Beständeübersicht
Bestand
20309 Institut für Energetik Leipzig
Datierung | (1917 - 1951) 1952 - 1991 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 77,88 |
Bestand enthält auch 63 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Geschichte des Instituts für Energetik
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde 1945 in der sowjetischen Besatzungszone eine völlig zerrüttete Energiewirtschaft (kriegszerstörte Anlagen und Reparationen für die UdSSR) übernommen. Es war über viele Jahre äußerst schwierig, die Bevölkerung und die wieder anlaufende Wirtschaft mit Energie zu versorgen. Auf Grund des schnell wachsenden Bedarfs musste zunächst mit der Instandsetzung der vorhandenen, z. T. überalterten Anlagen begonnen werden. Die Vorraussetzungen zum Bau neuer Anlagen in der DDR waren schlecht, denn es fehlte eine leistungsfähige Schwerindustrie für den Kessel-, Turbinen- und Generatorenbau. Bis ca. 1951 wurden deshalb alle Kräfte darauf verwandt, durch Instandsetzungen sowie durch die Beseitigung von Engpässen die Anforderungen an die Kraftwerke zu realisieren. Erst danach konnte an eine Erweiterung bestehender Anlagen und an den Neubau von Kraftwerken gedacht werden. Von den in der DDR zu Beginn der 1950er Jahre bestehenden Wärmekraftwerken waren 30% älter als 30 Jahre, weitere 30 % zwischen 20 und 30 Jahren alt, weitere 30 % 10 bis 20 Jahre alt und nur 10 % waren bis zu 10 Jahre alt. Trotz stetig steigender Leistungen in der Energiewirtschaft wurden die Ziele z. B. des 1. und 2. Fünfjahrplanes (1950-1959) nicht erfüllt, war die Versorgung der Volkswirtschaft und der Bevölkerung mit Energie immer ein sehr ernstes Problem.
Ein weiteres großes Problem waren die beschränkten Vorkommen an natürlichen Rohstoffen in der DDR für die Erzeugung von Energie. Die Energieversorgung in der DDR stützte sich hauptsächlich auf die Braunkohlevorkommen. Die DDR war in den 1980er Jahren der weltweit größte Produzent von Braunkohle geworden. Doch die Bedingungen für deren Abbau verschlechterten sich im Laufe der Jahre, so dass die Kosten für den gesamten Prozess der Energieerzeugung und der Braunkohlenveredelung stetig anstiegen. Außerdem waren mit der Energieerzeugung aus Braunkohle und der Braunkohlenveredelung schwerwiegende umweltpolitische Probleme entstanden. Alle anderen Rohstoffe, wie Steinkohle, Erdöl und Erdgas mussten zum überwiegenden Teil importiert werden. Für Erdöl war die UdSSR der Hauptlieferant, welches die DDR bis zur internationalen Ölkrise Mitte der 1970er Jahre preisstabil erhielt. Da auch die UdSSR ab diesem Zeitpunkt die Preise für ihre Erdöllieferungen in die RGW-Staaten erhöhte, war die DDR gezwungen, massive Einsparungen beim Verbrauch von Erdöl vorzunehmen und wieder vermehrt zum Einsatz von Braunkohle überzugehen. Auf Grund der hier genannten Umstände sah sich die DDR-Energiewirtschaft veranlasst, mit Hilfe neuer wissenschaftlicher und technischer Lösungen die Energieerzeugung und die Energieversorgung unter den gegebenen Bedingungen zu gewährleisten.
Bereits 1952 schrieb Dr. Almers, der spätere 1. Direktor des Institutes, in einem Artikel, dass es in der Energiewirtschaft an einer zentralen zusammenfassenden und forschenden Stelle fehle. Die wissenschaftliche Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Energiewirtschaft erfolgte bis 1953 in mehreren kleinen Institutseinrichtungen und Laboren, die zum Teil in Betrieben ansässig waren oder den Verwaltungen der Energiebezirke angegliedert waren.
Um den genannten Erfordernissen gerecht werden zu können, wurde auf Anordnung des Staatssekretariats für Kohle und Energie vom 24. Febr. 1953 rückwirkend zum 1. Jan. 1953 das Institut für Energetik in Halle/Saale aus der Technisch-Wissenschaftlichen Zentrale für die Energiebetriebe in Dresden, dem Institut für Wärmetechnik und Gasmesswesen in Dessau, der Abteilung Energieverbrauchsnormen der Energiefachschule Markkleeberg sowie den Laboratorien der Großgaserei in Magdeburg und in Markkleeberg gebildet. Die jedoch weiterhin bestehende räumliche Trennung der einzelnen Abteilungen auf die Außenstellen in Leipzig, Dresden, Dessau und Magdeburg sowie deren arbeitsmäßige Spezialisierung, wirkte sich nachteilig auf die Arbeit des Institutes aus.
So beschloss der Ministerrat der DDR 1955 für das Institut ein neues Gebäude an einem anderen Standort mit nur noch einer Außenstelle (Dresden) errichten zulassen. Als Sitz wurde wegen seiner zentralen Lage Leipzig gewählt. Im Dez. 1955 wurde in der Torgauer Str. mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen, die Grundsteinlegung erfolgte am 6. Juli 1956 und im April 1958 zog das Institut nach Leipzig um. In den folgenden Jahren wurde der erste Gebäudekomplex, der aus einem Büro- und einem Labortrakt bestand, wesentlich erweitert. Neben den Laboreinrichtungen in der Torgauer Str. besaß das Institut in den 1950er Jahren noch ein Versuchsgaswerk im VEB Gaswerk "Max Reimann" Leipzig. Dort wurden vor allem Versuche zur Herstellung von Gießereikoks durchgeführt, um von den Exporten aus dem westlichen Ausland unabhängig zu sein.
Doch die Verlegung des Sitzes nach Leipzig brachte nicht nur Verbesserungen für die Arbeit des Institutes, sondern hatte auch schwerwiegende negative Folgen. Auf Grund der unbefriedigenden Lösung der Wohnungsprobleme schieden 63 Mitarbeiter (von insgesamt 218)[01] aus. Die dafür neu eingestellten Mitarbeiter waren überwiegend berufsfremde Kräfte und es bedurfte erst lang andauernder Qualifizierungsmaßnahmen, bis wieder das vorherige Leistungsniveau in der Arbeit erreicht werden konnte. Am Ende des Jahres 1958 wurde außerdem noch die Zentralstelle für wirtschaftliche Energieanwendung in Leipzig geschaffen, die sich der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit zur sparsamen und rationellen Energieanwendung widmen sollte. Deren Personal rekrutierte sich zum überwiegenden Teil aus Mitarbeitern des Institutes für Energetik. Damit ging zum einen ein wichtiges Aufgabengebiet an eine andere Einrichtung über und zum anderen verlor das Institut nochmals hochqualifizierte Mitarbeiter.
In den 1950er bis Mitte der 1960er Jahren waren die grundlegenden Arbeitsaufgaben des Institutes
- die wissenschaftliche Bearbeitung von technologischen und ökonomischen Problemen der Energiewirtschaft, Durchführung von Forschungsaufträgen und die Erarbeitung von Gutachten
- Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen zur rationellen Erzeugung und Verwendung von Energie
- die Ausarbeitung von Energieverbrauchsnormen
- Auswertung und Bearbeitung der Literatur auf dem Gebiet der Energiewirtschaft sowie Herausgabe eigener Veröffentlichungen.
Das Institut unternahm beträchtliche Anstrengungen, um die Entwicklung der Energiewirtschaft der DDR mit wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen, so entstanden z. B. Ausarbeitungen für eine komplexe Energiebedarfsplanung und -bilanzierung und Untersuchungen zu Möglichkeiten der Energiebedarfsdeckung in Verbindung mit der volkswirtschaftlichen Gesamtwicklung. In diesem Zusammenhang war es erforderlich geworden, einheitliche Grundbegriffe der Energiewirtschaft zu formulieren. Im Ergebnis dieser Arbeit entstand der DDR-Standard (TGL 78 - 10179) "Energetische Begriffe zur Energiebilanzierung", der auch für die Arbeit im RGW eine wichtige Grundlage bildete.
Angesichts der steigenden Anforderungen an die wissenschaftliche Arbeit des Institutes wurde der Einsatz elektronischer Rechentechnik immer dringender. Im Frühjahr 1963 wurde deshalb der ZRA 1, entwickelt vom VEB Carl Zeiss in Jena, in der im Okt. 1962 gegründeten Abt. Rechenzentrum in Betrieb genommen. Damit waren die Voraussetzungen für eine effektivere Ausarbeitung, Erprobung und Anwendung mathematischer, technisch-physikalischer und technologischer Verfahren geschaffen worden. Die Abt. Rechenzentrum wurde 1969 im Zusammenhang mit der Ausstattung des Institutes mit der Großrechenanlage BESM 6 aus der Sowjetunion in einen Direktionsbereich - DB 3 Rechenzentrum - umgebildet.
In diesen Zeitraum fiel auch eine Neuprofilierung hinsichtlich des Aufgabenspektrums des Institutes, bedingt durch die Gründung der VVB Kraftwerke und VVB Energieversorgung, die eigene wissenschaftlich-technische Zentren besaßen. Die Planung und Koordinierung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ging auf Grund der Eigenverantwortlichkeit der beiden VVB nicht mehr allein vom Institut aus. Dem Institut wurden folgende strukturbestimmenden Forschungsaufgaben übertragen: "Verwirklichung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der Energiewirtschaft, ständige prognostische und analytische Arbeit zur Schaffung einer hocheffektiven Energiestruktur und der Übergang zu rationelleren Verfahren der Energieumwandlung und Energieanwendung."[02] Die Neuorientierung des Institutes bewirkte, dass die technische und technologische Forschung aufgegeben wurde. Die dafür bisher genutzten Labore wurden für andere Nutzungszwecke umgerüstet bzw. vermietet, das Versuchsgaswerk ging an das Brennstoff-Institut Freiberg über.
In diesem Zusammenhang war auch die Bildung eines Zentralinstitutes für Energiewirtschaft für den 1. Jan. 1968 geplant, welches sich aus den Mitarbeitern des aufzulösenden Instituts für Energetik und der Zentralstelle für wirtschaftliche Energieanwendung zusammensetzen sollte.
Doch die vorgesehenen Veränderungen in der Arbeit des Institutes brachten nicht die gewünschten Ergebnisse, die Bildung eines Zentralinstitutes wurde aufgegeben.
Nach 1971 konzentrierte sich die Arbeit des Institutes hauptsächlich auf die Rationalisierung von Leitung und Planung in den Betrieben der Kohle und Energie, auf die Anwendung der Rechentechnik zur Rationalisierung der Produktionsvorbereitung und -durchführung, auf die Energieanwendungsforschung, auf ausgewählte Gebiete der Elektroenergieerzeugung, auf die Reinhaltung der Luft und auf den Bereich der Arbeitswissenschaft.
