Beständeübersicht
Bestand
20346 Rittergut Börln mit Radegast
Datierung | 1555 - 1922 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 7,55 |
Geschichte des Rittergutes Börln mit Radegast
Im Jahr 1200 wird Peter von Borlin im Zusammenhang mit einer Schenkung als Ritter von Börln (westlich von Dahlen) erwähnt. [01] Für 1359 ist Pfaffe Heinrich von Berndorf als Gutsbesitzer belegt, dessen Familie bis zu den 40er Jahren des 15. Jahrhunderts in Börln ansässig ist. Dann verkauft Martin von Berndorf seinen gesamten Besitz an die Brüder Günther, Conrad und Hans von Nischwitz. Bei ihnen blieb Börln allerdings nur bis 1472, als es an Dietrich von Schleinitz überging. Dieses sehr begüterte und weit verbreitete Geschlecht war bis 1605 Besitzer des Rittergutes. Dann erwarb es Hans Christoph von Kottwitz, der Börln 1620 gegen das dem Kurfürsten Johann Georg I. gehörende Rittergut Wellerswalde eintauschte. 1635 verkaufte es der Kurfürst an Dr. David von Döring. 1776 kam das Gut in den Besitz von Christoph Dietrich von Plötz, der der Schwiegervater des letzten Besitzers aus der Familie von Döring, Ernst Gottlob von Döring, war. Aber bereits ein Jahr später ging Börln an Martin Matthias von Pfister über, dessen Familie es bis 1838 besaß.
Insbesondere im 16. Jahrhundert wurde der Rittergutsbesitz deutlich erweitert. Ende dieses Jahrhunderts gehörten neben Börln zum herrschaftlichen Besitz: Bortewitz, Frauwalde, das wüste Dorf Prempelwitz, das Dorf Deutschluppa, Teile von Wendischluppa, Radegast sowie weitere einzelne Bauerngüter. Radegast war nur wenige Jahre um 1600 von Börln losgelöst, sonst befanden sich die beiden Besitzungen in einer Hand. Lediglich das Vorwerk Bortewitz wurde um 1830 verkauft. Über die ganze Zeit hinweg blieb das Rittergut Börln ein Mannlehen.
Bis zur Landesteilung 1485 war Börln dem Amt Torgau unterstellt, danach kam es zum Amt Oschatz. 1635 erhielt das Gut die Schriftsässigkeit. 1836 wurde Börln dem Amt Wurzen zugeordnet. Julius Graf von Zech-Burkersroda erwarb das Rittergut 1838 und trat am 26. März 1850 die Gerichtsbarkeit über Börln, Bortewitz und Frauwalde an den Staat ab, die nachfolgend das Königliche Landgericht Wurzen wahrnahm.
Der 1805 geborene Julius Graf von Zech-Burkersroda war königlich preußischer Kammerherr und Geheimer Rat. Neben Börln besaß er die Güter Kötzschau, Bündorf, Geusa und Goseck in der preußischen Provinz Sachsen, sowie Diehsa und Quitzdorf in der preußischen Oberlausitz. Als er 1872 starb, übernahm sein Sohn Friedrich Ludwig (1853 – 1927) das Gut Börln. Nach dem Tod des sächsischen Kammerherrn folgte 1927 dessen Sohn Julius als Besitzer, der 1873 in Dresden geboren worden war. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion trat er 1909 in den diplomatischen Dienst Preußens. Seit 1928 war er Gesandter in Den Haag, welches Amt er bis zur deutschen Besetzung der Niederlande 1940 ausübte und dann nach Börln zurückkehrte. [02]
Im Mai 1945 besetzten die Amerikaner das Rittergut, räumten es aber bald, und es gelangte dann unter sowjetische Hoheit. Graf von Zech-Burkersroda wurde verhaftet und starb 1946 im Speziallager Bautzen. Das Rittergut wurde enteignet und die Familienangehörigen des Besitzers nach Rügen deportiert. Ihnen gelang es von dort zu flüchten und sie fanden Aufnahme bei Verwandten in Schleswig-Holstein.
