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Beständeübersicht

Bestand

20451 Rittergut Kühnitzsch

Datierung1528 - 1941
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,80
Geschichte des Rittergutes Kühnitzsch

Das schriftsässige Rittergut Kühnitzsch lag östlich von Wurzen. Eine frühe Erwähnung des Namens findet sich in einer Urkunde von 1203, in der Otto von Kinz als Zeuge aufgeführt ist. [01] Die Familie von Kinitz – auch Kyntzsch oder Kinczsch – besaß das Gut bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. 1461 wurde Balthasar von Lushk (auch Lushigk) mit Kühnitzsch belehnt. [02] Er trat 1502 die Hälfte des Dorfes an Dietrich von Zeschau ab. [03] 1516 kaufte ihm Heinrich von Plausigk diese Hälfte ab und von der Familie von Lushk die andere Hälfte. Zu seinem Lehen gehörten danach Sitz, Sattelhof, Vorwerk und Dorf Kühnitzsch mit Kirchlehen und Erbkretzschmar, die Dörfer Rauden und Naundorf sowie die wüsten Marken Grunau und Lindheide mit Ober- und Erbgerichtsbarkeit. Ein Jahr vorher hatte er bereits das Dorf Watzschwitz und die sog. Schickemühle erworben. [04] 1525 war Kühnitzsch im Besitz von Christoph, Balthasar und Heinrich von Plausigk, ab 1555 von Balthasar allein. Ihm folgte nach seinem Tod 1621 sein Vetter Hans Joachim, der ihn aber nur 14 Tage überlebte. Auf Grund des Fehlens anerkannter Erben trat danach Kurfürst Johann Georg I. den Besitz an, der hier einen Verwalter einsetzte.

1654 tauschte der Kurfürst das Rittergut Kühnitzsch mit Christian Siegmund von Holtzendorff gegen das Rittergut Collmen. Von Holtzendorff verkaufte Kühnitzsch ein Jahr später an Katharina von Plötz geb. von Pflug, von der er bereits vorher das Rittergut Thallwitz erworben hatte. Nach dem Tod Katharinas von Plötz 1675 traten ihre drei Söhne das Erbe an. Im Besitz der Familie von Plötz blieb das Rittergut Kühnitzsch, zu dem nun auch Zwochau gehörte, bis 1793. Die Familien von Holleufer, von Lorenz und von der Planitz besaßen das Gut danach nur kurze Zeit. 1823 gelangte es in den Besitz der Freiherren von Kalitsch, bei denen es bis zur Enteignung 1945 verblieb. [05] Von Mitte der 30er Jahre bis 1945 war Baron Hans von Seckendorff-Gudent Verwalter des Rittergutes.

Das Rittergut Kühnitzsch gehörte zum Amt Wurzen. Die Gerichtsbarkeit des Gutes trat der Oberforstmeister Rudolph von Kalitsch am 9. Juli 1853 an das Königliche Landgericht Wurzen ab. Ab 1856 gehörte Kühnitzsch zum Gerichtsamt Wurzen, ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Grimma.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Der Bestand ist zwischen 1956 und 1965 in das Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften AG Wurzen/AH Grimma ergänzt worden. Bis 1965 wurden weitere von der Universitätsbibliothek, dem Rat des Kreises Wurzen und dem Stadtarchiv Wurzen abgegebene Akten dem Bestand hinzugefügt. Im Rahmen der Erschließung der Unterlagen im Jahr 1965 entstand eine Findkartei. Die Prüfung auf weitergeführte Akten im Jahr 1999 hatte die Herauslösung von sechs Akteneinheiten aus dem Bestand zur Folge. 2012 wurde der Bestand neu bearbeitet und in die AUGIAS-Datenbank eingefügt. Die enthaltenen Karten wurden dabei einzeln verzeichnet. Es entstand ein Register der Orts- und Personennamen. Die im Bestand 12613 Gerichtsbücher befindlichen 14 Gerichtsbücher des Rittergutes Kühnitzsch wurden virtuell erfasst.

