Beständeübersicht
Bestand
20335 Rittergut Arnsdorf bei Hainichen
Datierung | 1520 - 1888 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 10,50 |
Geschichte des Ritterguts Arnsdorf [01]
Arnsdorf, etwa 5 km nördlich von Hainichen gelegen, befand sich ursprünglich im Territorium des Amts Leisnig, kam später zum Amt Nossen, zählte nach Auflösung der Ämter zum Gerichtsamt Roßwein, später zur Amtshauptmannschaft Döbeln und gehört heute zur Gemeinde Striegistal (Landkreis Mittelsachsen).
Die Gerichtsherrschaft des 1348 erstmals urkundlich erwähnten Rittergutes umfasste neben dem dazugehörigen Dorf auch die Gemeinden Falkenau, Gersdorf (beide bei Hainichen), Irbersdorf und Ottendorf. Als früheste Besitzer des Guts tauchen im 14. Jahrhundert die Herren von Honsberg auf, sie wurden 1435 letztmalig im Zusammenhang mit Arnsdorf erwähnt. 1449 schloss ein Günther von Chostewitz mit dem Kloster Altzella einen Vertrag über die Grenzen des Gutes. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte für kurze Zeit Georg von Knobelsdorf das Rittergut in Besitz, ab 1609 waren die Herren Kölbel von Geysing Eigentümer. 1668 wurde es vom Landjägermeister Georg Carl von Carlowitz erstanden. Sein Sohn, Hans Carl von Carlowitz (gest. 1714) hatte keinen männlichen Erben und verkaufte es 1709 an seine drei Töchter, die das Gut zunächst gemeinschaftlich in Besitz hatten. 1726 verkaufte Johanne Magdalene von Carlowitz ihren Anteil an ihre Schwestern Ursula und Charlotte Marie. Letztere war mit dem kurfürstlichen Kammerjunker Georg Wolf von Tümpling vermählt und hinterließ ihren Anteil am Gut ihren vier Söhnen, die nach dem Tod ihrer Tante Ursula 1746 wieder das ganze Gut innehatten. 1747 wurde einer von ihnen, Carl Georg Heinrich von Tümpling, Alleineigentümer. Dessen zwei Söhne, Ferdinand Georg Gottlob und Wolf Friedrich Gotthelf, besaßen das Gut zunächst gemeinsam, bis es 1772 ganz an letzteren übertragen wurde. Wolf Friedrich Gotthelf von Tümpling (gest. 1838), Hofmarschall in Dresden und ab 1812 Vorsitzender der Kreisstände des Leipziger Kreises, ließ das Rittergut 1822 allodifizieren. Dieses erwarb 1831 sein Enkel, Ludwig Wilhelm Ferdinand von Beschwitz. Am 6. Mai 1850 trat er die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Arnsdorf an den Staat ab, sie ging an das Justizamt Nossen. Dessen Nachfahren hatten das Gut bis zur Enteignung 1945 in Besitz.
Besitzer des RG Arnsdorf
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1962 sind einige Akten (2 Pakete) mit einem handschriftlichen Repertorium von 1953 vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt. [02] Sie wurden zu Beginn der 1960er Jahre gemeinsam mit Unterlagen der Patrimonialgerichtsbarkeit zu einem Bestand formiert. Die Unterlagen wurden in einer Findkartei verzeichnet, anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 – 598) und 1968 im Rahmen eines Praktikums durch ein maschinenschriftliches Findbuch (ohne Einleitung) erschlossen. Einzelne Akten wurden offensichtlich in den 1970er Jahren kassiert, wobei die jetzigen Nummerierungslücken entstanden. 4 Akten (Nr. 599 – 602) gelangten 2002 im Rahmen einer Beständebereinigung aus dem Hauptstaatsarchiv zum Leipziger Bestand. 2003 wurden 13 AE provenienzgerecht den Beständen Amt Nossen, Kgl. Gericht Hainichen, Gerichtsamt Hainichen und Gerichtsamt Frankenberg zugefügt und sind daher Fehlsignaturen.
Im Jahr 2010 ist der vorhandene Bestand durch Retrokonversion elektronisch nutzbar gemacht worden. Die Gliederung wurde geringfügig modifiziert, unklare Aktentitel durch Einsichtnahme in die Akten verbessert. Orts- und Personennamen wurden indiziert und, falls notwendig, ebenfalls überprüft. Dabei stellte sich auch heraus, dass in der Nr. 429 thematisch fremdes Aktenmaterial vorhanden war; dieses wurde im Anschluss als Nr. 603 neu verzeichnet. In diesem Zusammenhang wurden ebenfalls die beiden Urkunden neu verzeichnet sowie die Gerichtsbücher aus dem Sammelbestand 12613 Gerichtsbücher virtuell erfasst, ohne dass sie vertieft verzeichnet werden konnten.
