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Beständeübersicht

Bestand

20401 Rittergut Großdölzig

Datierung1664 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,50
Geschichte des Ritterguts Großdölzig

Großdölzig liegt nördlich von Markranstädt im Landkreis Nordsachsen (bis 1816: Amt Schkeuditz; ab 1816: Amt Leipzig; ab 1856: Gerichtsamt Markranstädt; ab 1875: Amtshauptmannschaft Leipzig; ab 1952: Landkreis Leipzig; ab 1994: Landkreis Leipziger Land; ab 2000 Landkreis Delitzsch; jetzt Landkreis Nordsachsen). Seit 1915 ist Großdölzig ein Ortsteil von Dölzig und seit 2000 gehört es zu Schkeuditz.
Im Dorf Großdölzig existierten zwei Rittergüter, die als Unter- bzw. Oberhof bezeichnet wurden, wobei der Oberhof wohl das bedeutendere Gut war. Es wird in den Gerichtsbüchern auch als "Großdölziger Ober- und Erbgerichte" bezeichnet. Dessen Eigentümer war häufig auch der Besitzer des Unterhofs. In der Zeit, in der beide Güter in Personalunion geführt wurden, war der Oberhof der Sitz des Gerichts und dort wurden auch die Gerichtsbücher- und -akten geführt.
Darüber hinaus existierte im Dorf auch noch ein Schöffengut, das dem Amt Schkeuditz unterstand. Außerdem überliefern die Quellen herrschaftliche Rechte des Ritterguts Witzschendorf, welches sich im 18. Jahrhundert im Besitz von Gottlieb von Zinck (gest. 1785) und danach, bis 1945, im Besitz der Familie Wurmb von Zinck befand. Von 1816 bis 1837 besaß auch die gräfliche Familie von Hohenthal auf Schloss Dölkau herrschaftliche Rechte – insbesondere die Erbgerichtsbarkeit – an Teilen von Großdölzig. Eine Akte von 1823, die "Baufrondienst der gräflich-hohenthalischen Untertanen in Großdölzig für das Rittergut Kötschlitz" [01] auflistet, deutet darauf hin, dass diese mit dem Rittergut Kötschlitz verbunden waren.
Es muss an dieser Stelle offen bleiben, ob diese Anteile mit dem Schöffengut oder mit dem Unterhof identisch waren oder unabhängig davon existierten. Sicher ist wohl, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts alle diese Teile zusammengehörten.
Die Reihe der Besitzer des Oberhofes beginnt 1610 mit Baltzer von Obschelwitz und wird 1664 mit Hans Ernst von Biesenroth fortgesetzt, dem 1676 die Familie Bose folgte. Nach einem häufigen Besitzerwechsel in den letzten zwei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts übernahm 1701 Andreas Rosenthal den Oberhof, dessen Familie dieses Gut bis 1747 behielt. 1729 erwarb man auch den Unterhof und 1742 das Rittergut Kleindölzig. Auch die folgenden Besitzer von Großdölzig (Ober- und Unterhof) – ab 1748 Joachim Friedrich Zeumer, dann die Familien Martin, Schmeil, Stockmann, Reinicke und Seltmann – waren gleichzeitig Eigentümer von Kleindölzig.
Das Rittergut Großdölzig (Oberhof) übte herrschaftliche Rechte in Großdölzig und über Teile in Möritzsch, dagegen das Rittergut Großdölzig (Unterhof) ausschließlich in Großdölzig aus.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Am 4. Dezember 1855 wurde die Jurisdiktion des Ritterguts an das Königliche Gericht Markranstädt übertragen.
Der Großteil des Bestandes ist vor 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Markranstädt ins Staatsarchiv gelangt (Nr. 1 – 114). Die Abgabe erfolgte unterteilt in Oberhof, Unterhof, Witzschendorfer und Hohenthalischer Anteil sowie im Zusammenhang mit den Gerichten Kleindölzig und Gärnitz.
Außerdem wurde der Bestand durch Akten aus der Lagerungsgemeinschaft Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt.
Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand 1963 formiert, mit einer Findkartei (mit Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 - 224). 1999 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen "Gerichtsamt Markranstädt" und "Amtsgericht Markranstädt" zugeführt. Es existieren einige Fehlsignaturen.
Die Findkartei genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend und der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in der AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. EDV-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Großdölzig, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Markranstädt" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 234 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der 16 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1664 bis 1945. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit, insbesondere zu Testaments- und Nachlassangelegenheiten sowie Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft enthält vor allem Akten zur Buchführung der Rittergutswirtschaft, insbesondere aus dem 20. Jahrhundert.
Von Interesse für die Forschung dürften auch die Auswirkungen der Gebietsabtrennungen nach 1815 auf das Rittergut sein. Insbesondere die Akten mit den Signaturen Nr. 2 sowie 117 bis 119 liefern dafür Material.
Das Familienarchiv enthält nur zwei Akten, darunter zahlreiche Fotos der Familie Seltmann.
Da die Rittergüter Groß- und Kleindölzig häufig gemeinsame Besitzer hatten, findet man in beiden Beständen zahlreiche Unterlagen vom jeweils anderen Rittergut.

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem EDV-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20401 Rittergut Großdölzig Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20005
Ältere Amtshauptmannschaften
20009
Amt Leipzig
20018
Amt Schkeuditz
20021
Konsistorium Leipzig
20024
Kreishauptmannschaft Leipzig
20028
Amtshauptmannschaft Leipzig
20069
Königliches Gericht Markranstädt
20099
Gerichtsamt Markranstädt
20126
Amtsgericht Markranstädt
20434
Rittergut Kleindölzig


Jens Kunze
November 2012

Besitzer des Ritterguts Großdölzig (Oberhof)

1610
Baltzer von Obschelwitz
1664-1676
Hans Ernst von Biesenroth
ab 1676
Familie Bose
bis 1683
Carl Hieronymus Bose
ab 1683
Helena von Diskau
1687
Rudolph von Döring (Pächter)
bis 1689
August von Diskau
1689-1692
Johann Phillipp Schmid
1692-1701
Bethmann von Weidenbach
1701-1720
Andreas Rosenthal
1720- 1734
Johanna Magdalena und Carl Friedrich Rosenthal
ab 1729 mit Unterhof
1731 verpachtet an Albert Günther Christoph Ziegenhorn
1742-1747
Familie Rosenthal (mit RG Kleindölzig)
ab 1748
Joachim Friedrich Zeumer (mit RG Kleindölzig)
1799
Familie Martin (mit RG Kleindölzig)
ab 1801
Familie Schmeil (mit RG Kleindölzig)
1844
Familie Stockmann (mit RG Kleindölzig)
1910
Familie Reinicke
1920
Familie Seltmann (auch Unterhof, mit RG Kleindölzig)



[01] StA-L, 20401 Rittergut Großdölzig Nr. 90.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Patronat.- Lokalverwaltung.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive Seltmann und von Hohenthal.
Das nordwestlich von Markranstädt gelegene schriftsässige Rittergut Großdölzig war in Oberhof und Unterhof geteilt, daneben existierte ein Schöppengut im Dorf. Ursprünglich zählte das Rittergut zum Amt Schkeuditz, nach 1815 zum Kreisamt Leipzig. Die ersten Besitzer waren im 17. Jahrhundert die Herren von Obschelwitz, dann u. a. die Familien Bose, Rosenthal und Zeumer, im 19. Jahrhundert die Familien Martin, Schmeil und Stockmann. Am 4. Dezember 1855 wurde die Jurisdiktion des Ritterguts dem Königlichen Gericht Markranstädt übergeben.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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