Beständeübersicht
Bestand
Zur Geschichte des Registraturbildners
Mit dem "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR" vom 23. Juli 1952 wurden die Länder in der DDR aufgelöst und insgesamt 14 Bezirke geschaffen. Im Gegensatz zu den heutigen Bundesländern verfügten die Bezirke über keine politische Autonomie; es handelte sich dabei lediglich um die mittlere Verwaltungsebene zwischen dem Zentralstaat und den Kreisen. Die höchsten Staatsorgane der Bezirke bildeten die Bezirkstage als gewählte Volksvertretungen und die Räte der Bezirke als Exekutivorgane. Der Bezirk Leipzig umfasste den Stadtkreis Leipzig und die Kreise Altenburg, Borna, Delitzsch, Döbeln, Eilenburg, Geithain, Grimma, Leipzig-Land, Oschatz, Schmölln, Torgau und Wurzen.
Der Bezirkstag Leipzig konstituierte sich am 5. August 1952. Die Mitglieder des Bezirkstags wählten den Rat des Bezirkes, den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, seine Stellvertreter und den Sekretär sowie die Mitglieder der ständigen und zeitweiligen Kommissionen. Außerdem wurden durch den Bezirkstag der Direktor, die Richter und die Schöffen des Bezirksgerichts gewählt. Bis zum Jahr 1976 wurde der Bezirkstag alle vier Jahre gewählt, danach alle fünf Jahre. Dabei galten die Wahlgrundsätze der DDR: Die Bürger konnten keine Abgeordneten oder Parteien wählen, sie stimmten lediglich über die vorab von der Nationalen Front festgelegte Einheitsliste ab. Der Bezirkstag tagte in der Regel einmal vierteljährlich.
Der Rat des Bezirkes war sowohl dem Ministerrat der DDR als auch den einzelnen Fachministerien unterstellt. Er übte die Anleitung und Kontrolle gegenüber den Räten der Kreise aus.
Die Vorsitzenden des Rates des Bezirkes waren:
- 1952-1959 Karl Adolphs
- 1959-1974 Erich Grützner
- 1974-Dezember1989 Rolf Opitz
- 1989-1990 Joachim Draber
- Juni - November1990 Rudolf Krause (Regierungsbevollmächtigter).
Der Vorsitzende des Rates des Bezirkes war zugleich Leiter der Zivilverteidigung und Vorsitzender der Bezirkskatastrophenkommission.
Der Rat des Bezirkes setzte sich aus dem Sekretär des Büros des Vorsitzenden, dem 1. Stellvertreterbereich, der Bezirksplankommission, dem Wirtschaftsrat des Bezirkes sowie aus den Abteilungen Land-, Forst-, Nahrungsgüterwirtschaft, Inneres, Handel und Versorgung, Energie, Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Finanzen, Bauwesen, Wohnungspolitik, Arbeit und Löhne, Örtliche Versorgungswirtschaft, Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen, Volksbildung mit Jugendfragen, Körperkultur und Sport, Kultur sowie Gesundheits- und Sozialwesen zusammen.[01]
Dem Rat des Bezirkes Leipzig unterstanden zahlreiche nachgeordnete Einrichtungen wie die Büros für architekturbezogene Kunst, für Verkehrsplanung, für Territorialplanung und für Bergbauangelegenheiten, der Hauptauftraggeber komplexer Wohnungsbau, die Bezirksdirektion des volkseigenen Einzelhandels, das Bezirkshygieneinstitut, das Bezirksinstitut für Blutspende und Transfusionswesen, mehrere Spezialkinderheime, das Haus der Lehrer, die Kinder- und Jugendsportschule und die Bezirkskulturakademie. Daneben bestanden weitere bezirksgeleitete Einrichtungen, Betriebe und Kombinate, so u. a. die Bezirksfilmdirektion, die Konzert- und Gastspieldirektion, der VEB Bezirksdirektion für Straßenwesen und der VEB Kombinat Kraftverkehr Leipzig.
Der Bezirkstag legitimierte die Beschlüsse und die Arbeit des Rates des Bezirkes. Die Sitzungen des Rats fanden zweimal monatlich statt. Hier wurden Beschlüsse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Bezirks Leipzig in Umsetzung der durch Ministerrat, Ministerien und SED erlassenen Gesetze, Verordnungen und Festlegungen gefasst. Eine wesentliche Aufgabe des Rates des Bezirkes Leipzig bestand in der Sicherstellung der Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes im Bezirk. Schwerpunkte hierbei waren der Bergbau, der Schwermaschinenbau, die polygraphische und die chemische Industrie, die Textilindustrie sowie die Landwirtschaft. Die ständigen Erweiterungen bzw. Neuaufschlüsse von Tagebauen zur Braunkohlengewinnung hatten gravierende Auswirkungen auf Umwelt, Wohnungssituation und Landwirtschaft, die vom Rat des Bezirkes bei seiner Tätigkeit zu beachten waren. [02]
Die letzte Sitzung des Rates des Bezirkes Leipzig fand am 31. Mai 1990 statt. Für die Zeit des Übergangs nahm die Bezirksverwaltungsbehörde, die unter der Leitung eines Regierungsbeauftragten stand, die Verwaltung des noch bestehenden Bezirks Leipzig sowie die Vorbereitung der Länderbildung, die per Gesetz vom 22. Juli 1990 durch die Volkskammer beschlossen wurde, wahr. Mit der Wiedereinrichtung des Freistaats Sachsen wurde das Regierungspräsidium Leipzig als mittlere Verwaltungsbehörde im Raum Leipzig geschaffen
Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Unterlagen gelangten in mehreren Ablieferungsschichten in das Staatsarchiv Leipzig. Die ersten Übernahmen aus dem Verwaltungsarchiv des Rates des Bezirks Leipzig erfolgten zu Beginn der 1960er Jahre. Die Akten wurden nach den damals geltenden Vorschriften der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze (OVG)[03] auf Karteikarten erschlossen. Weitere Unterlagen wurden in den 1980er Jahren und ab 1990 von der Bezirksverwaltungsbehörde Leipzig, später Regierungspräsidium Leipzig, übergeben. Ende der 1980er Jahre wurde das übergebene Schriftgut des Wirtschaftsrates bewertet und noch auf Karteikarten erschlossen. Mitte der 1990er Jahre begann die elektronische Erfassung, die mit der Fertigstellung des letzten Teilfindbuches 09.02 VdN-Akten im Jahre 2012 abgeschlossen wurde. Auf der Grundlage des Ordnungsmodells für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes[04] fand die Erschließung der Unterlagen in Teilbeständen bezogen auf die Abteilungen, Referate und Bereiche des Rates des Bezirkes Leipzig statt. Alle Archivalien wurden überprüft und Verzeichnungsangaben vereinheitlicht oder präzisiert und zum Teil umfangreiche Enthält-Vermerke gebildet. Die Gliederung der Unterlagen in den einzelnen Teilbeständen orientiert sich an der Struktur und an den Aufgaben.
Für jeden Teilbestand wurde ein Findbuch mit einer eigenen Einleitung erstellt[05] , die im Rahmen der Direktbenutzung einsehbar sind. Die im Bestand überlieferten AV-Medien wurden digitalisiert.
Folgende Verzeichnungsangaben wurden erfasst:
- Signatur
- alte Archivsignatur
- Aktentitel
- Enthält-Vermerk
- Datierung
- Darin-Vermerk
- Provenienz
- Strukturteil
- Bandnummer
- Filmsignatur
- Schadensklasse
- Schutzfrist
- gesperrt bis.
Zusätzlich wurden bei den personenbezogen Unterlagen, sofern bekannt, die Geburts- und Sterbedaten, das Geschlecht und bei den AV-Medien die Mitwirkenden und technische Daten aufgenommen.
In Vorbereitung der online-Stellung des Findmittels erfolgten 2019 nochmals redaktionelle Arbeiten, insbesondere die Einarbeitung von Nachträgen.
Überlieferungsschwerpunkte
Im Bestand Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig bilden die großen Reihen der Protokolle der Sitzungen des Bezirkstages und der Sitzungen des Rates des Bezirkes einen wesentlichen Schwerpunkt. Außerdem sind Unterlagen zur Entwicklung der Wirtschaft einschließlich des Bau- und Verkehrswesens, der Landwirtschaft, der Bildung, der Kultur und des Sports sowie des Gesundheits- und Sozialwesens überliefert. Im Teilbestand Innere Angelegenheiten sind Unterlagen zur Zusammenarbeit mit der Polizei und der Justiz, zu Ausreisen in die BRD und Westberlin sowie zum Verhältnis von Staat und Kirche vorhanden. Von der Betriebsgewerkschaftsleitung sind 33 Archivalien überliefert.
Hinweise für die Benutzung
Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes[06] festgelegten Schutzfristen. Akten mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.
Die Bestellung der Akten ist wie folgt vorzunehmen:
Bestand: 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig
Signatur: Nr. der Archivalie
Verweise auf korrespondierende Bestände:
20242 Konsortium Territorialer Rationalisierungskomplex Industriegebiet Leipzig-Plagwitz
20244 Büro für Verkehrsplanung Leipzig
20245 Bezirkskulturakademie Leipzig
20246 Büro für architekturbezogene Kunst Leipzig
20247 Bezirkshaus für Volkskunst
20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig
22052 Bezirksfilmstudio Leipzig
20255 Bezirksgericht Leipzig
20267 Staatsanwalt des Bezirkes Leipzig
20304 Büro für Bergbauangelegenheiten Leipzig
21023 SED-Bezirksleitung Leipzig
21886 Bezirkspflanzenschutzamt Leipzig, Großpösna
22094 Regierungspräsidium Leipzig
22096 Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig
22109 VEB Bezirksdirektion des Straßenwesens Leipzig
22124 Büro für Territorialplanung bei der Bezirksplankommission Leipzig
22128 Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung des Rates des Bezirkes Leipzig
Verwendete Literatur (Auswahl):[07]
- Ordnungsmodell für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung, Potsdam 1988.
- Erlass des Staatsrates der DDR über die Planung und Leitung der Volkswirtschaft durch den Ministerrat vom 11. Februar 1963, GBl der DDR, Teil I, S. 1 ff.
- Hermann Weber, Die DDR 1945-1990, Grundriss der Geschichte, R. Oldenburg Verlag Hannover, München, 2000.
- Die DDR in der Übergangsperiode. Studien zur Vorgeschichte und Geschichte der DDR 1945 bis 1961, hrsg. von Rolf Badstübner und Heinz Heitzer, Akademie-Verlag Berlin 1979.
- 15 Jahre Deutsche Demokratische Republik und die Entwicklung des Bezirkes Leipzig, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, 1964.
- Die ökonomische und politische Lage im Bezirk Leipzig von 1958 bis 1963, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, 1964.
- Handbuch der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg. vom Deutschen Institut für Zeitgeschichte, Berlin, 1964, S. 611 ff.
Christine Enderlein
August 2017
Marion Fechner
Mai 2020
Abkürzungsverzeichnis
[01] Einzelne Abteilungen und auch nachgeordnete Bereiche wurden mehrfach umstrukturiert. In den betreffenden Klassifikationspunkten wird deshalb der Zeitraum, in der die Abteilungen oder der Bereiche bestand, mit angegeben.
[02] Ausführliche Einleitungen zu den Teilfindbüchern (Abteilungen, Referaten und Bereichen) liegen im Staatsarchiv Leipzig vor.
[03] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze der Staatlichen Archive der DDR. Potsdam, 1964
[04] Ordnungsmodell für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Entwurf von Rudolf Diezel, Weimar 1970.
[05] Die Einleitungen zu den Teilfindbüchern können im Findmittelraum des Staatsarchivs Leipzig eingesehen werden.
[06] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl S. 449).