Das Schloss in Börln wurde zunächst als Kinderheim genutzt, später für Unterrichtszwecke. Als Altenheim diente das Schloss bis 2002. Im Jahr darauf wurde es an einen privaten Investor verkauft.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Die Unterlagen des Rittergutes Börln mit Radegast gelangten nach der Enteignung im Rahmen der Bodenreform in das Landeshauptarchiv Dresden. Dort wurden sie 1954 durch G. Meinert erschlossen und in einem handschriftlichen Repertorium mit 15 Gruppen erfasst. 1962 wurden die Akten von Dresden an das Landesarchiv Leipzig abgegeben. Zusammen mit aus der Überlieferung der Amtsgerichte Oschatz und Wurzen sowie der Amtshauptmannschaft Grimma herausgelösten Akten ist für den neu formierten Bestand 1963/64 eine Findkartei erstellt worden (Nr. 1 – 411). Nach einer Revision im Jahr 1977 wurde der Bestand der sog. C-Bewertung unterzogen und ca. 50 Akten kassiert.
1984 kam aus Privatbesitz eine großformatige Rittergutskarte zum Bestand. Bei einer Prüfung des Bestandes auf weitergeführte Akten im Jahr 1999 sind fünf Akteneinheiten herausgelöst und den Beständen Kgl. Landgericht Oschatz und Wurzen zugeordnet worden. Zwei Akten kamen 2002 im Rahmen der Beständebereinigung vom Hauptstaatsarchiv Dresden hinzu, weitere Akten und Einzelblätter im Jahr 2004 durch Schenkung vom Heimatverein Frauwalde.
2012 wurde der Bestand neu bearbeitet und in die AUGIAS-Datenbank eingefügt. Die Verzeichnung erfolgte in der Regel in einfacher Form. Es entstand ein Register der Orts- und Personennamen. Die im Bestand 12613 Gerichtsbücher befindlichen 24 Gerichtsbücher des Rittergutes Börln wurden virtuell erfasst. Der vollständig erschlossene Bestand besteht aus 372 Akteneinheiten und enthält acht Karten und Pläne. Er hat einen Umfang von 7,5 lfm und umfasst den Zeitraum von 1555 bis 1922.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt bei den Akten der Gerichtsbarkeit und hier vor allem bei den Gerichtsprotokollen und der Zivilgerichtsbarkeit. Gemeindeangelegenheiten sind dagegen nur in sehr geringem Maße überliefert. Einen größeren Komplex bilden wiederum die Unterlagen zu den Auseinandersetzungen der Gutsherrschaft mit den Untertanen über Frondienste und Abgaben sowie zu Ablösungen und Gemeinheitsteilungen. Die Überlieferung zur Gutswirtschaft ist sehr bruchstückhaft. Von den das Gut besitzenden Adelsgeschlechtern sind Familienarchive nur zu den von Döring und von Zech-Burkersroda vorhanden. Während sich das der Familie von Döring auf wenige Rechtsangelegenheiten beschränkt, enthält das Familienarchiv der von Zech-Burkersroda verschiedene Korrespondenzen und Familiendokumente. Hervorzuheben sind die Unterlagen zum Rittergut Kötzschau (bei Leuna), das sich ebenfalls im Besitz der Familie von Zech-Burkersroda befand. Die diesbezüglichen Archivalien stammen vor allem aus dem 19./ Anfang 20. Jh. Unterlagen zu den in Sachsen-Anhalt gelegenen Gütern und der Familie selbst befinden sich im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.2, mit der auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20346, RG Börln, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
12613 Gerichtsbücher (StA-D)
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20071 Königliches Landgericht Wurzen
20112 Gerichtsamt Wurzen
20115 Amt Oschatz
20138 Amtsgericht Wurzen
20190 Bezirksschulamt Grimma
20233 Kreistag/Kreisrat Grimma
H 128 Gutsarchiv Kötzschau (LHASA, Standort Wernigerode)
H 82 Gutsarchiv Goseck (LHASA, Standort Wernigerode)
Volker Jäger
April 2012
Besitzer des Rittergutes Börln mit Radegast
[01] StA-L, 20346, Rittergut Börln, 436, S. 159 ff.
[02] http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Graf_von_Zech-Burkersroda.
