

1952, mit der Auflösung der Länder und der Neugliederung in Bezirke, ging auch die Existenz der Amtsgerichte zu Ende. Es wurden Kreisgerichte mit veränderten territorialen und sachlichen Zuständigkeiten gebildet.

Nach der Gründung des Freistaates Sachsen im Jahre 1990 nahmen ab Juni 1992 im Rahmen der Neugliederung des Gerichtswesens auch Amtsgerichte die Arbeit wieder auf. Bad Lausick, verwaltungsmäßig zum Muldentalkreis gehörig, ist somit dem Amtsgerichtsbezirk Grimma zugeordnet.[05]

Im Jahr seiner Gründung war das Amtsgericht Lausick für ein Territorium von 145,91 qkm mit 11587 Einwohnern zuständig. Dr. Emil Max Mahn war der erste Amtsrichter. Zum Personal gehörten der Hilfsrichter Assessor Dr. Ernst Arno lrmer, ein Sekretär, drei Aktuare und ein Diener. 1921 nahmen Amtsgerichtsrat Saupe als Vorstand, vier Oberjustizsekretäre und ein Gefängnisinspektor die Aufgaben des Gerichts wahr. Bis zum Jahre 1927 stieg die Einwohnerzahl im Zuständigkeitsbereich auf 12166. Das Gericht war nunmehr mit einem Justizinspektor, einem Gerichtsassessor, drei Oberjustizsekretären und einem Gefängnisleiter besetzt. Der Vorstand blieb unverändert.[06] Für Ende der dreißiger Jahre wird die personelle Besetzung wie folgt angegeben: ein Amtsgerichtsrat als Gerichtsvorstand, ein Assessor oder älterer Referendar als Amtsanwalt, ein Amtmann, drei Inspektoren, zwei Sekretäre oder Assistenten, ein Gerichtsvollzieher, ein Gefängnisleiter, ein Justizwachtmeister, drei bis vier Justizangestellte, bis zu vier Referendare und sonstiges Personal.[07] Im Oktober 1945 sind es Justizinspektor Leibnitz und die Justizangestellte Kaltofen, die versuchen, die dringlichsten Anliegen der Bürger zu bearbeiten.




Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das historisch wertvolle Schriftgut der Amtsgerichte, so auch das von Bad Lausick wurde Ende des 19. und in weiteren Abgabeschichten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden) abgegeben. Ein Jahr nach der Gründung des Leipziger Archivs, 1955, übernahm dieses zuständiger Weise vom Kreisgericht Borna und vom Landeshauptarchiv ca. 500 Akten dieses Gerichtes. 1963 erfolgte nochmals eine Übergabe von 10 lfm und 1993 konnten vom Amtsgericht Borna ca. 5,5 lfm, 1998 vom Amtsgericht Grimma 2,5 lfm Akten übernommen werden.[08] In diesen Abgaben waren sowohl die Provenienzen Königliches Gericht Lausick, als auch Gerichtsamt und Amtsgericht Lausick enthalten. In einer ersten Bearbeitung in den sechziger Jahren wurde ein Bestand Königliches Gericht Lausick sowie ein Bestand Amtsgericht Bad Lausick gebildet und die Aktentitel handschriftlich auf Karteikarten erfasst. Während der Bearbeitung 1998 erfolgte dann eine strikte Provenienztrennung. Der Bestand Königliches Gericht Lausick wurde überarbeitet, die Akten des Gerichtsamtes Lausick zu einem eigenen Bestand formiert. Der Bestand Amtsgericht Bad Lausick umfasst im Jahr 2000 ca. 9 lfm. Die Aktentitel und die Datierung waren zu überprüfen, neu übernommene Akten zu ordnen und zu verzeichnen, wobei die Familien-/Nachlasssachen durch Gruppenverzeichnung erfasst wurden. Die Registratursignaturen, soweit erkennbar, sind ausgewiesen. Die innere Ordnung des Bestandes richtet sich nach der einheitlichen Klassifikation für Amtsgerichtsbestände. Nach Vergabe der Signaturen sind die Akten beklebt und in Kartons eingelagert worden. Abschließend erfolgte die Eingabe in den Computer mittels Programm AUGIAS für Windows.

Bis 2020 erfolgten kleinere Aktenübernahmen verschiedener Einrichtungen (u. a. der Amtsgerichte und des HStAD). Das Schriftgut ist, wenn nötig bewertet, verzeichnet und in den Bestand eingearbeitet worden.

2013 erfolgte im Rahmen der Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Information, die nachträgliche Erschließung von Registerakten, der seit 2006 vom Registergericht des Amtsgerichts Leipzig angebotenen Akten. Dabei wurde der Klassifikationspunkt 04.06. Register, der neuen, seit 2009 gültigen Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs angepasst und redaktionell überarbeitet. Es wurden alle Registerakten, die bis 1952 im damaligen Amtsgericht entstanden sind und eine Registernummer des alten Gerichts führten, bis zur endgültigen Schließung der Akten aufgenommen. Bei der Erschließung ist im Feld "Datierung Findbuch" die Laufzeit nach 1952 in einer Klammer ergänzt worden. Somit geht die Laufzeit des Bestandes weit über die Existenz des alten Amtsgerichts Bad Lausick hinaus.

