Beständeübersicht
Bestand
20392 Rittergut Gnandstein
Datierung | 1431 - 1943 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 33,00 |
Geschichte des Rittergutes
Die Burg Gnandstein südöstlich von Frohburg im früheren Amt Borna gilt als eine der ältesten und am besten erhaltenen Burgen Sachsens. Die Burg entstand Ende des 12. Jahrhunderts im Ringen um das Pleißenland und hatte wohl zunächst einen Siedlungsführer "Gnanno" aus dem mainfränkischen Raum als Bauherren.
Anfang des 13. Jahrhunderts gelang es dem Wettiner Dietrich dem Bedrängten, die zunächst kleine, strategisch aber wichtige Burg Gnandstein, mit Burgmannen aus einer Weißenfelser Burgmannschaft, den Herren von Schladebach, zu besetzen. Seit etwa 1400 (urkundlich 1409) besaß die Familie von Einsiedel, eine der namhaftesten Adelsfamilien Sachsens, Gnandstein. Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es, einen großen Besitz zusammenzuführen: etwa 40 Dörfer oder Dorfanteile wurden vom Gnandstein aus "regiert". Aus einer Beteiligung am Silberbergbau rührte ein für die damalige Zeit bemerkenswerter Reichtum der Einsiedels, der auch zum Ankauf von Adelssitzen und Vorwerken, zum Auskauf von Bauernstellen, aber auch zu einem umfangreichen Ausbau des Stammsitzes genutzt worden ist.
Dieser umfangreiche Besitz des 16. Jahrhunderts wurde durch Erbteilungen zersplittert. Allerdings gelang es der Familie von Einsiedel durch die seit Ende des 16. Jh. streng befolgte Gesamtbelehnung mit den wichtigsten Besitzungen als Mannlehngüter auch unter schwersten wirtschaftlichen Bedingungen und Verschuldungen sowie beim Ausbleiben einer männlichen Erbfolge in einer Linie die wesentlichsten Güter zusammenzuhalten, die Heinrich Hildebrand (1497-1557) und sein Bruder Heinrich Abraham (von ihrem Vater Heinrich, 1437-1507) übernommen hatten. Bis 1945 hat sich der Familienverein, gegründet 1861 in Leipzig, stets besonders um die Erhaltung des Gnandsteiner Stammhauses bemüht, zumal man alte Stammgüter wie Prießnitz (verkauft 1919) und Scharfenstein (verkauft 1931) nicht mehr halten konnte und im Jahre 1928 der Lehnsbesitz an Gnandstein aufgehoben worden ist.
Für Gnandstein war nach Erbstreitigkeiten im 19. Jh. und schließlicher Zwangsverwaltung die Übernahme des Besitzes durch die "Stuttgarter Linie" der Erben des Hildebrand von Einsiedel (1744-1802) zum Glücksfall geworden: Im Jahre 1893 übernimmt Ernst von Einsiedel (1832-1902) allein Schloss und Rittergut Gnandstein; er war zuvor württembergischer Oberstleutnant gewesen und verheiratet mit Elise Freiin Hiller von Gärtringen.
Sein Sohn Hanns (1878-1958), verheiratet mit Elfriede Derham (1878-1963), Alleinbesitzer von 1913-1939, versteht es, mit Hilfe des sächsischen Staates, aber auch durch die Mitgift seiner Frau, den baulichen Stand einigermaßen zu erhalten, die Burg zum Museum auszubauen und dafür seit 1911 den Bergfried besteigbar machen zu lassen.
Obwohl er zur Zeit der Bodenreform de jure nicht mehr Besitzer von Gnandstein war, wurde er 1945/46 aus Sachsen ausgewiesen, konnte aber bis zu seinem Tod im 12 km entfernten Altenburg leben. Seinen schriftlichen Nachlass, zu dem auch Teile des Gnandsteiner Archivs gelangt sind, vermachte er testamentarisch dem Thüringischen Staatsarchiv Altenburg.
Einzelne Linien der Familie von Einsiedel
Die Rittergüter Prießnitz und Wolftitz haben besonders enge Beziehungen zum Gnandsteiner Bestand, zumal die Besitzer zeitweise identisch, zumindest aber eng verwandt waren. Beide Güter gehörten zum Besitz der Gnandsteiner Linie.
Die Rittergüter Syhra, Hopfgarten, Lobstädt und Großzössen gehörten zu der seit 1562 völlig getrennten Syhraer Linie. Die Bestände beinhalten nur im Falle von Hopfgarten eine nennenswerte familiengeschichtliche Überlieferung. Im Gnandsteiner Bestand befinden sich besonders für die Zeit des 15.-16./17. Jahrhunderts Quellen zur Geschichte vorgenannter Güter, auch älteste Steuerverzeichnisse mit Namen der Untertanen und die Frühgeschichte der örtlichen Kirchen nach der Reformation.
Die Scharfensteiner Linie der Familie von Einsiedel besaß auch das Rittergut Wolkenburg (seit 1635) mit Kaufungen (seit 1766). Der umfangreiche Bestand sollte zur Einsiedelschen Familiengeschichte stets herangezogen werden.
Besitzer des Ritterguts Gnandstein
Die Linie Sahlis (Stammvater Heinrich, 1519 - 1573) ist seit Ende des 18. Jh. ausgestorben. Georg Heinrich (um 1550-1633) musste wegen seines calvinistischen Glaubens 1602 das RG Sahlis mit Kohren und allen dazugehörigen Dörfern an seinen Schwager Löser verkaufen.
Die Linie Scharfenstein (Stammvater Haubold 1521-1592) hat seit dem Jahre 1745 einen gräflichen Teil des Stammbaumes. Stammvater dieser Linie ist Rudolf Haubold (1616-1654). Seine Nachfahren werden im kursächsischen Reichsvikariat im Jahre 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben. Besitzungen dieser Linie sind u. a.: Wolkenburg, Wolperndorf, Saathain, Ehrenberg, Gersdorf und Böhrigen, Knau, Milkel, Standesherrschaft Seidenberg-Reibersdorf, später Mückenberg und das Lauchhammerwerk, die Berg- und Hüttenwerke zu Sangerhausen u. Bottendorf. Der nichtgräfliche Teil der Scharfensteiner Linie besitzt: Scharfenstein (seit der Erbteilung 1568), Weißbach, Dittersdorf, Venusberg, Löbichau, Lumpzig und Hohenkirchen.