Im Jahr 1200 wird Peter von Borlin im Zusammenhang mit einer Schenkung als Ritter von Börln (westlich von Dahlen) erwähnt. [01] Für 1359 ist Pfaffe Heinrich von Berndorf als Gutsbesitzer belegt, dessen Familie bis zu den 40er Jahren des 15. Jahrhunderts in Börln ansässig ist. Dann verkauft Martin von Berndorf seinen gesamten Besitz an die Brüder Günther, Conrad und Hans von Nischwitz. Bei ihnen blieb Börln allerdings nur bis 1472, als es an Dietrich von Schleinitz überging. Dieses sehr begüterte und weit verbreitete Geschlecht war bis 1605 Besitzer des Rittergutes. Dann erwarb es Hans Christoph von Kottwitz, der Börln 1620 gegen das dem Kurfürsten Johann Georg I. gehörende Rittergut Wellerswalde eintauschte. 1635 verkaufte es der Kurfürst an Dr. David von Döring. 1776 kam das Gut in den Besitz von Christoph Dietrich von Plötz, der der Schwiegervater des letzten Besitzers aus der Familie von Döring, Ernst Gottlob von Döring, war. Aber bereits ein Jahr später ging Börln an Martin Matthias von Pfister über, dessen Familie es bis 1838 besaß.
Insbesondere im 16. Jahrhundert wurde der Rittergutsbesitz deutlich erweitert. Ende dieses Jahrhunderts gehörten neben Börln zum herrschaftlichen Besitz: Bortewitz, Frauwalde, das wüste Dorf Prempelwitz, das Dorf Deutschluppa, Teile von Wendischluppa, Radegast sowie weitere einzelne Bauerngüter. Radegast war nur wenige Jahre um 1600 von Börln losgelöst, sonst befanden sich die beiden Besitzungen in einer Hand. Lediglich das Vorwerk Bortewitz wurde um 1830 verkauft. Über die ganze Zeit hinweg blieb das Rittergut Börln ein Mannlehen.
Bis zur Landesteilung 1485 war Börln dem Amt Torgau unterstellt, danach kam es zum Amt Oschatz. 1635 erhielt das Gut die Schriftsässigkeit. 1836 wurde Börln dem Amt Wurzen zugeordnet. Julius Graf von Zech-Burkersroda erwarb das Rittergut 1838 und trat am 26. März 1850 die Gerichtsbarkeit über Börln, Bortewitz und Frauwalde an den Staat ab, die nachfolgend das Königliche Landgericht Wurzen wahrnahm.
Der 1805 geborene Julius Graf von Zech-Burkersroda war königlich preußischer Kammerherr und Geheimer Rat. Neben Börln besaß er die Güter Kötzschau, Bündorf, Geusa und Goseck in der preußischen Provinz Sachsen, sowie Diehsa und Quitzdorf in der preußischen Oberlausitz. Als er 1872 starb, übernahm sein Sohn Friedrich Ludwig (1853 – 1927) das Gut Börln. Nach dem Tod des sächsischen Kammerherrn folgte 1927 dessen Sohn Julius als Besitzer, der 1873 in Dresden geboren worden war. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion trat er 1909 in den diplomatischen Dienst Preußens. Seit 1928 war er Gesandter in Den Haag, welches Amt er bis zur deutschen Besetzung der Niederlande 1940 ausübte und dann nach Börln zurückkehrte. [02]
Im Mai 1945 besetzten die Amerikaner das Rittergut, räumten es aber bald, und es gelangte dann unter sowjetische Hoheit. Graf von Zech-Burkersroda wurde verhaftet und starb 1946 im Speziallager Bautzen. Das Rittergut wurde enteignet und die Familienangehörigen des Besitzers nach Rügen deportiert. Ihnen gelang es von dort zu flüchten und sie fanden Aufnahme bei Verwandten in Schleswig-Holstein.
Das Schloss in Börln wurde zunächst als Kinderheim genutzt, später für Unterrichtszwecke. Als Altenheim diente das Schloss bis 2002. Im Jahr darauf wurde es an einen privaten Investor verkauft.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Die Unterlagen des Rittergutes Börln mit Radegast gelangten nach der Enteignung im Rahmen der Bodenreform in das Landeshauptarchiv Dresden. Dort wurden sie 1954 durch G. Meinert erschlossen und in einem handschriftlichen Repertorium mit 15 Gruppen erfasst. 1962 wurden die Akten von Dresden an das Landesarchiv Leipzig abgegeben. Zusammen mit aus der Überlieferung der Amtsgerichte Oschatz und Wurzen sowie der Amtshauptmannschaft Grimma herausgelösten Akten ist für den neu formierten Bestand 1963/64 eine Findkartei erstellt worden (Nr. 1 – 411). Nach einer Revision im Jahr 1977 wurde der Bestand der sog. C-Bewertung unterzogen und ca. 50 Akten kassiert.
