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Beständeübersicht

Bestand

20348 Rittergut Bornitz bei Oschatz

Datierung1617 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)5,70

Geschichte des Ritterguts Bornitz [01]

Das Dorf Bornitz liegt östlich von Oschatz, ist seit 1950 nach Borna (bei Oschatz) eingemeindet und gehört seit 1997 zur Gemeinde Liebschützberg (bis 1856: Amt Oschatz; 1856: Gerichtsamt Oschatz; 1875: Amtshauptmannschaft Oschatz; 1952: Landkreis Oschatz; 1994: Landkreis Torgau-Oschatz; seit 2008: Landkreis Nordsachsen). Im Dorf befand sich ein schriftsässiges Rittergut, das im Jahre 1200 zum ersten Mal in Urkunden erschien, damals im Besitz der Truchsesse von Borna oder Borniz. Nach dem Aussterben dieser Familie (Ende 15. Jh.) ging das Gut vermutlich an die von Miltitz. Um 1500 wurde in Bornitz ein Schloss im Renaissancestil erbaut. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Gut im Besitz der Familie von Grünrod. Vom Ende des 16. bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte Bornitz der Familie von Schleinitz, unter der bis 1600 die Seitenflügel ans Schloss angefügt wurden. Seit dem Jahre 1669 war die Familie von Schönberg im Besitz des Gutes. 1680 wurde der Umbau des Schlosses im Barockstil veranlasst. Im November 1838 wurde die Leipzig-Dresdner Eisenbahn bis nach Bornitz fertiggestellt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Bahn neben der Landwirtschaft zu einer wichtigen Erwerbsquelle der Bornitzer.
Der letzte von Schönbergsche Besitzer, Caspar von Schönberg auf Wasserjentsch in Schlesien, nutzte Schloss Bornitz überwiegend als Feriendomizil. Der Wasserjentscher Flüchtlingstreck floh 1945 nach Bornitz. Das Gut wurde im Rahmen der Bodenreform enteignet und das Land aufgeteilt. Das Schloss Bornitz wurde 1947/48 abgerissen.
Das Rittergut besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Bornitz, Borna, Kleinragewitz, Lonnewitz, Schönnewitz, Wadewitz und Zaußwitz sowie in Teilen von Pochra, Rügeln und Unterreußen.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Böhlen im Juni 1856 hinsichtlich der Orte Bornitz und Wadewitz sowie der Anteile in Lonnewitz, Kleinragewitz und Schönnewitz dem Königlichen Landgericht Oschatz übertragen. Die Gerichtsbarkeit über die Anteile von Zaußwitz, Großrügeln und Unterreußen ging an das Königliche Gericht Strehla sowie über einen Anteil von Pochra an das Königliche Gericht Riesa.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt. Das Schriftgut wurde im Zuge der Wiederherstellung der Urprovenienzen aus den Nachfolgebehörden Amtshauptmannschaft Oschatz und Amtsgericht Riesa herausgelöst. Der Bestand enthält auch einige Privatakten der Rittergutsbesitzer unbekannter Herkunft.
Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei verzeichnet und anschließend ordnungsabhängig signiert (Nr. 1 - 138). Im Jahr 1964 entstand im Rahmen eines Praktikums ein maschinenschriftliches Findbuch mit einer kurzen Einleitung. Die Nr. 139, Nr. 140 und U 1 sind nachträglich verzeichnet worden. 2002 wurden vier Akteneinheiten provenienzgerecht vom Staatsarchiv Dresden abgegeben und bereits in der Augias-Datenbank erfasst (Nr. 141 - 144).
Das Findbuch von 1964 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war oft unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Bornitz, die sich heute in den Teilbeständen "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Oschatz (bzw. Riesa)" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 170 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der 25 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1617 bis 1856. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit sowie Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Hervorzuheben sind weiter Akten, die die Enteignung von Boden für den Bau der Leipzig-Dresdner Eisenbahn (Nr. 121), Anträge und Verhandlungen über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen (Nr. 133, 134) sowie Einträge in die Grund- und Hypothekenbücher bezüglich der Ablösung (Nr. 128) beinhalten.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20348 - Rittergut Bornitz Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20024 - Kreishauptmannschaft Leipzig
20071 - Königliches Landgericht Oschatz
20102 - Gerichtsamt Oschatz
20129 - Amtsgericht Oschatz
20561 - Rittergut Thammenhain

Jens Kunze

Mai 2012

Besitzer des Ritterguts


1465
Heinrich von Grünrod
1497
Dietrich von Grünrod
1543
Heinrich von Grünrod
bis 1530
Hans von Schleinitz, Hofmarschall, und Dietrich von Schleinitz
1552-1612
Dietrich von Schleinitz der Ä.
1612- um 1638
Dietrich von Schleinitz der J.
um 1638 - 1657
Wolf Dietrich von Schleinitz
um 1664
Hans Christoph von Schleinitz
1669 - 1673
Caspar Dietrich von Schönberg
1679 - 1712
Hans Wolf von Schönberg
1712 - 1737
Johann Ludwig von Schönberg
1737 - 1785
Otto Christian von Schönberg
1785 - 1813
Heinrich Wilhelm von Schönberg
1819
August Friedrich Christoph von Schönberg
1855 - 1887
Feodor von Schönberg
um 1900
Albert von Schönberg (?)
1924 - 1945
Caspar von Schönberg




[01] Unter Verwendung der Einleitung des alten Findbuches (1964) von Albrecht Kästner. Siehe auch Hoffmann'sche Chronik: http://www.oschatz-damals.de/hfm/hfm231.html [04.05.2012 08:57:05].
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Familienarchiv von Schönberg.
Östlich von Oschatz im Amt Oschatz befand sich das altschriftsässige Rittergut Bornitz. Ab 1200 war das Gut im Besitz der Truchsesse von Bornitz, später der Familien von Miltitz, von Grünrod, von Schleinitz und seit 1669 von Schönberg. Die Gerichtsbarkeit des Ritterguts wurde auf Anordnung des Justizministeriums im Juni 1856 hinsichtlich der Ortschaften Bornitz und Wadewitz sowie über Ortsanteile von Lonnewitz, Kleinragewitz und Schönnewitz dem Königlichen Landgericht Oschatz übertragen, über Anteile von Unterreußen, Zaußwitz und Großrügeln dem Königlichen Gericht Strehla und über einen Anteil von Pochra dem Königlichen Gericht Riesa.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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