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Beständeübersicht

Bestand

20310 Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung Leipzig

Datierung1941 - 1998 (2006)
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)28,80

Bestand enthält auch 238 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte des Instituts

Die Akademiereform in der DDR Ende der 1960er Jahre führte zu einem Zusammenschluss wissenschaftlicher Institute und damit zur Bildung größerer Zentralinstitute. Im Zuge dieser Reform wurden auch die Forschungseinrichtungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin umorganisiert.

Zum 1. Oktober 1969 wurde durch Zusammenlegung der ehemals selbstständigen Einrichtungen "Institut für angewandte Radioaktivität" und "Institut für stabile Isotope" in Leipzig und des "Instituts für angewandte Isotopenforschung" in Berlin-Buch, die Mitte der 1950er Jahre im Rahmen des staatlichen Programms "Friedliche Nutzung der Kernenergie" gegründet worden waren, sowie der "Arbeitsstelle für statistische Physik" das Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlentechnik gebildet. Dieses wurde 1971 in Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung (ZfI) umbenannt. Standort des Leipziger Teils des ZfI war das Akademiegelände "Permoserstraße", der Berliner Teil war auf dem Akademiegelände "Robert-Rössle-Straße", Berlin-Buch, angesiedelt.

Zu den Aufgaben des ZfI gehörten die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet der Strahlen- und Isotopentechnik zur Schaffung von Grundlagen für die breite Anwendung hochenergetischer Strahlen sowie radioaktiver und stabiler Isotope in Gesundheitswesen, Industrie und Forschung. Zu diesem Zweck wurden theoretische und experimentelle Untersuchungen über die Wechselwirkung zwischen energiereicher Strahlung mit Materie, die Eigenschaften isotoper Systeme sowie die örtliche und zeitliche Verteilung radioaktiver und stabiler Isotope durchgeführt. Das ZfI produzierte Isotopenerzeugnisse in Form umschlossener Strahlenquellen, Radiodiagnostika und isotopmarkierter chemischer Verbindungen und entwickelte Trennverfahren zur Anreicherung stabiler und radioaktiver Isotope. Weitere Schwerpunkte waren die Strahlen- und Tracerforschung sowie der wissenschaftliche Gerätebau. Das ZfI nahm in Form von Trainingskursen und Praktika an den Standorten Leipzig und Berlin-Buch Ausbildungsaufgaben für den Umgang mit radioaktiven Stoffen und den Einsatz radioaktiver Messtechnik wahr.

Im Durchschnitt der Jahre 1986 bis 1989 erschienen aus dem ZfI jährlich 190 externe Publikationen (davon viele erfasst im Science Citation Index), kamen 45 Patente zur Anmeldung und wurden 220 Vorträge gehalten. Das Haushaltsvolumen betrug 1989 43 Mio. Mark bei Einnahmen von 20 Mio. Mark aus Auftragsforschung für industrielle Partner, 18 Mio. Mark aus Warenproduktion und 2 Mio. Mark aus sonstigen Leistungen. Zum 1. Januar 1990 gab es im ZfI 698 Planstellen, von denen im Dezember d. J. noch 609 Stellen mit 629 Mitarbeitenden, darunter zehn Professorinnen und Professoren, in den Forschungsbereichen, im Informations- und Rechenzentrum, in elektronischen und mechanischen Werkstätten, im wissenschaftlichen Gerätebau sowie in Leitung und Verwaltung besetzt waren.[01]

Entsprechend dem Einigungsvertrag wurden die Akademie-Institute der DDR, so auch das ZfI, zum 31. Dezember 1991 aufgelöst und geschlossen. Personalakten und Akten über die Abwicklung der Organisation laufen z. T. bis 1998.

Als Nachfolgeorganisationen entstanden u. a. das am 1. Januar 1992 gegründete Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V.[02] und das am 12. Dezember 1991 gegründete Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung[03] , beide mit Sitz in Leipzig.




Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand umfasst 28,6 lfm Akten, die zwischen 1992 und 2014 an das StA-L abgegeben wurden. 2011/2012 wurden die wissenschaftlichen Arbeiten und Berichte sowie die Exemplare der Schriftenreihe "ZFI - Mitteilungen" verzeichnet. 2021/2022 erfolgte die Retrokonversion des Ablieferungsverzeichnisses (ALV) der Abgabe 2014. Titel und Enthält-Angaben wurden bei der Verzeichnung aus dem ALV übernommen, eine Erschließung anhand der Akten wurde nur in Ausnahmefällen vorgenommen. Ebenso 2021/2022 erfolgte die Erschließung der Personalakten.

2024 konnten aus Privathand vier Brigadetagebücher des Rechenzentrums aus dem Zeitraum 1967 bis 1989 übernommen werden. Der Umfang beträgt ca. 0,2 lfm.




Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst mehr als 100 Personalakten, rund 250 Habilitationsschriften, Dissertationen und Diplomarbeiten, rund 70 Forschungs- und Untersuchungsberichte des wissenschaftlichen Personals, rund 460 Sonderdrucke von wissenschaftlichen Aufsätzen und Beiträgen sowie die nicht ganz vollständig überlieferte Schriftenreihe "ZFI - Mitteilungen" aus den Jahren 1975-1991. Überliefert sind außerdem Unterlagen zur Abwicklung sowie wissenschaftlichen und organisatorischen Neuorientierung des Instituts ab 1990.




Hinweise für die Benutzung

Bei der Bestellung von Archivgut müssen in jedem Fall die Bestandssignatur 20310 und die Aktenbestellnummer angegeben werden.

Für die Einsichtnahme in das Archivgut sind die gesetzlichen Regelungen des Freistaates Sachsen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die in § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1-3 SächsArchivG festgelegten Schutzfristen. Demgemäß sind Aktentitel mit laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1-3 SächsArchivG in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.




Korrespondierende Bestände

StA-L
22361 Akademie der Wissenschaften der DDR, Verwaltungs- und Dienstleistungseinrichtung Leipzig

Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Bestandsgruppe mathematisch-physikalische Institute und Einrichtungen 1945-1991, Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung




Quellen

StA-L, 20310 Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung Leipzig, Nr. 797

https://www.iom-leipzig.de/ueber-uns.html (abgerufen am 17.11.2022)

https://www.ufz.de/index.php?de=34260 (abgerufen am 17.11.2022)





Andreas Nebelung

Dezember 2022



Doreen Wustig

März 2024




Abkürzungsverzeichnis

Abs.Absatz
Abt.Abteilung
AdLAkademie der Landwirtschaftswissenschaften
AdWAkademie der Wissenschaften der DDR
AGArbeitsgruppe
BaSO4Bariumsulfat
BAT-OBundesangestelltentarif-Ost
Bd.Band
BGLBetriebsgewerkschaftsleitung
BMFTBundesministerium für Forschung und Technologie
BMSRBetriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik
BVGBundesverfassungsgericht
CaF2Calciumfluorid
CaSO4Calciumsulfat
CSSRTschechoslowakische Sozialistische Republik
D2ODeuteriumoxid ("schweres Wasser")
DAMWDeutsches Amt für Material- und Warenprüfung
DAWDeutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
DDRDeutsche Demokratische Republik
EAWElektroapparatewerke Elektronik Dresden
EDVElektronische Datenverarbeitung
EKB/CKBElektrochemisches Kombinat/Chemiekombinat
FCTForschungsstelle für Chemische Toxikologie
FDJFreie Deutsche Jugend
GDRGerman Democratic Republic
GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung
GSFGesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung
HFRHauptforschungsrichtung
HNO3Salpetersäure
IAEAInternational Atomic Energy Agency
IaRInstitut für angewandte Radioaktivität
IBTInstitut für Biotechnologie
IGGInstitut für Geographie und Geoökologie
IMEKOInternationale Messtechnische Konföderation
IMEXImport-Export
INISInternationales Nukleares Informationssystem der IAEA
INITAn-Institut für Isotopen- und Tracerforschung e.V. (i. G.)
IpSInstitut für physikalische Stofftrennung
IsIInstitut für stabile Isotope
ItCInstitut für technische Chemie
IZVEB Ingenieurtechnisches Zentralbüro Böhlen
lfmlaufende Meter
KMUKarl-Marx-Universität Leipzig
KPdSUKommunistische Partei der Sowjetunion
LiFLithiumfluorid
15NNitrogen-15
NE-MetalleNichteisen-Metalle
NMRKernspinresonanz
NOStickstoffmonoxid
NSWNichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet
NVANationale Volksarmee
OGZentralinstitut für organische Chemie
PCKPetrolchemisches Kombinat
RGWRat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
RITEKRadioisotope in der thermischen Kohleveredlung
SächsArchivGSächsisches Archivgesetz
SDAGSowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft
SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMWKStaatsministerium für Wissenschaft und Kunst
SO2Schwefeldioxid
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
StA-LStaatsarchiv Leipzig
SZSStaatliche Zentrale für Strahlenschutz der DDR
THTechnische Hochschule
UdSSRUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken
USAVereinigte Staaten von Amerika
VARVereinigte Arabische Republik
VEB Volkseigener Betrieb
VNIIRTAllrussisches wissenschaftliches Forschungsinstitut für Funktechnik
VVVergasungsverfahren (= Gaserzeugung mittels Kohle)
VVBVereinigung Volkseigener Betriebe
WIBWissenschaftlicher Industriebetrieb
WIPWissenschaftlerintegrationsprogramms
WNIGNIInstitut für Erdölgeologie
ZfIZentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung
ZfKZentralinstitut für Kernforschung
ZFTZentrum für Forschung und Technik
ZFWZentralinstitut für Festkörperphysik und Werkstoffforschung
ZIEZentralinstitut für Elektronenphysik
ZIIDZentralinstitut für Information und Dokumentation
ZOSZentralinstitut für Optik und Spektroskopie







