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Beständeübersicht

Bestand

20178 Landbauamt Leipzig

Datierung1800 - 1953
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,00

Geschichte des Landbauamtes Leipzig



Spätestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das öffentliche Bauwesen im Kurfürstentum Sachsen durch einen vom Landesherrn berufenen Oberlandbaumeister und die ihm unterstellten Landbauschreiber beaufsichtigt. Seit 1803 ist Carl Mildreich Barth, der zahlreiche im vorliegenden Bestand enthaltene Akten anlegte, als Landbauschreiber nachweisbar.[01] Seit 1804 trug er den Titel "Baukommissar".[02] Ab 1819 war er nachweisbar als Landbaumeister für den Leipziger, Meißner, Erzgebirgischen und Vogtländischen Kreis sowie die Oberlausitz tätig, seit 1821 fielen nur noch der Leipziger und Meißner Kreis sowie die Oberlausitz in seinen Zuständigkeitsbereich.[03] Neben ihm gab es einen weiteren Landbaumeister, der als Professor der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Dresden unterrichtete.

Frühestens 1829 übernahm August Königsdörfer als Landbaumeister die Verantwortung für den Leipziger Kreis, während Carl Mildreich Barth der Meißner Kreis und die Oberlausitz zugewiesen wurde.[04] Die Landbaumeister arbeiteten zunächst lediglich mit der Unterstützung von ein bis zwei Landbaukondukteuren in dem ihnen zugeteilten Bezirk. Mitte der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden den Landbaumeistern zeitweise einige Eleven zugeordnet.

August Königsdörfer schied spätestens 1841 aus dem Dienst, an seine Stelle trat Landbaumeister Friedrich Adam Leiblin. Er war für den Leipziger Kreis, die Oberlausitz sowie die Ämter Hain, Radeberg, Moritzburg, Stolpen, Meißen und Oschatz zuständig.[05] 1843 wurden vier Landbaubezirke in Sachsen eingerichtet, der dritte Bezirk umfasste die Kreisdirektion Leipzig und das Kreisamt Meißen und hatte seinen Sitz in Oschatz. An der Spitze des dritten Landbaubezirks stand nunmehr der Landbaumeister Robert Schmidt, ihm zugeordnet waren ein Landbaukondukteur und ein Landbauassistent. [06]

Durch die "Verordnung, die veränderte Organisation der Hochbauverwaltung betreffend" vom 6. März 1862 wurde aus dem Landbauamt, das weiterhin für das Territorium der Kreisdirektion Leipzig zuständig war, eine Landbauinspektion ausgegliedert. Sie umfasste die Stadt Leipzig sowie die "Ältere Amtshauptmannschaft" Borna und unterstand einem Landbauinspektor.[07]

Im Zuge der "Bekanntmachung die Abgrenzung der Landbaubezirke betreffend" vom 8. März 1865 entstanden ab 1. April 1865 dreizehn Landbaubezirke in Sachsen, der Zahl der "Älteren Amtshauptmannschaften" entsprechend vier im Leipziger Kreis.[08] Den dreizehn Landbaubezirken standen Bezirksbaumeister vor. Vier von ihnen trugen den Titel Landbaumeister.[09] Ihnen zur Seite standen bei Bedarf ein oder zwei Landbauinspektoren bzw. Landbauassistenten. Der Landbaubezirk Leipzig wurde vom Baumeister Emil Anton Buschick übernommen, Sitz der Behörde war Leipzig.[10]

Bedingt durch die Verwaltungsreform von 1873 entstanden im Zuge der "Bekanntmachung, die Abgrenzung der Landbaubezirke und Bauverwaltereien betreffend" vom 4. Dezember 1874 ab dem 1. Januar 1875 zwölf Landbaubezirke in Sachsen, drei davon im Leipziger Kreis. Der Landbaubezirk Leipzig bestand aus den Amtshauptmannschaften Leipzig und Borna sowie der Stadt Leipzig, der Landbaubezirk Rochlitz aus den Amtshauptmannschaften Döbeln und Rochlitz und der Landbaubezirk Grimma aus den Amtshauptmannschaften Oschatz und Grimma.[11]

