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Beständeübersicht

Bestand

20292 Ingenieurschule für Gießereitechnik Leipzig

Datierung1949 - 1993
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,82

Bestand enthält auch 40 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte der Ingenieurschule für Gießereitechnik Leipzig

Die "Ingenieurschule für Gießereitechnik Leipzig‚ Georg Schwarz'" (ISG) war die einzige Fachschule der DDR, die mittleres technisches Personal für die Gießereiindustrie ausbildete. Zwischen 1949 und 1993 schlossen hier 2400 Studenten aus allen Bezirken des Landes sowie aus dem Ausland ihr Studium mit einem Abschluss als Meister, Techniker oder Ingenieur der Gießereitechnologie ab.

Die Schule wurde am 15. Oktober 1949 als Betriebsfachschule der Vereinigung Volkseigener Betriebe für Guß- und Schmiedeerzeugnisse (VVB GUS) auf dem Gelände der damaligen VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke (LES, vormals Meier & Weichelt) gegründet. Um 1950 wurde sie als "Fachschule für Gießereitechnik" nach dem Widerstandskämpfer und Eisengießer Georg Schwarz benannt; ab 1954 lautete die Fachbezeichnung "Ingenieurschule".

Sie wurde in wechselndem Bestreben nach stärkerer Praxis- bzw. Wissenschaftsorientierung der Fachschulausbildung jeweils verschiedenen Behörden unterstellt: zunächst dem Ministerium für Maschinenbau, ab 1956 dem Ministerium für Berg- und Hüttenwesen. Nach der Umgestaltung des Hoch- und Fachschulwesens 1958 wurde das neu gebildete Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen oberste Dienstbehörde (ab 1967 Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen). 1969 wurde die Zuständigkeit erneut einem Industrieministerium übertragen, und zwar dem Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau. 1971 wurde als beratendes Gremium die Zentrale Fachkommission Hüttenwesen beim Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau eingerichtet. Ihr gehörten neben Vertretern der Fach- und Hochschulen auch Fachleute aus gießereitechnischen Produktionsbetrieben an. Wichtige Kooperationspartner für die berufspraktische Ausbildung waren die Leipziger Eisen- und Stahlwerke und ihre Nachfolger (VEB und Kombinat GISAG) sowie das Metallgusswerk Leipzig.

Das Studienangebot an der Ingenieurschule umfasste die Ingenieurausbildung im Fach Gießereitechnik sowie zwischen 1950 und 1969 die Meisterausbildung in den Fächern Gießereitechnik sowie Modellbautechnik. Die Technikerausbildung blieb auch nach der Reform des Fachschulwesens 1983 von untergeordneter Bedeutung und beschränkte sich auf die Absolventenjahrgänge 1992 und 1993 (Studienbeginn jeweils 1989 und 1990) sowie einzelne Technikerabschlüsse in den fünfziger Jahren.

Als Studienformen wurden das Direkt-, Fern-, Abend- sowie Teilstudium angeboten. Die Studiendauer betrug 3 Jahre im Direktstudium sowie 4½ - 5 Jahre im Fernstudium. Außenstellen der Ingenieurschule existierten in Torgelow, Magdeburg-Rothensee und Meuselwitz. Studienvoraussetzung war (bis 1988) eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem gießereitechnischen Beruf oder die Hochschulreife. In der Regel wurden die Studienbewerber von ihren Betrieben delegiert. Zusätzlich wechselten zahlreiche Studenten der Bergakademie Freiberg wegen zu hoher fachlicher Anforderungen an die Ingenieurschule für Gießereitechnik. Die ca. fünfzig ausländischen Ingenieurabsolventen der Schule waren in der Mehrzahl algerische Staatsbürger, die als Fachpersonal für zwei von dem VEB GISAG Leipzig projektierte Gießereikomplexe in den Städten Bourraghia und Tiaret vorgesehen waren.

In Sonderlehrgängen an der Ingenieurschule und ihren Außenstellen wurden Parteikader und Ingenieurökonomen aus- bzw. weitergebildet. Bis zum Ende der siebziger Jahre legten zusätzlich zahlreiche Fachkräfte aus dem Gießereiwesen oder verwandten technischen Richtungen als sogenannte "Externe" ihre Ingenieurprüfung im Fach Gießereitechnik an der Ingenieurschule ab.