[07] Vgl. auch Literaturangaben in den Teilfindbüchern.
20237 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Leipzig
Datierung | (1793 - 1951) 1952 - 1990 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 563,80 |
Bestand enthält auch 2533 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Zur Geschichte des Registraturbildners
Mit dem "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR" vom 23. Juli 1952 wurden die Länder in der DDR aufgelöst und insgesamt 14 Bezirke geschaffen. Im Gegensatz zu den heutigen Bundesländern verfügten die Bezirke über keine politische Autonomie; es handelte sich dabei lediglich um die mittlere Verwaltungsebene zwischen dem Zentralstaat und den Kreisen. Die höchsten Staatsorgane der Bezirke bildeten die Bezirkstage als gewählte Volksvertretungen und die Räte der Bezirke als Exekutivorgane. Der Bezirk Leipzig umfasste den Stadtkreis Leipzig und die Kreise Altenburg, Borna, Delitzsch, Döbeln, Eilenburg, Geithain, Grimma, Leipzig-Land, Oschatz, Schmölln, Torgau und Wurzen.
Der Bezirkstag Leipzig konstituierte sich am 5. August 1952. Die Mitglieder des Bezirkstags wählten den Rat des Bezirkes, den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, seine Stellvertreter und den Sekretär sowie die Mitglieder der ständigen und zeitweiligen Kommissionen. Außerdem wurden durch den Bezirkstag der Direktor, die Richter und die Schöffen des Bezirksgerichts gewählt. Bis zum Jahr 1976 wurde der Bezirkstag alle vier Jahre gewählt, danach alle fünf Jahre. Dabei galten die Wahlgrundsätze der DDR: Die Bürger konnten keine Abgeordneten oder Parteien wählen, sie stimmten lediglich über die vorab von der Nationalen Front festgelegte Einheitsliste ab. Der Bezirkstag tagte in der Regel einmal vierteljährlich.
Der Rat des Bezirkes war sowohl dem Ministerrat der DDR als auch den einzelnen Fachministerien unterstellt. Er übte die Anleitung und Kontrolle gegenüber den Räten der Kreise aus.
Die Vorsitzenden des Rates des Bezirkes waren:
- 1952-1959 Karl Adolphs
- 1959-1974 Erich Grützner
- 1974-Dezember1989 Rolf Opitz
- 1989-1990 Joachim Draber
- Juni - November1990 Rudolf Krause (Regierungsbevollmächtigter).
Der Vorsitzende des Rates des Bezirkes war zugleich Leiter der Zivilverteidigung und Vorsitzender der Bezirkskatastrophenkommission.
Der Rat des Bezirkes setzte sich aus dem Sekretär des Büros des Vorsitzenden, dem 1. Stellvertreterbereich, der Bezirksplankommission, dem Wirtschaftsrat des Bezirkes sowie aus den Abteilungen Land-, Forst-, Nahrungsgüterwirtschaft, Inneres, Handel und Versorgung, Energie, Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Finanzen, Bauwesen, Wohnungspolitik, Arbeit und Löhne, Örtliche Versorgungswirtschaft, Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen, Volksbildung mit Jugendfragen, Körperkultur und Sport, Kultur sowie Gesundheits- und Sozialwesen zusammen.[01]
Dem Rat des Bezirkes Leipzig unterstanden zahlreiche nachgeordnete Einrichtungen wie die Büros für architekturbezogene Kunst, für Verkehrsplanung, für Territorialplanung und für Bergbauangelegenheiten, der Hauptauftraggeber komplexer Wohnungsbau, die Bezirksdirektion des volkseigenen Einzelhandels, das Bezirkshygieneinstitut, das Bezirksinstitut für Blutspende und Transfusionswesen, mehrere Spezialkinderheime, das Haus der Lehrer, die Kinder- und Jugendsportschule und die Bezirkskulturakademie. Daneben bestanden weitere bezirksgeleitete Einrichtungen, Betriebe und Kombinate, so u. a. die Bezirksfilmdirektion, die Konzert- und Gastspieldirektion, der VEB Bezirksdirektion für Straßenwesen und der VEB Kombinat Kraftverkehr Leipzig.