Die Linie Gnandstein (Stammvater Hildebrand, 1528-1598) besitzt seit dem 16. Jh. auch Wolftitz und Prießnitz durch Erbfälle und Ankauf von Familienbesitz von anderen Familienmitgliedern. Später entstehen durch Erbteilungen eigene Linien-Abzweigungen, genannt "Zweig" und "Haus" für Wolftitz und Prießnitz. Zeitweilig gehören Mitgliedern der Linie Gnandstein Güter um Halle: Döllnitz und Burg, ein Haus in Halle, Dragsdorf bei Zeitz. Von 1720-1754 gehört durch Tausch auch wieder der umfangreiche Besitz von Sahlis zum Gnandsteiner Stammhaus.
Die Linie Syhra (Stammvater Abraham, 1535-1597) auf Syhra und Hopfgarten, dieser Linie gehört alles seit 1562 durch Erbteilung. Vertreter dieser Linie besitzen später Lobstädt, Großzössen und Kesselshain.
Besitzdaten einiger Einsiedelscher Rittergüter
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Beim Bestand Rittergut Gnandstein, früher als "Burgarchiv Gnandstein" bezeichnet, handelt es sich um einen schon vor mehr als 100 Jahren bekannten und inhaltlich bedeutsamen, leider aber auch stark dezimierten Bestand, wie er über Jahrhunderte im Stammhaus einer der ältesten Adelsfamilien Sachsens gebildet worden ist. Enthalten sind bedeutende Quellen zur Geschichte eines sächsischen Adelssitzes seit 1428, zur Geschichte Sachsens und insbesondere des Territoriums südlich von Leipzig. Außer dem schriftlichen Niederschlag der Tätigkeit fast aller Besitzer seit Mitte des 15. Jh. sind auch aus dem 18. und 19. Jh. Archivalien anderer Familien über Heiraten nach Gnandstein gelangt, so vor allem eines Familienzweiges in Württemberg und Baden.
Das Schriftgut ist bis Anfang des 19. Jahrhunderts im "Briefgewölbe" – Teil des gotischen Nordflügels – trotz zahlreicher Erbteilungen einigermaßen erhalten geblieben, allerdings in einem wenig geordneten Zustand und als Einzelblätter in Kästen. Durch Familienteilungen seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, besonders aber im 19. Jahrhundert, auch bewusste Kassationen, wie sie zwischen 1810 und 1815 durch Alexander August v. Einsiedel durchgeführt worden sind,[03] und den nachgewiesenen Verkauf wertvoller Autographen des 16. Jahrhunderts sind große Lücken entstanden. [04]
Bisher nicht bekannt waren etwaige Verluste aus dem Gnandsteiner Archiv, die durch Curt von Einsiedel (1827-1887) verursacht worden sind. Er hatte wertvolle Quellen zur Familiengeschichte und auch Reformatorenbriefe in den 1880er Jahren mit nach Leipzig genommen, wo sie sich bei seinem Tode in fremden Händen befanden.[05]
Eine Besonderheit des Bestandes sind die zahlreichen Akten des ehemaligen Oberhofgerichtes zu Leipzig, die die Familie von Einsiedel vor geplanten Kassationen Anfang des 20. Jahrhunderts gerettet hat.[06] Diese Archivalien gehören demnach seit fast 100 Jahren zum Burgarchiv. Überhaupt ist festzustellen, dass im 20. Jh. mehr und mehr auch Einzelschriftstücke, Memoiren und Akten anderer Einsiedelscher Familienmitglieder, bes. wenn diese selbst Wert darauf gelegt haben, in das Gnandsteiner Archiv als Familienmittelpunkt gelangt sind, so auch ein Teil des Schriftwechsels des Familienvereins aus den Jahren 1861-1935.
Andererseits haben sich die Besitzer seit Ende des 19. Jh. bemüht, das Archiv für Historiker zu öffnen, wie für die Forscher Krebs, Albert und Klocke, von denen Quellenpublikationen und Darstellungen zur Reformationszeit[07] bzw. das Manuskript eines Urkundenbuchs existieren.[08] Schließlich hat Hanns v. Einsiedel (1878-1958) sich nicht nur um die Erhaltung der Burg und die Einrichtung eines Museums bemüht, sondern auch um die Erschließung der ältesten schriftlichen Quellen. Er gegründete dazu die 1934 die "von Einsiedel'sche Stiftung des Archivs der Burg Gnandstein", zu der die chronologisch geordneten "Einzelschriftstücke" (heute Nr. 780-820) gehörten.
Hanns v. Einsiedel nahm bei seiner Ausweisung aus Gnandstein außer seinem persönlichen Schriftgut auch einige zum Burgarchiv gehörige Archivalien mit nach Altenburg, wo sie heute als Nachlass Hanns v. Einsiedel im Thüringischen Staatsarchiv aufbewahrt werden. Das in Gnandstein verbliebene Archivgut war bereits vor dem Jahr 1945 mehrfach umgelagert worden, zuletzt in einen Erdgeschossraum (schwarze Küche). Nach weiteren Verlagerungen infolge der Enteignung im Zuge der Bodenreform gelangte der Hauptteil des Bestands 1970 vom Universitätsarchiv Leipzig ins Staatsarchiv. Hier war Anfang der 1960er Jahre aus Abgabegemeinschaften der Amtshauptmannschaften und Amtsgerichte bereits ein kleiner Bestand "Grundherrschaft Gnandstein" gebildet worden (Nr. 1-92). Es handelte sich durchweg um Archivalien des Patrimonialgerichts, wie sie nach dem 27. Juni 1856 an das Königliche Gericht Frohburg, später Gerichtsamt Frohburg abgegeben worden sind.