Nach der Wende konnte von mehreren geplanten zusätzlichen Ausbildungsgängen nur eine zweijährige Weiterbildung zum Umweltschutztechniker verwirklicht werden. Die Ingenieurschule für Gießereitechnik wurde zum 31.12.1992 aufgelöst. Um die zu diesem Zeitpunkt noch laufenden Ingenieur- und Technikerlehrgänge zum Abschluss zu bringen, wurde der Schulbetrieb bis Juli 1993 als Außenstelle der neu gegründeten Fachschule für Technik und Wirtschaft weitergeführt. Nachfolger wurde das Berufliche Schulzentrum III/Metalltechnik in kommunaler Trägerschaft. Direktoren der Schule waren Ing. Walter Eger (1949 - 1968), Dipl.- Ing. Otto Koch (1968 - 1990) und Dipl.- Ing. Gerd Siebald (1990 - 1992).


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Akten des Bestandes der Ingenieurschule für Gießereitechnik gelangten in zwei Abgabeschichten an das Staatsarchiv Leipzig. Die ersten 12,5 lfm Akten wurden im November 1994 vom Beruflichen Schulzentrum III/Metalltechnik Leipzig übernommen. Im August 1997 übergab das Schulverwaltungsamt der Stadt Leipzig weitere 6 lfm Akten an das Staatsarchiv. Das Ablieferungsverzeichnis lässt keine vorarchivische Ordnung in Form eines Aktenplanes erkennen. Der Bestand der Ingenieurschule für Gießereitechnik schließt die anfänglichen Organisationsformen als Betriebsfachschule der VVB GUS bzw. als Fachschule für Gießereitechnik ein.

Die Unterlagen wurden zwischen Mai und August 2004 im Rahmen eines Arbeitnehmerüberlassungsprojekts in AUGIAS erschlossen. Grundlage der Bearbeitung waren die "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze" (OVG) der Staatlichen Archivverwaltung der DDR[01] .

Der Bestand hatte einen Ausgangsumfang von 18,5 lfm, darunter 6 lfm studentische Abschlussarbeiten. 2005 erfolgten die redaktionelle Bearbeitung und Ausfertigung des vorliegenden Findbuches, 2019 weitere redaktionelle Arbeiten für die Online-Stellung des Findmittels.

Zur Vernichtung ausgesondert wurden vor allem Haushaltsunterlagen der letzten Jahre und Studentenakten. Die Bewertung der Studentenakten wurde nach folgendem Prinzip durchgeführt: Archiviert wurden die ersten und letzten Studentenjahrgänge, Akten ausländischer Studenten, Sonderstudiengänge sowie eine repräsentative Auswahl der restlichen Studentenakten.

Der Endumfang beläuft sich auf 6,82 lfm. Der Bestand enthält neben 431 Akten auch 1909 Fotos, 1 Karte sowie 147 Druckschriften.


Überlieferungsschwerpunkte

Aufschlussreiche Angaben zu Geschichte, Tätigkeit und Status der Ingenieurschule für Gießereitechnik enthalten die Akteneinheiten mit den Signaturnummern 015, 018, 060, 061, 103 und 431. Die Überlieferung von Unterlagen der Verwaltung ist überwiegend aus den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts und damit unvollständig.


Verweise auf korrespondierende Bestände

20289 Agraringenieurschule Dahlen-Döbeln,

20291 Ingenieurschule für Bauwesen Leipzig,

20293 Ingenieurschule für Maschinenbau Leipzig,

20294 Ingenieurschule für Pharmazie Leipzig,

20295 Ingenieurschule für Polygrafie Leipzig,

20670 Meier & Weichelt, Eisen- und Stahlwerke, Leipzig,

20672 VVB Gießereien Leipzig,

20675 VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke,

20280 VEB Kombinat GISAG Leipzig

20677 VEB Metallgußwerk Leipzig


Hinweise für die Benutzung

Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich. Aus technischen Gründen können Verzeichnungseinheiten, die mit einer Schutzfrist gekennzeichnet sind, derzeit in der online-Fassung des Findbuchs nicht angezeigt werden. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.


