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Beständeübersicht

Bestand

20343 Rittergut Böhlen bei Grimma

Datierung1557 - 1921
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,30
Geschichte des Ritterguts Böhlen bei Grimma

Das Dorf Böhlen liegt nordöstlich von Grimma im Landkreis Muldentalkreis (bis 1856: Amt Grimma; 1856: Gerichtsamt Grimma; 1875: Amtshauptmannschaft Grimma; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis; 2008: Landkreis Leipzig). Ursprünglich existierte in Böhlen ein Vorwerk, das zum Rittergut Döben gehörte. Um 1600 entstand in Böhlen ein eigenständiges Rittergut. 1937 wurde der Ort nach Hohnstädt eingemeindet und seit 1952 gehört er zur Stadt Grimma. Das Rittergut besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Böhlen, Bahren, Schmorditz und Grechwitz sowie in Teilen von Zaschwitz, Dorna und Hohnstädt.
Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte das Rittergut zum umfangreichen Besitz der Familie Pflugk. Nach dem Tod von Caspar von Pflugk mussten die Erben zum Abbau der hinterbliebenen Schulden das Gut Böhlen Dr. David Döring, dem später geadelten Günstling des Kurfürsten Johann Georg I., überlassen. Unter seiner Herrschaft wurde, etwa ab 1617, auch das Dorf Großsteinberg zeitweise dem Rittergut Böhlen zugeordnet. Gleichzeit erwarb Döring auch die Gerichtsbarkeit über die Vorwerke Sorge und (Mark) Clade.
Das Rittergut Böhlen befand sich bis 1724 im Besitz der Familie von Döring und wurde von dieser dann an die Herren von Metzsch verkauft. Im 19. Jahrhundert wechselte das Rittergut Böhlen mehrfach den Besitzer. So benennen die Quellen 1819 Franz Albert von Lobkowitz, 1844 T. H. G. Leuckardt, 1859 die Edlen von der Planitz sowie 1895 Johannes Schroeder. 1910 befand sich das Rittergut Böhlen im Besitz von Paul Jacob.
Das völlig intakte Rittergut Böhlen wurde nach 1948 abgerissen.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen am 1. Februar 1856 dem Justizamt Grimma übertragen.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Der Bestand enthält auch einige Privatakten der Rittergutsbesitzer unbekannter Herkunft.
Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 216). Im Jahr 1968 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch ohne Einleitung. Im Zusammenhang mit der sogenannten C-Bewertung wurden in den 1970er Jahren nachträglich einige Akten kassiert. Dadurch entstanden Nummerierungslücken (Nr. 74, 76, 79, 86, 94 - 97, 99, 119, 129). 2002 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen Amt Grimma und Gerichtsamt Grimma zugeführt, die Nummern 84, 91, 131, 157, 168, 170 und 173 sind daher heute ebenfalls Fehlsignaturen. Die Akte Nr. 217 ist nachträglich dem Bestand hinzugefügt und verzeichnet worden.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 216 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der elf virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1557 bis 1921. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit sowie Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft beschränkt sich auf Akten zur Verpachtung des Gutes. Das Familienarchiv enthält Akten der Familie von Döring, die auch Unterlagen zu anderen Rittergütern, z. B. Dahlen, Börln und Stauchitz, beinhalten, die sich im Besitz dieser Familie befanden. Hervor zu heben sind auch noch mehrere Akten über Eigentumsrechte und Nutzung des Waldstücks "die Clade" bei Naunhof, ein Flurstück, das auch in der Überlieferung anderer Rittergüter der Umgebung eine Rolle spielt.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20343 - Rittergut Böhlen bei Grimma Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20008 Amt Grimma
20607 Stadt Grimma (Stadtgericht)
20092 Gerichtsamt Grimma
20027 Amtshauptmannschaft Grimma
20339 Rittergut Belgershain
20370 Rittergut Döben

Besitzer des Ritterguts

vor 1620
Caspar Pflugk
bis 1636
David von Döring
1637 - 1689
David Friedrich von Döring
1690 - 1766
Ernst Friedrich von Döring
ab 1759
Karl August von Metzsch
1775 - 1783
Rudolph Siegesmund von Metzsch
1785
Karl Friedrich von Metzsch
bis 1818
Franz Albert von Lobkowitz
ab 1818
Georg Christian Vollsack
1844
T. H. G. Leuckardt
ab 1859
Edle von der Planitz
1895
Johannes Schroeder
1910 - nach 1920
Paul Jacob


Jens Kunze
Mai 2012
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Döring.
Das Rittergut Böhlen nordöstlich von Grimma im Erbamt Grimma war altschriftsässig. Unter die Jurisdiktion des Ritterguts fielen auch die Dörfer Bahren, Grechwitz und Schmorditz sowie Anteile von Dorna, Hohnstädt und Zaschwitz. Besitzer des Ritterguts waren die Familien Pflugk, von Döring, von Metzsch, von Lobkowitz, Vollsack und Leuckardt. Am 1. Februar 1856 ging die Gerichtsbarkeit des Ritterguts auf das Justizamt Grimma über.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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