Beständeübersicht
Bestand
20344 Rittergut Böhlen bei Leisnig
Datierung | 1625 - 1856 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,00 |
Geschichte des Ritterguts Böhlen bei Leisnig
Das Dorf Böhlen liegt nordwestlich von Leisnig (bis 1856: Amt Colditz; 1856: Gerichtsamt Leisnig; 1875: Amtshauptmannschaft Döbeln; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis; 2008: Landkreis Leipzig). Im Jahr 1961 wurde Böhlen Seidewitz zugeordnet. Seit 1994 bildet der Ort gemeinsam mit Dürrweitzschen, Leipnitz, Ragewitz und Zschoppach die Landgemeinde Thümmlitzwalde. Das Rittergut besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Böhlen und Ostrau sowie in einem Teil von Muschau.
Die Geschichte des Ritterguts ist weitgehend unerforscht, was nicht zuletzt der schmalen Überlieferung geschuldet ist. Das Amtserbbuch von Colditz nennt Mitte des 16. Jahrhunderts Johann von Zeschau als Besitzer des Gutes (Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 40079 c, Nr. 65 a, S. 63-74). Aus dieser Quelle geht hervor, dass in dem Dorf "20 Mann, darunter 11 Dreschgärtner, die sind Johann Zesch lehen- und zinsbar, und 2 Mann [Gärtner] dem Pfarrer zu Dürrweitzschen zugetan" waren.
Später folgen als Besitzer des Gutes u. a. die Familien von Erdmannsdorf, von Schönberg und von Römer. Ab 1818 hatte das Rittergut bürgerliche Eigentümer u. a. aus den Familien Kopp und Schoch.
Das Rittergut erhielt 1672 den Status eines schriftsässigen Ritterguts. Durch den Erwerb von Grundstücken am Thümmlitzwald und der so genannten Fasaneriegerechtigkeit konnten die Einnahmen des Ritterguts zu Beginn des 18. Jahrhunderts gesteigert werden.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen am 27. Mai 1856 dem Justizamt Leisnig übertragen.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Der Bestand enthält auch einige Privatakten unbekannter Herkunft.
Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 165). Im Jahr 1968 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch ohne Einleitung. Im Zusammenhang mit der sogenannten C-Bewertung wurden in den 1970er Jahren nachträglich einige Akten kassiert. Dadurch entstanden Nummerierungslücken (Nr. 92, 96 - 98, 105, 108, 112, 113, 117, 122, 125, 128 und 129). Die Akten Nr. 120 und 121 fehlen seit längerer Zeit. 2002 wurden vier Akteneinheiten provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Leisnig zugeführt, die Nummern 8, 55, 136 und 147 sind daher heute ebenfalls Fehlsignaturen. Die Akte Nr. 166 stammt von einem Ankauf aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg im Jahr 2002 und ist nachträglich dem Bestand hinzugefügt und verzeichnet worden.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 161 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der elf virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1655 bis 1874. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten zu Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft beschränkt sich auf Akten zur Verpachtung des Gutes. Das Familienarchiv enthält eine Akte zu Lehnsangelegenheiten der Familie von Schönberg, die zeitweise Böhlen besaß.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20344 Rittergut Böhlen bei Leisnig Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20007 Amt Colditz
20098 Gerichtsamt Leisnig
20026 Amtshauptmannschaft Döbeln
Besitzer des Ritterguts
vor 1558-1562
Johann von Zeschau
1562
Thomas von Zechau
Vor 1597-1612
Kaspar und Wolf von Heynitz
1612
Dietrich von Heynitz
1613
Haubitz von Schleinitz
vor 1653-1658
Andreas Dietrich von Schleinitz
ab 1658
Hans Dietrich von Erdmannsdorff
bis 1720
Hans Ernst Dietrich von Erdmannsdorff
vor 1722
Caspar Joachim von Schönberg
1750
Joachim von Schönberg
1762
Johanne Sophie von Schönberg
bis 1780
Hans Kaspar Sigmund
1761-1764
Otto Heinrich Römer (Pächter)
1793-1814
Joachim Heinrich von Römer
1818-1828
Christoph August Gottfried Kopp
1828-1832
Karl Gustav Wilhelm Schoch
vor 1852
Henning
ab 1852
Ernst Otto Feist
um 1900
Albert Otto Müller
1910 bis nach 1920
Bunge
Jens Kunze
Mai 2012
Das Dorf Böhlen liegt nordwestlich von Leisnig (bis 1856: Amt Colditz; 1856: Gerichtsamt Leisnig; 1875: Amtshauptmannschaft Döbeln; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis; 2008: Landkreis Leipzig). Im Jahr 1961 wurde Böhlen Seidewitz zugeordnet. Seit 1994 bildet der Ort gemeinsam mit Dürrweitzschen, Leipnitz, Ragewitz und Zschoppach die Landgemeinde Thümmlitzwalde. Das Rittergut besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Böhlen und Ostrau sowie in einem Teil von Muschau.
