Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20448 Rittergut Kötzschwitz (Patrimonialgericht)

Datierung1628 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,30
Geschichte des Ritterguts Kötzschwitz
Der Ort Kötzschwitz (1445/47: Pflege Leipzig, 1696: Amt Leipzig, 1856: Gerichtsamt Rötha, 1875: Amtshauptmannschaft Leipzig, 1952: Landkreis Leipzig, 1994: Landkreis Leipziger Land, 2008: Landkreis Leipzig), der südlich von Markkleeberg lag, wurde 1963 wegen des Abbaus von Braunkohle aufgelöst und wäre heute direkt am Störmthaler See gelegen. Ehemalige Flächen des Orts sind seit 1980 zu Störmthal gehörig, das seit 1996 zu dem sich im Landkreis Leipzig befindlichen Ort Großpösna gehört. Das amtssässige Rittergut Kötzschwitz besaß die Gerichtsbarkeit über Dechwitz, Gruna (bei Markkleeberg), Kötzschwitz, Magdeborn und Tanzberg. Am 27. Februar 1856 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts dem Königlichen Gericht Rötha übertragen.
Das Rittergut Kötzschwitz war für mehr als ein Jahrhundert im Besitz der Familie von Zehmen, bis es Rudolph von Zehmen 1531 an Dr. Georg von Breitenbach verkaufte.[01] Dessen Sohn Cäsar von Breitenbach verkaufte das amtssässige Rittergut 1586 an Volkmar Friedrich von Zehmen.[02] Mit dem Verkauf von Kötzschwitz 1654 durch Georg Oswald von Zehmen gelangte das Rittergut in den Besitz der schlesischen Adelsfamilie von Seidlitz, die es jedoch nur bis zum Ende des 17. Jahrhunderts besessen hatte.[03] Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert kann die Familie von Karstädt als Besitzer nachgewiesen. Das Rittergut gelangte in der Mitte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Besitz des Leipziger Kaufmanns Peter Leplay, der es 1799 seiner Tochter Antonie Schmidel hinterließ.[04] Antonie Schmidel hinterließ das Rittergut ihren drei Söhnen Dr. Christian Moritz, Eduard und Dr. Christian Theodor, wovon letzterer Kötzschwitz seit 1817 allein besessen hatte.[05] Die Familien Leplay beziehungsweise Schmidel waren zudem im Besitz des Ritterguts Zehmen, das nur wenige Kilometer südwestlich von Kötzschwitz gelegen war.[06]
Nach dem Tod des Leipziger Astronomen Dr. Christian Theodor Schmidel[07] 1875 erwarb die Familie Welter, die zeitweise auch das Rittergut Güldengössa bei Markkleeberg besessen hatte, das Rittergut Kötzschwitz. Die Familie Welter kann bis 1936 als Besitzer nachgewiesen.[08] 1936 versuchte die Köhler & Volkmar AG aus Leipzig vergeblich das ehemalige Rittergut Kötzschwitz zu kaufen.[09]

Besitzer des Ritterguts Kötzschwitz
Jahr
Besitzer
1420-1445
Nickel von Zehmen und Hans von Zehmen
1445-1474
Hans von Zehmen, Conrad von Zehmen und Thymo von Zehmen
1474-1500
Hans von Zehmen
1500-1531
Rudolph von Zehmen
1531-1571
Georg von Breitenbach
1571-1586
Cäsar von Breitenbach
1586-1590
Volkmar Friedrich von Zehmen
1590-1624
Georg Ernst von Zehmen
1624-1637
Volkmar Hildebrand von Zehmen
1637-1654
Georg Oswald von Zehmen
1655-1683
Christian von Seidlitz
1683-1694
Christian von Seidlitz und Rudolf von Seidlitz
1694-1695
Statz Friedrich von Fullen
1695-1707
Friedrich Otto von Karstädt
1707-1722
Maria Agnes von Karstädt, geb. Seidlitz
1722-1740
Otto von Karstädt
1740-1772
Carl Friedrich von Karstädt
1772-1799
Peter Leplay
1799-1815
Antonie Schmidel, geb. Leplay
1815-1875
Christian Schmidel, Eduard Schmidel und Christian Theodor Schmidel
1875-1881
Ingo Anton Welter
1881-1923
Rudolf Welter
1923-1932
Else Welter
1932-1936
Herbert Welter
ab 1936
Else Welter



Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Ein Teil des Bestands ist vor 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig ins Staatsarchiv Leipzig gelangt. Weitere Teile kamen offensichtlich um 1960 vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden und sind aus den Lagerungsgemeinschaften AG Rötha und AH Leipzig gebildet worden. Die Unterlagen wurden 1965 in einer Findkartei verzeichnet (Nr. 1-62). 1999 ist der Bestand auf weiterführende Akten geprüft, 3 Akten herausgelöst und zum Bestand Gerichtsamt Rötha sortiert worden. Die Nr. 28, 56 und 57 sind daher Fehlsignaturen.
Bei der 2020 durchgeführten Neuerschließung wurden die Verzeichnungsangaben geprüft und elektronisch erschlossen. Durch Aktenprüfung wurden fehlende oder unzureichende Angaben teilweise ergänzt und bei der Titelbildung berücksichtigt. Die Gerichtshandelsprotokolle wurden zu einer Bandreihe (11 Bde.) zusammengefasst. Die acht vorhandenen Gerichtsbücher (im Bestand 12613 Gerichtsbücher) wurden virtuell verzeichnet


Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand (59 AE) umfasst den Zeitraum von 1628 bis 1856, konzentriert sich jedoch mit 38 AE zeitlich auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es sind ausschließlich Akten des Patrimonialgerichts überliefert, darunter Gerichtsprotokolle (11 AE), Akten der Zivilgerichtsbarkeit (14 AE) und der freiwilligen Gerichtsbarkeit (8 AE).

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS 9.2. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: SächsStA-L, 20448 RG Kötzschwitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Hinweis auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20583 Rittergut Zehmen

Benjamin Winterberg
Febr. 2020


[01] Von Zehmen, Hanns-Moritz: Genealogische Nachrichten über das Meißnische Uradelsgeschlecht von Zehmen. 1206-1906., Dresden 1906, S. 74 ff.
[02] Ebd., S. 58.
[03] Ebd., S. 62.
[04] Poenicke, G. A. (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen. Section I. Leipziger Kreis., Leipzig 1860, S. 180.
[05] Ebd., S. 180.
[06] Ebd., S. 180., Vgl.: 20448 Rittergut Kötzschwitz, Nr. 08.
[07] Universitätssammlungen in Deutschland. Das Informationssystem zu Sammlungen und Museen an deutschen Universitäten: http://www.universitaetssammlungen.de/person/1190 (Stand: 13.02.2020).
[08] 20028 Amtshauptmannschaft Leipzig, Nr. 0170.
[09] Ebd., Nr. 2813.
Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Kötzschwitz, ein amtsässiges Rittergut südöstlich von Markkleeberg, unterstand dem Amt Leipzig. Das Rittergut besaß die Gerichtsbarkeit über Dechwitz, Gruna (bei Markkleeberg), Kötzschwitz, Magdeborn und Tanzberg. Zu den Besitzern seit Anfang des 17. Jahrhunderts zählten die Familien von Zehmen, von Breitenbach, von Seidlitz, von Karstädt, Leplay und Schmidel. Am 27. Februar 1856 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts dem Königlichen Gericht Rötha übertragen.
  • 2020 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang