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Beständeübersicht

Bestand

20406 Rittergut Großstädteln

Datierung1523 - 1850
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,64
Geschichte des Ritterguts Großstädteln
Das altschriftsässige Rittergut Großstädteln, südlich von Leipzig im Amt Leipzig gelegen, besaß neben der Gerichtsbarkeit über Großstädteln auch die über Kleinstädteln und Oetzsch (bei Leipzig), zeitweise auch über Grundstücke in Debitzdeuben, Dölitz, Gaschwitz, Großdeuben, Güldengossa und Probstdeuben.
Als Besitzer sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert die Familien von Pflug, von Erdmannsdorf[01] , von Dieskau und von Kospoth bekannt. Dann gelangte es an Oberst Christian von Lüttichau, der es 1717 an den Leipziger Kaufmann Peter Hohmann (ab 1717 "Edler von Hohenthal") verkaufte. Hohenthal erwarb in dieser Zeit weitere Rittergüter: Großdeuben (mit Grundstücken in Großdeuben) und Probstdeuben (mit Grundstücken in Probstdeuben, Stöhna, Zeschwitz und Großdeuben). In der Folge kam es zur Vermischung der Gerichtsbarkeiten, so wurden Gerichtstage nicht nur an seinem Wohnort Leipzig, sondern vorwiegend in Großstädteln, anfangs vereinzelt auch in Großdeuben und Probstdeuben durchgeführt. Sein vierter Sohn und Nachfolger Carl Ludwig von Hohenthal (seit 1733 Freiherr) nannte sich "auf Groß- und Kleinstädteln, Oetzsch, Groß- und Probstdeuben, auch Wallendorf".[02] Diese Hohenthalsche Linie ist nach dem Tod von dessen Sohn, Friedrich Wilhelm Freiherr von Hohenthal (1742-1819), im Jahr 1819 ausgestorben, so dass das Rittergut schließlich an Peter Wilhelm Graf von Hohenthal (1799-1859) fiel. Er trat freiwillig die ihm zustehende Gerichtsbarkeit an den Staat ab. Diese wurde am 27. November 1839 dem Königlichen Gericht Zwenkau übertragen. Die Filialkirche in Großdeuben stand unter dem Patronat der Gerichtsherrschaft des Ritterguts Gaschwitz. Die Besetzung des Kirchen- und Schulpersonals erfolgte abwechselnd durch die Besitzer Großstädteln und Gaschwitz.[03]
1860 kam der Gutsbesitz an Christian Gottlob Weiß aus Kulmbach, der 1870 bei Kleinstädteln einen ersten Braunkohleabbau unter Tage begann. Später übernahm seine Tochter Albertine von Posern den Besitz. 1925 verkauften die anteiligen Eigentümer Elfriede von Wallwitz und Egon von Posern das Rittergut an die Aktiengesellschaft Sächsische Werke in Dresden.[04] Die weitere Nutzung zur Braunkohlegewinnung erfolgte durch die ASW Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen.[05]
Der Rittergutsbezirk ist 1922 mit der Gemeinde Großstädteln vereinigt worden, die Gemeinde wurde 1937 nach Markkleeberg eingemeindet.

Besitzer des Rittergutes Großstädteln [06]

1482
Herren von Pflug
1530
Wolf von Erdmannsdorf
1548
Nickel und Asmus von Erdmannsdorf
1553
Asmus von Erdmannsdorf
1602
Siegmund von Erdmannsdorf
1604
Wolf Dietrich von Erdmannsdorf (1537-1619), Steuereinnehmer im Leipziger Kreis
1619
Hans Dietrich von Erdmannsdorf
1647
Johann und Hieronymus von Dieskau (zunächst unter Vormundschaft ihrer Mutter Brigitte von Dieskau, geb. Pflug)
1672
Wilhelm von Kospoth, Obersteuereinnehmer
1694
Sophie von Kospoth, geb. von Dieskau (Witwe)
1695
Christian von Lüttichau, Fürstl. Lüneburgischer Obrist
1717
Peter Hohmann (1663-1732), Rats- und Baumeister zu Leipzig, ab 1717 "Edler von Hohenthal"
1732
Carl Ludwig Frhr. von Hohenthal (+ 1748)
1748
Friedrich Wilhelm, Frhr. von Hohenthal (1742-1819) (zunächst unter Vormundschaft von Theodor August Frhr. v. Hohenthal auf Crostewitz)
1820
Peter Wilhelm Graf von Hohenthal (1799-1859)
1860
Christian Gottlob Weiß
1893
Christiane Albertine Laura Emma von Posern, geb. Weiß
1919
Elfriede Gräfin von Wallwitz, geb. von Posern, und Egon von Posern
1925
ASW Böhlen




Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Die Unterlagen gelangten um 1960 sowohl vom damaligen Amtsgericht Leipzig als auch vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv in das damalige Landesarchiv Leipzig. Die Akten wurden in einer Findkartei und 1965 im Rahmen eines Praktikums in einem masch. Findbuch verzeichnet. 1999 wurden dem Bestand im Rahmen von Provenienzbereinigungen 13 AE entnommen und dem Bestand Kgl. Gericht Zwenkau hinzugefügt.
Die Verzeichnungsangaben wurden 2019 geprüft, teilweise ergänzt und elektronisch erschlossen. Dabei wurden drei weitere Akten mit Fremdprovenienzen ermittelt und herausgelöst. Geprüft wurden auch die bisher im Bestand 20525 Rittergut Probstdeuben befindlichen Protokolle. Da sie bei den Gerichten zu Großstädteln geführt worden sind, ist dieser Bestand aufgelöst und die Akten provenienzgerecht zum Bestand 20406 zugeordnet worden. Die im Bestand 12613 Gerichtsbücher befindlichen Gerichtsbücher der Rittergüter Großstädteln, Großdeuben und Probstdeuben wurden virtuell erfasst.

Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung ist äußerst fragmentarisch, wobei die Akten der Patrimonialgerichte dominieren. Es sind bei den Gerichtsprotokollen lediglich Protokolle für Großdeuben und Probstdeuben überliefert. Neben einigen Bau- und Militärangelegenheiten dominieren Akten zu Kirchen- und Schulangelegenheiten, die auch die Verbindungen zum Rittergut Gaschwitz widerspiegeln.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS 9.1. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: SächsStA-L, 20406 RG Großstädteln, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweis auf korrespondierende Bestände

12613
Gerichtsbücher (StA-D)
20009
Amt Leipzig
20078
Königliches Gericht Zwenkau
20028
Amtshauptmannschaft Leipzig
20386
Rittergut Gaschwitz



B. Richter
Okt. 2019


[01] Die von Erdmannsdorf besaßen im 16. Jahrhundert gleichzeitig die Rittergüter Großstädteln, Großdeuben, Gaschwitz und Güldengossa, vgl. 12613 Gerichtsbücher, GB AG Rötha, Nr. 41.
[02] 12613 Gerichtsbücher, GB AG Rötha, Nr. 48.
[03] Die Regelungen zum Patronat und zum Pfarrlehn in Großdeuben stammen noch von denen von Erdmannsdorf, vgl. 12613 Gerichtsbücher, GB AG Rötha, Nr. 41.
[04] https://de.wikipedia.org/wiki/Großstädteln (8.8.2019).
[05] Vgl. StA-L, 20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen.
[06] Nach der Überlieferung im Bestand 20406 sowie 12613 Gerichtsbücher; 20028 AH Leipzig, Nr. 193.
Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Familienarchiv.
Das altschriftsässige Rittergut Großstädteln, südlich von Leipzig im Amt Leipzig gelegen, besaß neben der Gerichtsbarkeit über Großstädteln auch die über Kleinstädteln und Oetzsch, zeitweise auch über Grundstücke in Debitzdeuben, Dölitz, Gaschwitz, Großdeuben, Güldengossa und Probstdeuben. Als Besitzer sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert die Familien von Pflug, von Erdmannsdorf, von Dieskau und von Kospoth bekannt, aus dem 18. und 19. Jahrhundert die Familien von Lüttichau und von Hohenthal. Letztere erwarb auch die Rittergüter Großdeuben und Propstdeuben, so dass es zur Vermischung der Gerichtsbarkeiten kam. Bereits frühzeitig trat Graf Peter Wilhelm von Hohenthal freiwillig die ihm zustehende Gerichtsbarkeit an den Staat ab. Diese wurde am 27. November 1839 dem Königlichen Gericht Zwenkau übertragen.
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