[01] StA-L, 20310 Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung Leipzig, Nr. 797.
[02] https://www.iom-leipzig.de/ueber-uns.html (abgerufen am 17.11.2022).
[03] https://www.ufz.de/index.php?de=34260 (abgerufen am 17.11.2022).
Planung.- Forschungs- und Reiseberichte.- Jahres- und Halbjahresberichte.- Patent- und Neuererwesen.- Wettbewerb.- Organisations- und Strukturangelegenheiten.- Dienstberatungen.- Schriftverkehr.- Haushalt- und Personalangelegenheiten.- Internationale Zusammenarbeit.- Abwicklung.- Dissertationen.- Diplomarbeiten.- Untersuchungsberichte.- Zeitschriftenreihe.
Zum 1. Oktober 1969 wurde durch Zusammenlegung der ehemals selbstständigen Einrichtungen "Institut für angewandte Radioaktivität" und "Institut für stabile Isotope" in Leipzig und des "Instituts für angewandte Isotopenforschung" in Berlin-Buch, die Mitte der 1950er Jahre im Rahmen des staatlichen Programms "Friedliche Nutzung der Kernenergie" gegründet worden waren, sowie der "Arbeitsstelle für statistische Physik" das Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlentechnik gebildet. Dieses wurde 1971 in Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung (ZfI) umbenannt.
Zu den Aufgaben des ZfI gehörten die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet der Strahlen- und Isotopentechnik zur Schaffung von Grundlagen für die breite Anwendung hochenergetischer Strahlen sowie radioaktiver und stabiler Isotope in Gesundheitswesen, Industrie und Forschung. Das ZfI produzierte Isotopenerzeugnisse in Form umschlossener Strahlenquellen, Radiodiagnostika und isotopmarkierter chemischer Verbindungen und entwickelte Trennverfahren zur Anreicherung stabiler und radioaktiver Isotope. Weitere Schwerpunkte waren die Strahlen- und Tracerforschung sowie der wissenschaftliche Gerätebau.
Entsprechend dem Einigungsvertrag wurden die Akademie-Institute der DDR, so auch das ZfI, zum 31. Dezember 1991 aufgelöst und geschlossen.
Als Nachfolgeorganisationen entstanden u. a. das am 1. Januar 1992 gegründete Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V. und das am 12. Dezember 1991 gegründete Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung , beide mit Sitz in Leipzig.
  • 2022, 2024 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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