1984 kam aus Privatbesitz eine großformatige Rittergutskarte zum Bestand. Bei einer Prüfung des Bestandes auf weitergeführte Akten im Jahr 1999 sind fünf Akteneinheiten herausgelöst und den Beständen Kgl. Landgericht Oschatz und Wurzen zugeordnet worden. Zwei Akten kamen 2002 im Rahmen der Beständebereinigung vom Hauptstaatsarchiv Dresden hinzu, weitere Akten und Einzelblätter im Jahr 2004 durch Schenkung vom Heimatverein Frauwalde.
2012 wurde der Bestand neu bearbeitet und in die AUGIAS-Datenbank eingefügt. Die Verzeichnung erfolgte in der Regel in einfacher Form. Es entstand ein Register der Orts- und Personennamen. Die im Bestand 12613 Gerichtsbücher befindlichen 24 Gerichtsbücher des Rittergutes Börln wurden virtuell erfasst. Der vollständig erschlossene Bestand besteht aus 372 Akteneinheiten und enthält acht Karten und Pläne. Er hat einen Umfang von 7,5 lfm und umfasst den Zeitraum von 1555 bis 1922.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt bei den Akten der Gerichtsbarkeit und hier vor allem bei den Gerichtsprotokollen und der Zivilgerichtsbarkeit. Gemeindeangelegenheiten sind dagegen nur in sehr geringem Maße überliefert. Einen größeren Komplex bilden wiederum die Unterlagen zu den Auseinandersetzungen der Gutsherrschaft mit den Untertanen über Frondienste und Abgaben sowie zu Ablösungen und Gemeinheitsteilungen. Die Überlieferung zur Gutswirtschaft ist sehr bruchstückhaft. Von den das Gut besitzenden Adelsgeschlechtern sind Familienarchive nur zu den von Döring und von Zech-Burkersroda vorhanden. Während sich das der Familie von Döring auf wenige Rechtsangelegenheiten beschränkt, enthält das Familienarchiv der von Zech-Burkersroda verschiedene Korrespondenzen und Familiendokumente. Hervorzuheben sind die Unterlagen zum Rittergut Kötzschau (bei Leuna), das sich ebenfalls im Besitz der Familie von Zech-Burkersroda befand. Die diesbezüglichen Archivalien stammen vor allem aus dem 19./ Anfang 20. Jh. Unterlagen zu den in Sachsen-Anhalt gelegenen Gütern und der Familie selbst befinden sich im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.2, mit der auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20346, RG Börln, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
12613 Gerichtsbücher (StA-D)
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20071 Königliches Landgericht Wurzen
20112 Gerichtsamt Wurzen
20115 Amt Oschatz
20138 Amtsgericht Wurzen
20190 Bezirksschulamt Grimma
20233 Kreistag/Kreisrat Grimma
H 128 Gutsarchiv Kötzschau (LHASA, Standort Wernigerode)
H 82 Gutsarchiv Goseck (LHASA, Standort Wernigerode)
Volker Jäger
April 2012
Besitzer des Rittergutes Börln mit Radegast
[01] StA-L, 20346, Rittergut Börln, 436, S. 159 ff.
[02] http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Graf_von_Zech-Burkersroda.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Döring und von Zech-Burkersroda.- Rittergut Kötzschau.
Das Rittergut Börln, westlich von Dahlen im Amt Oschatz gelegen, war altschriftsässig. Als Besitzer sind die Brüder von Nischwitz, die Herren von Schleinitz, von Kottwitz, von Döring, von Plötz und von Pfister bekannt. Im Jahr 1838 erwarb das Gut Julius Graf von Zech-Burkersroda. Er trat die ihm zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit freiwillig an den Staat ab. Diese Gerichtsbarkeit ging hinsichtlich zweier Güter in Ermendorf am 8. September 1845 an das Justizamt Großenhain, über Börln, Bortewitz und Frauwalde am 26. März 1850 an das Königliche Landgericht Wurzen. Das Rittergut blieb bis 1945 im Besitz der Familie von Zech-Burkersroda.
- 2012 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5