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Beständeübersicht

Bestand

20339 Rittergut Belgershain

Datierung1535 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,60
Geschichte des Ritterguts Belgershain

Belgershain liegt südwestlich von Naunhof im heutigen Kreis Leipzig (früher Erbamt Grimma; ab 1856 Gerichtsamt Grimma; ab 1874 Amtshauptmannschaft Grimma; 1994 Muldentalkreis).
Das Rittergut ging aus einem Vorwerk im Besitz der Burggrafen von Leisnig hervor, das um 1482 an die Herren von Pflugk überging.[01] Nach 1540 gelangte das altschriftsässige Rittergut in den Besitz der mit den Pflugks verschwägerten Familie von Planitz und 1555 an die Familie von Schönfeld, bis es 1614 der kurfürstliche Kammerherr Dr. David Döring kaufte. Er behielt aus dem ursprünglichen Herrschaftsbereich lediglich Großsteinberg und schlug es dem Rittergut Böhlen (bei Grimma) zu. Bereits 1619 erwarb das Rittergut Belgershain die Familie von der Schulenburg. Ab 1681 gehörte es für ca. 100 Jahre denen von Ponickau, die gleichzeitig das Rittergut Pomßen besaßen. Nach 1640 gelangten die Dörfer Baalsdorf und Hirschfeld nach Verschuldung des Rats zu Leipzig an die von Ponickau auf Pomßen und wurden um 1764 dem Rittergut Belgershain zugeordnet. Johann von Ponickau ließ zwischen 1681 und 1686 in Belgershain eine neue Kirche erbauen. Nach dem Tod des letzten von Ponickau 1780 kam Belgershain an den kurfürstlichen Reisemarschall Graf von Rex und nach dessen Tod 1792 an die Familie von Üchtritz. Um 1840 ging das Rittergut von Henriette von Üchtritz an Friedrich von Zehmen auf Markersdorf über.[02] Nach dessen Tod erwarben die Fürsten von Schönburg-Waldenburg das Rittergut.
Schriftsässig zählten zu diesem Rittergut neben der Gemeinde Belgershain auch die Dörfer Köhra, Lindhardt, Rohrbach und Threna sowie neuschriftsässig Baalsdorf und Hirschfeld (früher Rittergut Pomßen). Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die dem Rittergutsbesitzer zustehende Gerichtsbarkeit am 12. Juni 1856 dem Justizamt Grimma übergeben, hinsichtlich der Ortschaften Baalsdorf und Hirschfeld dem Kreisamt Leipzig.

Besitzer des RG Belgershain:

1482
Vorwerk, Belehnung der Herren von Pflugk durch die Burggrafen von Leisnig
1555
Dippold von Schönfeld (+ 1560)
1560
5 Söhne, gemeinschaftlicher Besitz von Schönfeld
1571
Ernst von Schönfeld (+ 1592)
1614
Dr. David Döring
1619
von der Schulenburg
1681
Johann von Ponickau
1699
Johann Christoph von Ponickau
1734
Johann Alexander von Ponickau
1754
Johann Friedrich von Ponickau
1780
Graf Johann Caspar Gottlob von Rex
1783
Graf Carl Alexander von Rex
1786
Gräfin Johann Elisabeth Wilhelmine verm. von Hopfgarten
1792
Friedrich Emilius von Üchtritz
1818
Emil von Üchtritz
1841
Friedrich von Zehmen (+ 1851)
1852
Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg
1859
Otto Friedrich von Schönburg
1893
Otto Viktor von Schönburg





Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand gelangte im Wesentlichen 1957 aus dem Amtsgericht Leipzig in das damalige Landesarchiv Leipzig, dazu 1965 noch 0,2 lfm aus Wurzen sowie 1967 weitere Akten aus dem damaligen Zentralarchiv Potsdam. Die Unterlagen wurden in einer Findkartei verzeichnet, anschließend ordnungsabhängig signiert und 1968 im Rahmen eines Praktikums durch ein maschinenschriftliches Findbuch (ohne Einleitung) erschlossen. Der Bestand umfasste 346 Akten und 5 Urkunden und spiegelte die Tätigkeit des Patrimonialgerichts wieder. Einzelne Akten wurden offensichtlich nachträglich in den 1970er Jahren kassiert, wobei die jetzigen Nummerierungslücken entstanden. 1999 gelangten 2 Urkunden aus dem Jahr 1618 aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden zum Bestand. 2002 sind im Rahmen von Provenienzbereinigungen 5 weitergeführte Akten den Beständen Gerichtsamt Grimma bzw. Leipzig I zugeordnet worden.
Im Jahr 2009 ist der vorhandene Bestand durch Retrokonversion elektronisch nutzbar gemacht worden. Die Verzeichnungsangaben sind i. d. R. unverändert übernommen worden, die Gliederung wurde nur geringfügig modifiziert. Die Schreibweise von Ortsnamen wurde berichtigt sowie Orts- und Personenregister angelegt. In diesem Zusammenhang wurden die beiden Urkunden verzeichnet sowie die Gerichtsbücher aus dem Sammelbestand 12613 Gerichtsbücher virtuell erfasst, ohne dass sie vertieft verzeichnet werden konnten. 2016 gelangten einige Forstakten aus Abgaben der Forstbehörden zum Bestand.
Der Bestand enthält mehr als 340 VZE mit einem zeitlichen Umfang von 1535 bis 1856. Die Überlieferung ist fragmentarisch, es dominieren Unterlagen des Patrimonialgerichts. Hervorzuheben sind die zahlreichen Gerichtsbücher und -protokolle. Darüber hinaus sind Grundstücks-, Nachlass- und Kirchenangelegenheiten vergleichsweise umfangreich überliefert


Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem Archivprogramm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: Sächsisches Staatsarchiv, StA-L, 20339 RG Belgershain, Nr. (fettgedruckte Zahl)

Verweis auf korrespondierende Bestände

Hauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
12888 Familie Amade-Üchtritz
Staatsarchiv Leipzig:
20008 Amt Grimma
20092 Gerichtsamt Grimma
20096 Gerichtsamt Leipzig I
20522 Rittergut PomßenB. Richter
August 2009


[01] Vgl. dazu: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Supplement-Band 1, S. 325f.- Neue sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Grimma links der Mulde, Leipzig 1911, S. 223f.
[02] Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (http://hov.isgv.de).- Geschichte von Baalsdorf (www.leipzig-baalsdorf.de), 6.8.2009.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Familienarchive Döring, von Rex und von Üchteritz.
Das altschriftsässige Rittergut Belgershain befand sich südwestlich von Naunhof im Erbamt Grimma. Schriftsässig zählten zu diesem Rittergut auch die Dörfer Köhra, Lindhardt, Rohrbach und Threna, später Baalsdorf und Hirschfeld. Besitzer des Ritterguts waren seit dem 17. Jahrhundert David Döring, die Familien von der Schulenburg, von Ponickau, Grafen von Rex, von Üchtritz und von Zehmen. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die dem Rittergutsbesitzer zustehende Gerichtsbarkeit am 12. Juni 1856 dem Justizamt Grimma übergeben, hinsichtlich der Ortschaften Baalsdorf und Hirschfeld dem Kreisamt Leipzig.
  • 2009 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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