Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Kahnsdorf
Kahnsdorf liegt zwischen Leipzig und Borna nur wenige Kilometer von Rötha und Espenhain entfernt (früher Amt Borna, ab 1856 zum Gerichtsamt Borna, ab 1874 Amtshauptmannschaft Borna, 1939 Landkreis Borna, 1994 Landkreis Leipziger Land). Kahnsdorf, ursprünglich ein amtsässiges Rittergut, erhielt im 18. Jahrhundert die Schriftsässigkeit, zählte also zu den neuschriftsässigen Rittergütern. Die Gerichtsbarkeit wurde am 30. März 1853 an das Justizamt Borna übergeben. Zum Rittergut Kahnsdorf gehörte noch das halbe Dorf Pürsten. 1925 umfasste es insgesamt 139 ha Land.[01]
Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts war Kahnsdorf ein Herrensitz, seit dem 16. Jahrhundert ein Rittergut. 1450 gehörte das Gut der Familie von Horberg, die es über 100 Jahre behielt, bis es Wolf von Horberg um 1568 an Joachim von Ponickau verkaufte. Dieser starb 1595. Danach fiel das Rittergut an Caspar von Zehmen, der es bereits 1600 an Friedrich von Etzdorf verkaufte. Zwar erwarb nur zwei Jahre später Hans Georg von Tiefenbruch Kahnsdorf, er konnte jedoch die fällige Kaufsumme nicht aufbringen, so dass 1605 wieder Friedrich von Etzdorf das Rittergut übernahm. 1634 gelangte Kahnsdorf in den Besitz von Rudolf von Dieskau, dem letzten adeligen Herren von Kahnsdorf. Danach folgten ausschließlich bürgerliche Besitzer, deren erster 1668 Daniel Christian Kresse war. 1701 wird als erste weibliche Besitzerin Emilie Thielebein erwähnt. 1705 wird ihr Mann Otto Thielebein, ein Sächsisch-Gothaischer Landeskommissar, urkundlich als Besitzer genannt. Um 1747 erwarb Georg Friedrich John, ein Kommissionsrat aus Leipzig, das Rittergut. Zwanzig Jahre später ließ sich der bekannte Theologe und Philosoph Johann August Ernesti nieder. Seine einzige Tochter Sophie Friederike stirbt schon kurz nach der Inbesitznahme des Gutes 1782. Daraufhin übernimmt ein Cousin von ihr, Dr. Johann Christian Gottlieb Ernesti, Professor für Philologie an der Universität Leipzig, Kahnsdorf. Er ist zugleich der bekannteste Besitzer von Kahnsdorf. So verband Ernesti eine Freundschaft mit Friedrich Schiller, der deshalb auch Kahnsdorf besuchte. 1802 erbte seine Witwe Rahel Henriette Ernesti das Gut und nach ihrem Tod folgte die Tochter Juliane Henriette, verehelichte Wendler. Nach ihrem Tod 1846 verkauften ihre Kinder das Rittergut an Carl Nordmann und dessen Schwester Johanna Marie (genannt Rosalie) Nordmann. Verheiratet mit dem Schlachtenmaler Friedrich Leopold Schubauer übernahm sie Kahnsdorf von ihrem Bruder. Das Rittergut verblieb weiter bis 1945 in der Familie. Die letzte Besitzerin war Elisabeth Forker-Schubauer.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand wurde Anfang der 1960er Jahre aus den Abgabegemeinschaften Amtsgericht bzw. Amtshauptmannschaft Borna mit 150 AE formiert und 1963 mit einer handschriftlichen Findkartei erschlossen. Weitere sechs Akten (Nr. 151–156) gelangten 1999 im Rahmen der Beständebereinigung aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden in das Staatsarchiv Leipzig. Eine weitere, bisher unverzeichnete Akte (Nr. 157) wurde 2010 erschlossen, so dass der Bestand nun die AE Nr. 1 – 157 umfasst. Durch Aussonderung von Fremdprovenienzen sowie durch eine vermisste Akte gibt es sechs Fehlsignaturen im Bestand (Nr. 15, 41, 44, 63, 101, 150).