Im Staatsarchiv ist der Bestand in einer Findkartei verzeichnet worden, wobei in den 1970er Jahren lediglich Akten über Bauernrechte und -proteste vertieft erschlossen werden konnten. Eine Neubearbeitung einschließlich PC-gestützter Erfassung fand ab 1996 statt. Bei den Arbeiten sind erstmals auch die Regesten aus dem landesgeschichtlichen Institut der Universität Leipzig für die "Einzelschriftstücke" geprüft, die Provenienzen der Schriftstücke ermittelt und in den Kontext der übrigen Überlieferung gebracht worden. Dabei sind zusätzlich auch zahlreiche Vorgänge berücksichtigt worden, für die keine Regesten vorhanden waren. Insbesondere fehlten Regesten für die kompletten Jahrgänge 1529, 1532, 1546, 1551 und 1629. Schließlich wurden ab 1999 die Urkunden des Bestands neu erschlossen, im Jahr 2002 die Karten und Pläne sowie das sonstige Sammlungsgut. Kleinere provenienzgerechte Nachträge folgten ab 2011. Die getrennt vorliegenden Findbücher für die Teile Akten und Urkunden sind 2017 zusammengeführt worden einschließlich kleinerer redaktioneller Arbeiten. Schließlich folgte die virtuelle Zuordnung der sieben Lehnbücher, 18 Gerichtsbücher und drei Gerichtsprotokolle aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher.
Überlieferungsschwerpunkte
Die 145 Urkunden umfassen den Zeitraum 1431-1772. Sie stammen schwerpunktmäßig aus der Zeit des ungeteilten Besitzes vor 1560, danach v. a. aus den Linien Gnandstein und Syhra. Daneben sind einige Urkunden von Curt von Einsiedel (1597-1668) und dessen Erben aus der Jüngeren Gnandsteiner Linie überliefert. Verschiedene Verzeichnisse und Abschriften belegen die frühere Archivierung dieser Rechtsnachweise im Burgarchiv Gnandstein.[09] Es handelt sich vorwiegend um Lehnbriefe sowie Urkunden über Käufe und Verkäufe. Von den im Jahre 1747 erfassten Urkunden sind ca. 74 % vorhanden.
Einzelne Schriftstücke aus der Einsiedelschen Gerichtsbarkeit, vor allem Strafsachen und Zivilklagen der Untertanen, auch Rügen, sind ab 1503 vorhanden. Die eigentlichen Akten des Patrimonialgerichtes blieben nur fragmentarisch und erst ab dem 18. Jahrhundert erhalten. Aus einem Findhilfsmittel zur Gerichtsbarkeit aus dem 18. Jh. kann man erkennen, was verloren ist (Nr. 763).
Die Überlieferung zum Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen beginnt mit Quellen aus dem Jahre 1495 (Nr. 1691) mit Fron- und Erbzinsregistern sowie Verträgen und ermöglicht für die zu den Herrschaften Gnandstein und Wolftitz gehörigen Gemeinden Forschungen bis zu den Ablösungsverträgen des 19. Jh. Bemerkenswert sind auch gerichtliche Auseinandersetzungen, geführt in vielen Fällen bis vor das OHG sowie Verträge zwischen den Herrschaften Gnandstein und Wolftitz und ihren Untertanen seit 1508 (z. B. in Nr. 782-791, 750, 1070, 826).
Angaben über die Gutswirtschaft in Gnandstein existieren ab 1545, zur Mühle Gnandstein auch 1550/1552 (Nr. 796, 801, 803). Die ältesten Haushalts- und Wirtschaftsrechnungen stammen von 1548 (Nr. 798). Bemerkenswert ist ein Register mit Einnahmen und Ausgaben, einschließlich Gesindelohn von 1570 (Nr. 812). Nur für das 19. Jh. ist eine relativ geschlossene Überlieferung über die Bewirtschaftung des Rittergutes erhalten geblieben.
Die wichtigsten Quellen des Familienarchivs vom 15. Jahrhundert bis etwa 1630 befinden sich in den sog. Einzeldokumenten Nr. 780 - 820. Vorhanden sind Quellen über den Dienst bei den wettinischen Landesherren, den Einsiedelschen Bergwerksbesitz, Belehnungen und Erbteilungen, Streitigkeiten mit Nachbarherrschaften, gedruckte Mandate, auch Steuerausschreibungen und vieles mehr. Die zahlreich überlieferten Nachlässe der einzelnen Familienmitglieder spiegeln deren Tätigkeiten und politische Bedeutung wider. Daneben sind persönliche und Familienunterlagen umfangreich überliefert.
Das Schriftgut des Familienvereins entstammt meist der Provenienz des 1934 verstorbenen zeitweiligen Seniors Horst von Einsiedel aus dem Hause Syhra. Weitere Akten aus dessen familiengeschichtlichen Aktivitäten befinden sich im Bestand Rittergut Syhra (Nr. 519-521, 531). Die Sammlung der Akten von Prozessen vor dem Oberhofgericht vereint Akten aus der Zeit des 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts für alle Einsiedelschen Herrschaften in Sachsen.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig
20002 Stände des Leipziger Kreises
20004 Kreishauptmannschaft des Leipziger Kreises
20006 Amt Borna
20017 Amt Rochlitz
20577 RG Wolftitz
20523 RG Prießnitz
20425 RG Hopfgarten bei Lausick
20559 RG Syhra
20536 RG Sahlis mit Rüdigsdorf
20462 RG Lobstädt
20407 RG Großzössen
20578 RG Wolkenburg mit Kaufungen
20340 RG Benndorf
20391 RG Gersdorf bei Roßwein mit Böhrigen
20089 Gerichtsamt Frohburg
20120 Amtsgericht Frohburg
20025 Amtshauptmannschaft Borna
20231 Kreistag/Kreisrat Borna
Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden
12585 Familiennachlass Grafen von Einsiedel
12671 Personennachlass Detlev Graf von Einsiedel
Landeshauptarchiv Magdeburg
Rep A 52 Nachlass Curt Julius von Einsiedel (1827-1887)
Quellen und Literatur
Handbücher und Nachschlagewerke:
Die Familie von Einsiedel. Stand, Aufgaben und Perspektiven der Adelsforschung in Sachsen (Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs), 2007.
Genealogisches Handbuch des Adels Bd. 66, Adelige Häuser A, Bd. XIV, 1977 und Bd. 72, Gräfliche Häuser IX, 1979
Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, 8. Band Sachsen, Stuttgart 1965
Einzeldarstellungen:
Albert, Felix Richard, Der Briefwechsel Heinrichs von Einsiedel mit Luther, Melanchthon, Spalatin u. a., Grimma 1908
Czok, Karl, Der Widerhall des deutschen Bauernkrieges in Leipzig 1524/25, in: Der Bauer im Klassenkampf. Studien zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges und der bäuerlichen Klassenkämpfe im Spätfeudalismus, Berlin 1975, S. 111ff.
Einsiedel, Hanns von, Das Kohrener Land und seine Burg Gnandstein (Geschichtliche Wanderfahrten 41), Dresden 1935
Grünberg, Reinhold, Chronik von Gnandstein, Gnandstein 1901
Heitz, Gerhard/Reich, Helga/Unger, Manfred, Dokumente zur Geschichte des bäuerlichen Klassenkampfes 1525-1790 im Staatsarchiv Leipzig, in: Wiss. Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Jg. XXVII 1978, S. 195ff.
Kapp, Johann Erhardt, Kleine Nachlese einiger größtenteils noch ungedruckter und sonderlich zur Erläuterung der Reformationsgeschichte nützlicher Urkunden, Bd. I, Leipzig 1727
Krebs, Kurt, Haugold von Einsiedel auf Gnandstein, der erste Lutheraner seines Geschlechts, Leipzig 1895
Ders., Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein und Herzog Georg der Bärtige von Sachsen vor dem Jahre 1528, Leipzig 1896
Mehlhose, Philipp, Beiträge zur Reformationsgeschichte Ephorie Borna, Leipzig 1935
Reich, Helga, Frühbürgerliche Revolution in unserem Territorium, Luther/Einsiedel, Gedanken über die Frondienste, Geithain 1983
Dies., Burg Gnandstein (Schnell-Kunstführer Nr. 1979), München/Zürich 1992
Straube, Manfred, Über Teilnehmer und Folgen bäuerlicher Unruhen im kursächsischen Amt Altenburg während des Bauernkrieges, in: ebenda, S. 215ff.
Weimarer Lutherausgabe, Briefe, 11. Band, Weimar 1948
Werl, Elisabeth, Die Familie von Einsiedel auf Gnandstein während der Reformationszeit in ihren Beziehungen zu Luther, Spalatin und Melanchthon, in: Herbergen der Christenheit – Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichte, Leipzig/Berlin, Jg. 1973/74, S. 41ff.
Dies., Heinrich Hildebrand von Einsiedel, in: Neue Deutsche Biographie 4, Frankfurt a. M. 1959, S. 398-402
Winzeler, Marius/Stekovics, Janos, Burg und Kirche. Christliche Kunst in Gnandstein, Gnandstein 1994
Helga Reich
Mai 2002
B. Richter
April 2017
[01] 1568: Neuverteilung der Besitzungen nach dem Tod des Heinrich Abraham von Einsiedel, dem 1535 Scharfenstein, Weißbach, Wolftitz (Schloss), Sahlis und Kohren zugefallen waren; später 4 Linien: Sahlis, Scharfenstein, Gnandstein und Syhra. Seit 1583 wird Gnandstein als Stammhaus immer an die Vertreter aller 4 Linien verlehnt.
[02] Sie sind Nachkommen des Abraham (1571-1642) auf Prießnitz und seines Sohnes Curt (1597-1668) auf Prießnitz, Döllnitz und Burg, Besitzer eines Hauses in Halle, Fürsterzbischöflich-magdeburgischer Geheimer Rat und Hofmeister, Hauptmann zum Giebichenstein, Gesandter beim Friedenskongress zu Osnabrück. Von diesem Curt von Einsiedel stammen alle späteren Besitzer der Herrschaften Gnandstein, Wolftitz und Prießnitz ab.
[03] Nachweisbar sind Kassationen im Sommer 1811, u. a. von Wirtschaftsrechnungen von Ende des 17. bis Anfang des 18. Jh. Zum Beweis dessen wurden einige leere Aktendeckel, von Alexander August für Ordnungsarbeiten verwendet, aufbewahrt, Rittergut Gnandstein, Nr. 1670 ff.
[04] Hanns v. Einsiedel hat bereits vor 1945 vereinzelt Autographen aus wirtschaftlicher Not heraus verkaufen müssen. Nachdem er seit Anfang 1946 fast mittellos auf dem Altenburger Schloss gewohnt hat, kamen alle noch bis 1945 in Gnandstein erhaltenen Reformatorenbriefe zum Verkauf, vgl. dazu: Weimarer Lutherausgabe Bd. 14 der Abt. Briefe, S. 47. Im Berliner Auktionshaus Gerd Rosen sind vor 1961 zahlreiche Stücke versteigert worden, deren Verbleib leider unbekannt ist.
[05] Vgl. Rittergut Gnandstein, Nr. 1497. Sein Nachlass familiengeschichtlicher Forschungen wird unter Rep A 52 im Landeshauptarchiv Magdeburg aufbewahrt.
[06] Dazu Aufrufe der Behörden, Verzeichnisse der Akten und Aktivitäten der Familie v. Einsiedel in den Jahren 1904-1906 in: Rittergut Gnandstein, Nr. 766.
[07] Vgl. Literaturverzeichnis: Krebs, Kurt - Haubold von Einsiedel..., Leipzig 1895; ders., Heinrich von Einsiedel, Leipzig 1896; Albert, F. R., Der Briefwechsel Heinrichs von Einsiedel mit Luther u. a., Grimma 1908.
[08] Thür. Staatsarchiv Altenburg, Nachlass Hanns von Einsiedel, Nr. 1.
[09] 20392 RG Gnandstein, Nr. 729, 764, 1690.
Die Burg Gnandstein südöstlich von Frohburg im früheren Amt Borna gilt als eine der ältesten und am besten erhaltenen Burgen Sachsens. Die Burg entstand Ende des 12. Jahrhunderts im Ringen um das Pleißenland und hatte wohl zunächst einen Siedlungsführer "Gnanno" aus dem mainfränkischen Raum als Bauherren.
Anfang des 13. Jahrhunderts gelang es dem Wettiner Dietrich dem Bedrängten, die zunächst kleine, strategisch aber wichtige Burg Gnandstein, mit Burgmannen aus einer Weißenfelser Burgmannschaft, den Herren von Schladebach, zu besetzen. Seit etwa 1400 (urkundlich 1409) besaß die Familie von Einsiedel, eine der namhaftesten Adelsfamilien Sachsens, Gnandstein. Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es, einen großen Besitz zusammenzuführen: etwa 40 Dörfer oder Dorfanteile wurden vom Gnandstein aus "regiert". Aus einer Beteiligung am Silberbergbau rührte ein für die damalige Zeit bemerkenswerter Reichtum der Einsiedels, der auch zum Ankauf von Adelssitzen und Vorwerken, zum Auskauf von Bauernstellen, aber auch zu einem umfangreichen Ausbau des Stammsitzes genutzt worden ist.
Dieser umfangreiche Besitz des 16. Jahrhunderts wurde durch Erbteilungen zersplittert. Allerdings gelang es der Familie von Einsiedel durch die seit Ende des 16. Jh. streng befolgte Gesamtbelehnung mit den wichtigsten Besitzungen als Mannlehngüter auch unter schwersten wirtschaftlichen Bedingungen und Verschuldungen sowie beim Ausbleiben einer männlichen Erbfolge in einer Linie die wesentlichsten Güter zusammenzuhalten, die Heinrich Hildebrand (1497-1557) und sein Bruder Heinrich Abraham (von ihrem Vater Heinrich, 1437-1507) übernommen hatten. Bis 1945 hat sich der Familienverein, gegründet 1861 in Leipzig, stets besonders um die Erhaltung des Gnandsteiner Stammhauses bemüht, zumal man alte Stammgüter wie Prießnitz (verkauft 1919) und Scharfenstein (verkauft 1931) nicht mehr halten konnte und im Jahre 1928 der Lehnsbesitz an Gnandstein aufgehoben worden ist.
Für Gnandstein war nach Erbstreitigkeiten im 19. Jh. und schließlicher Zwangsverwaltung die Übernahme des Besitzes durch die "Stuttgarter Linie" der Erben des Hildebrand von Einsiedel (1744-1802) zum Glücksfall geworden: Im Jahre 1893 übernimmt Ernst von Einsiedel (1832-1902) allein Schloss und Rittergut Gnandstein; er war zuvor württembergischer Oberstleutnant gewesen und verheiratet mit Elise Freiin Hiller von Gärtringen.
Sein Sohn Hanns (1878-1958), verheiratet mit Elfriede Derham (1878-1963), Alleinbesitzer von 1913-1939, versteht es, mit Hilfe des sächsischen Staates, aber auch durch die Mitgift seiner Frau, den baulichen Stand einigermaßen zu erhalten, die Burg zum Museum auszubauen und dafür seit 1911 den Bergfried besteigbar machen zu lassen.
Obwohl er zur Zeit der Bodenreform de jure nicht mehr Besitzer von Gnandstein war, wurde er 1945/46 aus Sachsen ausgewiesen, konnte aber bis zu seinem Tod im 12 km entfernten Altenburg leben. Seinen schriftlichen Nachlass, zu dem auch Teile des Gnandsteiner Archivs gelangt sind, vermachte er testamentarisch dem Thüringischen Staatsarchiv Altenburg.
Einzelne Linien der Familie von Einsiedel
Die Rittergüter Prießnitz und Wolftitz haben besonders enge Beziehungen zum Gnandsteiner Bestand, zumal die Besitzer zeitweise identisch, zumindest aber eng verwandt waren. Beide Güter gehörten zum Besitz der Gnandsteiner Linie.
Die Rittergüter Syhra, Hopfgarten, Lobstädt und Großzössen gehörten zu der seit 1562 völlig getrennten Syhraer Linie. Die Bestände beinhalten nur im Falle von Hopfgarten eine nennenswerte familiengeschichtliche Überlieferung. Im Gnandsteiner Bestand befinden sich besonders für die Zeit des 15.-16./17. Jahrhunderts Quellen zur Geschichte vorgenannter Güter, auch älteste Steuerverzeichnisse mit Namen der Untertanen und die Frühgeschichte der örtlichen Kirchen nach der Reformation.
Die Scharfensteiner Linie der Familie von Einsiedel besaß auch das Rittergut Wolkenburg (seit 1635) mit Kaufungen (seit 1766). Der umfangreiche Bestand sollte zur Einsiedelschen Familiengeschichte stets herangezogen werden.
Besitzer des Ritterguts Gnandstein
Die Linie Sahlis (Stammvater Heinrich, 1519 - 1573) ist seit Ende des 18. Jh. ausgestorben. Georg Heinrich (um 1550-1633) musste wegen seines calvinistischen Glaubens 1602 das RG Sahlis mit Kohren und allen dazugehörigen Dörfern an seinen Schwager Löser verkaufen.
Die Linie Scharfenstein (Stammvater Haubold 1521-1592) hat seit dem Jahre 1745 einen gräflichen Teil des Stammbaumes. Stammvater dieser Linie ist Rudolf Haubold (1616-1654). Seine Nachfahren werden im kursächsischen Reichsvikariat im Jahre 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben. Besitzungen dieser Linie sind u. a.: Wolkenburg, Wolperndorf, Saathain, Ehrenberg, Gersdorf und Böhrigen, Knau, Milkel, Standesherrschaft Seidenberg-Reibersdorf, später Mückenberg und das Lauchhammerwerk, die Berg- und Hüttenwerke zu Sangerhausen u. Bottendorf. Der nichtgräfliche Teil der Scharfensteiner Linie besitzt: Scharfenstein (seit der Erbteilung 1568), Weißbach, Dittersdorf, Venusberg, Löbichau, Lumpzig und Hohenkirchen.
Die Linie Gnandstein (Stammvater Hildebrand, 1528-1598) besitzt seit dem 16. Jh. auch Wolftitz und Prießnitz durch Erbfälle und Ankauf von Familienbesitz von anderen Familienmitgliedern. Später entstehen durch Erbteilungen eigene Linien-Abzweigungen, genannt "Zweig" und "Haus" für Wolftitz und Prießnitz. Zeitweilig gehören Mitgliedern der Linie Gnandstein Güter um Halle: Döllnitz und Burg, ein Haus in Halle, Dragsdorf bei Zeitz. Von 1720-1754 gehört durch Tausch auch wieder der umfangreiche Besitz von Sahlis zum Gnandsteiner Stammhaus.
Die Linie Syhra (Stammvater Abraham, 1535-1597) auf Syhra und Hopfgarten, dieser Linie gehört alles seit 1562 durch Erbteilung. Vertreter dieser Linie besitzen später Lobstädt, Großzössen und Kesselshain.
Besitzdaten einiger Einsiedelscher Rittergüter
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Beim Bestand Rittergut Gnandstein, früher als "Burgarchiv Gnandstein" bezeichnet, handelt es sich um einen schon vor mehr als 100 Jahren bekannten und inhaltlich bedeutsamen, leider aber auch stark dezimierten Bestand, wie er über Jahrhunderte im Stammhaus einer der ältesten Adelsfamilien Sachsens gebildet worden ist. Enthalten sind bedeutende Quellen zur Geschichte eines sächsischen Adelssitzes seit 1428, zur Geschichte Sachsens und insbesondere des Territoriums südlich von Leipzig. Außer dem schriftlichen Niederschlag der Tätigkeit fast aller Besitzer seit Mitte des 15. Jh. sind auch aus dem 18. und 19. Jh. Archivalien anderer Familien über Heiraten nach Gnandstein gelangt, so vor allem eines Familienzweiges in Württemberg und Baden.
Das Schriftgut ist bis Anfang des 19. Jahrhunderts im "Briefgewölbe" – Teil des gotischen Nordflügels – trotz zahlreicher Erbteilungen einigermaßen erhalten geblieben, allerdings in einem wenig geordneten Zustand und als Einzelblätter in Kästen. Durch Familienteilungen seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, besonders aber im 19. Jahrhundert, auch bewusste Kassationen, wie sie zwischen 1810 und 1815 durch Alexander August v. Einsiedel durchgeführt worden sind,[03] und den nachgewiesenen Verkauf wertvoller Autographen des 16. Jahrhunderts sind große Lücken entstanden. [04]
Bisher nicht bekannt waren etwaige Verluste aus dem Gnandsteiner Archiv, die durch Curt von Einsiedel (1827-1887) verursacht worden sind. Er hatte wertvolle Quellen zur Familiengeschichte und auch Reformatorenbriefe in den 1880er Jahren mit nach Leipzig genommen, wo sie sich bei seinem Tode in fremden Händen befanden.[05]
Eine Besonderheit des Bestandes sind die zahlreichen Akten des ehemaligen Oberhofgerichtes zu Leipzig, die die Familie von Einsiedel vor geplanten Kassationen Anfang des 20. Jahrhunderts gerettet hat.[06] Diese Archivalien gehören demnach seit fast 100 Jahren zum Burgarchiv. Überhaupt ist festzustellen, dass im 20. Jh. mehr und mehr auch Einzelschriftstücke, Memoiren und Akten anderer Einsiedelscher Familienmitglieder, bes. wenn diese selbst Wert darauf gelegt haben, in das Gnandsteiner Archiv als Familienmittelpunkt gelangt sind, so auch ein Teil des Schriftwechsels des Familienvereins aus den Jahren 1861-1935.
Andererseits haben sich die Besitzer seit Ende des 19. Jh. bemüht, das Archiv für Historiker zu öffnen, wie für die Forscher Krebs, Albert und Klocke, von denen Quellenpublikationen und Darstellungen zur Reformationszeit[07] bzw. das Manuskript eines Urkundenbuchs existieren.[08] Schließlich hat Hanns v. Einsiedel (1878-1958) sich nicht nur um die Erhaltung der Burg und die Einrichtung eines Museums bemüht, sondern auch um die Erschließung der ältesten schriftlichen Quellen. Er gegründete dazu die 1934 die "von Einsiedel'sche Stiftung des Archivs der Burg Gnandstein", zu der die chronologisch geordneten "Einzelschriftstücke" (heute Nr. 780-820) gehörten.
Hanns v. Einsiedel nahm bei seiner Ausweisung aus Gnandstein außer seinem persönlichen Schriftgut auch einige zum Burgarchiv gehörige Archivalien mit nach Altenburg, wo sie heute als Nachlass Hanns v. Einsiedel im Thüringischen Staatsarchiv aufbewahrt werden. Das in Gnandstein verbliebene Archivgut war bereits vor dem Jahr 1945 mehrfach umgelagert worden, zuletzt in einen Erdgeschossraum (schwarze Küche). Nach weiteren Verlagerungen infolge der Enteignung im Zuge der Bodenreform gelangte der Hauptteil des Bestands 1970 vom Universitätsarchiv Leipzig ins Staatsarchiv. Hier war Anfang der 1960er Jahre aus Abgabegemeinschaften der Amtshauptmannschaften und Amtsgerichte bereits ein kleiner Bestand "Grundherrschaft Gnandstein" gebildet worden (Nr. 1-92). Es handelte sich durchweg um Archivalien des Patrimonialgerichts, wie sie nach dem 27. Juni 1856 an das Königliche Gericht Frohburg, später Gerichtsamt Frohburg abgegeben worden sind.
Im Staatsarchiv ist der Bestand in einer Findkartei verzeichnet worden, wobei in den 1970er Jahren lediglich Akten über Bauernrechte und -proteste vertieft erschlossen werden konnten. Eine Neubearbeitung einschließlich PC-gestützter Erfassung fand ab 1996 statt. Bei den Arbeiten sind erstmals auch die Regesten aus dem landesgeschichtlichen Institut der Universität Leipzig für die "Einzelschriftstücke" geprüft, die Provenienzen der Schriftstücke ermittelt und in den Kontext der übrigen Überlieferung gebracht worden. Dabei sind zusätzlich auch zahlreiche Vorgänge berücksichtigt worden, für die keine Regesten vorhanden waren. Insbesondere fehlten Regesten für die kompletten Jahrgänge 1529, 1532, 1546, 1551 und 1629. Schließlich wurden ab 1999 die Urkunden des Bestands neu erschlossen, im Jahr 2002 die Karten und Pläne sowie das sonstige Sammlungsgut. Kleinere provenienzgerechte Nachträge folgten ab 2011. Die getrennt vorliegenden Findbücher für die Teile Akten und Urkunden sind 2017 zusammengeführt worden einschließlich kleinerer redaktioneller Arbeiten. Schließlich folgte die virtuelle Zuordnung der sieben Lehnbücher, 18 Gerichtsbücher und drei Gerichtsprotokolle aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher.
