Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20373 Rittergut Dölitz mit Stünz

Datierung1543 - 1923
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)10,10

Geschichte des Ritterguts Dölitz mit Stünz
Das amtsässige Rittergut Dölitz lag im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig II, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1910 nach Leipzig eingemeindet). Zum Rittergut Dölitz gehörte auch das Vorwerk Meusdorf mit einer Schäferei. Dölitz besaß eine Wassermühle und im 18. Jahrhundert wurde bei Meusdorf eine Ziegelei errichtet.[01] Mindestens seit Mitte des 16. Jahrhunderts war das Rittergut Stünz mit Dölitz kombiniert und wurde auch immer von Dölitz aus verwaltet.[02] In Stünz existierten deshalb auch keine Rittergutsgebäude mehr, so dass überhaupt in Vergessenheit geriet, dass es sich bei Stünz um einen Herrensitz handelte.[03] Jedoch besaß Stünz eine eigene Patrimonialgerichtsbarkeit, die ebenfalls dem Amt Leipzig unterstand (Verwaltungszugehörigkeit: 1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmann-schaft Leipzig, 1910 nach Leipzig eingemeindet). Zum Rittergut Stünz gehörte eine Windmühle. Beide Rittergüter gaben im Juli 1856 ihre Gerichtsbarkeit ab, Dölitz an das Gerichtsamt Leipzig II, Stünz an das Kreisamt Leipzig.
Urkundlich wurde Dölitz 1262 erstmals als Herrensitz erwähnt. Die frühe Besitzgeschichte von Dölitz ist unbekannt. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Verkauf des Ritterguts an die Stadt Leipzig 1927 gehörte es nur den zwei Familien von Crostewitz und von Winckler. 1452 wird erstmals ein Andreas von Crostewitz auf Dölitz erwähnt. Unter Hans Heinrich und Otto Georg von Crostewitz fiel wahrscheinlich auch Stünz an diese Familie. 1619 erbte Christoph von Crostewitz Dölitz und Stünz. Infolge seiner hohen Verschuldung, die durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges entstanden waren, musste er die beiden Rittergüter 1636 an den Leipziger Kaufmann Georg Winckler (1582 – 1654) verkaufen.
Da Winckler 1650 nobilitiert wurde, gehörten die Wincklers auf Dölitz und Stünz nun zum Adelsstand (auch Winckler von Dölitz genannt). Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb die Familie den Titel Freiherr von Schwendendorff, mit denen die von Winckler verwandt waren, so dass sie seitdem auch als Winckler von Schwendendorff bezeichnet wurde. Der zweite Sohn des Georg von Winckler, Andreas von Winckler (1623 – 1675), übernahm 1654, nach dem Tod des Vaters, den Besitz. 1675 gingen Dölitz und Stünz an dessen Söhne Georg (1650 – 1712) und Paul über. Drei Jahre später zahlte Georg von Winckler seinen jüngeren Bruder aus und wurde alleiniger Besitzer beider Rittergüter. 1712 folgte sein ältester Sohn, Jacob Benedict von Winckler (1690 – 1780) ihm nach. Er ließ die Dölitzer Mühle 1738 neu bauen und errichtete die Ziegelei bei Meusdorf. Nach dem Tod von Johann Leonhard von Schwendendorff erbte der gleichnamige Sohn Jacob Benedict von Winckler (1733 – 1760) die Stadt Groitzsch sowie die Rittergüter Sellerhausen und Schönau von diesem.[04] Der jüngere Bruder des älteren Jacob Benedict von Winckler, Carl Christoph (1740 – 1810), übernahm wohl 1760 Sellerhausen, Schönau und Groitzsch.[05] 1780 erbte er auch Dölitz mit Stünz und war damit der letzte Erbe in direkter Linie.
Nach dessen Tod erbte der Major der Kavallerie Johann Ernst von Winckler (1775 – 1834), ein Enkel Paul von Wincklers, Dölitz und Stünz. 1834 fiel der Besitz an seinen ältesten Sohn Ernst Moritz von Winckler (1812 – 1880) und nach dessen Ableben folgte der einzige Sohn Georg Ernst von Winckler (1841 – 1918). Da Georg Ernst von Wincklers Sohn noch vor ihm starb, erbte die Schwiegertochter Gerda Maria Anne Helena von Winckler das Rittergut Dölitz. Sie verkaufte es schließlich für 1,25 Million Mark an die Stadt Leipzig.

