Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Amtsgerichtes Döbeln[01]
Döbeln bildete bis Mitte 16. Jahrhunderts den Sitz eines landesherrlichen Amtes. Nach dessen Auflösung im Jahre 1558 wurden Teile der Güter und Ortschaften des Amtsbezirkes den Ämtern Meißen, Nossen und Leisnig zugeschlagen. Nebeneinander existierten Justizamt Leisnig, Stadtgericht, Patrimonialgerichte sowie das "Gericht des Hospitals St. Georgii vor Döbeln".[02] Im Jahre 1856 entstand im Zusammenhang mit der Schaffung einer neuen Behördenorganisation in Sachsen das Gerichtsamt Döbeln, das dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz unterstand. Nach Neustrukturierung der Gerichtsorganisation im Jahre 1879 trat an die Stelle des Gerichtsamtes das Amtsgericht Döbeln. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Döbeln und 77 Landgemeinden im Amtsgerichtsbezirk. Unterstellt wurde das Amtsgericht Döbeln dem Landgericht Freiberg.[03] Nach 1945 unterhielt Döbeln die Zweiggerichte Leisnig, Nossen und Roßwein und erledigte zeitweilig deren Geschäfte auf den Gebieten der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit.[04] Bis zur Kreisreform im Jahre 1952 - in diesem Jahr wurde das Kreisgericht Döbeln geschaffen - blieb dessen Aufgabenstellung im Wesentlichen bestehen.[05]
Der drei Stockwerke hohe Gebäudekomplex des Gerichtsamtes befand sich am Obermarkt an der Kleinen Kirchgasse und bestand neben dem Gericht mit Seitenflügeln und einem Hofraum aus einem Archivraum im Erdgeschoß, dem Expedientenzimmer und dem Zimmer des Gerichtsvorstandes sowie dessen Dienstwohnung. Die alte Fronfeste aus dem 17. Jahrhundert diente dem Gerichtsamt, später dem Amtsgericht, als Arresthaus.[06] Erst in den Jahren 1899 - 1900 entstanden in der Bismarckstraße 16 ein neues Amtsgerichtsgebäude und ein Gerichtsgefängnis im massiven Ziegelbau. Im Gebäude war darüber hinaus der Kriminalposten Döbeln untergebracht.[07] Erster Oberamtsrichter am Amtsgericht Döbeln war Julius Ferdinand Damm. Neben Amtsrichter Dr. August Robert Tändler arbeiteten 1 Gerichtsassessor, 2 Referendare, 7 Expedienten und 1 Gerichtsdiener.[08]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Unter der Bezeichnung "Amtsgericht Döbeln" gelangten 1956 Akten des Amtsgerichts sowie der Vorgänger (Justizämter Leisnig und Mügeln, Stadtgericht Döbeln, Gericht des Hospitals St. Georgen vor Döbeln sowie des Gerichtsamts Döbeln) vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden in das Landesarchiv Leipzig. Weitere Akten wurden vom Kreisarchiv Döbeln abgegeben. Der Bestand war durch eine Findkartei erschlossen. Vor der 1998 begonnenen Neubearbeitung des Bestandes Amtsgericht Döbeln umfasste dieser Bestand insgesamt 24 lfm Archivgut.
Erst ab Mitte des Jahres 1997 begann die komplette Neubearbeitung der Justizbestände des 19./20. Jahrhunderts mit dem Ziel, u. a. die Bestandsgruppe Gerichtsämter wiederherzustellen. Im Zusammenhang mit der Beständebildung nach den Gerichts- und Verwaltungsstrukturen im 19. Jahrhundert sind die Akten, die aus der Tätigkeit der Justizbehörden vor Entstehung der Amtsgerichte im Jahre 1879 hervorgingen und nicht von diesen fortgeführt wurden, aus dem jeweiligen Bestand herausgelöst worden. Nach Beendigung der Erschließungsarbeiten reduzierte sich der Bestand Amtsgericht Döbeln auf 20 lfm.
Das für die Bestandsbearbeitung geltende Ordnungsprinzip basiert auf einer neuen Klassifikation für Justizschriftgut, die 1996 erarbeitet worden ist.[09]
Im Zusammenhang mit der Vergabe neuer, ordnungsunabhängiger Archivsignaturen entstand eine Konkordanzliste, die die alten und neuen Archivsignaturen ausweist.
Die Erschließung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch die Register für Personen, Firmen und Genossenschaften erstellt wurden.