Die rationelle Energieanwendung in allen Bereichen der Wirtschaft wurde in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Aufgaben. Um den ständig steigenden Anforderungen, vor allem auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Grundlagenforschung gerecht zu werden, wurde zum 1. Jan. 1976 aus dem Direktionsbereich Energieanwendung und komplexe Energiebilanzierung der VVB Energieversorgung (1. Jan. 1971 gebildet) und der Abt. 13 Energieanwendung des Institutes für Energetik die Zentralstelle für rationelle Energienanwendung im Institut für Energetik gebildet. Dies fand auch in der Bezeichnung des Institutes seinen Ausdruck: Institut für Energetik/Zentralstelle für rationelle Energieanwendung. Diese Bezeichnung behielt das Institut bis 1990 bei.
Zur Lösung seiner Aufgaben hatte das Institut zahlreiche Beziehungen zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in der DDR aufgebaut. So bestanden Forschungskooperationen zu 9 Hoch- und Fachschulen, zu 5 Instituten der Akademie der Wissenschaften, zu 3 Instituten der Bauakademie und zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften.
Doch auch hinsichtlich der internationalen Zusammenarbeit war das Institut in einem breiten Spektrum von Gremien vertreten. So war das Institut in den Ständigen Kommissionen für Elektroenergie, Schwarzmetallurgie sowie Erdöl- und Gasindustrie des RGW vertreten und pflegte einen intensiven Erfahrungsaustausch mit wissenschaftlichen Einrichtungen in den damaligen sozialistischen Ländern. Als Beispiele sollen für die UdSSR das Energetische Institut Moskau, das Sibirische Energetische Institut Irkutsk und das Allunionsforschungsinstitut für Energetik Moskau genannt werden. In der CSSR gab es enge Verbindungen zum Brennstoff-Forschungsinstitut in Bechovice und zum Forschungsinstitut für Energetik in Prag und in der VR Polen zum Institut für Energetik Warschau und zum Institut für Automatisierung der Energiesysteme in Wroclaw.
Die internationale Zusammenarbeit war jedoch nicht nur auf die sozialistischen Länder beschränkt. Schon frühzeitig - Mitte der 1950er Jahre - reisten Wissenschaftler des Institutes zu weltweiten Kongressen und Tagungen, wie z. B. der Internationalen Hochspannungskonferenz 1956. In der DDR wurden für diese verschiedenen internationalen Gremien Nationalkomitees gebildet: Es existierten ein Nationalkomitee der DDR für Welterdölkongresse, das Nationalkomitee der DDR für die Internationale Hochspannungskonferenz und das Nationalkomitee der DDR in der Weltenergiekonferenz. In allen war auch das Institut für Energetik vertreten.
Diese umfangreiche internationale Präsenz des Institutes hatte zur Folge, dass zahlreiche fremdsprachige Publikationen in das Institut gelangten. Deshalb war neben der Institutsbibliothek eine Abteilung Literatur geschaffen worden, die sich hauptsächlich mit der Übersetzung der eingehenden ausländischen Schriften und der Tagungsbeiträge der Mitarbeiter des Institutes beschäftigte. Dafür waren Dolmetscher im Institut tätig, die zugleich auch eine technische Qualifikation besaßen.
Das Institut selbst gab regelmäßig zahlreiche eigene Publikationen und Forschungsberichte heraus, so z. B. zum effektiven Stromverbrauch beim Fahren von Straßenbahnen oder zur Nutzung der bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den Rinder- und Schweineställen entstehenden Wärme.
Im Institut wurde Mitte der 1960er Jahre auch ein Filmstudio eingerichtet. Dieses Filmstudio war bei den Festivals des Technischen Films vertreten. Davon sind nur wenige Akten und keine Filme überliefert.
Kurze Zeit nach seinem Umzug nach Leipzig wurde das Institut beauftragt, ein Wirtschaftsfacharchiv Energie für die gesamte DDR einzurichten. Die Bildung dieses Archivs erfolgte 1962. Es besaß eine eigene Archivordnung und eine Benutzerordnung von 1963. Im Wirtschafsfacharchiv erfolgte die Zusammenführung der Unterlagen von Unternehmen der Energieerzeugung und -versorgung ab ca. Mitte des 19. Jahrhunderts. Außerdem war es für die Anleitung und Kontrolle der Betriebs- und Verwaltungsarchive der energiewirtschaftlichen DDR-Betriebe in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Archivverwaltung verantwortlich. Dieses Wirtschaftsfacharchiv existierte allerdings nur 5 Jahre und wurde zum 30. Juni 1967 wieder aufgelöst. Obwohl es eine Anordnung zum Verbleib der Unterlagen nach der Auflösung gab, die besagte, dass die Unterlagen den jeweils zuständigen Staatsarchiven anzubieten waren, wurden viele der Akten wieder an Betriebe und Energieversorgungseinrichtungen (VVB Energieversorgung) übergeben.
Das Institut für Energetik in Leipzig unterstand als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der DDR bis Mitte der 1980er Jahre verschiedenen zentralen staatlichen Organen (dem Ministerium für Schwerindustrie, dem Ministerium für Kohle und Energie, dem Volkswirtschaftsrat, dem Ministerium für Grundstoffindustrie und ab 1972 wieder dem Ministerium für Kohle und Energie).
Ab 1987 wurde das Institut dem VE Kombinat Kernkraftwerke "Bruno Leuschner" Greifswald angegliedert.
Zu Beginn der 90er Jahre wandelte sich das Institut in eine GmbH um und nennt sich jetzt Institut für Energetik und Umwelt gemeinnützige GmbH. Es beschäftigt sich heute vor allem mit dem Einsatz erneuerbarer Energien.
Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung
Die Unterlagen des Bestandes 20309 Institut für Energetik wurden in mehreren Schritten mit unterschiedlichen Erschließungszuständen übernommen. Für die beiden ersten Übernahmen in den Jahren 1982 und 1990 erhielt das Staatsarchiv Leipzig für die Akten eine Verzeichnungskartei (ca. 5 lfm). Die Übernahmen in den Jahren 1992 und 1993 erfolgten dann ohne Findmittel. Der Gesamtumfang des Bestandes betrug 128 lfm. Obwohl es sich bei dem Registraturbildner um eine zentrale Einrichtung der DDR handelte, erfolgten die Übernahmen in Abstimmung mit dem Ministerium für Kohle und Energie (bis 1990) bzw. mit dem Bundesarchiv (ab 1990) in das Staatsarchiv Leipzig. Die Bearbeitung des Bestandes begann unter Anleitung eines Facharchivars 2007 mit zwei Mitarbeitern aus einer Arbeitnehmerüberlassung und wurde in den Jahren 2009 bis 2011 mit einer geringfügig beschäftigten Mitarbeiterin fortgesetzt. Zu Beginn der Bearbeitung erfolgte eine Vorordnung der unerschlossenen Unterlagen anhand des vorhandenen Aktenplanes des Institutes und der überlieferten Strukturpläne. Auf der Grundlage dieser Dokumente wurde die Klassifikation (Systematik) des Bestandes in der Erschließungssoftware AUGIAS 7. 4 erstellt. Es wurde versucht, die im Laufe der Existenz des Institutes vorgenommenen Änderungen der inneren Struktur und des Unterstellungsverhältnisses des Institutes zu den übergeordneten Behörden in der Klassifikation abzubilden.
Die Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs, Teil Akten und Teil Fotografien, sowie der Bearbeitungsplan bildeten die Grundlage für die Erschließungsarbeiten. In einem ersten Arbeitsschritt erfolgte die Überarbeitung der bereits auf Karteikarten erschlossenen Akten und deren Eingabe in AUGIAS 7.4. Daran schloss sich die Verzeichnung der Akten ohne Findmittel an. Folgende Verzeichnungsangaben wurden erfasst: Aktentitel; Enthält-Vermerke; Datierung (nach Möglichkeit bei einem zeitlichen Umfang von unter einem Jahr auch mit Monatsangaben); Darin-Vermerke für besondere Archivaliengattungen (Anzahl) wie Fotos, Druckschriften, Karten und Plänen. Soweit vorhanden bzw. erkennbar wurden die Registratursignatur und die Unterprovenienzen (Strukturteile) eingetragen. Bei Akten mit gleichem Aktentitel und zusammenhängender zeitlicher Abfolge wurden Bände gebildet.
Während der Verzeichnung der Akten erfolgte auch eine Bewertung und Provenienztrennung der Unterlagen. Bezüglich der Bewertung wurden vor allem Mehrfachexemplare, die in großem Umfang vorhanden waren, aussortiert. Entsprechende Vernichtungsprotokolle wurden angefertigt. Als Fremdprovenienzen wurden Akten der Thüringer Gasgesellschaft und des Brennstoffinstitutes Freiberg dem Bestand entnommen. Die Endredaktion und die Findbuchausgabe erfolgten mit der Erschließungssoftware AUGIAS 8.2. Mit Unterstützung ehemaliger Mitarbeiter des Institutes konnten zahlreiche Fotos, zu denen keine Angaben vorhanden waren, erschlossen werden. Außerdem übernahm das Staatsarchiv Leipzig im Mai 2015 noch ca. 0.02 lfm Unterlagen eines ehemaligen Mitarbeiters des Institutes, die als Ergänzung in den Bestand eingearbeitet wurden.
Der Endumfang des Bestandes beträgt 77 lfm (4264 Verzeichnungseinheiten). Außerdem sind im Bestand u. a. 2610 Fotos (s/w), 1576 Druckschriften, 1110 Karten und Pläne und 3 Tonträger enthalten.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung der Unterlagen zum Bestand erscheint ausgewogen. Anhand der Akten des Direktors und der Leitung des Institutes lassen sich die einzelnen Entwicklungsphasen des Institutes nachvollziehen. Die Unterlagen aus den Abteilungen bzw. Direktionsbereichen geben Auskunft zu den wesentlichen Arbeitsschwerpunkten, zur Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland. Sehr umfangreich ist die Überlieferung der Institutsparteileitung und der Institutsgewerkschaftsleitung einschließlich der Arbeit in den verschiedenen Kommissionen vorhanden.
Korrespondierende Bestände
21517 SED-Grundorganisation des Institutes für Energetik Leipzig
und Bestände der Wirtschaft (DDR), insbesondere aus der Energie- und Brennstoffindustrie, der Chemischen Industrie und des Maschinenbaus.