Besitzverhältnisse:

Jahr
Rittergutsbesitzer
um 1451
Andreas von Crostewitz
um 1501 – 1540
Thomas von Crostewitz
1541 – 1567
Hans Heinrich und Georg Otto von Crostewitz
1568 – 1571
Otto von Crostewitz
1571 – 1607
Georg Otto von Crostewitz (jun.)
1607 – 1636
Christoph von Crostewitz
1636 – 1654
Georg von Winckler
1654 – 1675
Andreas von Winckler
1675 – 1678
Paul und Georg von Winckler
1678 – 1712
Georg von Winckler
1712 – 1780
Jacob Benedict von Winckler
1780 – 1810
Carl Christoph von Winckler
1811 – 1834
Johann Ernst von Winckler
1834 – 1880
Ernst Moritz von Winckler
1880 – 1918
Georg Ernst von Winckler
1918 – 1927
Gerda Maria Anne Helena von Winckler
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der erste Teil der Überlieferung des Gutsarchivs gelangte 1958 aus dem Landeshauptarchiv Dresden in das Staatsarchiv Leipzig. Ein weiterer Teil (Nr. 208 – 370) kam um 1960 mit einer Abgabeliste aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv. Zwei Jahre darauf konnte der Bestand, offensichtlich aus Unterlagen des Stadtarchivs Leipzig, noch erweitert werden. 1963 wurde so der Bestand mit 442 AE formiert und durch eine grob gegliederte Findkartei erschlossen. 2002 und 2003 kamen noch acht Akten hinzu. Die laufenden Nummern 56, 251, 285, 304, 317, 322 und 359 sind Fehlsignaturen. 2012 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst die Jahre 1543 – 1923 und 443 AE. Jedoch sind aus dem Zeitraum unter der Herrschaft der Familie von Crostewitz (bis 1636) nur wenige Akten vorhanden. Das Gleiche gilt für die Jahre nach der Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit. Schwerpunktmäßig sind Akten aus der Zeit vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1856 überliefert. Thematisch überwiegen Akten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, hier vor allem Nachlässe und Grundstücksangelegenheiten. Auffallend viele Akten sind über die Gerichtsverwaltung und –organisation enthalten. Eine Besonderheit des Bestandes bilden die zahlreichen Anschläge über andere Rittergüter, die zum Teil außerhalb Sachsens liegen und wahrscheinlich in den meisten Fällen nicht zum Besitz der Familie von Winckler gehörten.

Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20373, RG Dölitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20097 Gerichtsamt Leipzig II
20539 Rittergut Schönau bei Leipzig
20458 Rittergut Sellerhausen

Dr. Carsten Voigt, März 2012



[01] Zur Geschichte des Ritterguts Dölitz: Horst Immisch, Dölitz. Zur Geschichte eines Leipziger Vorortes, Leipzig 2002, hier: S. 7 und 26-30; August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 1, Zwickau 1814, S. 642 f.; Schumann, Staatslexikon, Bd. 15, 1828, S. 110 f.; Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S.23; Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 11 f.
[02] Vgl. Hauptstaatsarchiv Dresden, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 206; Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, http://hov.isgv.de/Stünz (letzter Zugriff: 21.3. 2012).
[03] Schumann, Staatslexikon, Bd. 11, 1824, S. 516-518.
[04] StA-L, 20373 RG Dölitz, Nr. 201.
[05] Vgl. Objektdatenbank Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Geburtsbrief aus Groitzsch von 1768, http://museum.zib.de/sgml_internet/sgml.php?seite=5&fld_0=hi000157 (letzter Zugriff: 22.3. 2012);
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Anschläge über verschiedene Rittergüter.- Familienarchiv von Winckler.
Das im Süden Leipzigs gelegene amtsässige Rittergut Dölitz unterstand dem Amt Leipzig. Zum Rittergut gehörten auch das Vorwerk Meusdorf, die Verwaltung erstreckte sich auch auf das Rittergut Stünz. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich das Rittergut Dölitz im Besitz der Familie von Crostewitz. 1636 wurden Dölitz und Stünz an die Familie Winckler (ab 1650 von Winckler) verkauft. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit im Juli 1856 hinsichtlich Stünz dem Kreisamt Leipzig übertragen, über Dölitz und Meusdorf dem Gerichtsamt Leipzig II. Das Gut wurde 1927 an die Stadt Leipzig verkauft.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang