Beständeübersicht
Bestand
20345 Rittergut Böhlen bei Rötha (Patrimonialgericht)
Datierung | 1605 - 1849 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 2,70 |
Geschichte des Ritterguts Böhlen bei Rötha [01]
Das Dorf Böhlen liegt westlich von Rötha (bis 1856: Amt Pegau; 1856: Gerichtsamt Zwenkau; 1875: Amtshauptmannschaft Leipzig; 1952: Landkreis Leipzig; 1994: Landkreis Leipziger Land; 2008: Landkreis Leipzig). Seit 1964 ist Böhlen eine Stadt. 1942 wurde Zeschwitz, 1960 Stöhna, 1964 Trachenau und 1997 Großdeuben eingemeindet. Der erste schriftliche Hinweis auf den Ort Böhlen stammt aus den Jahr 1353. Ort und Rittergut befanden sich unter der Lehnshoheit des Merseburger Stifts. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstand neben Böhlen auch das Dorf Stöhna. Im Jahr 1548 lebten in Böhlen 25 besessene Mann mit einem Besitz von rund 22 Hufen, die alle dem Rittergutsbesitzer Wolf von Breitenbach lehen- und zinsbar waren. [02] Im Besitz dieser Familie blieb das Gut bis 1645. In dieser Zeit entstand das Böhlener Herrenhaus, auch Schloss genannt. Es folgten als Besitzer die verwandtschaftlich verbundenen Familien von Osterhausen und von Brandenstein. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte das Rittergut Leipziger Kaufleuten und Industriellen, bis es dann an die Familie von Helldorf gelangte. Im 20. Jahrhundert wurde es an den General Senfft von Pilsach verkauft, der es zunächst verpachtete und nach dem 1. Weltkrieg an den Freistaat Sachsen veräußerte. 1929 wurde das Rittergut aufgelöst und das Land mit Wohnungen für Angestellte der Aktiengesellschaft Sächsische Werke bebaut. Das 1902 erbaute Pächterhaus des Rittergutes wird seit 1928 bis heute als Rathaus genutzt. Das Herrenhaus wurde saniert und diente bis nach 1945 als Wohnhaus für Beamte. Durch Absenkung des Grundwasserspiegels, bedingt durch den nahen Tagebau, traten zunehmend Schäden am Gebäude auf. Obwohl es unter Denkmalschutz stand, erfolgte 1979 der Abriss des ehemaligen Böhlener Schlosses.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen bereits am 23. Juli 1849 vom damaligen Besitzer des Ritterguts, Graf von Helldorf, dem Justizamt Borna übertragen.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 77). Im Jahr 1968 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch ohne Einleitung. Die Akten Nr. 75 - 77 sind nachträglich verzeichnet worden. 2002 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Bestand Amt Borna zugeführt, die Nummern 23, 39 und 45 sind daher heute Fehlsignaturen.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten einige der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Rötha" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 95 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der 20 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1605 bis 1851. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten zu Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Akten zur Gutswirtschaft oder ein Familienarchiv der ehemaligen Besitzer sind nicht überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20345 Rittergut Böhlen bei Rötha Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20016 Amt Pegau
20113 Gerichtsamt Zwenckau
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20532 Rittergut Rötha mit Trachenau
Jens Kunze
April 2012
Besitzer des Ritterguts
[01] Vgl. Kaufmann, Gregor/Nabert, Thomas, Böhlen. Vom Rittergutsdorf zur Industriestadt mit der Geschichte von Großdeuben und Gaulis / Pro Leipzig [Hrsg. von der Stadt Böhlen], 2002. Fritzsche, Oskar, Chronik von Böhlen und Stöhna, Leipzig 1937.
[02] Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 38037, Nr. 1 (AEB Pegau), S. 44-47.
Das Dorf Böhlen liegt westlich von Rötha (bis 1856: Amt Pegau; 1856: Gerichtsamt Zwenkau; 1875: Amtshauptmannschaft Leipzig; 1952: Landkreis Leipzig; 1994: Landkreis Leipziger Land; 2008: Landkreis Leipzig). Seit 1964 ist Böhlen eine Stadt. 1942 wurde Zeschwitz, 1960 Stöhna, 1964 Trachenau und 1997 Großdeuben eingemeindet. Der erste schriftliche Hinweis auf den Ort Böhlen stammt aus den Jahr 1353. Ort und Rittergut befanden sich unter der Lehnshoheit des Merseburger Stifts. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstand neben Böhlen auch das Dorf Stöhna. Im Jahr 1548 lebten in Böhlen 25 besessene Mann mit einem Besitz von rund 22 Hufen, die alle dem Rittergutsbesitzer Wolf von Breitenbach lehen- und zinsbar waren. [02] Im Besitz dieser Familie blieb das Gut bis 1645. In dieser Zeit entstand das Böhlener Herrenhaus, auch Schloss genannt. Es folgten als Besitzer die verwandtschaftlich verbundenen Familien von Osterhausen und von Brandenstein. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte das Rittergut Leipziger Kaufleuten und Industriellen, bis es dann an die Familie von Helldorf gelangte. Im 20. Jahrhundert wurde es an den General Senfft von Pilsach verkauft, der es zunächst verpachtete und nach dem 1. Weltkrieg an den Freistaat Sachsen veräußerte. 1929 wurde das Rittergut aufgelöst und das Land mit Wohnungen für Angestellte der Aktiengesellschaft Sächsische Werke bebaut. Das 1902 erbaute Pächterhaus des Rittergutes wird seit 1928 bis heute als Rathaus genutzt. Das Herrenhaus wurde saniert und diente bis nach 1945 als Wohnhaus für Beamte. Durch Absenkung des Grundwasserspiegels, bedingt durch den nahen Tagebau, traten zunehmend Schäden am Gebäude auf. Obwohl es unter Denkmalschutz stand, erfolgte 1979 der Abriss des ehemaligen Böhlener Schlosses.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen bereits am 23. Juli 1849 vom damaligen Besitzer des Ritterguts, Graf von Helldorf, dem Justizamt Borna übertragen.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 77). Im Jahr 1968 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch ohne Einleitung. Die Akten Nr. 75 - 77 sind nachträglich verzeichnet worden. 2002 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Bestand Amt Borna zugeführt, die Nummern 23, 39 und 45 sind daher heute Fehlsignaturen.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten einige der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Rötha" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 95 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der 20 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1605 bis 1851. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten zu Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Akten zur Gutswirtschaft oder ein Familienarchiv der ehemaligen Besitzer sind nicht überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20345 Rittergut Böhlen bei Rötha Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20016 Amt Pegau
20113 Gerichtsamt Zwenckau
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20532 Rittergut Rötha mit Trachenau
Jens Kunze
April 2012
Besitzer des Ritterguts
[01] Vgl. Kaufmann, Gregor/Nabert, Thomas, Böhlen. Vom Rittergutsdorf zur Industriestadt mit der Geschichte von Großdeuben und Gaulis / Pro Leipzig [Hrsg. von der Stadt Böhlen], 2002. Fritzsche, Oskar, Chronik von Böhlen und Stöhna, Leipzig 1937.
[02] Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 38037, Nr. 1 (AEB Pegau), S. 44-47.
Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.
Westlich von Rötha im Amt Pegau befand sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts das altschriftsässige Rittergut Böhlen. Der Jurisdiktion des Ritterguts unterstand neben Böhlen auch das Dorf Stöhna. Besitzer des Ritterguts waren die Familien von von Breitenbach, von Osterhausen, von Brandenstein, Richter, Schindler und von Helldorf. Bereits am 23. Juli 1849 trat der damalige Besitzer des Ritterguts, Graf von Helldorf, die ihm zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat ab. Diese Gerichtsbarkeit wurde dem Justizamt Borna übertragen.
- 2012 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5