Nach dem Ausscheiden Emil Anton Buschicks 1879/80 wurde Landbaumeister Karl Hugo Rauck Vorstand des Landbaubezirks.[12] Am 1. Januar 1883 trat eine Neuorganisation der Staatshochbauverwaltung in Kraft. Die Landbaubezirke wurden durch sechs Landbauämter, eines davon mit Sitz in Leipzig, ersetzt. Diesem unterstanden neben der Stadt Leipzig die Amtshauptmannschaften Borna, Leipzig, Grimma und Rochlitz sowie die Gebäude der Teichwirtschaft Mutzschen.[13] Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts bekam der Landbaumeister etwas mehr Personal zugewiesen, z. B. Landbauassistenten, Landbauinspektoren und Regierungsbaumeister. Allerdings waren die genannten Mitarbeiter nicht gleichzeitig beschäftigt. 1892 beendete Rauck seine Tätigkeit und wurde von Karl Hermann Seidel abgelöst.[14]

Ab 1. Juli 1898 bestanden acht Landbauämter. Dem Landbauamt Leipzig wurden die Amtshauptmannschaften Leipzig, Borna und Grimma sowie die Stadt Leipzig zugewiesen.[15] Ab der Jahrhundertwende stieg die Zahl der Beschäftigten im Landbauamt noch einmal an und blieb nachweisbar bis Ende der zwanziger Jahre bei rund fünfzehn Personen. Ab Dezember 1900 trugen die Vorstände der Landbauämter den Titel "Baurat".[16]

Baurat Karl Hermann Seidel wurde nach 1914 durch Regierungsbaurat Baer ersetzt, der mindestens bis 1934 als Leiter des Landbauamts Leipzig tätig war.[17]

Die Landbaumeister bzw. Landbauämter unterstanden zunächst dem Geheimen Finanzkollegium, seit 1831 dem Finanzministerium (Departement für Finanzen). Seit 1. April 1924 bestand beim Finanzministerium die den Landbauämtern übergeordnete Hochbaudirektion, die das Hochbauamt, das Maschinentechnische Amt und die Baudirektion beim Ministerium des Innern ersetzte.[18]

Die Landbaumeister waren zunächst für die Ausführung und Unterhaltung der königlichen Justiz-, Rentamts- und Forstgebäude in den Ämtern und auf den Kammergütern zuständig. Später wurden durch die Landbauämter die staatlichen Bauvorhaben ausgeführt und geleitet sowie die Staatsgebäude unterhalten und ihr Zustand überwacht. Die Zuständigkeit der Landbauämter erstreckte sich nicht auf Gebäude des Militärs, der Landesanstalten sowie der Eisenbahn- und Bergverwaltung.

Das Landbauamt Leipzig ist bis 1949 nachweisbar.[19]



Bestandsgeschichte


Der größte Teil der vorliegenden Unterlagen kam 1918 aus dem Landbauamt Leipzig in die Abteilung Finanzarchiv des Hauptstaatsarchivs Dresden. Von dort gelangte er, zusammen mit weiteren provenienzgerecht aus dem Bestand des Ministeriums für Finanzen herausgelösten Unterlagen zu Schulbauten aus den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts, im Zuge einer Bestandsbereinigung am 2. Dezember 1999 in das Staatsarchiv Leipzig.[20] Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bestand durch eine Abgabeliste (Rep. LXVII) des Landbauamts Leipzig aus dem Jahre 1918 mit späteren Ergänzungen des Hauptstaatsarchivs erschlossen. Er umfasste 131, meist nicht fest formierte, Akteneinheiten, die den Zeitraum 1802-1945 betreffen.

Eine erste Bearbeitung erfolgte 2001 im Rahmen eines Praktikums. Aufgrund des Alters des Schriftgutes und der nur lückenhaften Überlieferung wurden weder Bewertung noch Kassation vorgenommen. Die neu erarbeitete, fünf Gruppen umfassende, Klassifikation orientierte sich am überlieferten Schriftgut. Die Klassifikationsgruppe "Bau und Unterhaltung der königlichen/staatlichen Gebäude" bildete dabei die mit Abstand umfangreichste Gruppe.

Im Zuge der Erschließung wurden fortlaufende Archivsignaturen vergeben und Titel gebildet, die bei Bedarf durch Enthält-Vermerke ergänzt wurden. Neben diesen grundlegenden Verzeichnungselementen wurden auch die alten Archiv- und Registratursignaturen aufgenommen, um die frühere Bearbeitung bzw. die Zuordnung der Akte innerhalb der Registraturordnung rekonstruieren zu können. Weiterhin wurde die Provenienz, z. B. der zum Entstehungszeitpunkt tätige Landbaumeister bzw. der Behördenname, der Unterlagen erfasst.

Parallel wurde ein Ortsregister erstellt.