Der Bezirkstag legitimierte die Beschlüsse und die Arbeit des Rates des Bezirkes. Die Sitzungen des Rats fanden zweimal monatlich statt. Hier wurden Beschlüsse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Bezirks Leipzig in Umsetzung der durch Ministerrat, Ministerien und SED erlassenen Gesetze, Verordnungen und Festlegungen gefasst. Eine wesentliche Aufgabe des Rates des Bezirkes Leipzig bestand in der Sicherstellung der Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes im Bezirk. Schwerpunkte hierbei waren der Bergbau, der Schwermaschinenbau, die polygraphische und die chemische Industrie, die Textilindustrie sowie die Landwirtschaft. Die ständigen Erweiterungen bzw. Neuaufschlüsse von Tagebauen zur Braunkohlengewinnung hatten gravierende Auswirkungen auf Umwelt, Wohnungssituation und Landwirtschaft, die vom Rat des Bezirkes bei seiner Tätigkeit zu beachten waren. [02]
Die letzte Sitzung des Rates des Bezirkes Leipzig fand am 31. Mai 1990 statt. Für die Zeit des Übergangs nahm die Bezirksverwaltungsbehörde, die unter der Leitung eines Regierungsbeauftragten stand, die Verwaltung des noch bestehenden Bezirks Leipzig sowie die Vorbereitung der Länderbildung, die per Gesetz vom 22. Juli 1990 durch die Volkskammer beschlossen wurde, wahr. Mit der Wiedereinrichtung des Freistaats Sachsen wurde das Regierungspräsidium Leipzig als mittlere Verwaltungsbehörde im Raum Leipzig geschaffen
Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Unterlagen gelangten in mehreren Ablieferungsschichten in das Staatsarchiv Leipzig. Die ersten Übernahmen aus dem Verwaltungsarchiv des Rates des Bezirks Leipzig erfolgten zu Beginn der 1960er Jahre. Die Akten wurden nach den damals geltenden Vorschriften der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze (OVG)[03] auf Karteikarten erschlossen. Weitere Unterlagen wurden in den 1980er Jahren und ab 1990 von der Bezirksverwaltungsbehörde Leipzig, später Regierungspräsidium Leipzig, übergeben. Ende der 1980er Jahre wurde das übergebene Schriftgut des Wirtschaftsrates bewertet und noch auf Karteikarten erschlossen. Mitte der 1990er Jahre begann die elektronische Erfassung, die mit der Fertigstellung des letzten Teilfindbuches 09.02 VdN-Akten im Jahre 2012 abgeschlossen wurde. Auf der Grundlage des Ordnungsmodells für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes[04] fand die Erschließung der Unterlagen in Teilbeständen bezogen auf die Abteilungen, Referate und Bereiche des Rates des Bezirkes Leipzig statt. Alle Archivalien wurden überprüft und Verzeichnungsangaben vereinheitlicht oder präzisiert und zum Teil umfangreiche Enthält-Vermerke gebildet. Die Gliederung der Unterlagen in den einzelnen Teilbeständen orientiert sich an der Struktur und an den Aufgaben.
Für jeden Teilbestand wurde ein Findbuch mit einer eigenen Einleitung erstellt[05] , die im Rahmen der Direktbenutzung einsehbar sind. Die im Bestand überlieferten AV-Medien wurden digitalisiert.
Folgende Verzeichnungsangaben wurden erfasst:
- Signatur
- alte Archivsignatur
- Aktentitel
- Enthält-Vermerk
- Datierung
- Darin-Vermerk
- Provenienz
- Strukturteil
- Bandnummer
- Filmsignatur
- Schadensklasse
- Schutzfrist
- gesperrt bis.
Zusätzlich wurden bei den personenbezogen Unterlagen, sofern bekannt, die Geburts- und Sterbedaten, das Geschlecht und bei den AV-Medien die Mitwirkenden und technische Daten aufgenommen.