Überlieferungsschwerpunkte
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt bei den Gerichtsprotokollen und den Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit. Unterlagen zu Gemeindeangelegenheiten und zur Gutswirtschaft sind nur fragmentarisch überliefert. Im Bestand befinden sich mehrere Archivalien zu den Familien von Plötz, von Wuthenau und von Kalitsch sowie jeweils eine Akte zu den Familien von Zimmermann und von Seckendorff-Gudent. Hervorzuheben sind Unterlagen zu dem der Familie von Kalitsch gehörenden Rittergut Tännich in Thüringen sowie mehrere handgezeichnete Karten zur Stadt und Festung Jever und deren Umgebung aus dem 18. Jahrhundert, die der Familie von Wuthenau zuzuordnen sind.

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.3, mit der auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20541, RG Kühnitzsch, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände
12613 Gerichtsbücher (StA-D)
20009 Amt Leipzig
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20071 Königliches Landgericht Wurzen
20112 Gerichtsamt Wurzen
20138 Amtsgericht Wurzen
20190 Bezirksschulamt Grimma
20233 Kreistag/Kreisrat Grimma
20561 Rittergut Thammenhain
HStA Weimar Rittergut Tännich (1738 – 1816, 8 Urkunden)

Volker Jäger
August 2012

Eigentümer des Rittergutes Kühnitzsch

13. Jh.
Familie von Kinitz (auch Kyntzsch oder Kinczsch)
1461
Balthasar von Lushk (auch Lushigk)
1502
Dietrich von Zeschau (eine Hälfte des Dorfes)
1516
Heinrich von Plausigk
1525
Christoph, Balthasar und Heinrich von Plausigk
1555
Balthasar von Plausigk
1621
Kurfürst Johann Georg I.
1654
Christian Siegmund von Holtzendorff
1655
Katharina von Plötz geb. von Pflug
1676
Christian, Johann Christoph und Johann Georg von Plötz
1713
Christian Siegmund von Plötz
1715
Caspar Siegmund von Plötz
1725
Joachim Siegmund von Plötz
1746
Hans Georg von Plötz
1759
Marie Eleonore verw. von Plötz
1779
Christian von Plötz
1782
Joachim Siegmund von Plötz
1783
Marie Eleonore von Wuthenau geb. von Wittig verw. von Plötz
1793
Heinrich August von Holleufer
1801
Louis Clamor Ernst Friedrich Herrmann Dieterich von dem Bussche-Ippenburg
1802
Heinrich August von Holleufer
1803
Gottfried August Freiherr von Lorenz
1804
Carl Gottlob Edler von der Planitz
1823
Carl Ludwig Christian Friedrich Freiherr von Kalitsch
1838
Rudolph Freiherr von Kalitsch
1843
Karl Ludwig Rudolph Freiherr von Kalitsch
1900
Hans Rudolph Erich Freiherr von Kalitsch
1908
Hans Friedrich Siegfried Lothar Freiherr von Kalitsch



[01] Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae, I, 3, 65.
[02] Neue Sächsische Kirchengalerie (NSK), Die Ephorie Grimma rechts der Mulde, Leipzig 1914, S. 314 ff..
[03] Archiv des Domstifts Wurzen, Nr. 33, Lehnbuch des Bischofs Johann VI. von Saalhausen (LB), S. 97.
[04] LB, S. 231.
[05] StA-D, 10080, Lehnhof Dresden, Nr. O 4277 – 4291.
Grundlagen der Rittergutsherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Plötz, von Wuthenau, von Zimmermann und von Kalitsch.
Das schriftsässige Rittergut Kühnitzsch befand sich östlich von Wurzen im Territorium des Amts Wurzen. Außer Kühnitzsch gehörten schriftsässig das Dorf Watzschwitz, das Vorwerk Zwochau und die Schickemühle zum Rittergut. Besitzer des Guts waren vom 15. bis 17. Jahrhundert die Familien von Kyntzsch und von Plaußigk, bis es 1621 für drei Jahrzehnte an den Kurfürsten fiel. Ab 1654 besaßen es die von Holtzendorff, dann die von Plötz, von Wuthenau, von Holleufer und von der Planitz. 1823 erwarben es die Freiherrn von Kalitsch. Von Letzteren ging die Gerichtsbarkeit des Ritterguts am 9. Juli 1853 an das Königliche Landgericht Wurzen.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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