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Beständeübersicht

Bestand

20357 Rittergut Cannewitz bei Nerchau

Datierung1665 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,60

Geschichte des Ritterguts Cannewitz

Cannewitz liegt östlich von Nerchau im Landkreis Leipzig (bis 1856: Amt Grimma; 1856: Gerichtsamt Wermsdorf; 1875: Amtshauptmannschaft Grimma; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis). Seit 1445 ist für Cannewitz ein Rittersitz verzeichnet, ab 1551 ein Rittergut. Zum 1. Januar 1994 wurden die Ortschaften Cannewitz, Denkwitz, Löbschütz und Thümmlitz nach Nerchau eingemeindet. Zum 1. Januar 2011 wurde Nerchau wiederum nach Grimma eingegliedert, womit Cannewitz seitdem ein Gemeindeteil von Grimma ist.
Als erster Besitzer ist ein Balthasar von Döben überliefert. Die Familie von Starschädel besaß das Gut seit 1629 und verkaufte es 1699 an den Grafen von Bünau. Zu dieser Zeit begann eine enge Verbindung der Rittergüter Mutzschen und Cannewitz, die häufig einen gemeinsamen Besitzer hatten, und zusammen verpachtet wurden. 1745 ging das Rittergut an den Grafen von Stubenberg. Nach dem Tod von Henriette Erdmuthe von Stubenberg fiel das Gut 1782 an die Familie von Schönberg und 1827 zunächst an eine Erbengemeinschaft, zu der u. a. die Familien von Schönfeld und von Taube gehörten. Im selben Jahr hatte Hans Friedrich Curt von Lüttichau alle Anteile der Rittergüter Mutzschen und Cannewitz in seinen Besitz gebracht. Später ging es an die bürgerliche Familie Schubert, welche das Gut 1848 an das Justizamt Grimma übertrug. 1900 erwarb Max Radegast das Anwesen und führte hier einen landwirtschaftlichen Betrieb. Von 1946 bis 1991 wurden die Anlagen des Ritterguts als Volkseigenes Gut bewirtschaftet, welches sich auf Tierzucht und Saatgutvermehrung konzentrierte. Teile der Gebäude werden heute von einer Agrargenossenschaft genutzt, welche auf den landwirtschaftlichen Flächen um Cannewitz Ackerbau betreibt. Das Herrenhaus steht leer und befindet sich in dringend sanierungsbedürftigem Zustand.
Das altschriftsässige Rittergut Cannewitz besaß herrschaftliche Rechte in Cannewitz und Denkwitz sowie in einem Teil von Wagelwitz.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Wilhelm Ferdinand Schubert übertrug am 14. Juli 1848 die ihm zustehende Jurisdiktion an das Justizamt Grimma.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und wurde aus 64 AE, die 1956 vom Verwaltungsarchiv des Rates des Kreises Grimma kamen, und Akten aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei (mit Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 – 164). 2003 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen "Amt Grimma" und "Gerichtsamt Wermsdorf" zugeführt. Es existieren einige Fehlsignaturen. Im Jahr 2000 gelangten 0,6 lfm vom Hauptstaatsarchiv zum Bestand.
Das Findbuch von 1968 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Außerdem wurde der noch unerschlossene Teil bearbeitet. Ein Teil davon (Nr. 165 - 188) wurde dem Bestand zugeordnet und erschlossen. Rund 0,2 lfm (15 AE) wurden provenienzgerecht dem Bestand "Rittergut Mutzschen" zugeführt.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Böhlen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 171 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der neun virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1665 bis 1945. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit, insbesondere zu Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft enthält Akten zur Verpachtung des Gutes sowie umfangreiche Lohnunterlagen, die auch Auskunft über die Beschäftigung von Fremdarbeitern während des 2. Weltkrieges geben.
Das Familienarchiv enthält überwiegend Akten der Familie von Lüttichau.
Da die Rittergüter Cannewitz und Mutzschen häufig gemeinsame Besitzer hatten, findet man in beiden Beständen zahlreiche Unterlagen vom jeweils anderen Rittergut.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20357 - Rittergut Cannewitz bei Nerchau Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände
20008
Amt Grimma
20013
Amt Mutzschen
20092
Gerichtsamt Grimma
20111
Gerichtsamt Wermsdorf
20484
Rittergut Mutzschen


Jens Kunze
Mai 2012


Besitzer des Ritterguts Cannewitz
1608
Balthasar von Starschedel
1612
Wolf von Starschedel
1662
Wolf Heinrich von Starschedel
1666
Heinrich von Starschedel
1682-1700
Heinrich von Bünau
1722-1740
Günther von Bünau
1750-1765
Wilhelm von Stubenberg
ab 1765
Henriette Erdmuthe von Stubenberg
1782-1827
Familie von Schönberg
ab 1827
Hans Friedrich Curt von Lüttichau
vor 1848
Wilhelm Ferdinand Schubert
ab 1848
Justizamt Grimma (?)
ab 1900
Max Radegast
Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Lüttichau.
Östlich von Nerchau im Erbamt Grimma befand sich das altschriftsässige Rittergut Cannewitz. Neben Cannewitz erstreckte sich die Gerichtsbarkeit des Ritterguts auch auf Denkwitz und einen Teil von Wagelwitz. Das Rittergut gehörte den Familien von Starschedel, von Bünau, von Stubenberg, von Schönberg sowie von Lüttichau und kam schließlich durch Kauf an Wilhelm Ferdinand Schubert, der am 14. Juli 1848 die ihm zustehende Jurisdiktion an den Staat abtrat. Diese wurde dem Justizamt Grimma übertragen.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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