In Vorbereitung der online-Stellung des Findmittels erfolgten 2019 nochmals redaktionelle Arbeiten, insbesondere die Einarbeitung von Nachträgen.
Überlieferungsschwerpunkte
Im Bestand Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig bilden die großen Reihen der Protokolle der Sitzungen des Bezirkstages und der Sitzungen des Rates des Bezirkes einen wesentlichen Schwerpunkt. Außerdem sind Unterlagen zur Entwicklung der Wirtschaft einschließlich des Bau- und Verkehrswesens, der Landwirtschaft, der Bildung, der Kultur und des Sports sowie des Gesundheits- und Sozialwesens überliefert. Im Teilbestand Innere Angelegenheiten sind Unterlagen zur Zusammenarbeit mit der Polizei und der Justiz, zu Ausreisen in die BRD und Westberlin sowie zum Verhältnis von Staat und Kirche vorhanden. Von der Betriebsgewerkschaftsleitung sind 33 Archivalien überliefert.
Hinweise für die Benutzung
Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes[06] festgelegten Schutzfristen. Akten mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.
Die Bestellung der Akten ist wie folgt vorzunehmen:
Bestand: 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig
Signatur: Nr. der Archivalie
Verweise auf korrespondierende Bestände:
20242 Konsortium Territorialer Rationalisierungskomplex Industriegebiet Leipzig-Plagwitz
20244 Büro für Verkehrsplanung Leipzig
20245 Bezirkskulturakademie Leipzig
20246 Büro für architekturbezogene Kunst Leipzig
20247 Bezirkshaus für Volkskunst
20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig
22052 Bezirksfilmstudio Leipzig
20255 Bezirksgericht Leipzig
20267 Staatsanwalt des Bezirkes Leipzig
20304 Büro für Bergbauangelegenheiten Leipzig
21023 SED-Bezirksleitung Leipzig
21886 Bezirkspflanzenschutzamt Leipzig, Großpösna
22094 Regierungspräsidium Leipzig
22096 Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig
22109 VEB Bezirksdirektion des Straßenwesens Leipzig
22124 Büro für Territorialplanung bei der Bezirksplankommission Leipzig
22128 Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung des Rates des Bezirkes Leipzig
Verwendete Literatur (Auswahl):[07]
- Ordnungsmodell für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung, Potsdam 1988.
- Erlass des Staatsrates der DDR über die Planung und Leitung der Volkswirtschaft durch den Ministerrat vom 11. Februar 1963, GBl der DDR, Teil I, S. 1 ff.
- Hermann Weber, Die DDR 1945-1990, Grundriss der Geschichte, R. Oldenburg Verlag Hannover, München, 2000.
- Die DDR in der Übergangsperiode. Studien zur Vorgeschichte und Geschichte der DDR 1945 bis 1961, hrsg. von Rolf Badstübner und Heinz Heitzer, Akademie-Verlag Berlin 1979.
- 15 Jahre Deutsche Demokratische Republik und die Entwicklung des Bezirkes Leipzig, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, 1964.
- Die ökonomische und politische Lage im Bezirk Leipzig von 1958 bis 1963, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, 1964.
- Handbuch der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg. vom Deutschen Institut für Zeitgeschichte, Berlin, 1964, S. 611 ff.
Christine Enderlein
August 2017
Marion Fechner
Mai 2020
Abkürzungsverzeichnis
[01] Einzelne Abteilungen und auch nachgeordnete Bereiche wurden mehrfach umstrukturiert. In den betreffenden Klassifikationspunkten wird deshalb der Zeitraum, in der die Abteilungen oder der Bereiche bestand, mit angegeben.
[02] Ausführliche Einleitungen zu den Teilfindbüchern (Abteilungen, Referaten und Bereichen) liegen im Staatsarchiv Leipzig vor.
[03] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze der Staatlichen Archive der DDR. Potsdam, 1964
[04] Ordnungsmodell für den Bestandstyp Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Entwurf von Rudolf Diezel, Weimar 1970.