Christine Enderlein
Juni 2015
Abkürzungsverzeichnis
[01] Sächs.Staatsarchiv, StAL, 20309 Institut für Energetik, Nr. 1347
[02] Ebenda
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde 1945 in der sowjetischen Besatzungszone eine völlig zerrüttete Energiewirtschaft (kriegszerstörte Anlagen und Reparationen für die UdSSR) übernommen. Es war über viele Jahre äußerst schwierig, die Bevölkerung und die wieder anlaufende Wirtschaft mit Energie zu versorgen. Auf Grund des schnell wachsenden Bedarfs musste zunächst mit der Instandsetzung der vorhandenen, z. T. überalterten Anlagen begonnen werden. Die Vorraussetzungen zum Bau neuer Anlagen in der DDR waren schlecht, denn es fehlte eine leistungsfähige Schwerindustrie für den Kessel-, Turbinen- und Generatorenbau. Bis ca. 1951 wurden deshalb alle Kräfte darauf verwandt, durch Instandsetzungen sowie durch die Beseitigung von Engpässen die Anforderungen an die Kraftwerke zu realisieren. Erst danach konnte an eine Erweiterung bestehender Anlagen und an den Neubau von Kraftwerken gedacht werden. Von den in der DDR zu Beginn der 1950er Jahre bestehenden Wärmekraftwerken waren 30% älter als 30 Jahre, weitere 30 % zwischen 20 und 30 Jahren alt, weitere 30 % 10 bis 20 Jahre alt und nur 10 % waren bis zu 10 Jahre alt. Trotz stetig steigender Leistungen in der Energiewirtschaft wurden die Ziele z. B. des 1. und 2. Fünfjahrplanes (1950-1959) nicht erfüllt, war die Versorgung der Volkswirtschaft und der Bevölkerung mit Energie immer ein sehr ernstes Problem.
Ein weiteres großes Problem waren die beschränkten Vorkommen an natürlichen Rohstoffen in der DDR für die Erzeugung von Energie. Die Energieversorgung in der DDR stützte sich hauptsächlich auf die Braunkohlevorkommen. Die DDR war in den 1980er Jahren der weltweit größte Produzent von Braunkohle geworden. Doch die Bedingungen für deren Abbau verschlechterten sich im Laufe der Jahre, so dass die Kosten für den gesamten Prozess der Energieerzeugung und der Braunkohlenveredelung stetig anstiegen. Außerdem waren mit der Energieerzeugung aus Braunkohle und der Braunkohlenveredelung schwerwiegende umweltpolitische Probleme entstanden. Alle anderen Rohstoffe, wie Steinkohle, Erdöl und Erdgas mussten zum überwiegenden Teil importiert werden. Für Erdöl war die UdSSR der Hauptlieferant, welches die DDR bis zur internationalen Ölkrise Mitte der 1970er Jahre preisstabil erhielt. Da auch die UdSSR ab diesem Zeitpunkt die Preise für ihre Erdöllieferungen in die RGW-Staaten erhöhte, war die DDR gezwungen, massive Einsparungen beim Verbrauch von Erdöl vorzunehmen und wieder vermehrt zum Einsatz von Braunkohle überzugehen. Auf Grund der hier genannten Umstände sah sich die DDR-Energiewirtschaft veranlasst, mit Hilfe neuer wissenschaftlicher und technischer Lösungen die Energieerzeugung und die Energieversorgung unter den gegebenen Bedingungen zu gewährleisten.
Bereits 1952 schrieb Dr. Almers, der spätere 1. Direktor des Institutes, in einem Artikel, dass es in der Energiewirtschaft an einer zentralen zusammenfassenden und forschenden Stelle fehle. Die wissenschaftliche Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Energiewirtschaft erfolgte bis 1953 in mehreren kleinen Institutseinrichtungen und Laboren, die zum Teil in Betrieben ansässig waren oder den Verwaltungen der Energiebezirke angegliedert waren.
Um den genannten Erfordernissen gerecht werden zu können, wurde auf Anordnung des Staatssekretariats für Kohle und Energie vom 24. Febr. 1953 rückwirkend zum 1. Jan. 1953 das Institut für Energetik in Halle/Saale aus der Technisch-Wissenschaftlichen Zentrale für die Energiebetriebe in Dresden, dem Institut für Wärmetechnik und Gasmesswesen in Dessau, der Abteilung Energieverbrauchsnormen der Energiefachschule Markkleeberg sowie den Laboratorien der Großgaserei in Magdeburg und in Markkleeberg gebildet. Die jedoch weiterhin bestehende räumliche Trennung der einzelnen Abteilungen auf die Außenstellen in Leipzig, Dresden, Dessau und Magdeburg sowie deren arbeitsmäßige Spezialisierung, wirkte sich nachteilig auf die Arbeit des Institutes aus.
So beschloss der Ministerrat der DDR 1955 für das Institut ein neues Gebäude an einem anderen Standort mit nur noch einer Außenstelle (Dresden) errichten zulassen. Als Sitz wurde wegen seiner zentralen Lage Leipzig gewählt. Im Dez. 1955 wurde in der Torgauer Str. mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen, die Grundsteinlegung erfolgte am 6. Juli 1956 und im April 1958 zog das Institut nach Leipzig um. In den folgenden Jahren wurde der erste Gebäudekomplex, der aus einem Büro- und einem Labortrakt bestand, wesentlich erweitert. Neben den Laboreinrichtungen in der Torgauer Str. besaß das Institut in den 1950er Jahren noch ein Versuchsgaswerk im VEB Gaswerk "Max Reimann" Leipzig. Dort wurden vor allem Versuche zur Herstellung von Gießereikoks durchgeführt, um von den Exporten aus dem westlichen Ausland unabhängig zu sein.
Doch die Verlegung des Sitzes nach Leipzig brachte nicht nur Verbesserungen für die Arbeit des Institutes, sondern hatte auch schwerwiegende negative Folgen. Auf Grund der unbefriedigenden Lösung der Wohnungsprobleme schieden 63 Mitarbeiter (von insgesamt 218)[01] aus. Die dafür neu eingestellten Mitarbeiter waren überwiegend berufsfremde Kräfte und es bedurfte erst lang andauernder Qualifizierungsmaßnahmen, bis wieder das vorherige Leistungsniveau in der Arbeit erreicht werden konnte. Am Ende des Jahres 1958 wurde außerdem noch die Zentralstelle für wirtschaftliche Energieanwendung in Leipzig geschaffen, die sich der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit zur sparsamen und rationellen Energieanwendung widmen sollte. Deren Personal rekrutierte sich zum überwiegenden Teil aus Mitarbeitern des Institutes für Energetik. Damit ging zum einen ein wichtiges Aufgabengebiet an eine andere Einrichtung über und zum anderen verlor das Institut nochmals hochqualifizierte Mitarbeiter.
In den 1950er bis Mitte der 1960er Jahren waren die grundlegenden Arbeitsaufgaben des Institutes
- die wissenschaftliche Bearbeitung von technologischen und ökonomischen Problemen der Energiewirtschaft, Durchführung von Forschungsaufträgen und die Erarbeitung von Gutachten
- Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen zur rationellen Erzeugung und Verwendung von Energie
- die Ausarbeitung von Energieverbrauchsnormen
- Auswertung und Bearbeitung der Literatur auf dem Gebiet der Energiewirtschaft sowie Herausgabe eigener Veröffentlichungen.
Das Institut unternahm beträchtliche Anstrengungen, um die Entwicklung der Energiewirtschaft der DDR mit wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen, so entstanden z. B. Ausarbeitungen für eine komplexe Energiebedarfsplanung und -bilanzierung und Untersuchungen zu Möglichkeiten der Energiebedarfsdeckung in Verbindung mit der volkswirtschaftlichen Gesamtwicklung. In diesem Zusammenhang war es erforderlich geworden, einheitliche Grundbegriffe der Energiewirtschaft zu formulieren. Im Ergebnis dieser Arbeit entstand der DDR-Standard (TGL 78 - 10179) "Energetische Begriffe zur Energiebilanzierung", der auch für die Arbeit im RGW eine wichtige Grundlage bildete.
Angesichts der steigenden Anforderungen an die wissenschaftliche Arbeit des Institutes wurde der Einsatz elektronischer Rechentechnik immer dringender. Im Frühjahr 1963 wurde deshalb der ZRA 1, entwickelt vom VEB Carl Zeiss in Jena, in der im Okt. 1962 gegründeten Abt. Rechenzentrum in Betrieb genommen. Damit waren die Voraussetzungen für eine effektivere Ausarbeitung, Erprobung und Anwendung mathematischer, technisch-physikalischer und technologischer Verfahren geschaffen worden. Die Abt. Rechenzentrum wurde 1969 im Zusammenhang mit der Ausstattung des Institutes mit der Großrechenanlage BESM 6 aus der Sowjetunion in einen Direktionsbereich - DB 3 Rechenzentrum - umgebildet.
In diesen Zeitraum fiel auch eine Neuprofilierung hinsichtlich des Aufgabenspektrums des Institutes, bedingt durch die Gründung der VVB Kraftwerke und VVB Energieversorgung, die eigene wissenschaftlich-technische Zentren besaßen. Die Planung und Koordinierung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ging auf Grund der Eigenverantwortlichkeit der beiden VVB nicht mehr allein vom Institut aus. Dem Institut wurden folgende strukturbestimmenden Forschungsaufgaben übertragen: "Verwirklichung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der Energiewirtschaft, ständige prognostische und analytische Arbeit zur Schaffung einer hocheffektiven Energiestruktur und der Übergang zu rationelleren Verfahren der Energieumwandlung und Energieanwendung."[02] Die Neuorientierung des Institutes bewirkte, dass die technische und technologische Forschung aufgegeben wurde. Die dafür bisher genutzten Labore wurden für andere Nutzungszwecke umgerüstet bzw. vermietet, das Versuchsgaswerk ging an das Brennstoff-Institut Freiberg über.
In diesem Zusammenhang war auch die Bildung eines Zentralinstitutes für Energiewirtschaft für den 1. Jan. 1968 geplant, welches sich aus den Mitarbeitern des aufzulösenden Instituts für Energetik und der Zentralstelle für wirtschaftliche Energieanwendung zusammensetzen sollte.
Doch die vorgesehenen Veränderungen in der Arbeit des Institutes brachten nicht die gewünschten Ergebnisse, die Bildung eines Zentralinstitutes wurde aufgegeben.
Nach 1971 konzentrierte sich die Arbeit des Institutes hauptsächlich auf die Rationalisierung von Leitung und Planung in den Betrieben der Kohle und Energie, auf die Anwendung der Rechentechnik zur Rationalisierung der Produktionsvorbereitung und -durchführung, auf die Energieanwendungsforschung, auf ausgewählte Gebiete der Elektroenergieerzeugung, auf die Reinhaltung der Luft und auf den Bereich der Arbeitswissenschaft.
Die rationelle Energieanwendung in allen Bereichen der Wirtschaft wurde in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Aufgaben. Um den ständig steigenden Anforderungen, vor allem auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Grundlagenforschung gerecht zu werden, wurde zum 1. Jan. 1976 aus dem Direktionsbereich Energieanwendung und komplexe Energiebilanzierung der VVB Energieversorgung (1. Jan. 1971 gebildet) und der Abt. 13 Energieanwendung des Institutes für Energetik die Zentralstelle für rationelle Energienanwendung im Institut für Energetik gebildet. Dies fand auch in der Bezeichnung des Institutes seinen Ausdruck: Institut für Energetik/Zentralstelle für rationelle Energieanwendung. Diese Bezeichnung behielt das Institut bis 1990 bei.
Zur Lösung seiner Aufgaben hatte das Institut zahlreiche Beziehungen zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in der DDR aufgebaut. So bestanden Forschungskooperationen zu 9 Hoch- und Fachschulen, zu 5 Instituten der Akademie der Wissenschaften, zu 3 Instituten der Bauakademie und zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften.