Im Nachgang der oben erwähnten Bestandsbereinigung gelangten weitere 15 Akten zu Amtsgerichtsgebäuden aus den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in das Staatsarchiv Leipzig. Sie wurden gemeinsam mit 17, 2011 aus dem Staatsbetrieb Sächsisches Bau- und Immobilienmanagement, Niederlassung Leipzig II, übernommenen Plänen zu Universitätsgebäuden 2014 erschlossen.[21] 114 Pläne, die 1963 aus dem Stadtarchiv Leipzig übernommen wurden und v. a. die veterinärmedizinischen Institute der Universität Leipzig und das Kreishauptmannschaftsgebäude in Leipzig betreffen, wurden ebenfalls in den Bestand eingearbeitet.[22] Im Zuge der 2014 vorgenommenen Neuerschließung wurden die 2001 aufgenommenen Verzeichnungsangaben nochmals überarbeitet und ergänzt.

Der Bestand umfasst nunmehr 146 Akten und 131 Pläne und Risse aus dem Zeitraum 1800 – 1949. Lediglich eine Zeichnung wurde 1953 angefertigt und ist als Fremdprovenienz zu betrachten.

Ein Teilbestand des Landbauamts Leipzig befindet sich aufgrund seiner ursprünglich dem Universitätsrentamt angegliederten Bauabteilung für Universitätsgebäude im Universitätsarchiv Leipzig.[23]


Verweise auf korrespondierende Bestände



Hauptstaatsarchiv Dresden:


10851 Ministerium der Finanzen



Staatsarchiv Leipzig:


20179 Bauverwalterei Döbeln

20180 Bauverwalterei Grimma

20181 Bauverwalterei Rochlitz

22136 Bauverwalterei Leipzig



Katrin Heil

Dez. 2014


[01] Churfürstlicher Sächsischer Hof- und Staatscalender auf das Jahr 1803, S. 106.
[02] Churfürstlicher Sächsischer Hof- und Staatscalender auf das Schalt-Jahr 1804, S. 106.
[03] Königlich-Sächsischer Hof-, Civil- und Militärstaat im Jahre 1819, S. 84; Königlich-Sächsischer Hof-, Civil- und Militärstaat im Jahre 1821, S. 88.
[04] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1837, S. 312.
[05] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1841, S. 174.
[06] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1843, S. 186.
[07] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1862, S. 29 f.
[08] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1865, S. 109 f.
[09] Ebenda, S. 78.
[10] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1865/66, S. 280.
[11] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1882, S. 450 f.
[12] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen auf die Jahre1880 und 1881, S. 159.
[13] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1882, S. 259.
[14] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen auf die Jahre 1892 und 1893, S. 325.
[15] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1898, S. 70 f.
[16] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1900, S. 958.
[17] Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen 1921, S. 188.
[18] Sächsisches Gesetzblatt 1924, S. 233.
[19] Leipziger Adressbuch 1949, S. 26.
[20] Dienstregistratur des Staatsarchivs Leipzig, Bestandsakte 20178 Landbauamt Leipzig.
[21] Ebenda.
[22] 22030 Staatsarchiv Leipzig, Nr. 187 (Zugangsbuch).
[23] Leipziger Wirtschaftshandbuch, Leipzig 1928, Bd. 2, S. 108.
Organisation.- Bau und Unterhaltung der königlichen/staatlichen Gebäude.- Brückenbau.- Wasserbau.- Brandversicherung.- Pläne.
Seit 1804 ist für den Leipziger in Verbindung mit dem Meißnischen Kreis ein Landbauschreiber nachweisbar: Carl Mildreich Barth, er wurde Ende der dreißiger Jahre von August Königsdörfer abgelöst. 1843 wurde aus der Kreisdirektion Leipzig und dem Kreisamt Meißen der dritte Landbaubezirk in Sachsen gebildet. Der Landbaumeister dieses Bezirks hatte seinen Sitz in Oschatz. 1862 wurde das Gebiet der Kreisdirektion Leipzig dem zweiten Landbaubezirk zugeordnet. 1865 erfolgte die Bildung eines Landbaubezirks mit Sitz in Leipzig, der die Ältere Amtshauptmannschaft Leipzig umfasste, 1874 kam noch die Amtshauptmannschaft Borna hinzu. Seit 1882 war das Landbauamt Leipzig für die Amtshauptmannschaften Leipzig, Borna, Grimma, Rochlitz und die Gebäude der Teichwirtschaft Mutzschen zuständig. Ab 1898 fielen die Amtshauptmannschaften Leipzig, Borna und Grimma in die Zuständigkeit des Landbauamtes Leipzig.
Weitere Unterlagen des Landbauamts Leipzig befinden sich im Universitätsarchiv Leipzig.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
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