[05] Die Einleitungen zu den Teilfindbüchern können im Findmittelraum des Staatsarchivs Leipzig eingesehen werden.
[06] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl S. 449).
[07] Vgl. auch Literaturangaben in den Teilfindbüchern.
Beschlüsse des Bezirkstags und des Rates des Bezirkes.- Protokolle von Sitzungen des Bezirkstags, des Rates des Bezirkes und von Dienstberatungen.- Unterlagen der Ständigen Kommissionen des Bezirkstags.- Personalangelegenheiten.- Leitung und Planung der Wirtschaft.- Standortgenehmigungen.- Investitionsentscheidungen.- Bauwesen.- Wohnungsbau.- Aufbaugebietserklärungen.- Verkehrswesen.- Generalverkehrspläne.- Wasserwirtschaft und Umwelt.- Leitung und Planung der Landwirtschaft.- Entwicklung von LPG, VEG, Kooperationsgemeinschaften.- Ernteergebnisse.- Rekultivierung von Tagebauflächen.- Innere Angelegenheiten.- Zusammenarbeit mit Justiz und Polizei.- Kirchenfragen.- Ausreise in die BRD.- Staatsbürgerschaftsangelegenheiten.- Personenstandswesen.- Katastrophenschutz.- Finanzen.- Staatliches Eigentum.- Steuerfahndung.- Wertermittlung von Grundstücken.- Kulturelle Entwicklung.- Volksbildung.- Jugendfragen.- Jugendhilfe.- Körperkultur und Sport.- Turn- und Sportfeste.- Gesundheits- und Sozialwesen.- Jugendkriminalität.- Brandschutz.- Katastrophenschutz.- Archivwesen.- Liegenschaftsdienst.
Mit dem Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR vom 23. Juli 1952 wurden die Länder in der DDR aufgelöst und Bezirke geschaffen. Die höchsten Staatsorgane der Bezirke bildeten die (gewählten) Bezirkstage und die Räte der Bezirke. Die konstituierende Sitzung des Bezirkstags Leipzig fand am 5. August 1952 statt. Die Mitglieder des Bezirkstags wählten den Rat des Bezirkes, den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, seine Stellvertreter und den Sekretär sowie die Mitglieder der ständigen und zeitweiligen Kommissionen. Der Vorsitzende des Rates des Bezirkes war zugleich Leiter der Zivilverteidigung und Vorsitzender der Bezirkskatastrophenkommission. Außerdem wurden durch den Bezirkstag der Direktor, die Richter und die Schöffen des Bezirksgerichts gewählt. Bis zum Jahr 1976 wurde der Bezirkstag alle vier Jahre gewählt, danach alle fünf Jahre. Der Rat des Bezirkes war sowohl dem Ministerrat der DDR als auch den einzelnen Fachministerien unterstellt. Er übte Anleitung und Kontrolle gegenüber den Räten der Kreise aus. Der Rat des Bezirkes setzte sich aus dem Sekretär des Büros des Vorsitzenden, dem 1. Stellvertreterbereich, der Bezirksplankommission, dem Wirtschaftsrat des Bezirks sowie aus den Abteilungen Land-, Forst-, Nahrungsgüterwirtschaft, Inneres, Handel und Versorgung, Energie, Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Finanzen, Bauwesen, Wohnungspolitik, Arbeit und Löhne, Örtliche Versorgungswirtschaft, Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen, Volksbildung mit Jugendfragen, Körperkultur und Sport, Kultur, Gesundheits- und Sozialwesen zusammen. Außerdem unterstanden dem Rat des Bezirkes Leipzig zahlreiche nachgeordnete Einrichtungen wie die Büros für architekturbezogene Kunst, für Verkehrsplanung, für Territorialplanung und für Bergbauangelegenheiten sowie der Hauptauftraggeber komplexer Wohnungsbau, die Bezirksdirektion des volkseigenen Einzelhandels, das Bezirkshygieneinstitut, das Bezirksinstitut für Blutspende und Transfusionswesen, mehrere Spezialkinderheime, das Haus der Lehrer, die Kinder- und Jugendsportschule und die Bezirkskulturakademie. Daneben bestanden noch bezirksgeleitete Einrichtungen, Betriebe und Kombinate, so u. a. die Bezirksfilmdirektion, die Konzert- und Gastspieldirektion, den VEB Bezirksdirektion für Straßenwesen und den VEB Kombinat Kraftverkehr Leipzig.