Doch auch hinsichtlich der internationalen Zusammenarbeit war das Institut in einem breiten Spektrum von Gremien vertreten. So war das Institut in den Ständigen Kommissionen für Elektroenergie, Schwarzmetallurgie sowie Erdöl- und Gasindustrie des RGW vertreten und pflegte einen intensiven Erfahrungsaustausch mit wissenschaftlichen Einrichtungen in den damaligen sozialistischen Ländern. Als Beispiele sollen für die UdSSR das Energetische Institut Moskau, das Sibirische Energetische Institut Irkutsk und das Allunionsforschungsinstitut für Energetik Moskau genannt werden. In der CSSR gab es enge Verbindungen zum Brennstoff-Forschungsinstitut in Bechovice und zum Forschungsinstitut für Energetik in Prag und in der VR Polen zum Institut für Energetik Warschau und zum Institut für Automatisierung der Energiesysteme in Wroclaw.
Die internationale Zusammenarbeit war jedoch nicht nur auf die sozialistischen Länder beschränkt. Schon frühzeitig - Mitte der 1950er Jahre - reisten Wissenschaftler des Institutes zu weltweiten Kongressen und Tagungen, wie z. B. der Internationalen Hochspannungskonferenz 1956. In der DDR wurden für diese verschiedenen internationalen Gremien Nationalkomitees gebildet: Es existierten ein Nationalkomitee der DDR für Welterdölkongresse, das Nationalkomitee der DDR für die Internationale Hochspannungskonferenz und das Nationalkomitee der DDR in der Weltenergiekonferenz. In allen war auch das Institut für Energetik vertreten.
Diese umfangreiche internationale Präsenz des Institutes hatte zur Folge, dass zahlreiche fremdsprachige Publikationen in das Institut gelangten. Deshalb war neben der Institutsbibliothek eine Abteilung Literatur geschaffen worden, die sich hauptsächlich mit der Übersetzung der eingehenden ausländischen Schriften und der Tagungsbeiträge der Mitarbeiter des Institutes beschäftigte. Dafür waren Dolmetscher im Institut tätig, die zugleich auch eine technische Qualifikation besaßen.
Das Institut selbst gab regelmäßig zahlreiche eigene Publikationen und Forschungsberichte heraus, so z. B. zum effektiven Stromverbrauch beim Fahren von Straßenbahnen oder zur Nutzung der bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den Rinder- und Schweineställen entstehenden Wärme.
Im Institut wurde Mitte der 1960er Jahre auch ein Filmstudio eingerichtet. Dieses Filmstudio war bei den Festivals des Technischen Films vertreten. Davon sind nur wenige Akten und keine Filme überliefert.
Kurze Zeit nach seinem Umzug nach Leipzig wurde das Institut beauftragt, ein Wirtschaftsfacharchiv Energie für die gesamte DDR einzurichten. Die Bildung dieses Archivs erfolgte 1962. Es besaß eine eigene Archivordnung und eine Benutzerordnung von 1963. Im Wirtschafsfacharchiv erfolgte die Zusammenführung der Unterlagen von Unternehmen der Energieerzeugung und -versorgung ab ca. Mitte des 19. Jahrhunderts. Außerdem war es für die Anleitung und Kontrolle der Betriebs- und Verwaltungsarchive der energiewirtschaftlichen DDR-Betriebe in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Archivverwaltung verantwortlich. Dieses Wirtschaftsfacharchiv existierte allerdings nur 5 Jahre und wurde zum 30. Juni 1967 wieder aufgelöst. Obwohl es eine Anordnung zum Verbleib der Unterlagen nach der Auflösung gab, die besagte, dass die Unterlagen den jeweils zuständigen Staatsarchiven anzubieten waren, wurden viele der Akten wieder an Betriebe und Energieversorgungseinrichtungen (VVB Energieversorgung) übergeben.
Das Institut für Energetik in Leipzig unterstand als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der DDR bis Mitte der 1980er Jahre verschiedenen zentralen staatlichen Organen (dem Ministerium für Schwerindustrie, dem Ministerium für Kohle und Energie, dem Volkswirtschaftsrat, dem Ministerium für Grundstoffindustrie und ab 1972 wieder dem Ministerium für Kohle und Energie).
Ab 1987 wurde das Institut dem VE Kombinat Kernkraftwerke "Bruno Leuschner" Greifswald angegliedert.
Zu Beginn der 90er Jahre wandelte sich das Institut in eine GmbH um und nennt sich jetzt Institut für Energetik und Umwelt gemeinnützige GmbH. Es beschäftigt sich heute vor allem mit dem Einsatz erneuerbarer Energien.
Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung
Die Unterlagen des Bestandes 20309 Institut für Energetik wurden in mehreren Schritten mit unterschiedlichen Erschließungszuständen übernommen. Für die beiden ersten Übernahmen in den Jahren 1982 und 1990 erhielt das Staatsarchiv Leipzig für die Akten eine Verzeichnungskartei (ca. 5 lfm). Die Übernahmen in den Jahren 1992 und 1993 erfolgten dann ohne Findmittel. Der Gesamtumfang des Bestandes betrug 128 lfm. Obwohl es sich bei dem Registraturbildner um eine zentrale Einrichtung der DDR handelte, erfolgten die Übernahmen in Abstimmung mit dem Ministerium für Kohle und Energie (bis 1990) bzw. mit dem Bundesarchiv (ab 1990) in das Staatsarchiv Leipzig. Die Bearbeitung des Bestandes begann unter Anleitung eines Facharchivars 2007 mit zwei Mitarbeitern aus einer Arbeitnehmerüberlassung und wurde in den Jahren 2009 bis 2011 mit einer geringfügig beschäftigten Mitarbeiterin fortgesetzt. Zu Beginn der Bearbeitung erfolgte eine Vorordnung der unerschlossenen Unterlagen anhand des vorhandenen Aktenplanes des Institutes und der überlieferten Strukturpläne. Auf der Grundlage dieser Dokumente wurde die Klassifikation (Systematik) des Bestandes in der Erschließungssoftware AUGIAS 7. 4 erstellt. Es wurde versucht, die im Laufe der Existenz des Institutes vorgenommenen Änderungen der inneren Struktur und des Unterstellungsverhältnisses des Institutes zu den übergeordneten Behörden in der Klassifikation abzubilden.
Die Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs, Teil Akten und Teil Fotografien, sowie der Bearbeitungsplan bildeten die Grundlage für die Erschließungsarbeiten. In einem ersten Arbeitsschritt erfolgte die Überarbeitung der bereits auf Karteikarten erschlossenen Akten und deren Eingabe in AUGIAS 7.4. Daran schloss sich die Verzeichnung der Akten ohne Findmittel an. Folgende Verzeichnungsangaben wurden erfasst: Aktentitel; Enthält-Vermerke; Datierung (nach Möglichkeit bei einem zeitlichen Umfang von unter einem Jahr auch mit Monatsangaben); Darin-Vermerke für besondere Archivaliengattungen (Anzahl) wie Fotos, Druckschriften, Karten und Plänen. Soweit vorhanden bzw. erkennbar wurden die Registratursignatur und die Unterprovenienzen (Strukturteile) eingetragen. Bei Akten mit gleichem Aktentitel und zusammenhängender zeitlicher Abfolge wurden Bände gebildet.
Während der Verzeichnung der Akten erfolgte auch eine Bewertung und Provenienztrennung der Unterlagen. Bezüglich der Bewertung wurden vor allem Mehrfachexemplare, die in großem Umfang vorhanden waren, aussortiert. Entsprechende Vernichtungsprotokolle wurden angefertigt. Als Fremdprovenienzen wurden Akten der Thüringer Gasgesellschaft und des Brennstoffinstitutes Freiberg dem Bestand entnommen. Die Endredaktion und die Findbuchausgabe erfolgten mit der Erschließungssoftware AUGIAS 8.2. Mit Unterstützung ehemaliger Mitarbeiter des Institutes konnten zahlreiche Fotos, zu denen keine Angaben vorhanden waren, erschlossen werden. Außerdem übernahm das Staatsarchiv Leipzig im Mai 2015 noch ca. 0.02 lfm Unterlagen eines ehemaligen Mitarbeiters des Institutes, die als Ergänzung in den Bestand eingearbeitet wurden.
Der Endumfang des Bestandes beträgt 77 lfm (4264 Verzeichnungseinheiten). Außerdem sind im Bestand u. a. 2610 Fotos (s/w), 1576 Druckschriften, 1110 Karten und Pläne und 3 Tonträger enthalten.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung der Unterlagen zum Bestand erscheint ausgewogen. Anhand der Akten des Direktors und der Leitung des Institutes lassen sich die einzelnen Entwicklungsphasen des Institutes nachvollziehen. Die Unterlagen aus den Abteilungen bzw. Direktionsbereichen geben Auskunft zu den wesentlichen Arbeitsschwerpunkten, zur Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland. Sehr umfangreich ist die Überlieferung der Institutsparteileitung und der Institutsgewerkschaftsleitung einschließlich der Arbeit in den verschiedenen Kommissionen vorhanden.
Korrespondierende Bestände
21517 SED-Grundorganisation des Institutes für Energetik Leipzig
und Bestände der Wirtschaft (DDR), insbesondere aus der Energie- und Brennstoffindustrie, der Chemischen Industrie und des Maschinenbaus.
Christine Enderlein
Juni 2015
Abkürzungsverzeichnis
[01] Sächs.Staatsarchiv, StAL, 20309 Institut für Energetik, Nr. 1347
[02] Ebenda
Leitung.- Verwaltung.- Personal.- Finanzen.- Anweisungen.- Tätigkeitsberichte.- Planung für Forschung und Technik.- Energiewirtschaftliche Untersuchungen.- Einsatz von Atomenergie.- Zusammenarbeit mit Betrieben und Einrichtungen der Energiewirtschaft sowie wissenschaftlichen Einrichtungen.- Internationale Zusammenarbeit.- Teilnahme an internationalen Kongressen.- Zusammenarbeit RGW.- Betriebsgewerkschaftsorganisation.- Betriebsparteiorganisation.- Wettbewerb.- Brigadetagebücher.
Das Institut für Energetik wurde 1953 zunächst in Halle errichtet. 1958 erfolgte die Verlagerung nach Leipzig. Es war eine zentrale Einrichtung, die der Abteilung Energie der Staatlichen Plankommission unterstand, ab 1963 der Abteilung Energie des Volkswirtschaftsrats und ab 1975 dem Ministerium für Kohle und Energie. Das Institut arbeitete als wissenschaftlich-technisches Zentrum der Energiewirtschaft zur Bearbeitung grundsätzlicher wissenschaftlicher Probleme der Produktion, Verteilung und Abgabe von Elektroenergie, Gas sowie von Wärme. Zu Beginn der 90er Jahre wandelte es sich in eine GmbH um und existiert heute unter der Bezeichnung Institut für Energetik und Umwelt GmbH.
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