Nachdem Ende 2000 die Amtsgerichtsbestände des Staatsarchivs Leipzig bis auf wenige Gerichte vollständig erschlossen waren, erfolgten bis 2020 weitere Aktenübernahmen verschiedener Einrichtungen (Gerichte und HStAD), die z. B. Nachlasssachen betrafen. Dieses Schriftgut wurde wenn nötig bewertet, verzeichnet und in den Bestand eingearbeitet. Weiterhin erfolgten zahlreiche Provenienzbereinigungen mit anderen Amtsgerichtsbeständen, wie z. B. Bestand 20137 Amtsgericht Waldheim (Abgang von 1,5 lfm).
2013 erfolgte im Rahmen der Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Information, die nachträgliche Erschließung von 2,9 lfm Akten, der seit 2006 angebotenen Registerakten des Registergerichts des Amtsgerichts Leipzig. Es wurden alle Registerakten, die bis 1952 im damaligen Amtsgericht entstanden sind und eine Registernummer des alten Gerichts führten, bis zur endgültigen Schließungen der Akten aufgenommen. Bei der Erschließung ist im Feld "Datierung Findbuch" die Laufzeit nach 1952 in einer Klammer ergänzt worden. Somit geht die Laufzeit des Bestandes weit über die Existenz des alten Amtsgerichts Döbeln hinaus.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung des einstmals existierenden Justizschriftgutes aus der frühen Tätigkeit des Amtsgerichtes Döbeln kann nur als fragmentarisch bezeichnet werden. Nur wenige Aktenbände reichen in die frühen Anfangsjahre zurück. Der Schwerpunkt der schriftlichen Überlieferung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1930 und 1945. Hervorzuheben ist die innerhalb der Amtsgerichtsbestände nahezu einmalige, fast geschlossene, Überlieferung der Justizverwaltungsakten, 1936 - 1945. Ca. 70 Aktenbände, vordergründig Generalakten, dokumentieren umfassend die Arbeitsgebiete der Justizbehörde. Überliefert sind darüber hinaus Unterlagen über Dienstgebäude und -grundstücke sowie Personalakten. Die Strafgerichtsbarkeit wird durch die Überlieferung von über 100 Strafsachen belegt. Hier wurden die unterschiedlichen Strafdelikte bei der Verzeichnung mit aufgenommen. In größerem Umfang sind Handels- und Genossenschaftsregisterakten im Bestand überliefert, die Döbeln Ausgang des 19. Jahrhunderts eine fortschreitende Entwicklung als Industriestadt bescheinigen, zu der auch der Status einer Garnisonsstadt beitrug. Im Bestand sind v. a. Betriebe der Metallindustrie, Maschinenfabriken und Eisengießereien, vertreten.
Ausgehend von der territorialen Lage Döbelns in einem durch die Freiberger Mulde gebildeten fruchtbaren Tal überwog im Gebiet der Amtshauptmannschaft Döbeln die Landwirtschaft. Im Bestand sind in größerem Umfang Erbhofakten von Bauernwirtschaften überliefert, die sich ab 1933 als Erbhöfe registrieren lassen mussten.
Bei der Erschließung im Jahr 2000 fehlten Testaments- und Nachlasssachen fast vollständig, durch Anbietungen und Übernahmen konnten diese Lücken zum Teil geschlossen werden.
Der vorliegende Bestand hat nun einen Umfang von 26,52 lfm und umfasst den Zeitraum 1847 – 1952/2006.
Hinweis für die Benutzung
Für die Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig ist eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet worden. Die Findbucheinleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss über die Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung und analysiert Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Die für die Bestandsgruppe Amtsgerichte erarbeitete Klassifikation ist zur Vereinfachung der Recherche im vorliegenden Findbuch komplett ausgedruckt worden - ohne Berücksichtigung, ob die Klassifikationsgruppe durch Akten belegt ist. In diesem Fall erscheint im Inhaltsverzeichnis ein diesbezüglicher Vermerk "entfällt".
Der Bestand enthält einige personenbezogene Unterlagen, deren Schutzfristen im Einzelfall erst 2052 enden. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuches nicht sichtbar.
Verweise auf korrespondierende Bestände im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig
Literaturverzeichnis [10]
- Gesetz- und Verordnungsblätter für das Königreich Sachsen, 1856, 1879
- Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1856, 1879, 1914, 1927
- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, 1814, hrsg. von August Schumann, Zwickau, Verlag Gebr. Schumann
- Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief, Potsdam 1958
- Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957
- Die Gesetze über die Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und seinen Nebengesetzen, hrsg. von Franz Schlegelberger, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1927
- Beschreibung des Königreiches Sachsen, hrsg. von M. E. W. Richter, Rector in Hainichen, Verlag J. G. Engelhardt, Freiberg 1852
- Wanderungen durch Döbeln und Umgebung, hrsg. zum 2. Döbelner Heimatfest, 1924
- Döbelner Heimatschatz, Bde. 2, 3, 5, Sammlung heimatkundlicher Aufsätze des "Döbelner Erzählers", Verlag Döbelner Anzeiger und Tageblatt GmbH, 1923 – 1926
E. Kretzschmar /J. Ganz
1999 / 2021
[01] Vgl. Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
[02] Umwandlung in das "Königliches Gericht St. Georgen vor Döbeln", 1840-1852 (Gerichtsvorstand war Advokat und Justitiar Johann Ferdinand Wappenhensch).
[03] Aufhebung des Gerichtsamtes und Bildung des Amtsgerichtes Döbeln. In: Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1879 (62), S. 280 (s. auch Anlage zum Findbuch).
[04] SächsHStAD, Ministerium der Justiz Nr. 248.
[05] Vgl. Gesetz über die Verfassung der Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik (Gerichtsverfassungs-gesetz) v. 2. Okt. 1952. In: GVOBl. 1952 (141), S. 983 ff.
[06] Zur Geschichte des Gerichtsgebäudes vgl. GerA Döbeln Nr. 6, 7.
[07] Zur Geschichte des Gerichtsgebäudes nach 1935 vgl. AG Döbeln 231, 462, 305 und SHStAD, Justizministerium Nr. 1599.
[08] Personalübersicht (auszugsweise) s. Anlage z. Findbuch
[09] Vgl. AufbewBest., Bestimmungen über die Aufbewahrungsfristen von Schriftgut der Justiz, Stand 1993, 3. Ergänzung.
[10] Vgl. Bibliographische Angaben in: Einführung zu den Findhilfsmitteln der Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger.
20119 Amtsgericht Döbeln
Datierung | 1840 - 1952 (1953 - 2006) |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 26,52 |
Bestand enthält auch 137 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Geschichte des Amtsgerichtes Döbeln[01]
Döbeln bildete bis Mitte 16. Jahrhunderts den Sitz eines landesherrlichen Amtes. Nach dessen Auflösung im Jahre 1558 wurden Teile der Güter und Ortschaften des Amtsbezirkes den Ämtern Meißen, Nossen und Leisnig zugeschlagen. Nebeneinander existierten Justizamt Leisnig, Stadtgericht, Patrimonialgerichte sowie das "Gericht des Hospitals St. Georgii vor Döbeln".[02] Im Jahre 1856 entstand im Zusammenhang mit der Schaffung einer neuen Behördenorganisation in Sachsen das Gerichtsamt Döbeln, das dem Königlichen Bezirksgericht Oschatz unterstand. Nach Neustrukturierung der Gerichtsorganisation im Jahre 1879 trat an die Stelle des Gerichtsamtes das Amtsgericht Döbeln. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Döbeln und 77 Landgemeinden im Amtsgerichtsbezirk. Unterstellt wurde das Amtsgericht Döbeln dem Landgericht Freiberg.[03] Nach 1945 unterhielt Döbeln die Zweiggerichte Leisnig, Nossen und Roßwein und erledigte zeitweilig deren Geschäfte auf den Gebieten der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit.[04] Bis zur Kreisreform im Jahre 1952 - in diesem Jahr wurde das Kreisgericht Döbeln geschaffen - blieb dessen Aufgabenstellung im Wesentlichen bestehen.[05]
Der drei Stockwerke hohe Gebäudekomplex des Gerichtsamtes befand sich am Obermarkt an der Kleinen Kirchgasse und bestand neben dem Gericht mit Seitenflügeln und einem Hofraum aus einem Archivraum im Erdgeschoß, dem Expedientenzimmer und dem Zimmer des Gerichtsvorstandes sowie dessen Dienstwohnung. Die alte Fronfeste aus dem 17. Jahrhundert diente dem Gerichtsamt, später dem Amtsgericht, als Arresthaus.[06] Erst in den Jahren 1899 - 1900 entstanden in der Bismarckstraße 16 ein neues Amtsgerichtsgebäude und ein Gerichtsgefängnis im massiven Ziegelbau. Im Gebäude war darüber hinaus der Kriminalposten Döbeln untergebracht.[07] Erster Oberamtsrichter am Amtsgericht Döbeln war Julius Ferdinand Damm. Neben Amtsrichter Dr. August Robert Tändler arbeiteten 1 Gerichtsassessor, 2 Referendare, 7 Expedienten und 1 Gerichtsdiener.[08]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Unter der Bezeichnung "Amtsgericht Döbeln" gelangten 1956 Akten des Amtsgerichts sowie der Vorgänger (Justizämter Leisnig und Mügeln, Stadtgericht Döbeln, Gericht des Hospitals St. Georgen vor Döbeln sowie des Gerichtsamts Döbeln) vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden in das Landesarchiv Leipzig. Weitere Akten wurden vom Kreisarchiv Döbeln abgegeben. Der Bestand war durch eine Findkartei erschlossen. Vor der 1998 begonnenen Neubearbeitung des Bestandes Amtsgericht Döbeln umfasste dieser Bestand insgesamt 24 lfm Archivgut.
Erst ab Mitte des Jahres 1997 begann die komplette Neubearbeitung der Justizbestände des 19./20. Jahrhunderts mit dem Ziel, u. a. die Bestandsgruppe Gerichtsämter wiederherzustellen. Im Zusammenhang mit der Beständebildung nach den Gerichts- und Verwaltungsstrukturen im 19. Jahrhundert sind die Akten, die aus der Tätigkeit der Justizbehörden vor Entstehung der Amtsgerichte im Jahre 1879 hervorgingen und nicht von diesen fortgeführt wurden, aus dem jeweiligen Bestand herausgelöst worden. Nach Beendigung der Erschließungsarbeiten reduzierte sich der Bestand Amtsgericht Döbeln auf 20 lfm.
Das für die Bestandsbearbeitung geltende Ordnungsprinzip basiert auf einer neuen Klassifikation für Justizschriftgut, die 1996 erarbeitet worden ist.[09]
Im Zusammenhang mit der Vergabe neuer, ordnungsunabhängiger Archivsignaturen entstand eine Konkordanzliste, die die alten und neuen Archivsignaturen ausweist.
Die Erschließung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch die Register für Personen, Firmen und Genossenschaften erstellt wurden.
Nachdem Ende 2000 die Amtsgerichtsbestände des Staatsarchivs Leipzig bis auf wenige Gerichte vollständig erschlossen waren, erfolgten bis 2020 weitere Aktenübernahmen verschiedener Einrichtungen (Gerichte und HStAD), die z. B. Nachlasssachen betrafen. Dieses Schriftgut wurde wenn nötig bewertet, verzeichnet und in den Bestand eingearbeitet. Weiterhin erfolgten zahlreiche Provenienzbereinigungen mit anderen Amtsgerichtsbeständen, wie z. B. Bestand 20137 Amtsgericht Waldheim (Abgang von 1,5 lfm).
2013 erfolgte im Rahmen der Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Information, die nachträgliche Erschließung von 2,9 lfm Akten, der seit 2006 angebotenen Registerakten des Registergerichts des Amtsgerichts Leipzig. Es wurden alle Registerakten, die bis 1952 im damaligen Amtsgericht entstanden sind und eine Registernummer des alten Gerichts führten, bis zur endgültigen Schließungen der Akten aufgenommen. Bei der Erschließung ist im Feld "Datierung Findbuch" die Laufzeit nach 1952 in einer Klammer ergänzt worden. Somit geht die Laufzeit des Bestandes weit über die Existenz des alten Amtsgerichts Döbeln hinaus.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung des einstmals existierenden Justizschriftgutes aus der frühen Tätigkeit des Amtsgerichtes Döbeln kann nur als fragmentarisch bezeichnet werden. Nur wenige Aktenbände reichen in die frühen Anfangsjahre zurück. Der Schwerpunkt der schriftlichen Überlieferung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1930 und 1945. Hervorzuheben ist die innerhalb der Amtsgerichtsbestände nahezu einmalige, fast geschlossene, Überlieferung der Justizverwaltungsakten, 1936 - 1945. Ca. 70 Aktenbände, vordergründig Generalakten, dokumentieren umfassend die Arbeitsgebiete der Justizbehörde. Überliefert sind darüber hinaus Unterlagen über Dienstgebäude und -grundstücke sowie Personalakten. Die Strafgerichtsbarkeit wird durch die Überlieferung von über 100 Strafsachen belegt. Hier wurden die unterschiedlichen Strafdelikte bei der Verzeichnung mit aufgenommen. In größerem Umfang sind Handels- und Genossenschaftsregisterakten im Bestand überliefert, die Döbeln Ausgang des 19. Jahrhunderts eine fortschreitende Entwicklung als Industriestadt bescheinigen, zu der auch der Status einer Garnisonsstadt beitrug. Im Bestand sind v. a. Betriebe der Metallindustrie, Maschinenfabriken und Eisengießereien, vertreten.