Der Bezirkstag, der in der Regel einmal vierteljährlich tagte, legitimierte die Beschlüsse und die Arbeit des Rates des Bezirkes. Die Sitzungen des Rats fanden zweimal monatlich statt. Hier wurden Beschlüsse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Bezirks Leipzig in Umsetzung der durch Ministerrat, Ministerien und SED erlassenen Gesetze, Verordnungen und Festlegungen gefasst. Eine wesentliche Aufgabe des Rates des Bezirkes Leipzig bestand in der Sicherstellung der Erfüllung des Volkswirtschaftsplans im Bezirk. Schwerpunkte hierbei waren der Bergbau, der Schwermaschinenbau, die polygraphische und die chemische Industrie, die Textilindustrie sowie die Landwirtschaft. Insbesondere die ständigen Erweiterungen bzw. Neuaufschlüsse von Tagebauen zur Braunkohlengewinnung hatten gravierende Auswirkungen auf Umwelt, Wohnungssituation und Landwirtschaft, die vom Rat des Bezirkes bei seiner Tätigkeit zu beachten waren. Die letzte Sitzung des Rates des Bezirkes Leipzig fand am 31. Mai 1990 statt. Für die Zeit des Übergangs bis zur Länderbildung nahm die Bezirksverwaltungsbehörde, die unter der Leitung eines Regierungsbeauftragten stand, die Verwaltung des noch bestehenden Bezirks Leipzig sowie die Vorbereitung der Länderbildung, die per Gesetz vom 22. Juli 1990 durch die Volkskammer beschlossen wurde, wahr. Mit der Wiedereinrichtung des Freistaats Sachsen wurde das Regierungspräsidium Leipzig geschaffen.
Der Bezirkstag, der in der Regel einmal vierteljährlich tagte, legitimierte die Beschlüsse und die Arbeit des Rates des Bezirkes. Die Sitzungen des Rats fanden zweimal monatlich statt. Hier wurden Beschlüsse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Bezirks Leipzig in Umsetzung der durch Ministerrat, Ministerien und SED erlassenen Gesetze, Verordnungen und Festlegungen gefasst. Eine wesentliche Aufgabe des Rates des Bezirkes Leipzig bestand in der Sicherstellung der Erfüllung des Volkswirtschaftsplans im Bezirk. Schwerpunkte hierbei waren der Bergbau, der Schwermaschinenbau, die polygraphische und die chemische Industrie, die Textilindustrie sowie die Landwirtschaft. Insbesondere die ständigen Erweiterungen bzw. Neuaufschlüsse von Tagebauen zur Braunkohlengewinnung hatten gravierende Auswirkungen auf Umwelt, Wohnungssituation und Landwirtschaft, die vom Rat des Bezirkes bei seiner Tätigkeit zu beachten waren. Die letzte Sitzung des Rates des Bezirkes Leipzig fand am 31. Mai 1990 statt. Für die Zeit des Übergangs bis zur Länderbildung nahm die Bezirksverwaltungsbehörde, die unter der Leitung eines Regierungsbeauftragten stand, die Verwaltung des noch bestehenden Bezirks Leipzig sowie die Vorbereitung der Länderbildung, die per Gesetz vom 22. Juli 1990 durch die Volkskammer beschlossen wurde, wahr. Mit der Wiedereinrichtung des Freistaats Sachsen wurde das Regierungspräsidium Leipzig geschaffen.
- 1999 - 2010; 2012; 2016; 2019; 2021 | Findbücher der Teilbestände / Datenbank
- 2021; 2023 | Elektronisches Findmittel
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5