Überlieferungsschwerpunkte
Die 145 Urkunden umfassen den Zeitraum 1431-1772. Sie stammen schwerpunktmäßig aus der Zeit des ungeteilten Besitzes vor 1560, danach v. a. aus den Linien Gnandstein und Syhra. Daneben sind einige Urkunden von Curt von Einsiedel (1597-1668) und dessen Erben aus der Jüngeren Gnandsteiner Linie überliefert. Verschiedene Verzeichnisse und Abschriften belegen die frühere Archivierung dieser Rechtsnachweise im Burgarchiv Gnandstein.[09] Es handelt sich vorwiegend um Lehnbriefe sowie Urkunden über Käufe und Verkäufe. Von den im Jahre 1747 erfassten Urkunden sind ca. 74 % vorhanden.
Einzelne Schriftstücke aus der Einsiedelschen Gerichtsbarkeit, vor allem Strafsachen und Zivilklagen der Untertanen, auch Rügen, sind ab 1503 vorhanden. Die eigentlichen Akten des Patrimonialgerichtes blieben nur fragmentarisch und erst ab dem 18. Jahrhundert erhalten. Aus einem Findhilfsmittel zur Gerichtsbarkeit aus dem 18. Jh. kann man erkennen, was verloren ist (Nr. 763).
Die Überlieferung zum Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen beginnt mit Quellen aus dem Jahre 1495 (Nr. 1691) mit Fron- und Erbzinsregistern sowie Verträgen und ermöglicht für die zu den Herrschaften Gnandstein und Wolftitz gehörigen Gemeinden Forschungen bis zu den Ablösungsverträgen des 19. Jh. Bemerkenswert sind auch gerichtliche Auseinandersetzungen, geführt in vielen Fällen bis vor das OHG sowie Verträge zwischen den Herrschaften Gnandstein und Wolftitz und ihren Untertanen seit 1508 (z. B. in Nr. 782-791, 750, 1070, 826).
Angaben über die Gutswirtschaft in Gnandstein existieren ab 1545, zur Mühle Gnandstein auch 1550/1552 (Nr. 796, 801, 803). Die ältesten Haushalts- und Wirtschaftsrechnungen stammen von 1548 (Nr. 798). Bemerkenswert ist ein Register mit Einnahmen und Ausgaben, einschließlich Gesindelohn von 1570 (Nr. 812). Nur für das 19. Jh. ist eine relativ geschlossene Überlieferung über die Bewirtschaftung des Rittergutes erhalten geblieben.
Die wichtigsten Quellen des Familienarchivs vom 15. Jahrhundert bis etwa 1630 befinden sich in den sog. Einzeldokumenten Nr. 780 - 820. Vorhanden sind Quellen über den Dienst bei den wettinischen Landesherren, den Einsiedelschen Bergwerksbesitz, Belehnungen und Erbteilungen, Streitigkeiten mit Nachbarherrschaften, gedruckte Mandate, auch Steuerausschreibungen und vieles mehr. Die zahlreich überlieferten Nachlässe der einzelnen Familienmitglieder spiegeln deren Tätigkeiten und politische Bedeutung wider. Daneben sind persönliche und Familienunterlagen umfangreich überliefert.
Das Schriftgut des Familienvereins entstammt meist der Provenienz des 1934 verstorbenen zeitweiligen Seniors Horst von Einsiedel aus dem Hause Syhra. Weitere Akten aus dessen familiengeschichtlichen Aktivitäten befinden sich im Bestand Rittergut Syhra (Nr. 519-521, 531). Die Sammlung der Akten von Prozessen vor dem Oberhofgericht vereint Akten aus der Zeit des 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts für alle Einsiedelschen Herrschaften in Sachsen.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig
20002 Stände des Leipziger Kreises
20004 Kreishauptmannschaft des Leipziger Kreises
20006 Amt Borna
20017 Amt Rochlitz
20577 RG Wolftitz
20523 RG Prießnitz
20425 RG Hopfgarten bei Lausick
20559 RG Syhra
20536 RG Sahlis mit Rüdigsdorf
20462 RG Lobstädt
20407 RG Großzössen
20578 RG Wolkenburg mit Kaufungen
20340 RG Benndorf
20391 RG Gersdorf bei Roßwein mit Böhrigen
20089 Gerichtsamt Frohburg
20120 Amtsgericht Frohburg
20025 Amtshauptmannschaft Borna
20231 Kreistag/Kreisrat Borna
Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden
12585 Familiennachlass Grafen von Einsiedel
12671 Personennachlass Detlev Graf von Einsiedel
Landeshauptarchiv Magdeburg
Rep A 52 Nachlass Curt Julius von Einsiedel (1827-1887)
Quellen und Literatur
Handbücher und Nachschlagewerke:
Die Familie von Einsiedel. Stand, Aufgaben und Perspektiven der Adelsforschung in Sachsen (Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs), 2007.
Genealogisches Handbuch des Adels Bd. 66, Adelige Häuser A, Bd. XIV, 1977 und Bd. 72, Gräfliche Häuser IX, 1979
Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, 8. Band Sachsen, Stuttgart 1965
Einzeldarstellungen:
Albert, Felix Richard, Der Briefwechsel Heinrichs von Einsiedel mit Luther, Melanchthon, Spalatin u. a., Grimma 1908
Czok, Karl, Der Widerhall des deutschen Bauernkrieges in Leipzig 1524/25, in: Der Bauer im Klassenkampf. Studien zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges und der bäuerlichen Klassenkämpfe im Spätfeudalismus, Berlin 1975, S. 111ff.
Einsiedel, Hanns von, Das Kohrener Land und seine Burg Gnandstein (Geschichtliche Wanderfahrten 41), Dresden 1935
Grünberg, Reinhold, Chronik von Gnandstein, Gnandstein 1901
Heitz, Gerhard/Reich, Helga/Unger, Manfred, Dokumente zur Geschichte des bäuerlichen Klassenkampfes 1525-1790 im Staatsarchiv Leipzig, in: Wiss. Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Jg. XXVII 1978, S. 195ff.
Kapp, Johann Erhardt, Kleine Nachlese einiger größtenteils noch ungedruckter und sonderlich zur Erläuterung der Reformationsgeschichte nützlicher Urkunden, Bd. I, Leipzig 1727
Krebs, Kurt, Haugold von Einsiedel auf Gnandstein, der erste Lutheraner seines Geschlechts, Leipzig 1895
Ders., Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein und Herzog Georg der Bärtige von Sachsen vor dem Jahre 1528, Leipzig 1896
Mehlhose, Philipp, Beiträge zur Reformationsgeschichte Ephorie Borna, Leipzig 1935
Reich, Helga, Frühbürgerliche Revolution in unserem Territorium, Luther/Einsiedel, Gedanken über die Frondienste, Geithain 1983
Dies., Burg Gnandstein (Schnell-Kunstführer Nr. 1979), München/Zürich 1992
Straube, Manfred, Über Teilnehmer und Folgen bäuerlicher Unruhen im kursächsischen Amt Altenburg während des Bauernkrieges, in: ebenda, S. 215ff.
Weimarer Lutherausgabe, Briefe, 11. Band, Weimar 1948
Werl, Elisabeth, Die Familie von Einsiedel auf Gnandstein während der Reformationszeit in ihren Beziehungen zu Luther, Spalatin und Melanchthon, in: Herbergen der Christenheit – Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichte, Leipzig/Berlin, Jg. 1973/74, S. 41ff.
Dies., Heinrich Hildebrand von Einsiedel, in: Neue Deutsche Biographie 4, Frankfurt a. M. 1959, S. 398-402
Winzeler, Marius/Stekovics, Janos, Burg und Kirche. Christliche Kunst in Gnandstein, Gnandstein 1994
Helga Reich
Mai 2002
B. Richter
April 2017
[01] 1568: Neuverteilung der Besitzungen nach dem Tod des Heinrich Abraham von Einsiedel, dem 1535 Scharfenstein, Weißbach, Wolftitz (Schloss), Sahlis und Kohren zugefallen waren; später 4 Linien: Sahlis, Scharfenstein, Gnandstein und Syhra. Seit 1583 wird Gnandstein als Stammhaus immer an die Vertreter aller 4 Linien verlehnt.
[02] Sie sind Nachkommen des Abraham (1571-1642) auf Prießnitz und seines Sohnes Curt (1597-1668) auf Prießnitz, Döllnitz und Burg, Besitzer eines Hauses in Halle, Fürsterzbischöflich-magdeburgischer Geheimer Rat und Hofmeister, Hauptmann zum Giebichenstein, Gesandter beim Friedenskongress zu Osnabrück. Von diesem Curt von Einsiedel stammen alle späteren Besitzer der Herrschaften Gnandstein, Wolftitz und Prießnitz ab.
[03] Nachweisbar sind Kassationen im Sommer 1811, u. a. von Wirtschaftsrechnungen von Ende des 17. bis Anfang des 18. Jh. Zum Beweis dessen wurden einige leere Aktendeckel, von Alexander August für Ordnungsarbeiten verwendet, aufbewahrt, Rittergut Gnandstein, Nr. 1670 ff.
[04] Hanns v. Einsiedel hat bereits vor 1945 vereinzelt Autographen aus wirtschaftlicher Not heraus verkaufen müssen. Nachdem er seit Anfang 1946 fast mittellos auf dem Altenburger Schloss gewohnt hat, kamen alle noch bis 1945 in Gnandstein erhaltenen Reformatorenbriefe zum Verkauf, vgl. dazu: Weimarer Lutherausgabe Bd. 14 der Abt. Briefe, S. 47. Im Berliner Auktionshaus Gerd Rosen sind vor 1961 zahlreiche Stücke versteigert worden, deren Verbleib leider unbekannt ist.
[05] Vgl. Rittergut Gnandstein, Nr. 1497. Sein Nachlass familiengeschichtlicher Forschungen wird unter Rep A 52 im Landeshauptarchiv Magdeburg aufbewahrt.
[06] Dazu Aufrufe der Behörden, Verzeichnisse der Akten und Aktivitäten der Familie v. Einsiedel in den Jahren 1904-1906 in: Rittergut Gnandstein, Nr. 766.
[07] Vgl. Literaturverzeichnis: Krebs, Kurt - Haubold von Einsiedel..., Leipzig 1895; ders., Heinrich von Einsiedel, Leipzig 1896; Albert, F. R., Der Briefwechsel Heinrichs von Einsiedel mit Luther u. a., Grimma 1908.
[08] Thür. Staatsarchiv Altenburg, Nachlass Hanns von Einsiedel, Nr. 1.
[09] 20392 RG Gnandstein, Nr. 729, 764, 1690.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Einsiedel.- Sammlungen.- Akten des Oberhofgerichts zur Familie von Einsiedel.- Museum Burg Gnandstein.
Das altschriftsässige Rittergut Gnandstein lag südöstlich von Frohburg im Amt Borna. Zum Rittergut gehörten schriftsässig die Dörfer Altmörbitz, Dolsenhain, Roda und Wüstenhain. Gnandstein war der Stammsitz der Familie von Einsiedel und befand sich über Jahrhunderte in deren Besitz. Bis zu den Erbteilungen im 16. Jahrhundert wurden auch die Rittergüter Hopfgarten, Lobstädt, Prießnitz, Syhra, Wolftitz u. a. von Gnandstein aus verwaltet. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die dem Rittergut zustehende Gerichtsbarkeit am 27. Juni 1856 dem Königlichen Gericht Frohburg übertragen.
Der letzte Besitzer, Hanns von Einsiedel, wurde 1945 aus Sachsen ausgewiesen und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1958 in Altenburg. Sein Nachlass befindet sich im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg.
Der letzte Besitzer, Hanns von Einsiedel, wurde 1945 aus Sachsen ausgewiesen und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1958 in Altenburg. Sein Nachlass befindet sich im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg.
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