Quellen und weiterführende Literatur

Anordnung zur Vorbereitung und Durchführung des 3. Studienjahres als Spezialisierungsphase in der sozialistischen Praxis vom 15.03.70, Gesetzblatt der DDR 1970 II Nr. 31, S. 226 ff.

Anweiler, Oskar (Hrsg.), Bildungspolitik in Deutschland 1945 – 1990. Ein historisch vergleichender Quellenband, Opladen 1992.

Arbeitsmaterial des Instituts für Fachschulwesen der DDR 6,1: Zur Gestaltung des 3. Studienjahres. Abschlussbericht über das halbjährige Ingenieurpraktikum der 65er Klassen des Komplexversuches 1969, Karl-Marx-Stadt 1970.

150 Jahre Leipziger Gießereigeschichte. Eine Hommage an die Region Leipzig und ihre industriellen Wurzeln, hrsg. vom Verein Deutscher Gießereifachleute (VDG) e.V., Landesgruppe Sachsen/Thüringen unter Mitwirkung der Stadt Leipzig, Leipzig 1999.

Ingenieurschule für Bauwesen Leipzig. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft, Leipzig 1987.

Koch, Otto und Siebald, Gerd, Zu Fragen der Ausbildung an der Ingenieurschule für Gießereitechnik, in: Gießereitechnik 35 (1989) Nr. 4, 114f.

Konzeption für die Gestaltung der Aus- und Weiterbildung der Ingenieure und Ökonomen in der DDR, in: Das Hochschulwesen 31 (1983) Nr. 9, 251 – 256.

Lexikon der Wirtschaft. Berufsbildung, Berlin 1978.

Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Fachschulen 1980 und 1985 bis 1990, Wiesbaden 1995 (Sonderreihe mit Beiträgen für das Gebiet der ehemaligen DDR; 22).

Verfügung Nr. 17/69 vom 20. November 1969 über die Leitung der dem Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau unterstellten Ingenieurschulen, in: Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Schwermaschinen- und Anlagenbau (Berlin) Nr. 1, 15. Januar 1970, 3 – 7.

40 Jahre Ingenieurschule für Gießereitechnik "Georg Schwarz", in: Gießereitechnik 36 (1990) Nr. 2, 62.

Waterkamp, Dietmar, Handbuch zum Bildungswesen der DDR, Berlin 1987.



C. Otto, 2004

M. Fechner, 2019


Abkürzungen

AAÜGAnspruch- und Anwartschaftsüberführungsgesetz
AEAkteneinheit
AGAktiengesellschaft
DDirektstudium, Direktstudenten
DDRDeutsche Demokratische Republik
DRAWEBADraht- und Webstuhlbau
FFernstudium, Fernstudenten
GISAGGießereiausrüstungen und Gusserzeugnisse, auch: Gießereianlagenbau und Gusserzeugnisse
Hrsg.Herausgeber
IIngenieure
ISG, ISGießLIngenieurschule für Gießereitechnik Leipzig
LESLeipziger Eisen- und Stahlwerke
MAWMagdeburger Armaturenwerke
lfmlaufende Meter
TTechniker
VDGVerein Deutscher Gießereifachleute
VEVerzeichnungseinheit
VEBVolkseigener Betrieb
VVB GUSVereinigung Volkseigener Betriebe für Guss- und Schmiedeerzeugnisse





[01] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik, Potsdam 1964.
Leitung.- Finanzen.- Studentenakten.- Zeugnisse.
Die Ingenieurschule für Gießereitechnik Leipzig wurde unter der Bezeichnung Fachschule für Gießereitechnik Leipzig 1949 gegründet. An der Schule wurden Techniker und Ingenieure des Gießereifaches im Direkt- und Fernstudium sowie bis Mitte der 60er Jahre auch Meister der Gießereitechnik ausgebildet. Die Ingenieurschule wurde zum 31. Dezember 1992 aufgelöst.
  • 2004 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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