Beständeübersicht
Bestand
20411 Rittergut Güldengossa (Patrimonialgericht)
Datierung | 1560 - 1850 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 1,80 |
Geschichte des Ritterguts
Das altschriftsässige Rittergut Güldengossa lag östlich von Leipzig (früher Amt Leipzig, 1856 Gerichtsamt Leipzig I, Amtshauptmannschaft Leipzig, 1952 Landkreis Leipzig, 1973 nach Störmthal eingemeindet, seit 1996 zu Großpösna). Das Rittergut besaß nur über das Dorf Güldengossa die Gerichtsbarkeit, welche im November 1850 an das Kreisamt Leipzig abgetreten wurde. Zur Wirtschaft des Ritterguts Güldengossa gehörten u. a. eine Brauerei und eine Schäferei.[01]
Erstmals wurde Güldengossa 1285 als Herrensitz erwähnt.[02] Seit dem 14. Jahrhundert besaß die Familie von Erdmannsdorff sowohl das Rittergut Güldengossa als auch das Rittergut Großstädteln.[03] Wohl durch Einheirat fielen beide Rittergüter Ende des 16. Jahrhunderts an die Familie von Burkersrode. Friedrich von Burkersrode verstarb 1616 in Güldengossa.[04] Mitte des 17. Jahrhunderts erwarb der thüringische Oberlandeshauptmann Wilhelm von Kospoth (1628 – 1678) Großstädteln und Güldengossa. Sein minderjähriger Sohn Johann Friedrich von Kospoth erbte den Besitz, der von der Mutter Sophie, geb. von Dieskau, verwaltet wurde. Da Johann Friedrich von Kospoth, noch minderjährig, 1690 starb, fielen die beiden Rittergüter an Sophie von Kospoth.[05] Sie verkaufte 1694 Großstädeln an ihren Schwiegersohn Christian von Lüttichau.[06] 1719 fiel Güldengossa an Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1675 – 1726).[07] Schon ein Jahr später war der Leipziger Rat und Baumeister Johann Ernst Kregel von Sternbach (1652 – 1731), der auch Abtnaundorf und Flößberg besaß, neuer Gerichtsherr auf Güldengossa.[08] Das Rittergut blieb bis 1755 im Besitz der Familie. 1756 gehörte Güldengossa Christian Sigismund Schildbach. Von diesem erwarb um 1766 der Leipziger Jurist Dr. Carl Friedrich Brehm das Rittergut.[09] 1785 kaufte der Leipziger Bankier Johann Heinrich Küstner (1752 – 1816) Güldengossa. Er überließ es 1809 seinem Sohn Georg Friedrich August Küstner. Im Sommer 1814 kam das Rittergut Güldengossa wegen Überschuldung unter Zwangsverwaltung. Die Zerstörungen während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Bei der Subhastation ersteigerte der Amtsinspektor Victor August Schoch das Rittergut.[10] Nach seinem Tod 1843 fiel der Besitz an seinen Sohn Gustav Wilhelm Schoch, der das Rittergut auch bei Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit 1850 besaß. 1855 war ein Herr Simon Besitzer des Ritterguts, für 1868 wird ein Carl Friedrich August Krahmer als Rittergutsbesitzer geführt.[11] Von 1880 bis 1943 gehörte das Rittergut der Familie Welter. Dann erbte es Theodor Volkmar-Frenzel, der 1945 enteignet wurde.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Ein Großteil des Bestandes ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen (Nr. 1 – 59). Durch Akten der Abgabegemeinschaft Amtshauptmannschaft Leipzig konnte der Bestand ergänzt werden. Er wurde 1965 mit 100 AE formiert und durch eine handschriftliche grob gegliederte Findkartei erschlossen. 2002 wurden sieben AE provenienzgerecht den Beständen Gerichtsamt Leipzig I und Amt Leipzig zugeordnet, wodurch Fehlnummern entstanden sind. 2014 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurden ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst den Zeitraum von 1724 – 1850 und 93 AE (Nr. 1 – 100), die Gerichtsbücher datieren bereits ab 16. Jahrhundert. Der zeitliche Schwerpunkt liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich dominieren Gerichtsprotokolle, die Freiwillige Gerichtsbarkeit und Akten zu den grundherrlich-bäuerlichen Verhältnissen. Der Bestand umfasst nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20411, RG Güldengossa, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20406 RG Großstädteln
Carsten Voigt
Juli 2014
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 16, Zwickau 1828, S. 626 f.
[02] Zur Besitzgeschichte, wenn nicht anders ausgewiesen: Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S. 66 f.; Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 173 f.; Im Pleiße- und Göselland. Zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2000, S. 88-90;
[03] StA-D, 12613 GB AG Rötha, Nr. 41.
[04] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 42; Neues preussisches Adels-Lexicon, hrsg, von Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch, Leipzig 1839, S. 88.
[05] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 43.
[06] http://www.autonomie-und-chaos.de/images/stories/pdf/auc-51-familiengeschichte.pdf, S. 147 (Familiengeschichte von Lüttichau, letzter Zugriff 31.07. 2014).
[07] StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 3814 f.
[08] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 43.
[09] Ebd. Nr. 44.
[10] Ebd. Nr. 45; StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 2666.
[11] Handbuch der Kirchen-Statistik für das Königreich Sachsen, Dresden 1868, S. 161.