Ausgehend von der territorialen Lage Döbelns in einem durch die Freiberger Mulde gebildeten fruchtbaren Tal überwog im Gebiet der Amtshauptmannschaft Döbeln die Landwirtschaft. Im Bestand sind in größerem Umfang Erbhofakten von Bauernwirtschaften überliefert, die sich ab 1933 als Erbhöfe registrieren lassen mussten.
Bei der Erschließung im Jahr 2000 fehlten Testaments- und Nachlasssachen fast vollständig, durch Anbietungen und Übernahmen konnten diese Lücken zum Teil geschlossen werden.
Der vorliegende Bestand hat nun einen Umfang von 26,52 lfm und umfasst den Zeitraum 1847 – 1952/2006.
Hinweis für die Benutzung
Für die Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig ist eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet worden. Die Findbucheinleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss über die Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung und analysiert Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.
Die für die Bestandsgruppe Amtsgerichte erarbeitete Klassifikation ist zur Vereinfachung der Recherche im vorliegenden Findbuch komplett ausgedruckt worden - ohne Berücksichtigung, ob die Klassifikationsgruppe durch Akten belegt ist. In diesem Fall erscheint im Inhaltsverzeichnis ein diesbezüglicher Vermerk "entfällt".
Der Bestand enthält einige personenbezogene Unterlagen, deren Schutzfristen im Einzelfall erst 2052 enden. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuches nicht sichtbar.
Verweise auf korrespondierende Bestände im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig
Literaturverzeichnis [10]
- Gesetz- und Verordnungsblätter für das Königreich Sachsen, 1856, 1879
- Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1856, 1879, 1914, 1927
- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, 1814, hrsg. von August Schumann, Zwickau, Verlag Gebr. Schumann
- Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief, Potsdam 1958
- Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957
- Die Gesetze über die Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und seinen Nebengesetzen, hrsg. von Franz Schlegelberger, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1927
- Beschreibung des Königreiches Sachsen, hrsg. von M. E. W. Richter, Rector in Hainichen, Verlag J. G. Engelhardt, Freiberg 1852
- Wanderungen durch Döbeln und Umgebung, hrsg. zum 2. Döbelner Heimatfest, 1924
- Döbelner Heimatschatz, Bde. 2, 3, 5, Sammlung heimatkundlicher Aufsätze des "Döbelner Erzählers", Verlag Döbelner Anzeiger und Tageblatt GmbH, 1923 – 1926
E. Kretzschmar /J. Ganz
1999 / 2021
[01] Vgl. Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
[02] Umwandlung in das "Königliches Gericht St. Georgen vor Döbeln", 1840-1852 (Gerichtsvorstand war Advokat und Justitiar Johann Ferdinand Wappenhensch).
[03] Aufhebung des Gerichtsamtes und Bildung des Amtsgerichtes Döbeln. In: Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1879 (62), S. 280 (s. auch Anlage zum Findbuch).
[04] SächsHStAD, Ministerium der Justiz Nr. 248.
[05] Vgl. Gesetz über die Verfassung der Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik (Gerichtsverfassungs-gesetz) v. 2. Okt. 1952. In: GVOBl. 1952 (141), S. 983 ff.
[06] Zur Geschichte des Gerichtsgebäudes vgl. GerA Döbeln Nr. 6, 7.
[07] Zur Geschichte des Gerichtsgebäudes nach 1935 vgl. AG Döbeln 231, 462, 305 und SHStAD, Justizministerium Nr. 1599.
[08] Personalübersicht (auszugsweise) s. Anlage z. Findbuch
[09] Vgl. AufbewBest., Bestimmungen über die Aufbewahrungsfristen von Schriftgut der Justiz, Stand 1993, 3. Ergänzung.
[10] Vgl. Bibliographische Angaben in: Einführung zu den Findhilfsmitteln der Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger.
Amtsgerichtsverwaltung.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Anerbengericht.- Entschuldungsamt.
1879 trat an die Stelle des Gerichtsamts das Amtsgericht Döbeln. Die Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Döbeln und 77 Landgemeinden. Unterstellt war das Amtsgericht dem Landgericht Freiberg. Ab 1945 unterhielt Döbeln die Zweiggerichte Leisnig, Nossen und Roßwein und erledigte zeitweilig deren Geschäfte auf dem Gebiet der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit. 1952 übernahm das Kreisgericht Döbeln die Aufgaben des Amtsgerichts.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.7 Amtsgerichte.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.7 Amtsgerichte.
- 2021 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5