Vor der Online-Stellung sind alle Aktentitel nochmals hinsichtlich vorhandener Schutzfristen datenschutzrechtlich überprüft worden, um gegebenenfalls Aktentitel bis zum Ablauf der Schutzfrist zu sperren.

Der vorliegende Bestand hat nun einen Umfang von 10,11 lfm und umfasst den Zeitraum 1852 – 2011.




Überlieferungsschwerpunkte

Aus der rund fünfzigjährigen Tätigkeit des Amtsgerichtes sind relativ wenige Akten überliefert. Zwei Register, die von 1898 bis 1934 geführt wurden, könnten helfen, die ehemals vorhandenen Akten zu ermitteln. Über Verluste, Kassationen bzw. den Verbleib des Schriftgutes ist nichts bekannt. Zu einzelnen Strafsachen sind ca. 50 Bände für den Zeitraum 1935 - 1944 erhalten, wobei Strafprozessregister, Sammlungen von Urteilen und Strafanzeigen fehlen. Zur Zivilgerichtsbarkeit gibt es nur eine Klagesache von 1934. Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Nachlassregister (ca. 50 Bände) und etwa 70 Verzeichnungseinheiten der N-Registratur, die ab 1935 unter IV bzw. VI geführt werden. Sie beinhalten Testamente, Nachlässe und Familienrechtssachen. Pflegschaften sind nur 12 Bände ab 1927 vorhanden und Vormundschaften sind gar nicht überliefert.

Zwölf Akten zu Grundstücks- und Hypothekenangelegenheiten, wenige Registranden, Anlagen zu Urkundenregistern, Werthinterlegungsbüchern können die Tätigkeit im Bereich der Freiwilligen Gerichtsbarkeit auch nur bedingt vervollständigen.

Von den zu führenden Registern konnten mit der Verzeichnung im Jahr 2013 einige Lücken geschlossen werden. Zu den Handels-, Genossenschafts- und Vereinsregisterbände sind auch einige dazugehörigen Akten vorhanden, die das Gesamtbild in diesem Bereich der Überlieferung komplimentieren.

Von den 65 Gliederungspunkten der einheitlichen Klassifikation für Amtsgerichtsbestände, die im Staatsarchiv Leipzig verwahrt werden, sind nur 19 belegt. Zu den Gliederungspunkten Amtsgerichtsverwaltung, Gerichtsorganisation, Personal sowie Dienstgebäude sind kaum bzw. keine Unterlagen überliefert.

Wesentliche Änderungen zu den v. g. Schwerpunkten sind bei der Überlieferung durch Nachverzeichnungen nicht entstanden.




Hinweis für die Benutzung

1. Das gedruckte Findbuch enthält folgende Register: Personen-, Orts-, Firmen-, Vereins- und Genossenschaftsregister. Die Zahlen geben die Indexnummern im Findbuch an.

2. Die für die Bestandsgruppe Amtsgerichte erarbeitete Klassifikation ist zur Vereinfachung der Recherche im vorliegenden Findbuch komplett ausgedruckt worden - ohne Berücksichtigung, ob die Klassifikationsgruppe durch Akten belegt ist. In diesem Fall erscheint im Inhaltsverzeichnis ein diesbezüglicher Vermerk "entfällt”.

3. Der Bestand enthält einige personenbezogene Unterlagen, deren Schutzfristen im Einzelfall erst 2052 enden. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.




Verweis auf korrespondierende Bestände
20005 Ältere Amtshauptmannschaften
20007 Amt Colditz
20025 Amtshauptmannschaft Borna20027 Amtshauptmannschaft Grimma
20058 Königliches Landgericht Borna
20079 Königliches Bezirksgericht Borna20068 Königliches Gericht Bad Lausick
20084 Gerichtsamt Borna
20092 Gerichtsamt Grimma20095 Gerichtsamt Lausick
20116 Amtsgericht Borna20122 Amtsgericht Grimma
20114 Landgericht Leipzig
20609 Stadt Bad Lausick (Gerichtsakten)








Roswitha Franke /Judith Ganz

1999/2009 / 2021



[01] Vgl. Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
[02] GVOBI. für das Königreich Sachsen 1898, S.34-35.
[03] Reichsgesetzblatt 1877, S. 41ff.; GVOBI. für das Königreich Sachsen 1879, S. 59ff.
[04] HStAD, 11018 Min. d. Justiz, Nr. 243.
[05] Stand 1998
[06] Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1899, 1921, 1927.
[07] HStAD, 11018 Min. d. Justiz, Nr. 243.
[08] 22030 Staatsarchiv Leipzig, Nr. 68 - Zugangsbuch des Staatsarchiv Leipzig.
Amtsgerichtsverwaltung.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.
Mit der Verordung des Justizministeriums vom 16. März 1898 wurde die Errichtung des Amtsgerichts Lausick bekannt gegeben, es nahm am 1. Juli die Arbeit auf. Neben der Stadt Lausick gehörten 23 Landgemeinden zu seinem Einzugsgebiet. Die Zuweisung des Sprengels erfolgte aus Teilen der Amtsgerichtsbezirke Borna und Grimma. Das Amtsgericht war dem Landgericht Leipzig unterstellt. 1943 wurde das Amtsgericht kriegsbedingt Zweiggericht des Amtsgerichts Borna. 1952 übernahm das Kreisgericht Geithain mit Sitz in Bad Lausick die Geschäfte des Amtsgerichts.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.7 Amtsgerichte.
  • 2021 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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