Das altschriftsässige Rittergut Güldengossa lag östlich von Leipzig (früher Amt Leipzig, 1856 Gerichtsamt Leipzig I, Amtshauptmannschaft Leipzig, 1952 Landkreis Leipzig, 1973 nach Störmthal eingemeindet, seit 1996 zu Großpösna). Das Rittergut besaß nur über das Dorf Güldengossa die Gerichtsbarkeit, welche im November 1850 an das Kreisamt Leipzig abgetreten wurde. Zur Wirtschaft des Ritterguts Güldengossa gehörten u. a. eine Brauerei und eine Schäferei.[01]
Erstmals wurde Güldengossa 1285 als Herrensitz erwähnt.[02] Seit dem 14. Jahrhundert besaß die Familie von Erdmannsdorff sowohl das Rittergut Güldengossa als auch das Rittergut Großstädteln.[03] Wohl durch Einheirat fielen beide Rittergüter Ende des 16. Jahrhunderts an die Familie von Burkersrode. Friedrich von Burkersrode verstarb 1616 in Güldengossa.[04] Mitte des 17. Jahrhunderts erwarb der thüringische Oberlandeshauptmann Wilhelm von Kospoth (1628 – 1678) Großstädteln und Güldengossa. Sein minderjähriger Sohn Johann Friedrich von Kospoth erbte den Besitz, der von der Mutter Sophie, geb. von Dieskau, verwaltet wurde. Da Johann Friedrich von Kospoth, noch minderjährig, 1690 starb, fielen die beiden Rittergüter an Sophie von Kospoth.[05] Sie verkaufte 1694 Großstädeln an ihren Schwiegersohn Christian von Lüttichau.[06] 1719 fiel Güldengossa an Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1675 – 1726).[07] Schon ein Jahr später war der Leipziger Rat und Baumeister Johann Ernst Kregel von Sternbach (1652 – 1731), der auch Abtnaundorf und Flößberg besaß, neuer Gerichtsherr auf Güldengossa.[08] Das Rittergut blieb bis 1755 im Besitz der Familie. 1756 gehörte Güldengossa Christian Sigismund Schildbach. Von diesem erwarb um 1766 der Leipziger Jurist Dr. Carl Friedrich Brehm das Rittergut.[09] 1785 kaufte der Leipziger Bankier Johann Heinrich Küstner (1752 – 1816) Güldengossa. Er überließ es 1809 seinem Sohn Georg Friedrich August Küstner. Im Sommer 1814 kam das Rittergut Güldengossa wegen Überschuldung unter Zwangsverwaltung. Die Zerstörungen während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Bei der Subhastation ersteigerte der Amtsinspektor Victor August Schoch das Rittergut.[10] Nach seinem Tod 1843 fiel der Besitz an seinen Sohn Gustav Wilhelm Schoch, der das Rittergut auch bei Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit 1850 besaß. 1855 war ein Herr Simon Besitzer des Ritterguts, für 1868 wird ein Carl Friedrich August Krahmer als Rittergutsbesitzer geführt.[11] Von 1880 bis 1943 gehörte das Rittergut der Familie Welter. Dann erbte es Theodor Volkmar-Frenzel, der 1945 enteignet wurde.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Ein Großteil des Bestandes ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen (Nr. 1 – 59). Durch Akten der Abgabegemeinschaft Amtshauptmannschaft Leipzig konnte der Bestand ergänzt werden. Er wurde 1965 mit 100 AE formiert und durch eine handschriftliche grob gegliederte Findkartei erschlossen. 2002 wurden sieben AE provenienzgerecht den Beständen Gerichtsamt Leipzig I und Amt Leipzig zugeordnet, wodurch Fehlnummern entstanden sind. 2014 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurden ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst den Zeitraum von 1724 – 1850 und 93 AE (Nr. 1 – 100), die Gerichtsbücher datieren bereits ab 16. Jahrhundert. Der zeitliche Schwerpunkt liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich dominieren Gerichtsprotokolle, die Freiwillige Gerichtsbarkeit und Akten zu den grundherrlich-bäuerlichen Verhältnissen. Der Bestand umfasst nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20411, RG Güldengossa, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20406 RG Großstädteln
Carsten Voigt
Juli 2014
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 16, Zwickau 1828, S. 626 f.
[02] Zur Besitzgeschichte, wenn nicht anders ausgewiesen: Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S. 66 f.; Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 173 f.; Im Pleiße- und Göselland. Zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2000, S. 88-90;
[03] StA-D, 12613 GB AG Rötha, Nr. 41.
[04] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 42; Neues preussisches Adels-Lexicon, hrsg, von Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch, Leipzig 1839, S. 88.
[05] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 43.
[06] http://www.autonomie-und-chaos.de/images/stories/pdf/auc-51-familiengeschichte.pdf, S. 147 (Familiengeschichte von Lüttichau, letzter Zugriff 31.07. 2014).
[07] StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 3814 f.
[08] StA-D, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 43.
[09] Ebd. Nr. 44.
[10] Ebd. Nr. 45; StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 2666.
[11] Handbuch der Kirchen-Statistik für das Königreich Sachsen, Dresden 1868, S. 161.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Östlich von Markkleeberg im Amt Leipzig lag das altschriftsässige Rittergut Güldengossa. Zu den Besitzern seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert gehörten die Familien von Kospoth, von Lüttichau, Kregel von Sternbach, Schildbach, der Jurist Dr. Carl Friedrich Brehm und der Leipziger Bankier Johann Heinrich Küstner. Nach der Zwangsversteigerung 1814 erwarb es Amtsinspektor Gustav Karl Wilhelm Schoch. Von Letzterem ging die Patrimonialgerichtsbarkeit des Ritterguts nach Abtretung an den Staat am 18. November 1850 auf das Kreisamt Leipzig über.
- 2014 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5