Der Bestand enthält 580 VZE mit einem zeitlichen Umfang von 1520 bis ca. 1900. Ein großer Teil des Bestands umfasst recht lückenlos überlieferte Akten zur Patrimonialgerichtsbarkeit und zur Gutswirtschaft. Erstere umfassen v. a. die Kaufverträge und Nachlässe der Gerichtsuntertanen sowie Frondienstangelegenheiten. Die Akten zur Gutswirtschaft beinhalten neben Wirtschaftsrechnungen des Rittergutes und der dazugehörigen Waldungen auch solche der gutseigenen Brauerei. Heimatgeschichtlich von besonderem Interesse sind die Akten über die Rübenzuckerfabrik in Nossen, die von einer Kapitalgesellschaft regionaler Rittergutsbesitzer betrieben wurde. Nicht unbedeutend ist auch das Familienarchiv der Rittergutsbesitzer. So enthalten die Akten über die Familie von Carlowitz wertvolle Nachrichten zum Erwerb des Rittergutes durch Georg Carl von Carlowitz und umfangreiches Material über die Teilung des Besitzes unter die drei Töchter des Hans Carl von Carlowitz.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem Archivprogramm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: Sächsisches Staatsarchiv, StA-L, 20335 RG Arnsdorf, Nr. (fettgedruckte Zahl)
Verweise auf korrespondierende Bestände
Staatsarchiv Leipzig
20002 Kreisstände des Leipziger Kreises
20014 Amt Nossen
20065 Königliches Gericht Hainichen
20106 Gerichtsamt Roßwein
Staatsarchiv Chemnitz
33023 Gerichtsamt Frankenberg
Daniel Jähnichen
Oktober 2010
[01] Neben den Akten wurden u. a. dazu herangezogen: Otto Külz, Nachrichten über Hainichen und nächste Umgebung als Beiträge zu einer Ortschronik, Hainichen 1889, S. 209.- Wolf von Tümpling, Geschichte des Geschlechtes von Tümpling, Weimar 1892, Bd. 2, S. 283 ff. und 455 ff.- Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Leisnig, Leipzig 1900, Sp. 310 ff.- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Zwickau 1814 ff., Bd. 1, S. 178 f.- Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser XIV 1986, S. 51 (Fam. von Beschwitz),- Valentin König, Genealogische Adels-Historie, Leipzig 1727, 1. Teil, S. 112 ff. (Familie von Carlowitz).
[02] Staatsarchiv Leipzig, Verwaltungsarchiv, Nr. 187.
Arnsdorf, etwa 5 km nördlich von Hainichen gelegen, befand sich ursprünglich im Territorium des Amts Leisnig, kam später zum Amt Nossen, zählte nach Auflösung der Ämter zum Gerichtsamt Roßwein, später zur Amtshauptmannschaft Döbeln und gehört heute zur Gemeinde Striegistal (Landkreis Mittelsachsen).
Die Gerichtsherrschaft des 1348 erstmals urkundlich erwähnten Rittergutes umfasste neben dem dazugehörigen Dorf auch die Gemeinden Falkenau, Gersdorf (beide bei Hainichen), Irbersdorf und Ottendorf. Als früheste Besitzer des Guts tauchen im 14. Jahrhundert die Herren von Honsberg auf, sie wurden 1435 letztmalig im Zusammenhang mit Arnsdorf erwähnt. 1449 schloss ein Günther von Chostewitz mit dem Kloster Altzella einen Vertrag über die Grenzen des Gutes. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte für kurze Zeit Georg von Knobelsdorf das Rittergut in Besitz, ab 1609 waren die Herren Kölbel von Geysing Eigentümer. 1668 wurde es vom Landjägermeister Georg Carl von Carlowitz erstanden. Sein Sohn, Hans Carl von Carlowitz (gest. 1714) hatte keinen männlichen Erben und verkaufte es 1709 an seine drei Töchter, die das Gut zunächst gemeinschaftlich in Besitz hatten. 1726 verkaufte Johanne Magdalene von Carlowitz ihren Anteil an ihre Schwestern Ursula und Charlotte Marie. Letztere war mit dem kurfürstlichen Kammerjunker Georg Wolf von Tümpling vermählt und hinterließ ihren Anteil am Gut ihren vier Söhnen, die nach dem Tod ihrer Tante Ursula 1746 wieder das ganze Gut innehatten. 1747 wurde einer von ihnen, Carl Georg Heinrich von Tümpling, Alleineigentümer. Dessen zwei Söhne, Ferdinand Georg Gottlob und Wolf Friedrich Gotthelf, besaßen das Gut zunächst gemeinsam, bis es 1772 ganz an letzteren übertragen wurde. Wolf Friedrich Gotthelf von Tümpling (gest. 1838), Hofmarschall in Dresden und ab 1812 Vorsitzender der Kreisstände des Leipziger Kreises, ließ das Rittergut 1822 allodifizieren. Dieses erwarb 1831 sein Enkel, Ludwig Wilhelm Ferdinand von Beschwitz. Am 6. Mai 1850 trat er die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Arnsdorf an den Staat ab, sie ging an das Justizamt Nossen. Dessen Nachfahren hatten das Gut bis zur Enteignung 1945 in Besitz.
Besitzer des RG Arnsdorf
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1962 sind einige Akten (2 Pakete) mit einem handschriftlichen Repertorium von 1953 vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt. [02] Sie wurden zu Beginn der 1960er Jahre gemeinsam mit Unterlagen der Patrimonialgerichtsbarkeit zu einem Bestand formiert. Die Unterlagen wurden in einer Findkartei verzeichnet, anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 – 598) und 1968 im Rahmen eines Praktikums durch ein maschinenschriftliches Findbuch (ohne Einleitung) erschlossen. Einzelne Akten wurden offensichtlich in den 1970er Jahren kassiert, wobei die jetzigen Nummerierungslücken entstanden. 4 Akten (Nr. 599 – 602) gelangten 2002 im Rahmen einer Beständebereinigung aus dem Hauptstaatsarchiv zum Leipziger Bestand. 2003 wurden 13 AE provenienzgerecht den Beständen Amt Nossen, Kgl. Gericht Hainichen, Gerichtsamt Hainichen und Gerichtsamt Frankenberg zugefügt und sind daher Fehlsignaturen.
Im Jahr 2010 ist der vorhandene Bestand durch Retrokonversion elektronisch nutzbar gemacht worden. Die Gliederung wurde geringfügig modifiziert, unklare Aktentitel durch Einsichtnahme in die Akten verbessert. Orts- und Personennamen wurden indiziert und, falls notwendig, ebenfalls überprüft. Dabei stellte sich auch heraus, dass in der Nr. 429 thematisch fremdes Aktenmaterial vorhanden war; dieses wurde im Anschluss als Nr. 603 neu verzeichnet. In diesem Zusammenhang wurden ebenfalls die beiden Urkunden neu verzeichnet sowie die Gerichtsbücher aus dem Sammelbestand 12613 Gerichtsbücher virtuell erfasst, ohne dass sie vertieft verzeichnet werden konnten.
Der Bestand enthält 580 VZE mit einem zeitlichen Umfang von 1520 bis ca. 1900. Ein großer Teil des Bestands umfasst recht lückenlos überlieferte Akten zur Patrimonialgerichtsbarkeit und zur Gutswirtschaft. Erstere umfassen v. a. die Kaufverträge und Nachlässe der Gerichtsuntertanen sowie Frondienstangelegenheiten. Die Akten zur Gutswirtschaft beinhalten neben Wirtschaftsrechnungen des Rittergutes und der dazugehörigen Waldungen auch solche der gutseigenen Brauerei. Heimatgeschichtlich von besonderem Interesse sind die Akten über die Rübenzuckerfabrik in Nossen, die von einer Kapitalgesellschaft regionaler Rittergutsbesitzer betrieben wurde. Nicht unbedeutend ist auch das Familienarchiv der Rittergutsbesitzer. So enthalten die Akten über die Familie von Carlowitz wertvolle Nachrichten zum Erwerb des Rittergutes durch Georg Carl von Carlowitz und umfangreiches Material über die Teilung des Besitzes unter die drei Töchter des Hans Carl von Carlowitz.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem Archivprogramm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: Sächsisches Staatsarchiv, StA-L, 20335 RG Arnsdorf, Nr. (fettgedruckte Zahl)
Verweise auf korrespondierende Bestände
Staatsarchiv Leipzig
20002 Kreisstände des Leipziger Kreises
20014 Amt Nossen
20065 Königliches Gericht Hainichen
20106 Gerichtsamt Roßwein
Staatsarchiv Chemnitz
33023 Gerichtsamt Frankenberg
Daniel Jähnichen
Oktober 2010
[01] Neben den Akten wurden u. a. dazu herangezogen: Otto Külz, Nachrichten über Hainichen und nächste Umgebung als Beiträge zu einer Ortschronik, Hainichen 1889, S. 209.- Wolf von Tümpling, Geschichte des Geschlechtes von Tümpling, Weimar 1892, Bd. 2, S. 283 ff. und 455 ff.- Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Leisnig, Leipzig 1900, Sp. 310 ff.- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Zwickau 1814 ff., Bd. 1, S. 178 f.- Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser XIV 1986, S. 51 (Fam. von Beschwitz),- Valentin König, Genealogische Adels-Historie, Leipzig 1727, 1. Teil, S. 112 ff. (Familie von Carlowitz).
[02] Staatsarchiv Leipzig, Verwaltungsarchiv, Nr. 187.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Carlowitz, von Tümpling und von Beschwitz.
Das altschriftsässige Rittergut Arnsdorf nördlich von Hainichen befand sich im Territorium des Amts Leisnig. Der Ort Arnsdorf kam durch Umbezirkung im 19. Jahrhundert zum Justizamt Nossen. Zum Rittergut gehörten schriftsässig auch die Dörfer Falkenau, Gersdorf, Irbersdorf und Ottendorf. Besitzer des Ritterguts waren die Familien von Zaschwitz, Kölbel von Geysing, von Carlowitz, von Tümpling und von Beschwitz. Letztere traten am 6. Mai 1850 die ihnen zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat ab. Diese Gerichtsbarkeit ging an das Justizamt Nossen.
- 2010 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5