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Beständeübersicht

Bestand

20243 Steuer-Syndikat für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH, Leipzig

Datierung1945 - 1957
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,80
Geschichte des Steuer-Syndikats für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH

Das Steuer-Syndikat für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH wurde 1921 in Leipzig gegründet. Die Gesellschaft war im Besitz von Rechtsanwalt Dr. jur. Helmuth Röhrig. Geschäftsführer und Direktor war der am 2. August 1922 eingestellte Carl Ermisch aus Leipzig. Über 30 Jahre lang stand die Firma unter seiner Leitung, bis er im November 1954 verstarb. Als zweiter Direktor trat 1924 Paul Schwieder in das Unternehmen ein und schied erst im März 1946 wieder aus. Die Belegschaftsstärke umfasste bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 40 Personen. Durch kriegsbedingte Umstände ging die Zahl der Beschäftigten auf 26 zurück und blieb auch danach bei etwa 25.
Nach 1945 war das Steuersyndikat provisorisch an verschiedenen Stellen in der Stadt Leipzig untergebracht und man war bestrebt, den noch bestehenden Kundenkreis wieder zu erweitern. Es kam zu Problemen bei der Betreuung der Kunden außerhalb der Sowjetischen Besatzungszone, da man diese nur noch per Reiseerlaubnis verlassen durfte. Jedoch gelang es dem Unternehmen in dieser Zeit, seine bestehenden 640 Verträge zu erhalten und noch zu erweitern. 1954 wurde die Firma durch eine Verfügung des Rates der Stadt Leipzig liquidiert.
Als Steuersyndikat bezeichnete man im Allgemeinen eine Steuergesellschaft oder Steuergemeinschaft, also einen Zusammenschluss von Steuerpflichtigen einer oder mehrerer Wirtschaftsgruppen zu dem Zweck, eine Steuer, z. B. die Gewerbesteuer, als Ganzes zu übernehmen und dann auf die einzelnen Steuerpflichtigen umzulegen (aus: Der große Brockhaus, Leipzig, Handbuch des Wissens, Ausgabe 1934, S. 158). Allerdings handelte es sich bei der Steuer-Syndikat für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH nicht um eine solche Steuergesellschaft. Das Unternehmen führte vor allem für Unternehmen des Mittelstands und kleine Unternehmen die Bücher und erstellte aus den Bilanzen die Steuererklärungen für die einzelnen Kunden, war somit also kein Syndikat im eigentlichen Sinne.
Mitglied konnte jede juristische und geschäftsfähige Person werden, indem sie eine Beitrittserklärung unterschrieb. Dabei erfolgte die Unterteilung der Mitglieder in die Gruppen A und B. Für die Mitglieder der Gruppe A nahm das Unternehmen die gesamte Buchführung in seinen eigenen Geschäftsräumen vor. Das Steuer-Syndikat stellte die dafür notwendigen Bücher, welche allerdings auch Eigentum der Firma blieben. Für die Mitglieder der Gruppe B überwachte das Unternehmen deren eigene Buchführung und führte, wenn notwendig, Buchungsarbeiten an Ort und Stelle durch. Die Mitglieder mussten einen monatlichen Beitrag von mindestens 10 RM entrichten, welcher sich an der Höhe des Umsatzes orientierte.
Das Steuer-Syndikat betreute Unternehmen in einem großen Gebiet, das sich bis nach Hof (Bayern) erstreckte.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde 1964 vom Verwaltungsarchiv des Rates der Stadt Leipzig an das Staatsarchiv Leipzig zusammen mit einem einfachen Abgabeverzeichnis übergeben. Dabei handelte es sich um 14 lfm Schriftgut. Die Akten waren ungeordnet und in einem schlechten Zustand. 1968 wurde der Bestand grob vorgeordnet. Danach erfolgte 1970 die Bewertung und Verzeichnung des Bestandes nach den "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik". Dabei wurden knapp 10 lfm als nicht archivwürdig bewertet und kassiert. Als archivwürdig bewertet wurden jeweils ein bis zwei der aussagekräftigsten Akten zu den vertretenen Berufsgruppen aus dem Bereich Handel und Handwerk, ebenso wie alle Akten zu Betrieben der Industrie und Landwirtschaft. Geordnet wurde der Bestand nach den Branchen der Kunden des Steuer-Syndikats, was sich ebenfalls in der Systematik des Bestandes wiederspiegelt. Es fand eine einfache Verzeichnung statt. Daraus hervorgegangen ist ein maschinenschriftliches Findbuch. Erstellt wurde es von Gerhard Bierbach im Rahmen seiner Facharbeiterprüfung zum Archivassistenten im Staatsarchiv Leipzig.
Dieses Findbuch wurde 2015 von der Auszubildenden zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv, Josefine Thiele, retrokonvertiert. Ergänzend wurde die vorliegende Einleitung erstellt, die die wesentlichen Ergebnisse der firmen- und bestandsgeschichtlichen Analyse von Bierbach zusammenfasst. Die Verzeichnungsangaben wurden redaktionell überarbeitet und nur bei Notwendigkeit, wie z. B. vorhandenen Rechtschreibfehlern, korrigiert. Die Angaben zu den Verzeichnungseinheiten spiegeln somit den Bearbeitungstand von 1970 wieder.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand besteht überwiegend aus Kundenakten von Betrieben aus Industrie, Landwirtschaft, Handel, Handwerk sowie Dienstleistungsunternehmen. Dokumente zu Verwaltung, Finanzen, Steuern sowie Personalangelegenheiten sind nur rudimentär vorhanden. Da während eines Bombenangriffes im Februar 1945 alle Unterlagen des Unternehmens vernichtet worden sind, ist aus der vorangegangenen Zeit nur die Kundenkartei überliefert (Nr. 1).

Hinweise für die Benutzung

Einzelne Akten unterliegen einer personenbezogenen Schutzfrist gemäß § 10 Abs. 1 Satz 3 f. SächsArchivG. Die Benutzung dieser Akten ist nur nach Antrag auf Verkürzung der Schutzfristen möglich.

Als Anlage zum gedruckten Findbuch findet sich die Abschlussarbeit zum Thema "Bearbeitung des Bestandes Steuer-Syndikat für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH, Leipzig" im Rahmen der Facharbeiterprüfung zum Archivassistenten von Gerhard Bierbach.

J. Thiele
August 2015
Verwaltung.- Finanzen.- Steuersachen.- Kundenakten der Industriebetriebe, Handelsbetriebe, Gewerbebetriebe, Landwirtschaftsbetriebe, Vereine.- Personal.
Das Steuer-Syndikat für Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft GmbH wurde 1921 in Leipzig gegründet. Die Gesellschaft war im Besitz von Rechtsanwalt Dr. jur. Helmuth Röhrig. Ihre Unterlagen wurden bei dem Bombenangriff vom Februar 1945 vollständig vernichtet. Nach dem Krieg war das Steuersyndikat provisorisch an verschiedenen Stellen in der Stadt Leipzig untergebracht, bis es dann 1954 durch eine Verfügung des Rates der Stadt Leipzig liquidiert wurde. Das Steuer-Syndikat führte vor allem für Unternehmen des Mittelstands und kleine Unternehmen die Bücher und erstellte aus den Bilanzen die Steuererklärungen.
  • 2015 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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