Da die Findkartei nicht gegliedert war, ist für die Eingabe in die Augias-Datenbank 2010 ein Ordnungsschema erarbeit wurden, welches auf der grundsätzlichen Systematik des Staatsarchivs Leipzig für Rittergutsbestände aufbaut und somit folgende drei Hauptgruppen enthält:
1. Patrimonialherrschaft
2. Gutswirtschaft
3. Familienarchiv
Bei der 2010 durchgeführten Retronkonversion wurden die Titel aus der Findkartei übernommen, sprachlich aber dem Datenbank-Standard angepasst. Fehlende Angaben wurden durch Aktenüberprüfung ergänzt; unklare bzw. falsche Titel in Einzelfällen auch ganz verändert. Zusätzlich wurde ein Personen- und Ortsregister erstellt. Die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 wurden virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst den Zeitraum von 1600 bis 1925. Allerdings gehen nur vier AE über das Jahr 1853 hinaus. Zeitlich konzentriert sich der Bestand auf das 18. Jahrhundert und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der eindeutige thematische Schwerpunkt liegt in der Tätigkeit des Patrimonialgerichts, wobei die verschiedenen Gerichtsprotokolle, die Zivilgerichtsbarkeit und die Grundstücksangelegenheiten hervorzuheben sind.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20427, RG Kahnsdorf Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20006 Amt Borna
20084 Gerichtsamt Borna
20588 Rittergut Zöpen
Dr. Carsten Voigt
August 2010
[01] Ferstl, Rolf: Die "Fürstentümer" Zöpen, Kahnsdorf, Pürsten im sächsischen Pleißegau. Ein Heimatbuch, 1994, S. 257-263.
20427 Rittergut Kahnsdorf
Datierung | 1600 - 1925 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,19 |
Geschichte des Ritterguts Kahnsdorf
Kahnsdorf liegt zwischen Leipzig und Borna nur wenige Kilometer von Rötha und Espenhain entfernt (früher Amt Borna, ab 1856 zum Gerichtsamt Borna, ab 1874 Amtshauptmannschaft Borna, 1939 Landkreis Borna, 1994 Landkreis Leipziger Land). Kahnsdorf, ursprünglich ein amtsässiges Rittergut, erhielt im 18. Jahrhundert die Schriftsässigkeit, zählte also zu den neuschriftsässigen Rittergütern. Die Gerichtsbarkeit wurde am 30. März 1853 an das Justizamt Borna übergeben. Zum Rittergut Kahnsdorf gehörte noch das halbe Dorf Pürsten. 1925 umfasste es insgesamt 139 ha Land.[01]
Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts war Kahnsdorf ein Herrensitz, seit dem 16. Jahrhundert ein Rittergut. 1450 gehörte das Gut der Familie von Horberg, die es über 100 Jahre behielt, bis es Wolf von Horberg um 1568 an Joachim von Ponickau verkaufte. Dieser starb 1595. Danach fiel das Rittergut an Caspar von Zehmen, der es bereits 1600 an Friedrich von Etzdorf verkaufte. Zwar erwarb nur zwei Jahre später Hans Georg von Tiefenbruch Kahnsdorf, er konnte jedoch die fällige Kaufsumme nicht aufbringen, so dass 1605 wieder Friedrich von Etzdorf das Rittergut übernahm. 1634 gelangte Kahnsdorf in den Besitz von Rudolf von Dieskau, dem letzten adeligen Herren von Kahnsdorf. Danach folgten ausschließlich bürgerliche Besitzer, deren erster 1668 Daniel Christian Kresse war. 1701 wird als erste weibliche Besitzerin Emilie Thielebein erwähnt. 1705 wird ihr Mann Otto Thielebein, ein Sächsisch-Gothaischer Landeskommissar, urkundlich als Besitzer genannt. Um 1747 erwarb Georg Friedrich John, ein Kommissionsrat aus Leipzig, das Rittergut. Zwanzig Jahre später ließ sich der bekannte Theologe und Philosoph Johann August Ernesti nieder. Seine einzige Tochter Sophie Friederike stirbt schon kurz nach der Inbesitznahme des Gutes 1782. Daraufhin übernimmt ein Cousin von ihr, Dr. Johann Christian Gottlieb Ernesti, Professor für Philologie an der Universität Leipzig, Kahnsdorf. Er ist zugleich der bekannteste Besitzer von Kahnsdorf. So verband Ernesti eine Freundschaft mit Friedrich Schiller, der deshalb auch Kahnsdorf besuchte. 