Die Geschichte des Ritterguts ist weitgehend unerforscht, was nicht zuletzt der schmalen Überlieferung geschuldet ist. Das Amtserbbuch von Colditz nennt Mitte des 16. Jahrhunderts Johann von Zeschau als Besitzer des Gutes (Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 40079 c, Nr. 65 a, S. 63-74). Aus dieser Quelle geht hervor, dass in dem Dorf "20 Mann, darunter 11 Dreschgärtner, die sind Johann Zesch lehen- und zinsbar, und 2 Mann [Gärtner] dem Pfarrer zu Dürrweitzschen zugetan" waren.
Später folgen als Besitzer des Gutes u. a. die Familien von Erdmannsdorf, von Schönberg und von Römer. Ab 1818 hatte das Rittergut bürgerliche Eigentümer u. a. aus den Familien Kopp und Schoch.
Das Rittergut erhielt 1672 den Status eines schriftsässigen Ritterguts. Durch den Erwerb von Grundstücken am Thümmlitzwald und der so genannten Fasaneriegerechtigkeit konnten die Einnahmen des Ritterguts zu Beginn des 18. Jahrhunderts gesteigert werden.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen am 27. Mai 1856 dem Justizamt Leisnig übertragen.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Der Bestand enthält auch einige Privatakten unbekannter Herkunft.
Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 165). Im Jahr 1968 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch ohne Einleitung. Im Zusammenhang mit der sogenannten C-Bewertung wurden in den 1970er Jahren nachträglich einige Akten kassiert. Dadurch entstanden Nummerierungslücken (Nr. 92, 96 - 98, 105, 108, 112, 113, 117, 122, 125, 128 und 129). Die Akten Nr. 120 und 121 fehlen seit längerer Zeit. 2002 wurden vier Akteneinheiten provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Leisnig zugeführt, die Nummern 8, 55, 136 und 147 sind daher heute ebenfalls Fehlsignaturen. Die Akte Nr. 166 stammt von einem Ankauf aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg im Jahr 2002 und ist nachträglich dem Bestand hinzugefügt und verzeichnet worden.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 161 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der elf virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1655 bis 1874. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten zu Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft beschränkt sich auf Akten zur Verpachtung des Gutes. Das Familienarchiv enthält eine Akte zu Lehnsangelegenheiten der Familie von Schönberg, die zeitweise Böhlen besaß.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20344 Rittergut Böhlen bei Leisnig Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20007 Amt Colditz
20098 Gerichtsamt Leisnig
20026 Amtshauptmannschaft Döbeln
Besitzer des Ritterguts
vor 1558-1562
Johann von Zeschau
1562
Thomas von Zechau
Vor 1597-1612
Kaspar und Wolf von Heynitz
1612
Dietrich von Heynitz
1613
Haubitz von Schleinitz
vor 1653-1658
Andreas Dietrich von Schleinitz
ab 1658
Hans Dietrich von Erdmannsdorff
bis 1720
Hans Ernst Dietrich von Erdmannsdorff
vor 1722
Caspar Joachim von Schönberg
1750
Joachim von Schönberg
1762
Johanne Sophie von Schönberg
bis 1780
Hans Kaspar Sigmund
1761-1764
Otto Heinrich Römer (Pächter)
1793-1814
Joachim Heinrich von Römer
1818-1828
Christoph August Gottfried Kopp
1828-1832
Karl Gustav Wilhelm Schoch
vor 1852
Henning
ab 1852
Ernst Otto Feist
um 1900
Albert Otto Müller
1910 bis nach 1920
Bunge
Jens Kunze
Mai 2012
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Schönberg.
Das altschriftsässige Rittergut Böhlen lag nordwestlich von Leisnig im Amt Colditz. Das Rittergut hatte die Gerichtsbarkeit über die Dörfer Böhlen und Ostrau sowie einen Teil von Muschau inne. Besitzer des Ritterguts waren die Familien von Erdmannsdorf, von Schönberg, von Römer, Kopp und Schoch. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts am 27. Mai 1856 dem Justizamt Leisnig übertragen.
- 2012 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5