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Beständeübersicht

Bestand

20227 Kreisbauernschaft Grimma

Datierung1933 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,60

Geschichte

Der NSDAP gelang es 1933 verstärkt in bäuerlichen Organisationen Fuß zu fassen, nicht zuletzt, weil zwischen den landwirtschaftlichen Organisationen Uneinigkeit und Zerstrittenheit herrschte.

Unter Walther Darré wurde in der Reichsleitung der Partei eine Abteilung Landwirtschaft gebildet, welche sich rasch zu einem "agrarpolitischen Apparat" entwickelte. Der Präsident des Deutschen Landbundes, Graf Kalkreuth, und der Vorsitzende des Pommerschen Landbundes, von Rohr, unterbreiteten Vorschläge zur Gleichschaltung agrarischer Interessen. Am 04. April 1933 entstand unter Vorsitz von Walther Darré die Reichsführergemeinschaft des Deutschen Bauernstandes, welche alle Gruppierungen der "Grünen Front" umfasste. Nachdem die Macht der NSDAP gefestigt und Darré am 29. Juni 1933 Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft geworden war, konnten die rechtlichen Grundlagen für den Aufbau einer allumfassenden Organisationsform des Reichsnährstandes geschaffen werden.

Diese bildeten u. a. das "Gesetz über die Zuständigkeit des Reichs für die Regelung des ständischen Aufbaues der deutschen Landwirtschaft" vom 15. Juli 1933 [01] , womit die Länder ihre landwirtschaftliche Selbstverwaltung verloren. Weitere Schritte waren das "Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes und Maßnahmen zur Markt- und Preisregulierung landwirtschaftlicher Erzeugnisse" vom 13. September 1933 [02] und die Verfügung des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 19. September 1933.

Der Reichsnährstand trat an die Stelle der alten Verbände und erfasste in Zwangsmitgliedschaft alle Unternehmer, Handwerker, Bauern und Großgrundbesitzer in einer einheitlichen Organisation. Aufgelöst wurden u. a. die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft, der Reichslandbund, die Deutsche Bauernschaft und der Reichsgrundbesitzerverband. Als unmittelbarer Nachfolger des Deutschen Landwirtschaftsrates, der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer und den Landwirtschaftskammern der Länder stellte er eine Gesamtvertretung der deutschen Landwirtschaft dar.

An der Spitze des Reichsnährstandes stand der vom Reichskanzler und Führer berufene Reichsbauernführer, der seine Befugnisse auf den Reichsbauernrat und den Reichsbauerntag übertragen konnte. Diese hatten jedoch nur eine propagandistische Funktion inne. Das Amt des Reichsbauernführers wurde vom Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft wahrgenommen (W. Darré, ab Mai 1942 Herbert Backe).

Als rechtlich unselbständige untergeordnete Stellen des Reichsnährstandes wurden auf Länder- und Provinzialebene "Landesbauernschaften" unter Leitung von Landesbauernführern, in den Kreisen "Kreisbauernschaften" unter Leitung der Kreisbauernführer und in den Orten "Ortsbauernschaften" unter Leitung der Ortsbauernführer geschaffen.

Der Kreisbauernschaft Grimma unterstanden insgesamt 182 Ortsbauernschaften der Amtshauptmannschaft Grimma bzw. ab 1939 des Landkreises Grimma.


Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand Kreisbauernschaft Grimma besitzt einen Endumfang von ca. 0,6 lfm und umfasst den Zeitraum 1933 bis 1945.

Die sehr bruchstückhafte Überlieferung umfasst hauptsächlich Handakten einzelner Ortsbauernführer des Kreises Grimma (Göttwitz, Jeesewitz, Köllmichen, Prösitz, Roda, Wetteritz), die in erster Linie Verfügungen und Mitteilungen übergeordneter Stellen enthalten. Zu einem geringen Teil befindet sich darin auch allgemeiner Schriftverkehr.

Angesichts der insgesamt dürftigen Quellenlage verbot sich hier eine Kassation. Das überlieferte Archivgut enthält u. a. Informationen zum Einsatz ausländischer Kriegsgefangener und Zivilarbeiter (ohne Namen), zur Viehhaltung und zum Nutzpflanzenanbau und Verpflichtungsbescheide über zu verrichtende Arbeitsstunden in der Landwirtschaft (mit Namen).


Verweise und korrespondierende Bestände

Staatsarchiv Leipzig

20226, Kreisbauernschaft Döbeln

20228, Kreisbauernschaft Rochlitz

20025, Amtshauptmannschaft Borna

20026, Amtshauptmannschaft Döbeln

20027, Amtshauptmannschaft Grimma (u. a. Signatur 1801: Ortsbauernschaftsverzeichnisse für Albrechtshain und Zweenfurth, o. D.)

20028, Amtshauptmannschaft Leipzig (u. a. Signaturen 2827 – 2851: Hofkarten über landwirtschaftliche Betriebe in den Gemeinden Abtnaundorf bis Zwenkau, 1936 – 1944)

20030, Amtshauptmannschaft Rochlitz


Hauptstaatsarchiv Dresden

11511, Landesbauernschaft Sachsen


Literatur

- Jeserich, Kurt G. A. und Pohl, Hans (Hrsg.): Deutsche Verwaltungsgeschichte, Band IV: Das Reich als Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, Stuttgart 1985, S. 811 ff.

- Nussbaum, Helga und Zumpe, Lotte (Hrsg.): Wirtschaft und Staat in Deutschland. Eine Wirtschaftsgeschichte des staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1945, Bd. 3: Zumpe, Lotte: Wirtschaft und Staat in Deutschland 1933 bis 1945, Berlin 1980, S. 99 ff.




C. Dettki/D. Etzold
2005




[01] Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1933, Teil I, S. 495.
[02] Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1933, Teil I, S. 626 f.


Ortsbauernschaften.
Angaben siehe 2.4.5 Reichsnährstand.
  • 1992, 2005 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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