1802 erbte seine Witwe Rahel Henriette Ernesti das Gut und nach ihrem Tod folgte die Tochter Juliane Henriette, verehelichte Wendler. Nach ihrem Tod 1846 verkauften ihre Kinder das Rittergut an Carl Nordmann und dessen Schwester Johanna Marie (genannt Rosalie) Nordmann. Verheiratet mit dem Schlachtenmaler Friedrich Leopold Schubauer übernahm sie Kahnsdorf von ihrem Bruder. Das Rittergut verblieb weiter bis 1945 in der Familie. Die letzte Besitzerin war Elisabeth Forker-Schubauer.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand wurde Anfang der 1960er Jahre aus den Abgabegemeinschaften Amtsgericht bzw. Amtshauptmannschaft Borna mit 150 AE formiert und 1963 mit einer handschriftlichen Findkartei erschlossen. Weitere sechs Akten (Nr. 151–156) gelangten 1999 im Rahmen der Beständebereinigung aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden in das Staatsarchiv Leipzig. Eine weitere, bisher unverzeichnete Akte (Nr. 157) wurde 2010 erschlossen, so dass der Bestand nun die AE Nr. 1 – 157 umfasst. Durch Aussonderung von Fremdprovenienzen sowie durch eine vermisste Akte gibt es sechs Fehlsignaturen im Bestand (Nr. 15, 41, 44, 63, 101, 150).
Da die Findkartei nicht gegliedert war, ist für die Eingabe in die Augias-Datenbank 2010 ein Ordnungsschema erarbeit wurden, welches auf der grundsätzlichen Systematik des Staatsarchivs Leipzig für Rittergutsbestände aufbaut und somit folgende drei Hauptgruppen enthält:
1. Patrimonialherrschaft
2. Gutswirtschaft
3. Familienarchiv
Bei der 2010 durchgeführten Retronkonversion wurden die Titel aus der Findkartei übernommen, sprachlich aber dem Datenbank-Standard angepasst. Fehlende Angaben wurden durch Aktenüberprüfung ergänzt; unklare bzw. falsche Titel in Einzelfällen auch ganz verändert. Zusätzlich wurde ein Personen- und Ortsregister erstellt. Die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 wurden virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst den Zeitraum von 1600 bis 1925. Allerdings gehen nur vier AE über das Jahr 1853 hinaus. Zeitlich konzentriert sich der Bestand auf das 18. Jahrhundert und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der eindeutige thematische Schwerpunkt liegt in der Tätigkeit des Patrimonialgerichts, wobei die verschiedenen Gerichtsprotokolle, die Zivilgerichtsbarkeit und die Grundstücksangelegenheiten hervorzuheben sind.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20427, RG Kahnsdorf Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20006 Amt Borna
20084 Gerichtsamt Borna
20588 Rittergut Zöpen
Dr. Carsten Voigt
August 2010
[01] Ferstl, Rolf: Die "Fürstentümer" Zöpen, Kahnsdorf, Pürsten im sächsischen Pleißegau. Ein Heimatbuch, 1994, S. 257-263.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Etzdorf, Thielebein, John.
Das ursprünglich amtsässige Rittergut Kahnsdorf, südlich von Rötha im Amt Borna gelegen, erhielt im 18. Jahrhundert die Schriftsässigkeit. Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte das Rittergut Friedrich von Etzdorf, dann Rudolf von Dieskau. Es folgten ausschließlich bürgerliche Besitzer: Kresse, Thielebein, John, Sieber, Ernesti, Wendler, Nordmann, Schubauer. Friederike Rosalie Schubauer trat die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über Kahnsdorf und einen Teil von Pürsten an den Staat ab. Diese Jurisdiktion wurde am 30. März 1853 dem Justizamt Borna übertragen.
- 2010 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5