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Beständeübersicht

Bestand

20352 Rittergut Breitenfeld bei Leipzig

Datierung1593 - 1943
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,20
Geschichte des Ritterguts Breitenfeld [01]

Das Rittergut Breitenfeld gehört heute zur Stadt Leipzig. Zuvor war es bis 1815 dem Amt Schkeuditz, danach von 1816 bis 1856 dem Amt Leipzig, ab 1856 dem Gerichtsamt Leipzig II, ab 1875 der Amtshauptmannschaft Leipzig, ab 1952 schließlich dem Landkreis Leipzig und ab 1994 dem Landkreis Leipziger Land zugeordnet. 1923 wurde der Ort Teil der Gemeinde Lindenthal, die 1999 nach Leipzig eingemeindet wurde. Breitenfeld wurde 1271 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, als Markgraf Dietrich von Landsberg das Gut Breitenfeld dem Stift Merseburg übereignet. Breitenfeld war im Spätmittelalter eines der größten Dörfer im Leipziger Raum. Während der spätmittelalterlichen Agrarkrise wurde es jedoch von seiner Bevölkerung verlassen. Um 1570 war Breitenfeld ein Vorwerk des Ritterguts Wahren und bestand nur aus wenigen Bauernstellen. [02] Nach dem Konkurs dieses Rittergutes erwarb Heyno von Brösigke das schriftsässige Rittergut Breitenfeld. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb es im Besitz dieser Familie. Es folgten mehrere bürgerliche Besitzer darunter u. a. der Leipziger Kammerkommissionsrat und Kreisamtmann Johann Gottfried Blümner. Im 20. Jahrhundert besaßen das Rittergut zunächst mehrere Mitglieder der Familie Bach, bevor es 1924 an Hans Joachim Carl Rüdiger von Etzdorf kam, der es bis zu seinem Tod im Mai 1945 inne hatte. Im Zuge der Bodenreform wurde die Familie enteignet.
1631 fand bei Breitenfeld eine bedeutende Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt. König Gustav Adolf von Schweden schlug hier ein kaiserliches Heer unter Tilly. 1642 wurde erneut bei Breitenfeld gekämpft. Wieder siegten die Schweden über die Truppen des Kaisers.
Während der Leipziger Völkerschlacht 1813 hatte Blücher seinen Befehlsstand in der Breitenfelder Mühle, von wo aus er den Angriff auf die in Möckern und Gohlis stationierten französischen Truppen leitete.
Zum Gut gehörten außer dem Ort Breitenfeld auch (Groß- und Klein-) Wiederitzsch, Lindenthal und Teile von Hayna.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Schriftgut des Ritterguts Breitenfeld ist aus zwei verschiedenen Überlieferungslinien hervorgegangen.
Als schriftsässiges Rittergut stellte Breitenfeld einen eigenständigen Gerichts- und Verwaltungsbezirk dar. Bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung entstand ein wesentlicher Teil des überlieferten Schriftgutes. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Die Gerichtsbarkeit und das entsprechende Archivgut des Ritterguts Breitenfeld gingen im Juli 1856 an das Gerichtsamt Leipzig II über. Dieser Teil der Überlieferung (Nr. 1- 179) wurde bei der Wiederherstellung der Urprovenienzen 1960 aus den Nachfolgebehörden herausgelöst und gelangte vom Amtsgericht Leipzig an das Staatsarchiv Leipzig.
Der zweite Teil der Überlieferung, das Schriftgut der Rittergutswirtschaft und das Familienarchiv, wurde erst mit der Bodenreform verstaatlicht. Dieser Teil gelangte vermutlich mit Akten aus der Amtshauptmannschaft Leipzig über das Hauptstaatsarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig. Die Unterlagen wurden mit denen der Patrimonialgerichtsbarkeit als Bestand mit 231 Akteneinheiten formiert und 1968 durch ein maschinenschriftliches Findbuch erschlossen.
2003 wurden fünf Akteneinheiten provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Leipzig II zugeordnet, die Nr. 64, 101, 112, 113 und 168 sind daher Fehlsignaturen. Im Jahr 2011 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation entsprechend geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten eine ganze Reihe der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Die Bildung von Bandreihen erfolgte in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Breitenfeld, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Leipzig" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 226 Verzeichnungseinheiten, hinzukommen 24 virtuell verzeichnete Gerichtsbücher aus dem Bestand "12613 Gerichtsbücher". Er umfasst die Jahre von 1593 bis 1943. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der freiwilligen Gerichtsbarkeit wie Erbschafts-, Nachlass- und Konkursangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Das Familienarchiv enthält Unterlagen der Familie von Etzdorf. Von besonderem Interesse sind dabei Quellen, die über die Tätigkeit von Rüdiger von Etzdorf Auskunft geben, der zwischen 1898 und 1927 Generalbevollmächtigter Wilhelms II. auf dem Gut Cadinen, heute Kadyny, in Westpreußen war. Überliefert sind u. a. Bilder und Aufnahmen vom Besuch des Kaisers auf diesem Gut und eine eigenhändig vom Kaiser angefertigte Skizze. [03]

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20352, Rittergut Breitenfeld Nr. (fettgedruckte Zahl).


Verweise auf korrespondierende Bestände
20009 Amt Leipzig
20018 Amt Schkeuditz
20097 Gerichtsamt Leipzig II
20569 Rittergut Wahren (Patrimonialgericht)

Besitzer von Breitenfeld

1600-1609
Heyno von Brösigke
1609-1639
Dietrich von Brösigke
1639-1661
Friedrich von Brösigke
1661-1690
Tobias von Brösigke
1690-1739
Friedrich von Brösigke
1747-1787
Friedrich August von Brösigke und Eustachius von Brösigke
1787-1790
Friedrich Leber von Brösigke
1790-1796
Friedrich Johann Leber von Brösigke
1796-1799
Johann Gottfried Blümner
1799-
Johann Ferdinand Rudolf Gruner
-1862
Heinrich Ernst Ferdinand Gruner
1862-1905
Albin Bach
1905-1920
Werner Bach
1920-1924
Karl Bach
1924-1945
Joachim Carl Rüdiger von Etzdorf




[01] Vgl. Keller, Hermann, Zur Geschichte von Klein- und Großwiederitzsch, Leipzig 1928.
[02] Vgl. Blöthner, Alexander, Sagenhafte Wanderungen zu Magischen Orten in Leipzig und Umgebung, Plothen 2011, S. 182.
[03] StA-L, 20352, Rittergut Breitenfeld Nr. 216, 222-224.- Jäger, Volker, Eine Handzeichnung des Kaisers, in: Sächsisches Archivblatt Heft 2 (2009), S. 22.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Etzdorf.- Verwaltung des Guts Cadinen des Kaisers Wilhelm II.
Das altschriftsässige Rittergut Breitenfeld nördlich von Leipzig lag im Territorium des Amts Schkeuditz und kam 1815 zum Kreisamt Leipzig. Das Rittergut gehörte vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts der Familie von Brösigke und gelangte anschließend an den Leipziger Kreisamtmann Blümner, die Familien Gruner und Bach. Ab 1924 befand es sich bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie von Etzdorf. Die Patrimonialgerichtsbarkeit des Ritterguts erstreckte sich über Breitenfeld, Groß- und Kleinwiederitzsch, Lindenthal und Wachau. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde diese Gerichtsbarkeit im Juli 1856 dem Gerichtsamt Leipzig II übertragen.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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